Wissenschaft und Praxis im Dialog
Nachbericht Veitshöchheimer Imkerforum 2018

Blick auf die voll besetzte Aula der Schule; in der ersten Reihe u.a. Dr. Ingrid Illies

Rund 250 bayerische Imkerinnen und Imker waren der Einladung des Institutes für Bienenkunde und Imkerei der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) zum diesjährigen Imkerforum – eine der imkerlichen Pflichtveranstaltungen – im Januar nach Veitshöchheim gefolgt. Mit ´Wissenschaft und Praxis im Dialog´ standen in diesem Jahr wieder die praxisorientierte Forschungsarbeit des Institutes und deren praktische Anwendungsfelder im Mittelpunkt.

In den Grußworten von Peter Maske, Präsident des Deutschen Imkerbundes, Eckard Radke, Präsident des Landesverbandes Bayerischer Imker, als auch von Franz Vollmaier, 1. Vorsitzender des Verbandes Bayerischer Bienenzüchter wurde deutlich, dass eine gute imkerliche Praxis und die Forschungsarbeit eng miteinander verwoben sind und in ihrer Symbiose der Zukunft der Bienen zugutekommen.

Lithiumchlorid – das Thema der Stunde

Neben einem Rückblick über die Forschungsarbeit im vergangenen Jahr sowie einen Ausblick auf laufende und anstehende Projekte stellte Dr. Stefan Berg, Leiter des Institutes für Bienenkunde und Imkerei, Hintergrund und Anlass der Umstrukturierung des ehemaligen Fachzentrums Bienen zum Institut vor. Doch vor allem ein Thema bewegte die teilnehmenden Imker wie kein anderes: Lithiumchlorid. Durch die Medienpräsenz der letzten Wochen mussten bereits unzählige Anfragen aus dem Berufsstand beantwortet werden. Dr. Berg stellte den aktuellen Forschungsstand des Gemeinschaftsprojektes ´BeePax´ der Universität Hohenheim vor. Gleichzeitig bremste er die immer stärker aufkeimende Euphorie über einen schnellen Einsatz des Lithiumchlorids und gab zu bedenken, dass trotz der optimistischen Ergebnisse die Forschung noch ganz am Anfang steht. So sind noch weitere Versuchsreihen notwendig, um die ideale Dosierung zu bestimmen aber auch etwaige Rückstände im Honig oder gar Nebenwirkungen auf die Bienen auszuschließen. Daher dauere es bis zur Einführung eines marktreifen und vor allem zugelassenen Tierarzneimittelpräparates wohl noch mehrere Jahre. Gleichzeitig warnte der Institutsleiter vor einer eigenmächtigen Anwendung des Mittels und appellierte an die Imker, die bisherigen und anerkannten Methoden umzusetzen.
Auch vom Einfluss der Hyperthermie auf die Honigbienen gab es neue Untersuchungsergebnisse. So ist seit den 70er Jahren bekannt, dass die Varroa-Milbe empfindlicher auf Wärme reagiert als die Honigbienen. Bereits seit mehreren Jahren untersuchen die Bienenexperten in Veitshöchheim daher Einflüsse der Hyperthermie auf Lebensdauer und Verhalten von Bienen. Bienen, die im Brutstadium behandelt wurden, können als Sammelbiene Zuckerschwellen schlechter erkennen und zeigen ein verändertes Sammelverhalten. Im Moment ist aber nicht abschätzbar, ob diese Effekte sich auch auf das gesamte Bienenvolk übertragen lassen.

Aktuelles aus der Forschungsarbeit

Weitere Versuchsergebnisse befassten sich mit der Attraktivität von Zierpflanzen für Honigbienen, Hummeln und Wildbienen. So werden in Kooperation mit dem Institut für Freizeit- und Erwerbsgartenbau der LWG Beet- und Balkonpflanzen aber auch Blühmischungen kontinuierlichen Testreihen unterzogen und die jeweilige Attraktivität auf die Bienen erfasst. So wird die Insekten- und Bienenfreundlichkeit von den Züchtern und Verkäufern von Zierpflanzen immer stärker in den Fokus gerückt und entsprechend vermarktet. Immer mehr Bürger werden sich der Bedeutung von Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Co. bewusst, setzen sich aktiv mit der Thematik auseinander und schaffen mit einer insektenfreundlichen Bepflanzung auf Balkon und im heimischen Garten ein Schlaraffenland von Frühling bis Herbst.

Neue Gefahren lauern

Am imkerlichen Horizont lauern mit der ´Asiatischen Hornisse´ und dem ´Kleinen Beutenkäfer´ bereits neue Gefahren für die Bienen. Während die asiatische Hornisse (Vespa velutina) bereits in der Nähe von Karlsruhe nachgewiesen wurde, ist der ´Kleine Beutenkäfer´ (Aethina tumida), ein Bienenschädling aus Südafrika, bislang nur im südlichen Italien aufgetreten. Um eine mögliche Ausbreitung dieser Schädlinge frühzeitig festzustellen und effektive Gegenmaßnahmen zu ergreifen, wurde bereits im letzten Jahr das Projekt ´Bee-Warned´ ins Leben gerufen. Dr. Stefan Berg berichtete über das Frühwarnsystem, das unter der Federführung von Dr. Nicole Höcherl mit Unterstützung der bayerischen Fachwarte und Bienensachverständigen bereits etabliert wurde. Die folgende Kaffeepause bot eine gute Möglichkeit zum Dialog und wurde auch intensiv zum Gespräch zwischen den Institutsmitarbeitern und den anwesenden Imkern genutzt.

Bienenwachs – Lebensraum & Rohstoff

Das Schwerpunktthema des diesjährigen Forums war das Thema Bienenwachs und wurde von den unterschiedlichsten Seiten beleuchtet. Gerhard Müller-Engler, Fachberater für Mittel- und Unterfranken, stellte dabei die Sichtweise der Biene pointiert dar: Wie entsteht Wachs überhaupt und welche Rolle spielt es im Bienenvolk? Mit anschaulichen Vergleichen wurden die einzelnen Funktionen des Wachses deutlich vor Augen geführt. Johann Fischer, Fachberater für Schwaben, machte mit der imkerlichen Sichtweise die Betrachtung komplett, und gab Tipps zur Gewinnung und Verarbeitung des wichtigen wie wertvollen Rohstoffes sowie Anregungen für Vereine und Imkergemeinschaften. So wird gerade die Wachsgewinnung und -verarbeitung oftmals noch stiefmütterlich behandelt. Im Zuge des Auftretens verfälschter Wachspartien im Handel ist ein eigener und offener Wachskreislauf wichtig geworden. Gerade für Imker mit geringer Völkerzahl gibt es jedoch wenige Möglichkeiten, eigenes Wachs wieder zu Mittelwänden zu verarbeiten. Vereine können diese Lücke schließen und ihren Mitgliedern mit verschiedenen Möglichkeiten die Wachsgewinnung und Umarbeitung ermöglichen.
Dr. Stefan Berg stellte die aktuellsten Ergebnisse der Rückstandsanalysen durch den Bienengesundheitsdienst vor. So fördert der Freistaat Bayern seit 2017 die Untersuchung von Bienenwachs und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Wachsqualität und Bienengesundheit.
Josef Muhr, Bio-Imker und Wachsverarbeiter, gab zum Abschluss des diesjährigen Imkerforums interessante und lehrreiche Einblicke in die Wachsumarbeitung und die Qualitätssicherung bei den Wachsverarbeitern. Bis aus dem angelieferten Wachs schließlich fertige Mittelwände werden, sind viele aufwendige Arbeitsschritte notwendig – ein Arbeitsaufwand, der vielen Imkern gar nicht bewusst war. Qualität hat dabei ihren Preis: Mit seinem Einblick in die Praxis der Wachsverarbeitung machte Bio-Imker Muhr aber auch deutlich, dass die Einhaltung von Qualitätsstandards und eine daraus resultierende hohe Wachsqualität auch ihren Wert haben.