Unter dem Motto „Baumschulen – Wir sind „der“ Ansprechpartner für Biodiversität“ haben die Studierenden der Fachrichtung Gartenbau Schwerpunkt Baumschule dem Publikum beim 25. Baumschultag der LWG ihre Vorstellungen zum Thema Biodiversität vorgetragen. Sie überzeugten mit ihren Präsentationen die knapp 300 Besucher aus der deutschen Baumschulbranche.
Die angehenden Meister und Techniker werden während des Schulbesuchs auf ihre zukünftige Rolle als Führungskraft im eigenen oder fremden Unternehmen vorbereitet. Fächer wie Botanik, Bodenkunde, Pflanzenernährung und Pflanzenschutz sowie Baumschule und Technik vermitteln das notwenige fachliche Wissen für die Pflanzenproduktion. Wie dieses Wissen an Mitarbeiter, Kunden oder Auszubildende weitergegeben werden kann, lernen die Studierenden in den Fächern Informations- und Kommunikationstechnik und Deutsch-Rhetorik. Der Auftritt beim Baumschultag bot den Studierenden Gelegenheit, ihr Wissen und Können anzuwenden. Moderiert hat den Auftritt der zukünftigen Führungskräfte Claudia Taeger, Referendarin an der Meister- und Technikerschule für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim.
Für ihre Präsentationen hatten sich die Studierenden drei Schwerpunkte gesetzt, die für Endverkaufsbetriebe in der Kundenberatung Lösungen zu typischen Anliegen von Freizeitgärtnern bieten.
Thujahecken sind beliebt, wenn es um schnellen, immergrünen und günstigen Sichtschutz im Garten geht. Doch der Lebensbaum bietet nur wenigen Tieren Unterschlupf und punktet weder als Nektar- und Pollenquelle noch als Futterpflanze für Raupen, Vögel oder Kleinsäuger.
Darüber hinaus setzt der Klimawandel dieser Gehölzart gleich doppelt zu: Zunehmender Trockenstress in Verbindung mit Hitze wird kaum vertragen und Schadbilder wie die Miniermotte oder der Borkenkäfer nehmen auf gestressten Pflanzen schnell überhand.
Die Studierenden Anna-Lena Frischmann, Corinna Kreuzer, Noel Forter und Lucas Rönigk zeigten daraufhin Lösungen für Kunden im Hinblick auf unterschiedlichste Anforderungen auf.
Das Baumschulsortiment bietet hier großen Spielraum in der Gestaltung von Sichtschutzhecken. Klassische Blütensträucher in Kombination mit heimischen Arten bieten Sichtschutz, Blüten, Nistplätze und Verstecke gleichermaßen. Eine Nasch- und Wildobsthecke ermöglicht das Ernten von eigenem Obst und hält die Blicke der Nachbarn fern.
Wenn „immergrün“ eine Kundenforderung ist, bieten sich andere Pflanzenarten an, die neben immergrünen Blättern oder Nadeln auch Nektar, Pollen und Früchte für die Tierwelt bieten und statt Monotonie Vielfalt möglich machen.
Der Wunsch nach schmalen Lösungen mit wenig Platzbedarf und nach einer sofortigen Sichtschutzwirkung durch entsprechend hohe Pflanzen kann auch mit fertigen Heckenelementen und begrünten Sichtschutzelementen bedient werden.
Ohne Überzeugung – auch des Verkaufspersonals – geht es aber nicht. Wer Artenvielfalt gestalten und verkaufen möchte, muss die Alternativen zur Thujahecke kommunizieren: Dabei helfen Schaugärten, gartentypische Präsentationen und geschultes Verkaufspersonal. Die Zukunft der Gärten und besonders die der Hecken ist biodivers!
Die „Gärten des Grauens“ mit Schotter, Steinen, Zierkies und verloren wirkenden Formgehölzen sind vielen ein Dorn im Auge: Statt sich über diesen Trend zu beschweren, boten die Studierenden Nora Erhart, Angelika Wiesmayer, Nicolas Eck, Jonas Meindl und Kai-Uwe Wesenbeck viele Lösungen und neue Wege in der Gestaltung von Vorgärten an.
Dabei geht es nicht darum, Steine und Schotter aus den Gärten zu verbannen. Moderne Gestaltung mit Felsen und Kies gelingt aber am besten in der Kombination mit Pflanzen.
Eine überschlägige Kalkulation zeigt: Der Preisunterschied zwischen Schottergärten und alpinen Gärten bzw. Gärten, die Kies als Mulchmaterial und Steine zur Gestaltung einer Pflanzung nutzen, ist minimal. Während Stauden und Gehölze sich etablieren und durch geschickte Wahl der Arten und Sorten maximal einmal im Jahr zurückgeschnitten werden müssen, nimmt der Bewuchs mit Wildkräutern auf reinen Schotterflächen über die Jahre zu.
Anhand eines Beispiels zeigten die Studierenden, wie individuelle Kombinationen zusammengestellt werden können. Ganzjährige Blütenaspekte und immergrüne Strukturgehölze können als Paket angeboten werden. Wer den Mut zur Wiese oder zum Kräuterrasen aufbringt, für den stünden vielfältige Mischungen der Saatguthersteller zur Verfügung. Die Kosten pro m² sind deutlich niedriger, der Pflegeaufwand überschaubar.
Zusätzliches Nahrungsangebot für Hummeln und Bienen schaffen Stauden- und Kleinsträuchersortimente der Endverkaufs-Baumschulen. Blauraute und Bartblume mit spätsommerlichen dunkelblauen Blüten sind ebenso reichhaltige Kost für Insekten, wie Bergminze, Sonnenhut oder Katzenminze.
Eine betriebsindividuelle Vorsortierung als „Steppensommer-Paket“ mit exklusiven Sorten, die aufeinander abgestimmt sind, hilft bei der Beratung der Kunden und kann auf dem Betriebsgelände in Trögen oder in der Freifläche präsentiert werden.
Streuobstwiesen sind nicht erst seit dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“ und dem daraus resultierenden „Versöhnungsgesetz“ unschätzbar wertvolle Lebensräume. Der mögliche Biotop-Status von Streuobstwiesen hat aber womöglich Kunden aus dem privaten und öffentlichen Bereich verunsichert.
Die Studierenden Hannes Geier, Thomas Lamprecht, Felix Martens und Nicolas Müller ließen sich davon nicht abschrecken, und haben die Idee von Streuobst weitergedacht.
Über die Klassiker Apfel, Birne, Zwetschge und Kirsche hinaus bieten sich unter dem Einfluss des Klimawandels neue Baumarten an: Maulbeere, Esskastanie, Speierling und Elsbeere können nicht nur als Wildobst zu Marmeladen, Säften oder in der Brennerei verwendet werden; ihre Früchte sind auch bei vielen Tieren beliebt, die Blüten sind zusätzliche Nektar- und Pollenquellen.
Innovativ ist der Gedanke der „Zweifach-Nutzung“ der Edelholzarten Speierling und Elsbeere. Wenn die Biotop-Regelung es zulässt, könnten die Stämme im Alter als Wertholz entnommen und vermarktet werden.
Neben der Sortimentserweiterung ist der Dienstleistungsbereich als Chance für die Baumschulbranche zu sehen: Richtiges Mähen, fachlicher korrekter Erziehungs- und Erhaltungsschnitt und die Anlage zusätzlicher Lebensräume wie z.B. einer Schnittguthecke können von Baumschulbetrieben angeboten werden.
Denn die Streuobstwiese wird nur dann zu einem wertvollen Beitrag zur Nahrungsmittelproduktion und für ein mehr an Biodiversität, wenn sie nicht sich selbst überlassen bleibt.
Durchweg positiv wurden die Beiträge der 13 Studierenden der Fachrichtung Baumschule aufgenommen. Die moderne und sympathische Präsentation in den Veitshöchheimer Mainfrankensälen bot viele Impulse, lockerte die Veranstaltung auf, und überzeugte das Publikum. Aufregung und Lampenfieber waren daher schnell vergessen. Was für die Studierenden bleibt, ist die gemeisterte Herausforderung und der Applaus der Zuhörer.