Landkreis Tirschenreuth: Inge Härtl

Frau in einer Hängematte sitzend

© Landkreis Tirschenreuth

Inge Härtl steht Hand in Hand mit der dreijährigen Enkeltochter Kristin am Gartentor, als Harald Schlöger vor dem Haus hält. Im Gepäck die obligatorische grüne Hängematte und natürlich jede Menge Fragen. Die frühere Bankkauffrau ist in Konnersreuth auf vielen Ebenen aktiv: politisch als Markträtin und Vorstandsmitglied der Frauenunion, gesanglich in verschiedenen Chören, kirchlich als Lektorin und gärtnerisch als 2. Vorsitzende im Kreisverband für Gartenbau und Landespflege.

Während Schlöger das Hängemattengestell zusammenbaut und dabei interessiert von Kristin beobachtet wird, unterhalten sich der Kreisfachberater und Inge Härtl – wie könnte es anders sein: über Gärten. Durch ihre langjährige Tätigkeit im Kreisverband kennt die 64-Jährige viele Gartler und meist auch die dazugehörigen Gärten und hat auch schon selbst oft mit Begeisterung Gärten beim „Tag der offenen Gartentür“ besucht. Zwei Dinge, so erzählt sie, seien ihr in der Vergangenheit aufgefallen: Zum einen, dass Gartler ganz besondere Menschen seien. Und zwar ‚besonders‘ im positiven Sinn. Zum anderen, dass der Garten meist auch den Gartenbesitzer wiederspiegle.
Und was sie damit meint, erklärt sie gleich am eigenen Beispiel: „Ich bin kein Mensch, der 100% ordentlich ist und mein Garten ist genauso: er hat Struktur und eine gewisse Ordnung. Aber in meinem Garten dürfen auch Wildkräuter wachsen, so lange sie nicht überhand nehmen.“ In zwischen ist die Hängematte fertig aufgebaut: Höchste Zeit also, Platz zu nehmen und sich den Fragen des Gartenfachberaters zu stellen.
Frau Härtl, welche Rolle spielt der Garten allgemein in Ihrem Leben?
Der Garten ist für mich ganz wichtig. Weil das mein Mann und ich miteinander machen, der Garten ist ein gemeinsames Hobby. Wir ergänzen uns, einer allein schafft das gar nicht. Wir sind jetzt beide in Rente, seitdem ist der Garten fast noch wichtiger geworden: Du brauchst eine Aufgabe und das ist eine sinnvolle Arbeit. Gerade auch in Coronazeiten gibt der Garten großen Halt.
Was macht diesen Garten aus Ihrer Sicht besonders?
Bei mir darf alles wachsen, wie es will, es darf sich alles aussamen. Und als Unterpflanzung von Büschen dürfen auch Giersch und Brennnessel wachsen. Zwischen dem Gemüse stehen Ringelblumen, Akelei, und auch wuchernde Walderdbeeren haben ihren Platz. Der Garten ist ein Stück Natur. Mein Garten ist fast wie ein Bauerngarten: man sieht Struktur, aber es herrscht keine strenge Ordnung. Das mag ich auch.
Welche persönliche Verbindung haben Sie mit dem Garten?
Wir haben 1981 den Garten selbst geplant und angelegt. Natürlich hat er sich im Laufe der Jahre verändert, unser Garten ist gewachsen, wie die Personen gewachsen sind. Mit unserem Enkelkind gibt es auch wieder einen Sandkasten und ein Spielhaus. Auch von den Pflanzen her hat sich mit den Jahren vieles verändert: Früher hatte man als Kräuter nur Petersilie und Schnittlauch. Heute gibt es Kräuterspiralen und viel mehr verschiedene Pflanzen.
Was verbindet Sie mit der Region?
Ich bin hier total verwurzelt. Ich wollte nie weg und wir waren auch noch nie groß in Urlaub. Höchstens mit dem Chor in Frankreich oder Österreich. Oder einige Tage im bayerischen Wald. Unser Urlaub war schon immer im Garten, ohne Stress. Ich bin auch noch nie geflogen und habe es auch nicht vor. Mir gefällt es in der Oberpfalz.
Welches sind die Lieblingsecken im Garten?
Genau hier, wo wir sitzen, unter dem alten Apfelbaum, ist mein absoluter Lieblingsplatz. Ich setze mich einfach her und schaue: Was für ein Schmetterling fliegt denn da? Ist das eine Wildbiene? Dann das Hin und Her am Starenkobel und am Meisenkasten. Du hörst die Jungen zwitschern, du siehst die Elterntiere, wie sie füttern. Ich schaue und überlege und plane: Da unten könnte ich ein Stück vom Rasen wegnehmen und vielleicht etwas anderes draus machen.
Welche Pflanzen mögen sie besonders und vielleicht können sie uns sagen warum?
Meine absolute Lieblingspflanze ist die Tomate, Tomaten esse ich unheimlich gern. Tomaten aus dem eigenen Garten bedeuten für mich: Sommer, Sonne, Wärme. Ich habe da auch ganz viele verschiedene Sorten: Ochsenherz, Kirschtomate, Green Zebra, Gelbes Birnchen, Kleiner Prinz. Ich mag alte Sorten, diese samenechten Sorten muss man ja erhalten. Saatgut für alte Sorten kaufe ich oft im Frühjahr beim Saatgutfest in Bergnersreuth. Das ist eine sehr schöne Veranstaltung.
Was sind die Besonderheiten in den einzelnen Jahreszeiten? Spricht Sie eine Jahreszeit im Garten besonders an?
Ich bin der totale Sommermensch. Ich glaub, dass ich im falschen Erdteil geboren bin, denn was die Wärme betrifft, gehöre ich eigentlich ich nach Afrika.
Warum lohnt es sich für Sie, Garten anzulegen und mehr Zeit im Garten zu verbringen?
Es gibt nichts Schöneres, als zuzuschauen, wie etwas wächst und reift, man pflückt es dann und isst es. Es ist überhaupt nicht aufwendig, man kann es sich ganz einfach machen: Tomatenpflanzen sind z.B. sehr pflegeleicht. Man muss sie nicht selbst ziehen, man kann die Pflanzen kaufen, setzt sie in einen Topf oder ins Beet, gießt sie und erntet. Das ist nicht viel Arbeit, macht Spaß und macht glücklich.
Welche Tipps haben Sie für Gartenfreunde?
Ich habe meinen Garten schon lange, aber ich lerne immer noch dazu. Man muss sich mit anderen Leuten über den Garten unterhalten, dann erfährt man immer wieder was Neues. Ich probiere auch immer wieder was aus. Zum Beispiel habe ich von einer Bekannten den Tipp bekommen, Läuse mit folgender Spritzmischung zu bekämpfen: 2 Teile Milch, 1 Teil Wasser, 1 Schuss Rapsöl. Das habe ich ausprobiert. Und: Die Läuse haben es nicht ausgehalten!