Gartentipp
Spätfröste schädigen Obstgehölze
6. Mai 2024

Der milde Winter hat zu einer ungewöhnlich starken Verfrühung der Vegetation und somit auch der Obstblüte geführt. Über drei Wochen eher zeigten sich die Obstgehölze in voller Blütenpracht. „Mehrere Frost-Nächte in der vorletzten Woche haben die Freude auf eine reiche Obsternte jedoch deutlich getrübt“, erklären die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie.

Frühe Blüte und frostige Nächte

Der frühe Flor erhöht das Risiko an Schäden der offenen Blüte oder der kleinen grünen Früchtchen. Der Klimawandel fördert diese fatale Kombination. Und so auch heuer: nach der sommerlichen Wärme Anfang bis Mitte April, brachte der Kälteeinbruch mit Polarluft nach dem dritten Aprilwochenende, je nach Region bis zu minus sieben oder minus acht Grad. Diese Extremtemperaturen führten abhängig von Entwicklungsstand der Blütenknospen, Obstart und Standort zu zahlreichen Schäden. Die voll in Blüte stehenden Obstgehölze sind fast komplett betroffen. Auch die noch knospigen Blüten konnten ebenso schon Schaden nehmen wie kleine Jungfrüchte.

Schäden schon sichtbar

An den Blüten finden wir verbräunte Blütenblätter und schwarze Fruchtknoten, die auch schon in der noch geschlossenen Blüte entstehen konnten. Da Steinobst schon seine Blütenblätter abgeworfen hatte, waren hier die jungen Früchte betroffen. Sie sehen vielfach verbräunt mit verkorkter Fruchthaut aus. Derart geschädigte Teile fallen ab – das kann bis zum Totalausfall führen. Verkorkungen und Berostungen sind Frosteinflüsse, die sich später an Mini-Äpfelchen als sogenannte Frostplatten oder Frostringe äußern.

An Walnüssen, Kiwibeeren und Tafeltrauben sind die fruchtttragenden zarten Neuaustriebe schwarz und welk geworden. Die Ernte ist hier zerstört. Lediglich Trauben und einige Kiwibeeren schieben an schlafenden Beiaugen nochmals fruchtende Triebe nach. In der Hoffnung, dass sie diese Phase gut überstehen, bringen sie jedoch weniger Früchte und schwächere Qualitäten hervor.

Erdbeeren, Heidel-, Johannis- und Stachelbeeren konnten zum Glück durch nächtliche Vliesabdeckung in gefährdeten Nächten geschützt werden.

Weitere Ursachen für schlechte Ertragsaussichten

Alles in allem hängt der unterschiedliche Fruchtbehang stark von den lokalen Temperaturen in den Obstparzellen ab. In geschützten Gärten oder etwas höheren Lagen, die etwas später blühen, kann der Behang besser sein. Zehntelgrade können je nach Blütenzustand (knospig, halb- bzw. voll geöffnet) entscheidend sein, ob der Frost schädigen konnte. Vor allem in der Peripherie der Krone hat es sie mehr erwischt. Kleine Früchte, eher im Inneren des Baumes oder von schützenden Blättern bedeckt, konnten Glück haben.

Folgen der Frosteinwirkungen

Durch die Blüten- und Fruchtschäden hat sich der Behang deutlich bis ganz reduziert. Die geschädigten kleinen, erbsen- bis haselnussgroßen Jungfrüchte verkorken oder fallen ebenso stark ab wie die schlecht befruchteten und bereits von Schädlingen befallenen Exemplare. Bei vollem Behang wäre diese Ausdünnung ebenso zu verschmerzen wie der natürlich vorkommende Junifruchtfall, bei dem der Baum überzählige Früchte abwirft, die er nicht ernähren kann.

Bäume mit nun schwachem Fruchtbesatz bilden verstärkt neue Triebe. Nicht benötigte, überzählige und nach innen wachsende, junge und krautige Schösslinge werden schon in nächster Zeit ausgerissen. Das mag brutal klingen, hat aber Vorteile: schlafende Beiaugen werden ebenfalls entfernt. Außerdem verheilen Risswunden jetzt über den Sommer gut. Zudem entlastet die Triebregulierung den Baum, was ihm vor allem bei Hitze und langer Trockenheit zugutekommt.