Kleine Superfrucht groß im Kommen?
Erfahrungen im Anbau von Kiwibeeren

Auf dem Ast hängen reife Kiwibeeren und grüne Blätter.
Die ältesten Pflanzen an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim sind mittlerweile 20 Jahre alt. Seit den ersten Anfängen mit der für viele immer noch neuen Kultur hat sich im Anbau einiges getan.
Die erwerbsmäßige Produktion im europäischen Ausland ist in den letzten Jahren angestiegen, allen voran in Ländern wie Italien, Portugal und Frankreich werden Kiwibeeren auf mittlerweile 200 Hektar angebaut. Die Früchte sind auch in deutschen Supermärkten unter den Markennamen Nergi® zu bekommen. Die Flächengrößen in Deutschland, Belgien, Niederlanden, Schweiz und Österreich sind jeweils im zweistelligen Hektarbereich aber mit einer steigenden Tendenz. Während in Deutschland vor allem das Spaliersystem mit 4 Gerüstästen bevorzugt wird, sind Anlagen in unseren Nachbarländern meistens im Pergolasystem aufgebaut. Beide haben ihre Vor- und Nachteile und sollten betriebsspezifisch ausgewählt werden.

Was sind Kiwibeeren?

Es handelt sich um eigenständige Obstarten (meist Actinidia arguta) mit jeweils unbehaarten Stängeln, Trieben, Blättern und ca. stachelbeergroßen Früchten. Diese sind glattschalig; somit Verzehr mit Schale, die zart/dünn, unaufdringlich einzustufen ist und daher als nicht störend empfunden wird. Es gibt verschiedene Fruchtformen, Größen, Farben (auch rotschalige bzw. rotfruchtige Kiwis). Sie sind fruchtig, vollreif weich, mehr aromatisch als die großfruchtigen Kiwis und nicht ganz so stark wüchsig wie die A. deliciosa / chinensis.
Die auch als "Traubenkiwi", Chinesische Stachelbeere, "Babykiwi", Kiwai (frz.), Kiwiberry (engl.) bezeichneten Arten von Actinidia arguta, A. melanandra, A. kolomikta und A. purpurea gehören zur Familie der Actinidiaceae (Strahlengriffelgewächse) und stammen aus Nord- und Ostasien. Dies lässt schon auf eine gute Winterfrosthärte schließen, während die großfruchtigen A. deliciosa (A. chinensis) bei uns deutlich heikler einzustufen sind. An der LWG sind die Triebe der großfruchtigen, behaarten A. deliciosa des Öfteren (v. a. im Jugendstadium) komplett über Winter zurückgefroren, jedoch wieder ausgetrieben.
Die Minikiwis hingegen haben im Versuchsbetrieb Thüngersheim stets strenge Winterfröste (-20 °C / 2003) oder problematische Winter mit Wechsel von Kalt- und Warmphasen 2009 und 2012 (mehrfach bis -18 °C) ohne Schäden überstanden. Der Austrieb, der die Blüten beinhaltet, kann im Laufe des April/Mai jedoch durch Spätfröste geschädigt werden und daher den Ertrag ganz oder teilweise dezimieren. Der Klimawandel mit seinen milderen Wintern und früherem Austrieb, deutlich früherer Blüte und dennoch vermehrten Spätfrostereignissen verstärkt diese Gefahr. So auch in dem extremen Jahr 2011 (Kiwiblüte bereits Anfang Mai einerseits; sehr trockener Boden, somit keine Wärmespeicherung andererseits) am 03. auf 04. Mai (-3 / -4 °C).
Eine „normale“ Blütezeit gegen Mitte/Ende Mai (Anfang Juni) ist hingegen kaum gefährdet. Früher ergaben sich von 10 Ertragsjahren 9 Ernten bei den Anfangssorten 'Weiki', 'Maki', 'Issai' und 'Ambrosia', während die A. deliciosa-Sorten 'Hayward' und 'Jenny' nur 3 spärliche Erträge lieferten. Ein Erwerbsanbau von A. deliciosa mit ihren derzeitigen Sorten kann bei uns als absolut unsicher eingestuft und nicht empfohlen werden - nur für den Liebhaberanbau an geschützten Standorten (z.B. Hauswand, Südbalkon...). Auch die sehr späte Fruchtreife von 'Hayward' - bei uns erst gegen Mitte November - stellt ein weiteres erhebliches Risiko dar!
Die Nachfolge-Anlage der Minikiwis (ab 2003) hatte 2011 spätfrostbedingte Ertragseinbußen und in 2016 nahezu Totalausfall. Hier spielen Standorteinflüsse eine große Rolle. In einem Bundesversuch an mehreren Stationen trugen 2016 Kiwibeeren in der Nähe von Rostock sehr gut, weil der Austrieb später als z.B. im Weinbauklima Frankens erfolgte. Die kleinfruchtigen Arten sind in gut ausreifenden Lagen außerhalb des Weinbauklimas geeignet. Eine gewisse Skepsis besteht auf Grund der durch den Klimawandel begünstigten Spätfrostgefahr.

Standort

Die LWG befindet sich in Veitshöchheim, 8 km nordwestlich von Würzburg (Franken). Der Versuchsbetrieb Thüngersheim liegt weitere 4 km nordwestlich im Maintal 170 m NN am Fuß von Weinbergen.
Boden: lehmiger Sand, wenig (1,2 %) Humus, pH-Wert: 7,2.

Durchschnittswerte Klima (Wetterstation Veitshöchheim):

  • Temperatur: langjähriges Mittel 9,1 °C, seit 1990 im Durchschnitt: 9,7 °C
  • 638 mm Niederschlag, seit 1990 im Durchschnitt: 591mm (von 420 - 780 mm)
  • sommertrocken: mit negativer Wasserbilanz in der Saison
  • Sonnenschein: langjähriges Mittel 1565 h/Jahr; seit 1990 im Durchschnitt: 1534 (meist 1400 - 1800) h/Jahr

Blütenbiologie und Standortansprüche

Bei den groß- und kleinfruchtigen Kiwis sind nur wenige Sorten selbstfruchtbar. Es handelt sich um überwiegend zweihäusige Pflanzen. Männliche Pflanzen sollten im Verhältnis 1:5 bis 1:8 im weiblichen Pflanzenbestand eingestreut werden. Zur Blüte für Bienen oder Hummeln sorgen! Es wurden auch spezielle Befruchterklone aus den „Merkel-Sämlingen“ selektiert.

Standortansprüche

  • gut ausreifende Lagen; sonnig; günstig: Weinbauklima
  • Kaltluftabfluss; keine Spätfrostlagen/Senken
  • möglichst windgeschützt (Reibeschäden der Früchte)
  • jungfräuliche Böden vorteilhaft (Phytophthorabefall bei Nachbau Beerenobst, Apfel denkbar)
  • keine Staunässe, keine Verdichtungen (ggf. Tiefenlockerung)
  • Boden humos, tiefgründig, mittelschwer
  • pH-Wert: günstig 5,5 - 6,5; LWG: 7,2 ohne Probleme (ggf. auf Eisen, Magnesium achten)
  • überwiegend flach wurzelnd: keine (tiefe) mechanische Bodenbearbeitung; günstig wäre Mulchschicht; allerdings dann steigende Mäusegefahr
  • hoher Wasserbedarf: Zusatzbewässerung erforderlich!
  • Vorsicht beim Einsatz von Herbiziden, v. a. in den ersten 4 - 5 Jahren (Spritzschirm!, Manschetten um die Stammbasis)
<i>Actinidia arguta</i> - Blüte

Actinidia arguta - Blüte

<i>Actinidia arguta</i> (links); <i>A. chinensis</i>, zurückgefroren (rechts)

Frostschäden

Gerüst, Erziehung und Schnitt

Ähnlich den Weinreben benötigen Kiwis als wuchsstarke Schlingpflanzen ein stabiles Gerüst und einen jährlichen Schnitt, denn lange Ranken bilden schnell ein ineinander verschlungenes Gestrüpp, das dann auch zu Lasten der Fruchtqualität geht! Bei den großfruchtigen A. deliciosa kommt das Pergola(T-Joch)-System zum Einsatz. Dabei werden Metallpfosten verwendet, auf denen in ca. 2 m Höhe ein Querjoch von 1,5 - 2 m Breite angeordnet wird. An diesem Querjoch befinden sich (4 -) 5 Drähte, wobei der mittlere etwas erhöht platziert ist. Der Kiwi-Stock wird an Pfosten zu dem mittleren Draht hochgeleitet und an diesem entlanggeführt. An diesem Haupttrieb bilden sich Seitenverzweigungen, die seitlich über die Drähte gezogen werden. So bildet sich dann eine "Pergola", ein dichtes Blattdach, aus dem die Früchte nach unten hängen und somit keinen Sonnenbrand bekommen. Allerdings ist die Ernte in ca. 2 m Höhe ergonomisch ungünstig. Die fruchttragenden Seitentriebe werden am äußersten Draht des Joches abgeschnitten. Für die Minikiwis könnte dieses System ebenfalls praktiziert werden.
An der LWG haben wir die Spaliererziehung am Drahtrahmen gewählt, mit der wir sehr gute Erfahrungen gewonnen haben und die daher auch empfohlen werden kann. Wir verwenden 2,75 m lange Holzpfähle (Zopfstärke 8/10) im Abstand 4 - 5 m, an denen 4 Drähte angeordnet werden (oberster Draht: in 2 m Höhe, unterster Draht: ab 70 cm - die weiteren dazwischen. Am untersten Draht könnte zudem eine Tropfleitung angeordnet werden; alternativ dafür einen weiteren Draht einziehen. Aus unseren Erfahrungen sind ein engerer Pfahlabstand (3 - 4 m) und etwas stärkere, längere Pfähle zweckmäßiger. So ist eine größere Höhe (oberster Draht in 2,50 m) denkbar, die auch etwas weitere Abstände der Zwischendrähte erlaubt.
Pflanzabstand: 3 - 3,50 m (Reihenabstand) x 2,5 - 3 m; dies ergibt ca. 1000 - 1200 Pflanzen je 0,9 ha. Die Pflanzung sollte im Frühjahr nach den Eisheiligen erfolgen.
Der Haupttrieb (möglichst nicht geringelt!) der eintriebig zu erziehenden Jungpflanze wird an einem (Tonkin-) Stab hochgeleitet und die Mitte etwa 4 Augen über dem untersten Draht eingekürzt, um 2 Seitenverzweigungen zu erhalten. Diese werden später flach gebunden. Im 2. Jahr wird der Haupttrieb leicht eingekürzt, um weitere (bei guter Wuchskraft 4 - 6) Seitentriebe zu generieren, die dann ebenfalls an den Drähten flach gebunden werden. Den Mitteltrieb dann im 3. oder 4. Standjahr am obersten Draht umlegen, nicht mehr einkürzen.
Sobald sich an den flach gestellten Seitenästen längere Seitenverzweigungen ausbilden, werden diese im Laufe des Sommers auf 5 - 7 Augen (Blätter) eingekürzt.
Kiwis blühen an den Achseltrieben, die sich auf mehrjährigen Seitentrieben bilden. Einjährige Kurztriebe können bereits mit den "Knubbel"-artigen Knospen besetzt sein, aus denen sich die blütenbildenden Austriebe entwickeln.
Mehrjährig verzweigtes, altes Fruchtholz sollte auf junges Fruchtholz zurückgenommen werden (Fruchtholzrotation), um die Fruchtqualität und -größe zu verbessern.
Die Schnittmaßnahmen werden im Sommer bzw. in absoluter Winterruhe (Januar/Februar) durchgeführt, da sich ansonsten im März und April ein starkes Bluten an den Schnittstellen einstellt.
Lange Peitschentriebe, die ab Mai entstehen, werden am besten gleich im Juni und zu Mitte August auf 5 - 7 Augen zurück genommen. An diesen Stummeln können sich Fruchtknospen entwickeln. In größeren Anlagen kann dieser Schnitt maschinell oder mit Heckenscheren erfolgen.
Eine neue Idee: längere Pfosten verwenden, über dem 4. Astpaar einen 5. Draht ziehen. Dort können männliche Pflanzen, die eintriebig bis zum 5. Draht hochgezogen, dann angeschnitten und die daraus resultierenden 2 Verzweigungen rechts und links am 5. Draht über den weiblichen Bestand geführt werden. Diese Männchen können nach 6 - 7 weiblichen Pflanzen in engerem Abstand platzsparender gesetzt werden. Die männlichen Blüten und ihr Pollen sind dann direkt über den weiblichen Pflanzen angeordnet.
Kiwi- Pegolaerziehung

Pegolaerziehung

Kiwi - an der LWG bewährte Spaliererziehung

Spaliererziehung

Kiwibeeren - Fruchttriebe

Fruchttriebe

Kiwibeeren - Erziehung 3. Jahr

Erziehung 3. Jahr

Bewässerung und Düngung

Groß- und auch kleinfruchtige Kiwis besitzen eine große Blattmasse und verdunsten somit viel Wasser. Deshalb in trockenen Sommern 2 - 3 x pro Woche wässern; je 15 bzw. 10 l pro Pflanze und Gabe.
Düngung: Im 1 .- 3. Jahr sehr zurückhaltende N-Düngung. Der Bodenvorrat mit leichter Kompostgabe bzw. einer Pflanzlochdüngung reicht aus. Zu viel N führt zu starken, langen, schlecht ausgereiften Jungtrieben mit erhöhter Gefahr von Frostschäden, v.a. im Jugendstadium.
Düngermengen (pro ha) im Vollertrag (bei Bodengehaltsklasse C): 50 (- 80) kg N; 20 - 30 kg P2O5; 80 - 100 kg K2O, 15 (- 20) kg Mg.
Ca. 2/3 Anfang - Mitte April (organische Dünger bereits Ende März), restliches Drittel behangabhängig bis Mitte Juni. Dabei möglichst chloridarme Dünger, bei höherem pH-Wert sauer wirkende Dünger verwenden.

Schaderreger

An der Versuchsbetrieb Thüngersheim mussten keine Pflanzenschutzmittel gegen Schaderreger eingesetzt werden; ein Bio-Anbau liegt daher nahe. Bis 2014, nach nunmehr fast 20 Jahren, sind weder tierische noch pilzliche Schaderreger aufgetreten; sogar Frostspanner oder Blattläuse nicht. Dies deckt sich auch mit Erfahrungen aus Literaturangaben und dem Hobbyanbau. Selbst in sehr regenreichen Sommern wie 2010, wo starker Pilzdruck bei allen Obstgehölzen an Blättern, Trieben, Früchten herrschte, waren weder Erreger noch geplatzte Früchte zu verzeichnen; auch kein Wespen- und Vogelfraß, vermutlich weil die Früchte lange hart sind. Das ließ auch hoffen, dass die gefürchtete Kirschessigfliege die Kiwibeeren verschonen würde – zumindest wenn sich reifere Alternativobstarten in bzw. nahe den Anlagen befinden. Die Realität sieht seit Herbst 2014 anders aus: mit zunehmender Reife werden weiche bis überreife Früchte, meist die vorzeitigen Schattenfrüchte, sehr massiv befallen. Doch dieses Problem kann elegant gelöst werden, indem die noch harten Früchte (siehe Ernte), in denen bislang keine Eiablage festgestellt wurde, geerntet werden. Diese Vorgehensweise ist auch für den Bioanbau äußerst wichtig. Außerdem stärkt sie die Bedeutung der Kiwibeeren im (künftigen) Anbau gegenüber anderen, befallsgefährdeten Obstarten.
Eine Unkrautbekämpfung des Pflanzstreifens ist unerlässlich. Für mechanisches Freihalten kommt nur oberflächige Bearbeitung in Frage (Flachwurzler!). Beim Einsatz von Herbiziden sollte v.a. in den ersten Jahren sehr sorgfältig vorgegangen werden (mit Spritzschirm bzw. Manschetten am Stamm). An der LWG sind keine, in der Praxis wohl aber auch Fälle von Herbizidschäden aufgetreten. Dauermulch (Bändchengewebe, Folien) im Pflanzstreifen birgt die Gefahr von Mäuseschäden und an jungen Pflanzen auch Schneckenfraß.
Laut Literatur sind Fraßschäden durch Mäuse und Wild, aber auch - und wohl künftig zunehmend – Saugschäden durch Schildläuse möglich; ebenso Phytophthora / Verticillium im Bereich der Wurzel und der Stammbasis. Nachbau nach Apfel oder Beerenobst sollte vermieden werden: vorteilhaft sind jungfräuliche Böden.
In Neuseeland und Italien wurden Anlagen der großfruchtigen A.deliciosa vom sog. „Kiwikrebs“ befallen, der durch das Bakterium Pseudomonas syringae pv. actinidiae (PSA) ausgelöst wird. Dieser Quarantäne-Erreger ist auch bereits an Kiwibeeren in Europa aufgetreten.
Nichtparasitär sind Frostschäden (am jungen Austrieb bzw. an Früchten), bzw. Fruchtberostungen, die durch kalte Witterung zur / kurz nach der Blüte (v.a. an ungünstigen Standorten) bzw. Wind (reibende Früchte) ausgelöst werden können. Sonnenbrand ist bei unserer Spaliererziehung erstmalig 2012 -allerdings bei weniger wichtigen Sorten/Klonen- aufgetreten. Das Blattwerk bietet hier einen gewissen Schutz.

Sorten und Bezugsquellen

Bei den Minikiwis gibt es inzwischen eine Vielfalt an Sorten. Bislang ergaben sich Probleme, größere Mengen Jungpflanzen zu beziehen. In Deutschland erfolgte der Handel bis etwa 2014 vorwiegend im Privatverkauf an Freizeitgärtner zu Preisen, die bei 10 - 15 €/Pflanze, je nach Jungpflanzenqualität, liegen konnten. Inzwischen hat sich die Bezugssituation für den Erwerbsanbau verbessert. Spezialbaumschulen in Deutschland, Polen und der Schweiz führen gute Qualitäten in größeren Stückzahlen und zu deutlich niedrigeren Preisen. Es ist empfehlenswert, sich rechtzeitig an diese zu wenden; ggf. in Auftragsvermehrung zu gehen. Bei guter Jungpflanzenqualität beginnen Kiwis in Spaliererziehung nach 3 Jahren zu fruchten. Bisher dominierende Sorten: 'Weiki', 'Maki', 'Jumbo' (= 'Ambrosia Grande'), 'Geneva' –jeweils plus männliche A.argutas- sowie die selbstfruchtbare 'Issai'.
Vielfach sind auch (gute) Sämlinge im Handel. Diese sind für den Erwerbsanbau abzulehnen, da deren Blütenbiologie, Ertrags- und Fruchteigenschaften nicht bekannt sind. Im Anbau der zweihäusigen Kiwis muss auf entsprechende Befruchter geachtet werden. Verschiedene Kiwi-Arten besitzen eine unterschiedliche Anzahl an Chromosomensätzen, sodass eine sichere Befruchtung untereinander nicht zwangsläufig eintritt. Sinnvoll sind daher männliche Sorten dergleichen Art, wo Genetik und Blütezeiten übereinstimmen. So haben die weiblichen arguta-Sorten spezielle "Männchen": z.B. 'Weiki' männlich (auch z.T. als "Weima" bezeichnet) für ‘Weiki‘, 'Nostino' für Häberli-Sorten, 'Romeo' für die Sachsenkiwi 'Julia'. Prinzipiell können alle männlichen A. arguta alle weiblichen A. arguta (und z.T. auch andere Minikiwiarten) befruchten.
Aus der Merkelschen Sämlingspopulation wurden 2 männliche Befruchtersorten mit sehr reichem Blütenbesatz selektiert: Blütenwolke und männliche Honigbeere („Honigman“)
'Issai' als selbstfruchtbare Sorte kann nicht als Befruchter für weibliche "argutas" dienen, da sie hexaploid ist. Übrigens hat sich gezeigt, dass Fremdbefruchtung mit „guten“ Befruchtersorten bei der selbstfruchtbaren, sehr kleinfruchtigen Sorte 'Issai' zu deutlich größeren Früchten führt.
'Fresh Jumbo'

'Fresh Jumbo'

'Super Jumbo'

'Super Jumbo'

'Honig 1'

'Honig 1'

'Honig 3'

'Honig 3'

'Warzawa 10'

'Warzawa 10'

'Warzawa 12'

'Warzawa 12'

'Red Beauty' vor der Reife

'Red Beauty'

'Weiki'

'Weiki'

'Red Beauty' pflückreif

'Red Beauty' pflückreif

'Red Jumbo'

'Red Jumbo'

'Issai' mit kleineren Früchten

'Issai'

'Maki'

'Maki'

Mögliche Bezugsquellen (Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit)

  • gut sortierte (Obst-)Baumschulen in Deutschland (Sämann, Kiefer, Clematis-Münster, Späth, Brossmer ….
  • Gewebelabors (Jungpflanzen), z.B. Robert Mayer, Strullendorf
  • Weiki auch über: www.wzm.tum.de/ob/shop
  • www.mini-kiwi.de (Herr Merkel) bzw. www.kiwiri.de
  • Spezialitätenbaumschulen www.hortensis.de; www.wildobstschnecke.de
  • Schweiz: Hengartner, Häberli, Lubera
  • Polen: www.clematis.com.pl (breiteres Sortiment); www.kornelkirsche.eu
  • Belgien: www.proeftuin.eu (breites Sortiment), www.pawpaw.de, www.kiwibes.be, Wim van Dessel (wvdplant@telenet.be; breites Sortiment), info@hortalis.com
  • NL: www.vruchtboom.nl, www.boomkwekerij-frijns.nl, www.esveld.nl, www.fruitlent.nl
  • ITA: www.vitroplant.it
  • F: www.pommiers.com
  • GB: www.agroforestry.co.uk
  • A: www.artner-biobaumschule.at
Von dem privaten Züchter Werner Merkel, Chemnitz (www.mini-kiwi.de), haben wir eine größere Anzahl Sämlinge verschiedener Minikiwi-Arten und -Sorten ab 2003 / 2004 gepflanzt. Dabei sind über mehrere Ertragsjahre einige sehr positive Klone aufgefallen, die für den Erwerbsobstbau eine Verbesserung gegenüber den in Tab.1 aufgeführten Sorten darstellen. Sie sind inzwischen in die Vermehrung gekommen und seit 2014/2015 im Handel.
Neben Sorten für den Freizeitgartenbau (z.B.: ‘Julia‘ , die Mehrfach-Hybride „Multi1“, ein ‘Issai‘-Sämling) sind spezielle Favoriten für den Erwerbsanbau in fetter Schrift der Tab. 2 aufgeführt: Kreuzungen einer polnischen arguta-Herkunft (Eigenbezeichnung: "Warzawa"-Sämlinge: W1, W10, W12, W14, zudem ein guter männlicher Klon): große - sehr große, längliche, (gras)grüne Früchte, mittlere bis hohe Erträge, guter Geschmack, optische Ähnlichkeit mit 'Jumbo Verde', sowie verschiedene Sämlinge der Sorte 'Honigbeere': „Honig1“ bis „Honig 4“. Diese sind jeweils sehr ertragreich (guter Behang z.T. selbst im Frostjahr 2011); mittelgroß 7 - 9 (10) g, ovale bis rundlich apfelförmige, grüne Früchte mit leicht bräunlicher Deckfarbe. Sie reifen Anfang Oktober, schmecken süß bis sehr süß. Auch der ‘Ananaskaja-Sämling 10‘ zeigt sich wiederholt positiv und der amerikanische Klon 74-49 bestach u.a. durch seine frühe Reifezeit.
Die als "Sachsenkiwi" bezeichnete Sorte 'Julia' ist eine Kreuzung von 'Issai' x A. kolomikta. Sie ist insgesamt, v.a. geschmacklich, besser als 'Issai', mit jedoch für den Erwerbsanbau nach wie vor zu kleinen Früchten.
Um die Kiwibeeren in Deutschland auch im Erwerbsanbau bekannt zu machen und dabei spezifische regionale Erfahrungen zu sammeln, wurde 2014/2015 ein Gemeinschaftsversuch an 11 deutschen Versuchsstationen, 8 Praxisbetrieben und 3 Sichtungsstandorten angelegt. Die Sorten 'Fresh Jumbo', 'Super Jumbo', 'Molli', 'Mayer74-49' werden dabei mit 'Maki' verglichen und überwiegend als Spalier erzogen. Als Befruchter wurde ein „Männerpaar“ aus Blütenwolke und männliche Honigbeere gewählt. Erstlingsfrüchte waren bereits in 2016 zu verzeichnen. Dieser Versuch gewinnt sicherlich an Bedeutung, da Kiwibeeren nun auch im deutschen LEH vermarktet werden - leider (noch) aus Importware.
In Ergänzung wurde 2014 an der LWG auch eine neue Anlage zur weiteren Sortensichtung mit 2-, z.T. 3-jährigen Topfpflanzen erstellt, die auch erfolgsversprechende Sorten aus Polen (Züchter: Dr. Latocha) enthält. Erstlingsfrüchte bestätigen dies bereits.

Erträge bei Spaliererziehung

3 m x 2,5 m = 1200 Pfl./0,9 ha; davon 1020 weiblich = 6:1)
4. Standjahr: 0,5 - 1,5 kg/Pflanze
6. Standjahr: Vollertrag; je nach Sorte 8 - 12 (-15) kg/Pflanze

Hochrechnung: bei 1000 bzw.1200 Pflanzen/0,9 ha und einem Verhältnis männliche: weiblichen Pflanzen von 1:6 bis 1:8 stehen 850 - 890 bzw. 1020 -1065 weibliche Kiwistöcke. Somit sind pro ha 8 - 12 Tonnen, in einzelnen Jahren auch 15 Tonnen möglich. Die Pflückleistung liegt bei etwa 8 kg je Akh.
Preise: im Direktabsatz pro 125 g-Schälchen oder -Blister um 1,50 € (und mehr), in 250 g-Einheiten um 2,50 (-3,0) €. Damit sind pro kg ca. 10 - 12 € realistisch; im indirekten Absatz hingegen 4,50/5 bis 6 €/kg. Lidl vermarktete 2016 zu 1,49 (Sonderangebot) - 1,89 € / 125g-Blister.
Je nach Absatzart können im Vollertrag folglich pro Hektar Marktleistungen von 45.000 – 60.000 € (indirekt) bis hin zu 120.000 € im Direktabsatz erzielt werden. Das Image der großfruchtigen Kiwis ist allgemein positiv. Da die Kiwibeeren geschmacklich besser eingestuft werden und als regionales Produkt angebaut werden können, das sich auch optisch erkennbar von den behaarten großfruchtigen Kiwis abhebt, zudem auch biologisch kultivierbar sind, stehen die Absatzchancen der Minikiwis günstig.

Ernte

Die Früchte bleiben lange fest und hart; Fruchtreife und Deckfarbe erscheinen relativ spät. Die Ernte zur sofortigen Genußreife setzt ein, wenn die Früchte weicher (und damit geschmackvoller) werden. Dies wird beschleunigt, wenn kältere Nachttemperaturen im Oktober einwirken. Phänologisches Reife-Merkmal: spätestens wenn das Laub umfärbt bzw. zum Abfallen beginnt. Meist zeigt sich, dass Schattenfrüchte (Mikroklima!) trotz schlechter Ausfärbung sogar eher reif sind.
Die spät (Mitte/Ende Oktober) reifenden Sorten sollten auf jeden Fall vor dem Einwirken von Nachtfrösten (unter -2 °C) gepflückt und anschließend nachgelagert werden: es besteht die Gefahr von Frostschäden = glasige, weiche Früchte, die dann leicht vergoren schmecken. Sie können nicht mehr als Tafelfrüchte vermarktet, sondern nur der Verarbeitung zugeführt werden.
Eine Ausnahme bilden (sehr) früh reifende Sorten wie z.B. 'Red Jumbo' / 'Kiwai rouge', die beim Ausfärben der Deckfarbe weich und damit pflückreif werden.
Inzwischen wird in der Praxis zu einem anderen Termin geerntet. Da Kiwibeeren nachreifen, werden sie bereits hartreif bei Brix-Werten von 7 - 9°, oft als ganze „Traube“ direkt in Steigen geschnitten. Je nach Lagertemperatur bzw. -atmosphäre reifen die Kiwifrüchte innerhalb 2 Wochen („Kühlschranktemperatur“) bis 5 Wochen (1 °C) nach. Je nach Sorte steigen die Werte auf 12 - 15 Brix. Nun werden sie konfektioniert, verpackt und vermarktet.
Auch eine Mischform der Pflücke wird praktiziert. Bei beginnender Reife werden die weicheren Kiwibeeren direkt in Schalen zum sofortigen Verkauf gepflückt. Der Großteil an knapp reifer Ware gelangt im selben Pflückgang als Einzelfrucht oder ganze Traube in Kisten/Steigen. Diese werden gelagert und je nach Nachreife in den Verkauf gebracht.
Ernteverfahren
Vor allem bei weicheren / gut reifen Sorten kann der Fruchtstiel beim Pflücken ausreißen und die Frucht verletzen. Dies muss für handelsfähige Tafelware und deren Haltbarkeit vermieden werden; ist für die sofortige Verarbeitung hingegen möglich. Somit muss die Ernte mit Stiel erfolgen; als Einzelpflücke (ggf. mit der Rebschere) direkt in die Gebinde (Blister, Schälchen - in flachen Steigen) für Sofortabsatz. Hier kann mit einer Pflückleistung um 7 - 8 kg / Akh gerechnet werden (abhängig von Behang, Fruchtgröße).
Die Spaliererziehung mit einer "greifbaren" Ertragszone von 0,6 bis zu 2 m / 2,20 m ist hier ergonomisch im Vorteil gegenüber einer Pergola-Erziehung, wo der Großteil der Kiwis nur in einer Zone von 2 - 2,20 m Höhe hängt. Bei 12 t Ertrag sind ab Ende September 1500 – 1750 Akh einzuplanen. Dies müssen Kernobstbetriebe besonders berücksichtigen. Alternativ können die Kiwis als ganze Traube - ähnlich den Rispentomaten - geschnitten werden. Dies erhöht die Pflückleistung, benötigt allerdings weiteren Zeitaufwand für die Warenaufbereitung / Konfektionierung in entsprechende Schälchen. Die "Rispen"-Ernte ist auch für eine Lagerung günstig.
Lagerung
(Quelle: Dr. Tomasz Krupa, Universität Warschau)
Bei 1 °C können die Früchte ca. 4 - 5 Wochen gelagert werden: feste Früchte (z.B. 50 N/cm² und 7 - 8 Brix) können nach 3 - 4 Wochen ihre Genußreife (z.B. 3,5 - 4 N / cm² und 12 - 13 Brix) erreichen. Durch verschiedene Erntetermine (z.B. 40 - 45 N / cm² und 9 - 10 Brix) und/oder höhere Lagertemperaturen wird eine Verfrühung erzielt. CA- oder ULO-atmosphäre verlängert die Lagerdauer durch eine verlangsamte Fruchtnachreife auf etwa 8 Wochen. Gezielte Lagerversuche wurden in Polen, Belgien und Frankreich angelegt, inkl. dem Einsatz von 1-MCP („SmartFresh®“), was Lagerfähigkeit und Shelf-life deutlich erhöht.

Lagerung

Kiwibeeren oder Mini-Kiwi sind trotz einiger Probleme immer noch eine robuste Pflanze, die in Deutschland bisher noch überwiegend krankheits- und schädlingsfrei ist. Seit einigen Jahren gibt es bei Kiwibeeren aber auch Schäden durch Kirschessigfliegen. Mittlerweile gilt sie als hoch anfällige Frucht, ähnlich wie Him- oder Brombeeren. Durch Erfahrungen und Versuche aus anderen europäischen Instituten konnten den Kiwibeeren gute Lagereigenschaften nachgewiesen werden. Bei einer Ernte mit 6,5 bis 7 Grad Brix können die kleinen Kiwis bei einer Temperatur von 0 °C bis zu 12 Wochen gelagert werden. Auch auf den Versuchsflächen der LWG werden seit 2017 die Früchte unreif bei einem Brixwert von 7 bis 9 geerntet und im Kühllager nachgereift. Je nach Temperatur und Sorte kann der Zuckergehalt innerhalb von 2 Wochen auf 14 bis 16 Grad Brix steigen und die Früchte sind genießbar. Kiwibeeren reagieren sehr sensibel auf Ethylen und sollten deshalb nicht mit Äpfeln in einem Raum zusammen gelagert werden. Der frühe Erntetermin hat den Vorteil, dass die Beeren noch hart sind und somit keine Eiablage von Drosophila suzukii stattfindet. Alle Früchte einer Sorte werden an nur einem Termin geerntet. Dazu werden komplette Äste abgeschnitten und die Früchte später von den Trieben getrennt und eingelagert. Somit ist auch der Arbeitsaufwand zur Ernte gesunken. Der Reifeverlauf im Lager erfolgt einheitlicher als am Strauch im Freiland.

Spätfrostempfindlichkeit

Als problematisch hat sich in den letzten Jahren der Spätfrost erwiesen. Am Standort, Versuchsbetrieb Thüngersheim wurden die Ernten 2011, 2016 und 2017 dezimiert. Dabei gibt es aber auch wie bei anderen Obstarten große Sortenunterschiede. Die Vielzahl der Sorten hatte in den Jahren kaum oder keinen Ertrag. Einige andere sind dagegen deutlich robuster, so z. B. 'Fresh Jumbo', 'Molli', 'Super Jumbo', 'Honig 1'. 'Fresh Jumbo' hatte 2017 trotz einer Feuchttemperatur von -4,5 °C am 20.4.2018 nahezu Vollertrag erreicht. Bei bekannten Sorten wie 'Weiki' oder 'Geneva' waren dagegen alle Neutriebe und somit auch die Blütenknospen für 2017 abgestorben.

Trockenheitsempfindlichkeit

Im Jahr 2018 hat die Trockenheit und extreme Hitze bei einigen Sorten zu erheblichen Problemen geführt. 'Kiwai rouge', 'Julia', 'Rosana' und 'Red Berry' haben sich trotz Tröpfchenbewässerung als extrem anfällig erwiesen. Deutlich weniger bis überhaupt keine Probleme hatten 'Super Jumbo', 'Rote Verona', 'Honig 1' und 'Molli'. In Kiwibeeren ist eine Zusatzbewässerung daher zwingend notwendig.

Sortenempfehlung

Als robuste und ertragreiche Sorten haben sich im Versuchsbetrieb Thüngersheim vor allem 'Fresh Jumbo', 'Molli' und 'Super Jumbo' erwiesen. Momentan sind diese und drei weitere Sorten im Rahmen eines Bundesversuches an einigen Versuchseinrichtungen und bei Betrieben in Deutschland aufgepflanzt.
In den kommenden Jahren werden sicherlich noch weitere interessante Sorten zur Verfügung stehen. Ziel ist es dabei robuste Pflanzen und Beeren mit hohem Ertrag, einem durchschnittlichen Fruchtgewicht von ca. 8 g und im Idealfall einer deutlich rot gefärbten Backe aus der Sortenvielfalt herauszufiltern. Als männliche Befruchter haben sich 'Nostino' und 'Blütenwolke' etabliert.
Für die meisten Verbraucher sind Kiwibeeren immer noch neu. Dazu braucht es beim Verkauf Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit. Dies bietet aber auch Chancen für ein Alleinstellungsmerkmal in der Direkt- oder Selbstvermarktung. Deutsche Genossenschaften befassen sich bisher nicht mit dem Thema Kiwibeere.
'Fresh Jumbo''Super Jumbo''Molli'
Typ Honig 2 aus SämlingspopulationTyp aus Sämlingspopulation russischer SorteTyp aus Sämlingspopulation (Warzawa 14) einer russischen Sorte
Massenträger (bis 18 kg/Pflanze)Mittlerer bis hoher ErtragMittlerer bis hoher Ertrag
Früher ErtragsbeginnFrostrobustFrostrobust
Frostrobust10-15 g/Frucht8-10 g/Frucht
6-8 g/FruchtFreundliches hellgrünGrasgrün
Bräunliche Backe auf dunklem grünSaftig, süß, säuerliche SchaleGuter Geschmack
Gut, süß mit erfrischender SäureLängliche FruchtRunde, einheitliche Form
EichelformRobust für TrockenheitRobust für Trockenheit
Teilweise Ausdünnung notwendig  
Mittlere Anfälligkeit für Trockenheit  

Verwendung

Minikiwis werden primär für den Frischverzehr (pur oder in Obstsalaten) verwendet. Dabei kommen ihnen zwei entscheidende Vorteile zu Gute: der Rohverzehr erhält die sehr günstigen, hohen, wertgebenden Inhaltsstoffe der „Superfrüchte“ und sie müssen nicht geschält oder ausgelöffelt werden (Snackfrüchte, "easy to eat").
Für die Verarbeitung gelten dieselben Möglichkeiten wie die der "großfruchtigen" Kiwis: Fruchtaufstriche, grüne Grütze, Smoothees (jeweils pur oder in Mischungen, z.B. mit Stachelbeere), Likör, Fruchtwein, Kuchenbelag. Bezüglich Edelbrand gilt, dass Minikiwis in Verschlußbrennereien zu Schnaps veredelt werden dürfen, als "exotische" Frucht hingegen nicht in Abfindungsbrennereien.
Gut reife, weiche Ware sollte beim Verbraucher im Kühlschrank aufbewahrt werden.

Kommerzieller Anbau: große Erwartungen im Ausland

In Deutschland steckt der kommerzielle Anbau in den "Kinderschuhen" - lediglich in wenigen Hofläden oder Wochenmarktständen sind Kiwibeeren zu finden. Erste Kooperationen mit dem LEH laufen für „regionale“ Kiwibeeren an.
In den USA; Frankreich, der Schweiz (Thurgau), Österreich ("Weinviertel"), Belgien, Niederlande sind Anbau und Vermarktung -auch indirekt über den Fachhandel– deutlich weiter als bei uns gediehen (siehe auch www.mini-kiwi.eu).
Auszug aus dem Fruchtportal-Newsletter vom 12.09.2012:
„Das Interesse an der innovativen Frucht war beispiellos. Die „Veiling Hoogstraten“ und die Erzeugergruppe „Kiwibes“, die von der Fakultät für Biowissenschaftstechnik der Universität von Gent vorangebracht wurde, bereiten sich derweil auf die nächste Saison vor. „Diese kleine Kiwifrucht kann ungeschält direkt aus der Hand als ein gesunder Snack gegessen werden“, wurde Jan Engelen von der „Veiling Hoogstraten“ zitiert, wie von Vilt.be berichtet. Dank einer Verdopplung der belgischen Produktion wird die Kiwibeere jetzt nach Britannien exportiert. Aktuell gibt es 20 Erzeuger mit einer Gesamtfläche von 10 ha Kiwibeeren. Die Gesamtproduktion wird dieses Jahr auf 40 Tonnen geschätzt, fast das Doppelte von letztem Jahr. Das lässt der „Veiling Hoogstraten“ die Möglichkeit, die Kiwibeere auch im Ausland zu starten (Großbritannien). Dies sind gute Neuigkeiten für die belgischen Erzeuger. Die Kiwibeeren eröffnen Perspektiven für Ertragsdiversifizierung und Expansion des Exportangebotes. Die Kiwibeeren wurden mit Unterstützung der Flämischen Regierung und der Provinz Ostflandern entwickelt ..."
Für mehr Informationen sehen Sie auf der Webseite www.kiwibes.be oder auf die der „Veiling Hoogstraten“ (Anm.: mit nun auch aktuellen Informationen).
Mehr Aufhorchen lässt die Kiwikooperative SOFRUILEG in Frankreich mit der Marke Nergi® für die „Babykiwi“ als Snackfrucht. Sie wollte die Produktionsfläche spezieller Actinidia arguta-Sorten aus Neuseeland im Clubkonzept von anfangs 7 ha auf 500 ha in 2016 erhöhen (Quelle: Fruchtportal, 08.09.2014). Bis dato erzeugt SOFRUILEG rund 13.000 Tonnen "normale" Kiwis in 250 französichen Erzeugerbetrieben. Die Gesellschaft und ihre Partner Ortofruit Italia und Fruitworld (Niederlande) haben inzwischen Anlagen der köstlichen Minifrüchte, die im französischen Markt und bei Köchen gut ankommen, außer in Frankreich auch in den Niederlanden, Italien, Südwestengland und Nordportugal angelegt. Das jährliche Produktionsziel wird mit 60 Millionen Verpackungen zu 125 g angegeben, was 7500 Tonnen entspricht (bei rund 500 Hektar Anbaufläche ca. 15 t / ha).
Die Vermarktung erfolgt in kleinen Blistern / Schalen zu 125 g - im LEH zu Preisen (anfangs in Frankreich) von 3,02 € je 125 g; in Deutschland 2016 zwischen 1,89 € und Sonderangeboten von 1,49 € / 125g!
Details finden Sie in Suchmaschinen mit dem Stichwort "Sofruileg Kiwi" oder „Nergi Kiwi“.

Fazit zu den Kiwibeeren

  • Im Gegensatz zu den großfruchtigen Importkiwis ein besonderes, regionales Produkt, ohne lange Transportwege, das sich auch äußerlich von den „großen Kiwis“ abhebt.
  • Geschmackvoll (mild-fruchtig, aromatisch; nicht „pelzig“) mit sehr hohem Gesundheitswert
  • Bezeichnung Kiwibeere notwendig (Beere assoziiert einen Snack, ohne Schälen: “easy to eat“!)
  • Anbau weitgehend problemlos; Winterhärte gegeben. Risiko durch zunehmende Spätfröste.
  • Gut ausreifende Standorte erforderlich
  • Bio-Anbau möglich, da robuste Obstart
  • Im Ausland tut sich was!
  • Bekanntheit dieser neuen Superfrucht muss gesteigert; Absatzkanäle müssen geschaffen werden. Nergi-Kiwibeere und Veiling Hoogstraten gehen in die Offensive.
  • Sinnvoll: Kooperativen mit Vermarktungskonzept
  • Noch viel Versuchsarbeit erforderlich (Sortenwahl; optimale Erziehung; Ertragssicherung; Frostschutz; Pflückleistung, Lagerung)
  • Erträge regional und standortabhängig eruieren (Bundesversuch sollte Hilfestellung geben)
  • Weitere neue Sorten, u.a. aus Polen, denkbar
  • Frühere Probleme bei Beschaffung der Pflanzen in größeren Stückzahlen inzwischen gelöst; dennoch rechtzeitige Vorbestellung sinnvoll
  • Jungpflanzenpreise im Vergleich zu früher deutlich günstiger
  • Erträge erst ab 3., Vollertrag im 5. - 6. Standjahr
  • Arbeitszeitbedarf zur Ernte etwa 1500 - 1750 Akh Ende September – Mitte / Ende Oktober
  • weitere 200-250 Akh / Jahr (Schnitt, Bindearbeiten, Mulchen, Düngen…)
  • Betriebswirtschaftlich noch viele Fragen offen - aber nicht uninteressant: sowohl im direkten Absatz ( > 100.000 €) als auch indirekt (ca. 50.000 – 60.000 €) sind im Vollertrag hohe Marktleistungen möglich
  • Geschätzte Investitionen mit 1000 Pflanzen pro ha liegen bei ca. 35.000 – 40.000 €, davon ca. 10.000 € für Gerüstsystem (750 Pfähle, 1000 Tonkinstäbe, 12000 m Draht, Kleinteile…), ca. 4.000 € Tropfbewässerung; ca. 5.000 - 7.000 € Jungpflanzen, ca. 1000 Akh zur Vorbereitung und Erstellung der Anlage

Aufgeschnittene Kiwibeeren in grüner und roter Schalenfarbe mit den Blättern liegen auf dem Holzbrett