Nachbericht zur Veranstaltung am 19.07.2023
Hackroboter Feldtag

Der Hackroboter Farming GT in Aktion.

Am 19. Juli 2023 lud die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) zu einer Maschinenvorführung zu autonomer Hacktechnik ein. Es wurden die Hackroboter Oz, Tipard, Orio und Farming GT auf der Kohlfläche der Gärtnerei Burgis, der Fläche der Baumschule J. Schmitt und auf dem Versuchsgelände der LWG in Bamberg vorgestellt.

Zu Beginn der Veranstaltung begrüßten der Arbeitsbereichsleiter Dr. Alexander Dümig und die Koordinatorin der Ökoakademie Lena Lips alle Teilnehmenden. Anschließend stellte Leonie Seehafer das Projekt zum Forschungsvorhaben "Innovativer Methoden zur ökologischen Beikrautregulierung im Gartenbau" vor. Das Projekt hat eine Laufzeit von Dezember 2021 bis Februar 2025. Im Rahmen der Forschungsarbeiten soll unter anderem der Einsatz von autonomer Hacktechnik erprobt und bewertet werden.

Projekt zum Forschungsvorhaben - Innovative Methoden zur ökologischen Beikrautregulierung im Gartenbau

Vorführungen der Hackroboter

Tipard von Digital Workbench

Das autonome Trägerfahrzeug Tipard 350 wurde von Josef Schmidt und Günther Dorfmann der Firma Digital Workbench vorgestellt. Die Vorführung mit angebautem Hackwerk war auf dem Versuchsgelände der LWG im Erdbeersortenversuch möglich. Als besonderes Merkmal wurde die hohe Wendigkeit des Roboters benannt. Neben Längs- und Querfahrten wird dadurch beispielsweise auch ein schmaler Wendebereich möglich. Das Gerät ist im Obstbau sowie im Gemüsebau vielfältig einsetzbar. Beim aktuellen Modell handelt es sich um eine Konzeptmaschine, die käuflich nicht erwerblich ist. Derzeit wird am verbesserten Nachfolgemodell gearbeitet. In diesem Kontext wurde auch über die Anschaffungsart diskutiert. Aufgrund des hohen Kaufpreises sei es vorstellbar, den Roboter überbetrieblich für mehrere Betriebe nutzbar zu machen, um die Rentabilität für die einzelnen Betriebe zu steigern.

Zur Vorstellung des nächsten Hackroboters mussten die Teilnehmenden einige hundert Meter an der Südflur entlang zur nächsten Versuchsfläche laufen.

Farming GT von Farming Revolution

Auf der Fläche der Gärtnerei Burgis wurde der Farming GT von der Firma Farming Revolution vorgeführt. Der Roboter hackt dort in einem Praxisversuch, bei welchem die Hacktechnik des Roboters mit der betriebsüblichen konventionellen Variante in den Kulturen Weißkohl, Rotkohl und Wirsing verglichen wird. Christian Burgis von der Gärtnerei Burgis stellte in diesem Zuge seinen Betrieb und seine Erfahrungen des diesjährigen Robotereinsatzes vor. Die Gärtnerei gibt es seit dem 17. Jahrhundert und es werden circa 35 verschiedene Gemüsesorten für die örtlichen Supermärkte produziert. Von Farming Revolution war Jonas Spieker vor Ort, der den Roboter präsentierte und das Unternehmen vorstellte. Das Start-up entstand ursprünglich aus der Firma Bosch und hat seinen Sitz in Baden-Württemberg. Der entwickelte Roboter ist 1,5 Tonnen schwer und kann sechs Reihen gleichzeitig hacken. Die Flächenleistung beträgt zwei Hektar in zwölf Stunden. Das besondere Merkmal des Farming GT ist die Kameratechnik, mit deren Hilfe der Roboter nicht nur zwischen den Reihen, sondern auch in der Reihe hacken kann. Möglich wird dies über bewegliche Hackscharen und eine große Datenbank von hochauflösenden Multispektralbildern, mit deren Hilfe der Roboter zwischen Nutzpflanze und Beikraut unterscheiden kann. Aktuell gibt es den Roboter als Leihmodell zu erwerben. Er wird noch nicht verkauft. Die Kosten pro Nutzung belaufen sich auf circa 1.000 Euro pro Hektar.

Orio von Naio Technologies

Zurück am Versuchsbetrieb der LWG wurde der Hackroboter Orio der französischen Firma Naio Technologies vorgeführt. Dafür war Tobias Rapp von der BayWa AG vor Ort. Der Roboter wird als autonomes Trägerfahrzeug verkauft. Die Navigation erfolgt über RTK GPS und der Antrieb ist vollelektrisch. Standardmäßig ist der Roboter mit vier wechselbaren Batterien ausgestattet. Es gibt die Option zwei weitere Batterien hinzukaufen, um eine längere autonome Arbeitszeit zu erlangen.

Nach einer kurzen Mittagspause ging es mit den Autos Richtung Poxdorf zur letzten Station unseres Hacktechnik-Feldtages.

Oz von Naio Technologies

Hier konnte der Roboter Oz, ebenfalls hergestellt von der Firma Naio Technologies und vertrieben durch die BayWa AG, begutachtet werden. Einen deutlichen Unterschied konnten die Teilnehmenden in der Größe des Gerätes erkennen. Im Vergleich zu den zuvor vorgestellten Robotern ist der Oz deutlich kleiner. Aktuell hackt der Oz in der Versuchsfläche der Baumschule J. Schmitt. Leonie Seehafer erläuterte die Anordnung der Versuchsanlage. Der Versuch gliedert sich in drei Varianten. So wird zum einen der Hackeinsatz des Roboters mit dem betriebsüblichen Hackgang mittels Schmalspurschlepper und Anbaugerät verglichen. Zum anderen wird untersucht, ob ein Einsatz des Roboters einwöchig oder zweiwöchig erfolgen sollte. Alle drei Varianten werden zusätzlich in der Reihe von Hand gehackt. Um die Arbeit des Handhackens zu erleichtern, wurden Mitte Juli verschiedene Mulchscheiben um die Bäume gelegt. Diese sollen nach Kosten- und Nutzeneffizienz in Zusammenhang mit dem Robotereinsatz beurteilt werden. Im weiteren Verlauf stellte Justus Schmitt von der Baumschule J. Schmitt den Betrieb vor. Auf sechs Hektar wird die Freilandproduktion von Äpfeln, Birnen, Zwetschgen und Kirschenbäumen betrieben. Anfang des Jahres wurde begonnen, einige Flächen auf biologische Produktion umzustellen. Der Roboter hat eine Höchstgeschwindigkeit von 1,8 Kilometer pro Stunde und seine Batterie hält sechs bis acht Stunden. Der Roboter wird als landwirtschaftlicher Assistent vermarktet, sodass neben Hackscharen und Fingerhacken auch andere Anbaugeräte angehängt werden können.