Euphorbia pulcherrima und Euphorbia-Hybride 'Princettia': Weiße Sorten bei unterschiedlichen Temperaturstrategien kultiviert

Weiße Sorten sind eine wichtige Ergänzung im Farbspektrum der Poinsettien. Bisherige Versuchsergebnisse zu weißen Poinsettien-Sorten bestätigten (LVG Hannover-Ahlem), dass bei unterschiedlichen Kulturtemperaturen bzw. Temperaturstrategien (Wärmemengen) sich die Ausprägung der Sorten-spezifischen Weißtöne unterschiedlich darstellt. Diese unterschiedliche Ausfärbung ist teils zum Nachteil der Sorten.
2012 wurden deshalb an der Bayerischen Landesanstalt in Veitshöchheim 25 Poinsettien-Sorten in unterschiedlichen Weißtönen bei zwei verschiedenen Temperaturstrategien kultiviert.

Ergebnis

Euphorbia pulcherrima: Alle weißen Sorten, 2 TemperaturenZoombild vorhanden

Brakteenblätter weiße Sorten

Die Sorten waren in ihren Eigenschaften insgesamt recht unterschiedlich. Am wüchsigsten war die ‘Princettia Maxwhite‘ von Beekenkamp. Stark wuchsen noch Stargazer White‘ (Beekenkamp), ‘Merry White‘, ‘sel SK 96‘ und ‘Wintersun‘ (Selecta) und ‘Mars White‘ (FloriPro Services). Dümmen-Sorten wuchsen meist schwach, Lazzeri-Sorten mittelstark und Selecta-Sorten mittelstark bis stark. Acht Sorten verzweigten sich verpackungsfreundlich v-förmig. Bis auf die mittelgrüne ‘White Star‘ von Lazzeri hatten alle Sorten dunkelgrünes Laub. Laub- und Brakteenblätter waren meist glattrandig bis leicht eichenblattförmig. ‘Infinity Polar‘, ‘Cristallo‘, ‘Wintersun‘, ‘Cortez White‘ und ‘Mira White‘ zeigten eine stark ausgeprägte Eichenblattform. Die Blattränder von ‘Princettia Maxwhite‘ waren gezackt.
9 Sorten hoben sich mit großen Brakteen hervor. Die kleinsten Brakteen fanden sich an ‘Princettia Maxwhite‘ und ‘Arctic‘. Kleine Cyathien waren auf ‘Arctic‘, ‘Premium White‘, ‘Citronella evol.‘, ‘Merry White‘ und ‘sel SK 94‘. Auffällig große Cyathien hatten ‘Princettia Maxwhite‘, ‘Cristallo‘, ‘Primero White‘, ‘Wintersun‘ und ‘Cortez White‘. Bei ‘Princettia Maxwhite‘ waren Brakteeen und Cyathien 3-fach gesplittet.
Am stärksten verzweigt waren die Pflanzen von ‘Princettia Maxwhite‘ mit über 9 wirksamen Seitentrieben. Über 7 wirksame Seitentriebe fanden sich an ‘Arctic‘, ‘Cortez White‘ und ‘Saturnus White‘.
Fast alle Sorten erreichten bei der Qualitätsbewertung die Note gut (Note 7 auf der Skala 1 bis 9). Sogar Note 8 erreichten ‘Elegance White‘, ‘Allegra White‘, ‘White Star‘ und ‘Wintersun‘.
Im Gewächshaus mit der herkömmlichen Klimasteuerung (Heiztemperatur 18°C, Lüftung 23 °C) waren die meisten Sorten vom 20. bis 24. November verkaufsreif. Schneller fertig waren ‘Princettia Maxwhite‘ (7.11.), ‘Cristallo‘ (13.11.), ‘Premium White‘ (16.11.) und ‘Allegra White‘ (18.11.).

Brakteenfarbe

Sorten von links: 'Arctic', 'Elegance White', 'Infinity Polar', 'Premium Polar', 'Premium White', 'Premium White 2012'Zoombild vorhanden

Brakteenblätter (Fa. Dümmen)

Mit Abstand am weißesten waren die reinweißen Brakteen von ‘Princettia Maxwhite‘, welche botanisch eine Euphorbia-Hybride ist. Alle restlichen Sorten des Versuches (Euphorbia pulcherrima) kann man mit cremeweiß beschreiben, wobei fast alle eine mehr oder weniger starke Tönung ins Lemon oder Apricot haben. Neutral cremeweiß erschien uns ‘Stargazer White‘. Als weißeste Sorte unter den Euphorbia pulcherrima-Sorten, allerdings auch mit einem ganz leichten Lemon-Ton wurde ‘Arctic‘ von Dümmen bewertet. Ebenfalls nur einen leichten Lemon-Ton hatte ‘Premium Polar‘. Leicht apricot getönt erschienen ‘Elegance White‘, ‘Premium White 2012‘, ‘White Star‘ und ‘Mira White‘. Am stärksten Lemon eingefärbt waren ‘Limoncello‘, ‘Citronella evol.‘ und ‘Lemon Snow‘, was auch in den Sortennamen ausgedrückt wird. Die stärkste Apricot-Tönung fanden wir bei ‘Saturnus White‘ und ‘Mars White‘.

Triebwelke/Triebbruch

Bei einigen Sorten wurden verstärkt welke bzw. abgebrochene Triebe festgestellt. Bei jeweils 10 Pflanzen je Sorte wurde in dem Zeitraum KW 43 bis 47 folgende Anzahl welker bzw. abgebrochener Triebe festgehalten (Anzahl in Klammern): ‘Saturnus White‘ (2), ‘Elegance White‘ (2), ‘Candlelight‘ (7), ‘Christmas Feelings White‘ (3), ‘sel SK 94‘ (4), ‘Lemon Snow‘ (2).

Auswirkung des Energiesparmodells

Wie in der Versuchsbeschreibung erklärt, wurden alle Sorten einmal mit herkömmlicher Klimasteuerung und einmal mit einem Energiesparmodell ("Weihenstephaner Modell") kultiviert. Dies wirkte sich folgendermaßen aus: Die Tagesdurchschnittstemperatur lag während der vegetativen Wachstumsphase (Langtag) im Haus mit dem Energiesparmodell um 1,1 °C höher als im Haus mit der konventionellen Klimaführung (bedingt durch Warm Evening). Während des Kurztags lag die Durchschnittstemperatur 0,4 °C niedriger (bedingt durch Cool Morning). Deshalb erreichten die Pflanzen im Haus mit dem Energiesparmodell im Schnitt 3 Tage später ihre Verkaufsreife. Die Verkaufsreife wurde anhand der Cyathien-Entwicklung festgestellt. Die Pflanzen waren, mit Energiesparmodell kultiviert, deutlich kompakter: 3,5 cm niedriger und 4 cm schmäler sowie die Brakteen 2 cm kleiner.
Zum Verkaufszeitpunkt waren die Brakteen dieser Pflanzen auch deutlich in der Entwicklung zurück. Und so wirkten die noch nicht so weit entfalteten Brakteenblätter etwas intensiver in der Farbtönung, das Lemon und das Apricot erschien kräftiger. Bei gleich großen voll entwickelten Brakteenblättern war dieser Farbunterschied in der Weißtönung nicht mehr festzustellen. Auf die Anzahl der Seitentriebe und die Pflanzenqualität hatten die unterschiedlichen Temperaturstrategien keinen merklichen Einfluss.