Versuch 2014
Frühjahrsblüher XL

Frühjahrsblüher XL Haus 5

Im Frühjahr herrscht bei den bekannten Arten wie Primula vulgaris, Viola x wittrockiana und Viola cornuta oft ein Überangebot gerade in den gängigen Topfgrößen 9 und 10 cm. Andere Arten, meist aus dem Bereich der frühjahrsblühenden Stauden, können das Verkaufssortiment ergänzen. Wegen der erschwerten Vergleichbarkeit könnten mit diesen Arten kostendeckende Preise erzielt werden.

Da mit Großpflanzen auch im Frühjahr der Spontankauf angeregt werden kann, wurde an der Bayerischen Landesanstalt in Veitshöchheim untersucht, wie sich Frühjahrsstauden für die Kultur in großen Töpfen von 13 cm und 15 cm eignen. Die Frühjahrsblüher wurden in zwei Substraten kultiviert (Torf-Ton Substrat und torfreduziertes Substrat), um weitere Erfahrungen mit dieser Thematik zu gewinnen.

Versuchsbeschreibung

Von allen 27 getesteten Arten bzw. Sorten wurden jeweils eine Jungpflanze in 13 cm Töpfe und drei in 15 cm Töpfe getopft. Je nach erwarteter Wuchsgeschwindigkeit der Arten wurde von KW 32 bis KW 40 in zwei verschiedene Substrate getopft. Einmal in Primelerde von Patzer (CL Primel & Viola Plus (Torf + Naturton, mit 1 g/l Nährsalz + Osmocote)). Durch Beimischung von weiterem Osmocote erhielten die meisten Arten 3 g/l, Erysimum und Papaver 5 g/l Osmocote Exact Standard high K 5-6 M (Fa. Everris). Das zweite Substrat war ein torfreduziertes Substrat von Floragard (Floradur Pot Bio (50 % Torf, Kokosmehl, Grünschnittkompost, Perlit, aufgedüngt mit Phytogrieß und Flora Bio-Mix-Naturdünger)).

Ab KW 45 wurde mit 0,08 %iger Düngerlösung gegossen (Ferty 3 Mega (18-12-18), Planta-Düngemittel), ab KW 4 nur die Töpfe mit Floradur Pot Bio. Die Flächenbelegung war beim T13 25/m², beim T15 16/m², die optimale Standweite zum Verkaufszeitpunkt wurde je Art geschätzt. Einmal gestutzt wurden Phlox und Arenaria, zweimal die Erysimum. Nur die Erysimum-Sorten wurden einmal mit 0,3 % Dazide Enhance gehemmt. Die Temperatur für Heizung/Lüftung war auf 4/6 °C eingestellt. Im vergangenen milden Winter betrugen die monatlichen Tagesmitteltemperaturen der Monate September bis Februar: 15,8 °C, 13,0 °C, 8,4 °C, 9,6 °C, 6,6 °C und 7,4 °C.

Ergebnisse:

Standardsubstrat - torfreduziertes Substrat

Erysimum 'Improved Winter Sorbet' (Kientzler), links: Patzer, rechts: FloragardZoombild vorhanden

in zwei Substraten kultiviert

Alle Arten/Sorten wurden in beiden Topfgrößen mit zwei Substraten kultiviert. Als Standardsubstrat wurde die Primelerde von Patzer verwendet. Mit diesem Substrat bestehen aus früheren Jahren betriebliche Erfahrungen, auch mit der Aufdüngung mit Osmocote. Hingegen konnte die Nährstofffreisetzung aus dem torfreduzierten Substrat Floradur Pot Bio von Floragard, aufgedüngt mit Phytogrieß und Flora Bio-Mix-Naturdünger nicht eingeschätzt werden.

Ab Woche 45 wurden deshalb alle Arten bei jedem Bewässern mit 0,08 % Ferty 3 Mega gedüngt. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Salzgehalte bei 2,3 g/l (Primelerde Patzer) und 1,1 g/l (Floradur P Bio).

Durch die laufende Nachdüngung und das Freiwerden von Nährstoffen aus den Dauerdüngern erhöhten sich bis Ende Januar die Salzgehalte zum Beispiel bei den Saxifraga auf 4,0 g/l bzw. 1,8 g/l.

Deshalb wurde ab Ende Januar die Nachdüngung aller Pflanzen in der Primelerde Patzer beendet. Bis Ende März sank hier der Salzgehalt bei den Saxifraga wieder auf 3,0 g/l. Im Floradur P Bio blieb er mit 2,1 g/l etwa gleich.

Bei den nährstoffbedürftigen Erysimum, die in der Primelerde Patzer mit 5 g/l Osmocote versorgt worden waren, wurden folgende Salzgehalte festgestellt: Im Januar 2,6 g/l (Primelerde Patzer) und 0,5 g/l (Floradur P Bio). Ende März 1,8 bzw. 0,8 g/l. Wobei in der Primelerde Patzer 56 mg/l und in der Floradur P Bio nur 2 mg/l löslicher Stickstoff analysiert wurden. Dieser N-Mangel war an den Erysimum-Pflanzen im Floradur P Bio mit hellerem Laub und gelblichen und abfallenden älteren Blättern zu erkennen. Die Topfballen dieser Pflanzen hatten eine stärkere sichtbare Wurzelbildung als die mit Primelerde Patzer.

Bei fast allen restlichen Arten im Versuch waren keine auffälligen Unterschiede bei Blütezeitpunkt, Pflanzengröße und Qualität zwischen den beiden Substrat-Varianten zu sehen. Die Saugfähigkeit und das Wasserhaltevermögen der beiden Substrate war ähnlich optimal.

Vorstellung der Pflanzenarten

In diesem Versuch nicht als XL-Frühjahrsblüher geeignet.

Die beiden Aubrieta-Sorten blühten reichlich, aber alle Pflanzen hatten innen mehr oder weniger stark sichtbar braune Laubblätter. Arenaria blühte erst im April, die Pflanzen wurden bis dahin groß und locker und fielen auseinander. Topfwoche 36/37 war für drei Phlox-Sorten vermutlich zu spät. Die Pflanzen blieben schwach und setzten wenige Blüten an. Dianthus ‘Garden Darkpink Moneybees’ blieb, in Woche 40 getopft, recht klein, legte erst in den April hinein viele Knospen an. Zwei Farben von Papaver nudicaule ‘Spring Fever’ legten keine bzw. zu spät Blüten an. Lewisia ‘Hybrids Regenbogen’ blühte erst Mitte April.

Als XL-Frühjahrsblüher geeignet.

Im Folgenden werden diejenigen frühjahrsblühenden Stauden vorgestellt, die ausreichend früh blühten. Das heißt, mindestens 50 % der Pflanzen zeigten bis spätestens Mitte März erste Blüten. Auch waren bis zur Blüte die relativ großen 13er und 15er Töpfe meist passend gefüllt. Beim Gesamteindruck erreichten sie gute bis sehr gute Noten, das heißt Note 7 bis 9 auf der Skala 1 bis 9.

Drei Pflanzen im 15er Topf ergaben immer deutlich größere Pflanzen als eine im 13er. Im Durchschnitt etwa 50 % mehr Pflanzenmasse und Blüten.

6 Erysimum-Sorten von Kientzler

Die Erysimum-Sorten bekamen wegen ihrer bekannten Nährstoffbedürftigkeit in der Primelerde Patzer 5 g/l Osmocote beigemischt. Im torfreduzierten Substrat von Floragard, welches organisch aufgedüngt war, wurden die Erysimum im Gegensatz zur Patzererde bis zum Kulturende laufend mit 0,08 % Ferty 3 Mega nachgedüngt. Diese stärkere Nachdüngung konnte aber den Entzug der nährstoffbedürftigen Erysimum nicht ausgleichen, so dass die Erysimum im Floradur Pot Bio deutlich kleiner blieben und auch Mangelerscheinungen (gelbes älteres Laub) zeigten.

Zu den Sorten: Obwohl erst in KW 38 (restliche Erysimum-Sorten in KW 36) getopft, blühte ‘POEM Mandarin’ am frühesten (Ende Februar). Die auffälligen, duftenden Blüten verwandelten sich von anfangs gelborange in rosa. Die Pflanzen waren mit ausreichend vielen der kräftigen Blütentriebe garniert.

Zu März-Beginn erblühte dann ‘POEM Lavender’ mit nur anfangs cremefarbenen, dann hellvioletten kleinen Blüten. Mit zahlreichen feinen Blütentrieben passten die straff aufrecht wachsenden Pflanzen gut zu beiden Topfgrößen.

Gut eine Woche später erschienen die ähnlich gefärbten Blüten von ‘POEM Pastell’. Anfangs hellgelb, dann hellviolett öffneten sich die Einzelblüten weiter als bei ‘POEM Lavender’. Die ebenfalls zahlreichen Blütentriebe wuchsen aufrecht bis breit ausladend.

Die restlichen drei Erysimum-Sorten waren Mitte März verkaufsfertig. Die hellviolette ‘Improved Winter Joy’ bildete kräftige, stark belaubte Pflanzen. Nicht alle der ersten Triebe waren mit Knospen besetzt. Die Blüten von ‘Improved Winter Sorbet’ wechselten von orange nach violett. Die zahlreichen, etwas ausladenden Triebe ergaben Pflanzen mit viel Platzbedarf. Etwas weniger Platz benötigten die relativ schmal aufrecht wachsenden ‘RYSI Gold’ mit gelben Blüten an teils langen Trieben.

Lewisia cotyledon ‘Elise Mix’

Diese Mischung von Beekenkamp zeigte die große Variabilität der Lewisien. Ende Februar blühte die erste Pflanze, Anfang April war die Hälfte der Pflanzen aufgeblüht. Wobei anfangs nur lachs und apricot Töne, später dann erst weiß, rot, orange und violett folgten. Auch die Größe der Blattrosetten war sehr unterschiedlich. Dies und auch der sehr unterschiedlich Blütezeitpunkt war unpassend, wenn drei Pflanzen im 15er Topf zusammengepflanzt wurden. Auch wurden die Blattrosetten hier unschön gegenseitig hochgedrückt.

Papaver nudicaule

Der Islandmohn entfaltet seine volle Attraktivität erst in Beete und Gefäße ausgepflanzt bis in den Frühsommer hinein. Besonders die ersten Blüten im Februar saßen auf weichen, oft krummen Stielen. Deshalb orientierten wir uns bei der Feststellung der Vermarktungsreife nicht an den offenen Blüten. Die Parzellen galten als verkaufsreif, wenn 50 % der Pflanzen mindestens 2 Knospen oder Blüten an gestreckten Stielen aufwiesen. Mitte März war das bei allen drei Sorten der Fall. Topftermin war KW 36 und 37.

Die durchgeführte Osmocote-Aufdüngung mit insgesamt 5g/l der Primelerde Patzer wäre bei Papaver nicht erforderlich gewesen. Denn hier waren bei Kulturende 6,0 g/l Salz enthalten gegenüber 1,3 g/l in Floradur P Bio, eventuell die Ursache für teils chlorotisches Laub.

‘Pulchinella Yellow’ von FloriPro Services und die Farben Orange und Pink der ‘Champagne Bubbles F1’ von Florensis waren ähnlich stark belaubt und ähnlich aufgebaut. Die einfachen, bis 10 cm großen Blüten hatten leuchtende Farben. Für beide Topfgrößen waren die Pflanzen etwas zu klein. Drei Pflanzen im Topf brachten gegenüber einer Pflanze pro Topf kaum mehr Blütenknospen.

Phlox subulata ‘Samson’

Dieser Frühjahrsphlox von Florensis blühte als einziger von mehreren Sorten ausreichend stark für eine vermarktungsfähige Qualität. Die vielen zarten weichen Triebe wuchsen breit bis überhängend und waren ab Ende März mit kleinen violettrosa Blüten mit dunkler Mitte besetzt. Für die großen Töpfe blieben die Pflanzen etwas zu klein.

Primula veris

Ende Februar blühten die beiden neuen Sorten von Florensis. Bis dahin hatten die Pflanzen viel Laub und auch ausreichend Blütenstiele entwickelt. Die kleinen Blüten mit der ausgeprägten grünen Kelchblattröhre standen am Stängelende aufrecht bis leicht überhängend. ‘Bright Deep Yellow’ hatte gelbe Blüten mit orangen Malen und lange, teils auseinanderfallende Laubblätter. ‘Orange with Yellow’ blühte rot mit oranger Mitte. Mit dem dichten kompakten Laub und dem gleichmäßigen Bestand erreichte sie bessere Qualitätsnoten als die gelbe Sorte.

Saxifraga x arendsii

Alle fünf Sorten von drei Jungpflanzenlieferanten entwickelten sich recht kompakt und hätten zu Verkaufsbeginn (50 % der Pflanzen mit mindestens drei offenen Blüten) in 2 cm kleinere Töpfe gepasst. Die Pflanzen können aber über den Zeitraum von einigen Wochen verkauft werden und werden dann immer größer und blütenreicher. Die drei Einzelpflanzen in den 15er Töpfen ergaben teils einen unrunden bis dreieckigen Gesamthabitus, der sich bei längerer Standzeit wieder verwuchs. ‘Alpino Early Picotee’ und ‘Alpino Early Pink Heart’ von FloriPro Services mit pink bis weißen Blüten waren in KW 34 getopft und blühten schon ab Anfang/Mitte Februar. Zwei Wochen später getopft blühte ‘Highlander White’ von Volmary Anfang März. Mitte März war ‘Saxony Red’ von Florensis mit den zahlreichen rosaroten Blüten mit gelbgrüner Mitte verkaufsfertig.

Primula veris 'Bright Deep Yellow' (Florensis), Substrat: Primelerde von Patzer, links: 13cm Topf, rechts: 15cm Topf (Aufnahme: 12.03.2014)

Primula veris 'Bright Deep Yellow'

Primula veris 'Orange with Yellow' (Florensis), Substrat: Primelerde von Patzer, links: 13cm Topf, rechts: 15cm Topf (Aufnahme: 12.03.2014)

Primula veris 'Orange with Yellow'

Saxifraga x arendsii 'Alpino Early Picotee' (FloriPro), Topfgröße: 15cm, links: Primelerde von Patzer, rechts: Floradur Pot Bio von Floragard (Aufnahme: 12.03.2014)

Saxifraga x arendsii 'Alpino Early Picotee'

Saxifraga x arendsii 'Alpino Early Pink Heart' (FloriPro), Substrat: Primelerde von Patzer, links: 13cm Topf, rechts 15cm Topf (Aufnahme: 12.03.2014)

Saxifraga x arendsii 'Alpino Early Pink Heart'

Papaver nudicaule 'Champagne Bubbles F1 Orange' (Florensis), Topfgröße: 13cm, links: Primelerde von Patzer, rechts: Floradur Pot Bio von Floragard (Aufnahme: 25.03.2014)

Papaver 'Champagne Bubbles F1 Orange'

Papaver nudicaule 'Champagne Bubbles F1 Pink' (Florensis), Topfgröße: 13cm, links: Primelerde von Patzer, rechts: Floradur Pot Bio von Floragard (Aufnahme: 25.03.2014)

Papaver 'Champagne Bubbles F1 Pink'

Saxifraga x arendsii 'Highlander White' (Volmary), Substrat: Primelerde von Patzer, links: 13cm Topf, rechts: 15cm Topf (Aufnahme: 25.03.2014)

Saxifraga x arendsii 'Highlander White'

Erysimum 'Improved Winter Joy' (Kientzler), Substrat: Primelerde von Patzer, links: 13cm Topf, rechts: 15cm Topf (Aufnahme: 25.03.2014)

Erysimum 'Improved Winter Joy'

Erysimum 'Improved Winter Sorbet' (Kientzler), Substrat: Primelerde Patzer, links: 13cm Topf, rechts: 15cm Topf (Aufnahme: 25.03.2014)

Erysimum 'Improved Winter Sorbet'

Erysimum 'POEM Lavender' (Kientzler), Substrat: Primelerde Patzer, links: 13cm Topf, rechts: 15cm Topf (Aufnahme: 12.03.2014)

Erysimum 'POEM Lavender'

Erysimum 'POEM Pastell' (Kientzler), Topfgröße: 13cm, links: Primelerde von Patzer, rechts: Floradur Pot Bio von Floragard (Aufnahme: 25.03.2014)

Erysimum 'POEM Pastell'

Erysimum 'RYSI Gold' (Kientzler), Topfgröße: 13cm, links: Primelerde von Patzer, rechts: Floradur Pot Bio von Floragard (Aufnahme: 25.03.2014)

Erysimum 'RYSI Gold'

Phlox subulata 'Samson' (Florensis), Substrat: Primelerde von Patzer, links: 13cm Topf, rechts: 15cm Topf (Aufnahme: 01.04.2014)

Phlox subulata 'Samson'

Papaver nudicaule 'Pulchinella Yellow' (FloriPro), Substrat: Primelerde von Patzer, links: 13cm Topf, rechts: 15cm Topf (Aufnahme: 25.03.2014)

Papaver 'Pulchinella Yellow'

Saxifraga x arendsii 'Saxony Red' (Florensis), Substrat: Primelerde von Patzer, links: 13cm Topf, rechts: 15cm Topf (Aufnahme: 25.03.2014)

Saxifraga x arendsii 'Saxony Red'

Lewisia cotyledon 'Elise Mix' (Beekenkamp) Topfgröße: 13cm (Aufnahme: 01.04.2014)

Lewisia cotyledon 'Elise Mix'

Erysimum 'POEM Mandarin' (Kientzler), Substrat: Primelerde von Patzer, links: 13cm Topf, rechts: 15cm Topf (Aufnahme: 12.03.2014)

Erysimum 'POEM Mandarin'

Fazit

An der Bayerischen Landesanstalt in Veitshöchheim wurde geprüft, welche frühjahrsblühenden Stauden sich zur Produktion von großen XL-Pflanzen in 13 und 15 cm Töpfen eignen. Von 27 getesteten Arten und Sorten konnten 17 in ausreichender Größe und guter Qualität für den Verkaufszeitraum Februar-März kultiviert werden. Dies gelang in zwei Substraten mit unterschiedlicher Aufdüngung: Einmal im Torf-Ton Substrat Primelerde Patzer mit 1 g/l Nährsalz + Osmocote. Und im Floradur Pot Bio von Floragard mit nur 50 % Torf, aufgedüngt mit Phytogrieß und Flora Bio-Mix-Naturdünger. Nur für die nährstoffbedürftigen Erysimum war diese organische Aufdüngung zu wenig.