Versuch 2014: torfreduzierte und torffreie Substrate
Euphorbia pulcherrima: Eignung von Sorten als Multi-Midi im T 9

Euphorbia pulcherrima

Die gärtnerische Praxis sieht sich durch Nachfragen der Politik, der Verbraucher und des Handels zunehmend dem Druck ausgesetzt, Topfpflanzen in Substraten mit wenig oder gar keinem Torf produzieren zu müssen. Bei Poinsettien liegen bereits einige Erfahrungen diesbezüglich an der Bayerischen Landesanstalt in Veitshöchheim vor. Da die Substrathersteller auch auf diesem Gebiet dazulernen und ihre Mischungen laufend verbessern, wurden im Versuch einige aktuelle Substrate getestet, insbesondere auch die mechanische Eignung für das Topfen in kleine (9 cm) Töpfe.

In kleineren Topfgrößen kultivierte Poinsettien haben einen deutlich höheren Flächenbesatz als die gängigen Größen im 12-cm-Topf. Wegen des höheren Flächenbesatzes und der kürzeren Kulturzeit können im T9 kultivierte Poinsettien sehr rentabel sein. Da sich nicht alle Sorten für diese kleine Pflanzengröße im T9 eignen wurde im Versuch an der LWG ein aktuelles Sortiment mit interessanten Neuheiten auf diese Eignung geprüft.

Kultur- und Versuchshinweise

Kulturdaten / Substrate / Temperaturen

Die nachfolgende Datei beinhaltet die Kulturdaten sowie Substrate und tatsächliche Kulturtemperaturen.

Ergebnisse

Substrate

Nährstoffgehalte

Wie aus der Beschreibung der Substrate ersichtlich, waren diese unterschiedlich zusammengesetzt und meist mit 1 kg Volldünger als Startdüngung und unterschiedlicher Langzeitdüngung versehen. Ab KW 38 wurde mit 0,08 % Ferty 3 Mega über die Anstaubewässerung nachgedüngt.

Mitte September, Ende Oktober und Mitte Dezember durchgeführte Substratanalysen ergaben folgendes Bild:

Euphorbia pulcherrima 'Santana Red', (v.links) Substrat 1-4

'Santana Red' (v.links) Substrat 1-4

Euphorbia pulcherrima 'Princettia Pearl', (v.links) Substrat 1-4

'Princettia Pearl', (v.links) Substrat 1-4

Euphorbia pulcherrima 'Christmas Beauty Queen', (v.links) Substrat 1-4

'Christmas Beauty Queen', (v.links) Substrat 1-4

Euphorbia pulcherrima 'Neva', (v.links) Substrat 1-4

'Neva', (v.links) Substrat 1-4

Die pH-Werte lagen über die gesamte Kultur meist bei 6,0 bis 6,5. Nur die torffreie SM Poinsettia TF von Brill bewegte sich von pH 5,6 bis 5,8.

Der Salzgehalt stieg im Kulturverlauf von ca. 1,5 g/l bis auf 2,5 bis 4 g/l an. Ebenso erhöhte sich das lösliche N in allen vier Substraten von anfangs max. 100 mg/l über max. 270 bis max. 430 mg/l im Dezember. Hier wurden im Ligno Pot 60 immer die niedrigsten Gehalte gemessen. Die Phosphorgehalte blieben bei drei Substraten mit max. 160 mg/l niedrig. Nur beim Ligno Pot 60 lagen sie immer um 300 mg/l. Große Unterschiede waren beim Kali zu sehen. Im Standardsubstrat SP T Perl von Patzer stieg der Gehalt von 320 auf 440 mg/l, im CL T Öko von Patzer blieb der hohe Gehalt von 940 mg/l. Die sehr hohen Kali-Gehalte der beiden Brill-Substrate von 1500 und 1400 mg/l nahmen bis Dezember auf ca. 950 mg/l ab.

Messwerte:

In allen vier Substraten erreichten die Sorten im Mittel gleichzeitig die Verkaufsreife (30.11. und 1.12.). Die größten Pflanzen wuchsen im Standardsubstrat von Patzer. Sie waren durchschnittlich ab Topfrand 12,3 cm hoch und 23,3 cm breit, dicht gefolgt von den beiden Brill-Substraten. Mit 10,5 cm Höhe und 19,7 cm Breite blieben die Pflanzen im torffreien Substrat von Patzer am kleinsten. Dadurch blieben auch die Brakteen etwas kleiner.

Weitere Beobachtungen:

Der Gesamteindruck bzw. die Pflanzenqualität war bei allen vier Substraten gleich gut (7,0 bis 7,1 auf der Notenskala von 1 bis 9).

Ein Substrat-spezifischer Befall mit Trauermücken wurde nicht beobachtet.

Da die Pflanzen insgesamt etwas im Wuchs gehemmt wirkten und für die 9-cm-Töpfe meist etwas zu klein waren, wurden allgemein relativ wenige Wurzeln ausgebildet. Die sichtbare Wurzelmenge nach dem Austopfen wurde nach der Skala 1 bis 9 (1 = ohne, 5 = mittel, 9 = sehr stark) bei 5 Sorten bonitiert. Im Durchschnitt der Sorten waren beim CL T Öko torffrei von Patzer mit Note 4,2 die meisten Wurzeln sichtbar, gefolgt vom SP T Perl mit Note 3,9. Nur schwach bewurzelt waren die Pflanzen im SM Poinsettia TF und Ligno Pot 60 (Note 3,2 und 3,1).

Alle Substrate waren speziell für das Topfen in 9-cm-Töpfe angefordert worden. Die Mischungen waren nicht zu langfaserig und konnten ohne Probleme verarbeitet werden.

Sorten

Wie aus der Kulturbeschreibung ersichtlich, wurden alle Pflanzen des Versuchs die ersten drei Wochen zum Einwurzeln bei Tagesmitteltemperaturen von 21 bis 22 °C kultiviert. Danach wurde ab KW 37 die Heizungsregelung zur Energieeinsparung auf das sog. „Weihenstephaner Modell“ umgestellt. Hier kam es durch den 5 Stunden anhaltenden Cool Morning ab KW 39 vormittags zu langen Kulturphasen mit Temperaturen deutlich unter 16 °C. Diese niedrigen Temperaturen und auch schlechte Lichtverhältnisse behinderten eine gute Pflanzenverzweigung und zügiges Wachstum. Eine wärmere Kultur ab KW 45 mit einer Heizungseinstellung von 18 °C Tag und Nacht konnten den Wachstums- und Qualitätsrückstand nicht mehr wettmachen. Die Sorten wurden deshalb im Schnitt 8,5 Wochen nach dem Kurztagsbeginn 1. Oktober relativ spät verkaufsreif bonitiert. Dieser Termin der Verkaufsreife konnte meist nur anhand der Brakteenentwicklung festgestellt werden. Denn bei den meisten Sorten entwickelten sich keine oder nur kümmerliche Cyathien.

Der Gesamteindruck bzw. die Qualität der Sorten wurde trotzdem im Mittel mit gut (= Note 7,1 auf der Skala 1 bis 9) bonitiert.

Bei den fünf Züchterfirmen waren Sorten angefragt worden, welche sich zur Kultur von Multi-Midis in 9-cm-Töpfen eignen. Deshalb waren nur vier Sorten im Vergleich die sich als starkwüchsig erwiesen und unter optimaleren Kulturbedingungen für diese Produktform eventuell zu groß werden könnten. Dies waren ‘PON 12 Medium‘ von Beekenkamp, ‘Superba Red‘ und ‘LAZZ 1111‘ von Lazzeri sowie ‘Neva‘ von Syngenta/FlorPro.
Alle Sorten verzweigten sich in der gewünschten V-Form. Im Schnitt befanden sich 3,2 wirksame Seitentriebe (= gut sichtbare Brakteen) an der Pflanze. Vier Seitentriebe waren selten.

Euphorbia pulcherrima 'Cortez' (Syngenta), (links) SP T Perl von Patzer, (rechts) SM Poinsettia TF von Brill

'Cortez' (Syngenta)

Euphorbia pulcherrima 'Rubino Red' (Lazzeri), (links) SP T Perl von Patzer, (rechts) SM Poinsettia TF von Brill

'Rubino Red' (Lazzeri)

Euphorbia pulcherrima 'Christmas Beauty Lime' (Selecta), (links) SP T Perl von Patzer, (rechts) SM Poinsettia TF von Brill

'Christmas Beauty Lime' (Selecta)

Euphorbia pulcherrima 'Christmas Beauty Queen' (Selecta), (links) SP T Perl von Patzer, (rechts) SM Poinsettia TF von Brill

'Christmas Beauty Queen' (Selecta)

Euphorbia pulcherrima 'Neva' (Syngenta), (links) SP T Perl von Patzer, (rechts) SM Poinsettia TF von Brill

'Neva' (Syngenta)

Euphorbia pulcherrima 'Red Elf' (Syngenta), (links) SP T Perl von Patzer, (rechts) SM Poinsettia TF von Brill

'Red Elf' (Syngenta)

Firmensortimente

Bei Beekenkamp waren die frühe ‘Santana Red‘ und die starkwüchsige Nummernsorte ‘PON 12 Medium‘ neu. Die drei getesteten ‘Princettia‘-Farben waren ebenfalls früh fertig entwickelt. ‘Princettia Pearl‘ fiel mit der klaren weißen Farbe und der leicht pinken Aderung auf. Die ‘Princettias‘ sind auch bekannt wegen der zahlreichen relativ kleinen Brakteensterne und passen so gut in kleine Töpfe. ‘Dark Pink und ‘Pearl‘ hatten mit knapp 4 Brakteen mit die stärkste Verzweigung im Test.

Fünf der sechs Sorten von Dümmen waren Neuheiten. Bei den roten Sorten war hier ‘Prima Donna‘ etwas früher als ‘Prima Vera‘. Die cremeweiße, leicht apricot ‘Champion White‘ hatte eichblattförmige Blätter und eine breite Wuchsform. ‘Amaris Hot Pink‘ und ‘Amaris Pink‘ stellten einen neuen Typus Poinsettien dar. Unter den eingangs beschriebenen Kulturbedingungen konnten sich keine qualitativ befriedigenden Pflanzen entwickeln. Auf den sehr klein bleibenden Pflanzen standen nur ca. zwei kleine Brakteen. Auffällig waren die im Verhältnis großen Cyathien.

Lazzeri hatte ebenfalls fünf Neuheiten im Test. Alle in Rot. Starkwüchsig waren die leicht dunkelrote ‘Superba Red‘ und die leuchtend rote Nummernsorte ‘LAZZ 1111 Red Pres.‘. Mittelstark wachsend die normal roten ‘Rubino Red‘ und ‘Futura Red‘. Und noch die stark leuchtend rote ‘Fuoco Red‘ mit schmalen Laub- und Brakteenblättern.

Die sechs Selecta-Sorten zeigten sich als 8,5-und 9-Wochen-Sorten. Leuchtend rote Brakteen waren bei ‘Christmas Glory‘ und ‘Christmas Eve‘ zu sehen. ‘Christmas Feelings Pearl‘ wuchs schwach bis mittelstark und zeigte glattrandige cremeweiße Brakteen. Ebenfalls glattrandige Blätter waren bei den beiden Neuheiten ‘Christmas Beauty Lime‘ und ‘Christmas Beauty Queen‘ zu sehen. Die Brakteenblätter standen bei beiden trichterförmig nach oben und waren bei der ersten cremeweiß, leicht lemon und bei der zweiten rot bemehlt auf creme Untergrund.

Im Syngenta-Sortiment waren drei Sorten mit besten Qualitätsnoten. Dies waren ‘Cortez‘, ‘Mira Red‘ und ‘Mira White‘. Alle drei mit stark eichblattförmigem Laub, breitem Wuchs, guter Verzweigung und relativ großen Brakteen. Ein anderer Typ war die rote ‘Neva‘ mit ihrem starken aufrechten Wuchs. Mittelstark und breit wuchs die stark eichblattförmige ‘Red Elf‘ mit auffällig locker gestaffelten Brakteenblättern.

Euphorbia pulcherrima (o.v.links) Sorte 1-3, (u.v.links) Sorte 4-6 (Beekenkamp)

Beekenkamp

Euphorbia pulcherrima (o.v.links) Sorte 7-9, (u.v.links) Sorte 10, 12, 13 (Dümmen)

Dümmen

Euphorbia pulcherrima (o.v.links) Sorte 14-16, (u.v.links) Sorte 17-19 (Lazzeri)

Lazzeri

Euphorbia pulcherrima (o.v.links) Sorte 20-22, (u.v.links) Sorte 23-25 (Selecta)

Selecta

Euphorbia pulcherrima (o.v.links) Sorte 26-28, (u.v.links) Sorte 29,30,11 (Syngenta)

Syngenta

Fazit

In einem Kulturversuch wurden 2014 an der LWG Veitshöchheim Poinsettien in vier verschiedenen Substraten, davon zwei torffrei, kultiviert. 30 meist neue Poinsettiensorten wurden auf ihre Eignung zur Kultur als Multi-Midis in 9-cm-Töpfen getestet. Alle vier verwendeten Substrate erwiesen sich als geeignet. Es konnten überall gute Qualitäten produziert werden, obwohl die Nährstoffgehalte auch im Kulturverlauf recht unterschiedlich waren. Bis auf vier starkwachsende Sorten wurden alle Sorten als für die Produktion von Multi-Midis geeignet befunden. Bei den teils extremen Kulturbedingungen der Temperatursteuerung nach dem „Weihenstephaner Modell“ war die Qualität vieler Sorten nicht optimal.