Versuche im deutschen Gartenbau 2015
Kühllagerung bei Topfsonnenblumen (Helianthus annuus)

Auf eine dreiwöchige Kühlung bei 5 °C reagierten die Pflanzen unterschiedlich.

Bei Produktion und Vermarktung von Topfsonnenblumen kann es bei hohen Temperaturen im Sommer zu logistischen Engpässen z.B. durch vorzeitig blühende Bestände kommen.

In einem Lagerungsversuch untersuchte die LWG Veitshöchheim an mehreren Sorten, wie sich eine zeitweilige Kühllagerung von Topfhelianthus im 12-cm-Topf auf die Qualität sowie die Haltbarkeit beim Verbraucher auswirkt.

Ergebnisse - kurzgefasst

Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim überprüfte im Juli 2015 den Einfluss einer Kühllagerung auf die Logistikstabilität bei 7 Topfhelianthus-Sorten.

Wenn bei 50 % einer Parzelle die Zungenblüten halb geöffnet waren, wurden die Pflanzen in einen dunklen Kühlraum geräumt und bei 1 °C bzw. 5 °C für eine bzw. drei Wochen gelagert. Anschließend wurde die weitere Entwicklung im Gewächshaus eine Woche lang bewertet.

Besonders an den Laubblättern zeigten sich umso stärkere Schäden je länger die Kühldauer und umso tiefer die Kühltemperatur war. Nur die Variante eine Woche Kühlung bei 5 °C lieferte vergleichbare Qualitäten zu der Variante ohne Kühlung.

Ergebnisse im Detail

Die Topfhelianthus wurden drei Wochen verdunkelt und ohne Hemmstoffe kultiviert. Die Pflanzen standen in ED 73 (Einheitserdewerk Patzer), wobei 'Sunsation F1' zusätzlich auch in ein torffreies Substrat (CL T torffrei) getopft wurde. Die torffreie Variante blieb kompakter mit einer Reduzierung der Pflanzenhöhe um rund 15 %. Diesen Effekt könnte man zur Einsparung von Wuchshemmstoffen nutzen.

Je nach Entwicklungsstadium wurden die Topfhelianthus in drei Staffeln (30. Juni, 2. Juli, 7. Juli 2015) in die dunklen Kühlräume bei 5 °C bzw. 1 °C gebracht. Die Pflanzen standen in 6er Paletten auf CC-Wagen in drei Lagen. In der 1 °C Kühlzelle betrugen die tatsächlich gemessenen Werte im Durchschnitt 81 % rF und 1,5 °C. In der Kühlzelle mit 5 °C betrug die Luftfeuchte im Durchschnitt 98 % rF und die Temperatur 5,3 °C.

53 Tage nach der Aussaat startete die erste Staffel mit 'Big Smile F1', 'Sunny Smile F1' und 'Suntastic F1' (Bezugsquelle Graines Voltz) in die Kühlphase, gefolgt von 'Sunsation F1' (Syngenta/Floripro) mit 55 Tagen in den zwei Substraten, sowie von 'Pacino Gold F1' (Volmary), 'Ballad F1' und 'Miss Sunshine F1' (Graines Voltz) mit 60 Tagen von der Aussaat bis zum Stadium mit halboffenen Zungenblüten.

Die Variante eine Woche bei 5 °C wurde noch am besten bewertet. Hier traten keine Laubschäden auf. Manche Pflanzen reagierten jedoch mit leicht verdrehten Zungenblüten, zum Beispiel bei der Sorte 'Suntastic F1'. 'Big Smile F1' wies noch vor der Kühlung einen Befall mit Echtem Mehltau auf, der sich in der Beobachtungsphase im Gewächshaus nach der Kühllagerung massiv verstärkte. 'Suntastic F1' stand direkt daneben und blieb bis Versuchsende völlig mehltaufrei.

Bei der Variante eine Woche Kühllager bei 1 °C traten Blattschäden auf. Die Pflanzen reagierten mit Einrollen der Blattränder und Blattrandnekrosen.

Nekrosen am Blattrand direkt nach dem Ausräumen aus dem Kühlhaus (1 Woche 1 °C)

Nekrosen am Blattrand

'Sunsation F1' nach einwöchiger Kühlung und anschließend einer Woche im Gewächshaus (von links: ohne Kühlung, 1 Woche 5 °C, 1 Woche 1°C)

'Sunsation F1', nach einwöchiger Kühlung und anschließend einer Woche im Kühlhaus

Bei der dreiwöchigen Kühllagerung wurden die Pflanzen einmal pro Woche per Hand bewässert. Dies reichte möglicherweise bei der torffreien Variante nicht aus, da sie die drei Wochen im Kühlhaus schlechter verkraftete als die Variante in ED 73. Drei Wochen Kühldauer bei 1 °C führte bei allen Sorten zu sehr starken Laubschäden bis hin zum Totalausfall. Wenn die eingelagerten Pflanzen noch knospig gewesen waren, entwickelte sich die Blüte nicht mehr weiter, sondern die Knospe vertrocknete später im Gewächshaus.

Auch drei Wochen Kühlung bei 5 °C kann nicht uneingeschränkt empfohlen werden. Während manche Pflanzen kaum Blattschäden zeigten, reagierten andere mit Totalausfall. Allerdings herrschten im Versuchszeitraum im Gewächshaus sowohl vor als auch nach der Kühlphase Temperaturen über 30 °C. Die Pflanzen in der Variante ohne Kühlung verkrafteten diese Hitze gut, während sich die Schäden durch den Temperaturschock in den Kühlvarianten noch verstärkt haben dürften. Neu gebildete Blätter während der Beobachtungsphase nach der Kühlung blieben ohne Symptome, sodass die Laubschäden der Kühlung zugeschrieben werden können.

Auf eine dreiwöchige Kühlung bei 5 °C reagierten die Pflanzen unterschiedlich.

'Sunsatic F1', Auf eine dreiwöchige Kühlung bei 5 °C

'Suntastic F1' drei Tage nach einer dreiwöchigen Kühllagerung (links: 5 °C, rechts: 1 °C)

'Sunsatic F1', drei Tage nach einer dreiwöchigen Kühllagerung

'Suntastic F1' 3 Wochen 1 °C (Hauptblüte verliert Zungenblüten ohne aufgeblüht zu sein, spätere Seitenknospen entwickeln sich normal)

'Suntastic F1', dreiwöchigen Kühllagerung bei 1 °C

'Suntastic F1' 3 Wochen 1 °C (Bei knospiger Einlagerung vertrocknet die Knospe)

'Suntastic F1', dreiwöchigen Kühllagerung bei 1 °C