Fachartikel
Gute Mitarbeiter für gutes Geld

Der Beruf des Landschaftsgärtners ist sehr kreativ, wie hier im Bild das Pflastern von Wegebelägen, aber auch anstrengend.

Einen guten Mitarbeiter zu bekommen, bedeutet heutzutage für viele Unternehmen ein großes Glück. Die menschliche Arbeitskraft ist in unserer grünen Branche der kritische Faktor schlechthin geworden. Ganz besonders in kleinen GaLaBau-Betrieben nimmt jede Fachkraft, die geschickt zupacken kann, eine Schlüsselposition für den betrieblichen Erfolg ein.

Mitarbeiter gewinnen!

Jeder tüchtige Kopf erhöht die Wertschöpfung. Genauso zählt handwerkliches Geschick, weil eine stärkere Rationalisierung kaum mehr geht. Die Maschinen- und Geräteausstattung ist ziemlich ausgereizt. Das Auftreten beim Kunden ist in den Vordergrund gerückt. Zunächst spielt die Entlohnung für die Berufswahl eine untergeordnete Rolle. Wenn Erfahrung und Eigenverantwortung wachsen, werden Lohnforderungen dringlicher. Auf der anderen Seite überlegt der Unternehmer schon sehr genau, ob seine Mitarbeiter „das auch verdienen, was sie verdienen wollen“. Der Unternehmer sieht das Risiko: Fachliche Missverständnisse, Doppelarbeit oder Leerlauf! Jeder Unternehmer wird mit Lohnerhöhungen sehr zurückhaltend sein.
Ohne Zweifel hat der Bekanntheitsgrad des Landschaftsgärtners in den letzten Jahrzehnten zugenommen, jedoch stagnieren aufgrund der demografischen Entwicklung die Auszubildendenzahlen. Auch wenn der Beruf vielen jungen Menschen attraktiv erscheint, die meisten wollen ihn nur „auf dem grünen „Tisch“ ausüben, nicht auf einer zugigen Baustelle. Es befinden sich mehr Studenten der Landespflege an den Hochschulen und Universitäten als Meister und Techniker des Garten- und Landschaftsbaus auf den bundesdeutschen Fach- und Technikerschulen. So hat sich die Anzahl der Studenten vom Jahr 1973 bis zum Jahr 2013 (gemäß dem Statistischen Bundesamt) auf über 4700 Studierende mehr als verdoppelt. Wenn erst „die Alten“ aufgrund ihrer Berufsjahre oder wegen der angeschlagenen Gesundheit zentrifugal aus dem Berufsfeld geschleudert werden, dürfte in absehbarer Zeit auf der Ausführungsebene die „Luft sehr dünn werden“. Der Fachkräftemangel in unserer Branche spitzt sich zu.

Beruf Landschaftsgärtner: „Ja, was verdient man denn da?“

Kaum ein Bereich im Arbeitsleben wird so kontrovers diskutiert wie das Gehalt. Im Rahmen des Unterrichtes werden die Studierenden an der Staatlichen Fach- und Technikerschule praxisnah im Kalkulieren unterweisen. Dabei geht es darum, dass die Studierenden alle Einzelkosten einer Teilleistung verstehen und rechnerisch herleiten können. Wiederholt kommt von der Praxis der Vorwurf: „Ja, wenn wir auch so kalkulieren würden wie Ihr auf der Schule, dann bekämen wir nie einen Auftrag“. Eine Diskussion führt an dieser Stelle nicht weiter, erachten wir es an einer Schule für wichtiger, keine Preisbestandteile zu vergessen, als durch bewusstes oder unbewusstes Dumping den Preis zu drücken. Gelegentlich kommen wir auch an aktuelle Preisspiegel, an denen wir unser schulisches Kalkulieren messen können.
Anonyme Auswertungen im Laufe eines Schuljahres ergeben stets, dass an der Preisfront mit harten Bandagen gekämpft wird. Der außenstehende Gutachter erkennt sofort, dass eklatante Preisspreizungen vorliegen, die mit einer ernsthaften Kalkulation nichts mehr zu tun haben. Eine genauere Ursachenforschung ist deshalb schwer, weil sich die Unternehmer nur ungern in die Bücher schauen lassen. Folgender Textauszug bringt es auf den Punkt: „Die Gartenbaubranche macht sich das Leben schwer. Hintergrund ist hier aus meiner Sicht die fehlende wirtschaftliche Ausbildung mancher Unternehmer. Es werden Verrechnungslöhne auf den Markt geschmissen, die eigentlich nicht gewinnbringend sind…“(siehe Torsten Hainmüller in DEGA 4/2014. S. 18). Diesen starken Toback lassen wir hier unkommentiert stehen.

Beruf für Idealisten oder …?

Wer in der grünen Branche arbeitet, der tut das zu einem großen Teil aus Freude, in der Natur zu arbeiten. Dass der Beruf aber sehr anstrengend sein kann, das wird er sehr bald merken. Neben der körperlichen Belastung wird vom Landschaftsgärtner erwartet, „dass er sich auf vielen Gebieten gut auskennt“. Spätestens beim Umgang mit Pflanzen kommt der/die Auszubildende oft schon an seine/ihre Grenzen. Denn wie lange dauert es denn, bis man ein Sortiment von je 200-300 Sträuchern, Bäumen und Stauden drauf hat? Zum Thema „rund um die Pflanze“ sind aber noch viel weitere Kenntnisse erforderlich. Differenzierte handwerkliche Kenntnisse bringen die jungen Nachwuchskräfte auch immer weniger mit. Während früher der Junge dem Vater bei häuslichen Arbeiten zur Hand ging, fehlen heute zunehmend die grundlegenden Fertigkeiten. Der Umgang mit Oberboden, Natur- und Betonstein, Holz und Metall erfordert weitere praktische Kapazitäten. Der richtige Einsatz von Werkzeug und Maschinen und die Beachtung der Sicherheitsbestimmungen kommen dazu.

Wertschöpfung und Wertschätzung!

Betrachtet man den Stellenmarkt in den Tageszeitungen, kann man recht deutlich erkennen, dass gute Fachleute immer mehr gesucht werden. Fragt man aber dann: „ Was verdient man denn da?“, so macht sich eine gewisse Enttäuschung breit. Bei internetbasierten Recherchen bezüglich der Einkommensgrößen stellt man fest, dass in den Ballungsräumen Frankfurt oder München mindestens 20-30 % mehr bezahlt wird, als auf „dem flachen Land“. Es heißt dann: „Der Markt gibt es einfach nicht her!“. Wir treffen auf ein gesamtgesellschaftliches Phänomen. Einerseits steigen die Kosten für einen professionellen Landschaftsgärtner oder Handwerker, andererseits hinkt das Einkommen der breiten Bevölkerung der Inflationsrate hinterher. Ist es aber auch schon so weit, dass die Wertschätzung des Praktikers gegenüber dem Akademiker gestiegen ist? Also können auch höhere Löhne bezahlt werden. Eine Lohnerhöhung hat etwas mit Verantwortung und Vertrauen zu tun. Der Chef vertraut darauf, dass seine Leute ihre Aufgaben selbständig und im Rahmen ihrer Kompetenzen erledigen. Der Chef trägt für alles die Verantwortung, also auch für seine Mitarbeiter, die sich den einen oder anderen Fehler leisten können. Der Kunde muss mit der „Wertschöpfung“ durch den Landschaftsgärtner, d. h. seiner Professionalität, einverstanden sein, denn sonst bezahlt er ihn nicht. Ein Arbeitsplatz im GaLaBau kann zwischen 30.000,00 € und 50.000,00 € kosten. Eine Investition, die sich lohnen muss.

„Wir verdienen, was wir verdienen“!

Bei der Lohnkalkulation bündeln sich alle Ansprüche, Interessen und Wertmaßstäbe zwischen Unternehmer, der Arbeitskraft, aber auch dem Kunden. Als Mittellohn (=ML) bezeichnet man das arithmetische Mittel des Baustellen-, bzw. Betriebslohnes. Er liegt Zwischen 13,00 und 16,00 € pro Arbeitskraftstunde (Akh). Hinzu kommen die sogenannten „Lohngebundenen Kosten“, die durch die gesetzlichen, tariflichen und freiwilligen sozialen Leistungen. Der Tarifpartner gibt jährlich eine bespielmäßige Ermittlung heraus. Sie liegen im langjährigen Schnitt bei ca. 90 % des Bruttolohnes. Sollten Auswärtsbaustellen mit Übernachtung anfallen, dass werden Auslösung und ein eventueller Verpflegungszuschuss erforderlich. Der Zuschlagssatz kann also von 0,00 € bis ca.1,50 € / Akh schwanken. Da jeder Mitarbeiter auf jeden Fall mit Werkzeug und Kleingeräten ausgestattet werden muss, müssen diese Kosten in Form der Baustellengemeinkosten berücksichtigt werden. Sie können von Baustelle zu Baustelle sehr stark schwanken. Angenommen, es werden dafür 1,50 €/Akh benötigt, dann liegen die Lohnherstellkosten bei 30,00 €. Man bezeichnet diese Lohnstufe auch als Kalkulationslohn (=KL) Hinzu kommen die Allgemeinen Geschäftskosten (AGK) von angenommen 25 %. (Auch diese Größe pulsiert von Betrieb zu Betrieb sehr stark; die Hintergründe sind sehr umfangreich!). Dann spricht man von den Lohnselbstkosten. Die üblichen Risiken in der GaLaBau-Firma sind durch den Faktor Wagnis und Gewinn (WuG) abgedeckt. Dieser Faktor liegt je nach Auftragslage, Risiko oder Wettbewerbsdruck unterschiedlich hoch. Während der eine Unternehmer meint, mit einem Zuschlag von 5 % auskommen zu müssen, sieht der andere Geschäftsmann das Risiko viel umfassender und beaufschlagt die Herstellkosten mit 10-20 %. So ist man nun beim sogenannten Lohnverrechnungssatz oder Verrechnungslohn (VL) angekommen. Dieser kann Umfragen zu Folge zwischen 36,00 € und 46,00 €/Akh liegen (für die Ausführungskräfte wohlgemerkt!).

Was ist die Arbeit „wert“? Wie kann ich sie weiterverkaufen?

Es ist nicht der Lohn, der unseren Beruf attraktiv macht, sondern die Erfahrung, dass man am Tagesschluss sagen kann: „Das hast du geleistet, du hast der Natur auf die Sprünge geholfen“. Um diese Anerkennung muss in unserer Gesellschaft immer wieder gestritten werden. Arbeitgeber und Arbeitnehmer, aber auch Auftraggeber und Auftragnehmer ringen jeweils bei Vertragsabschluss aufs Neue um eine angemessene „Wertschöpfung und Wertschätzung“. „Wenn man einem Menschen trauen kann, erübrigt sich ein Vertrag. Wenn man ihm nicht trauen kann, ist ein Vertrag nutzlos“. Dieser Ausspruch des amerikanischen Ölmilliardärs Jean-Paul Getty (1892-1976) zeigt sehr plastisch auf, dass beim Verdienen das Vertrauen unabdingbar hinzukommen muss. Genauso wie die GaLaBau-Fachfirma ihre Leistungsfähigkeit, Fachkunde und Zuverlässigkeit nachweisen muss, genauso gilt dies für jeden Mitarbeiter.

Zur Übersichtsseite