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Neue Apfelsorten für den Streuobstbau im Test

Neue Apfelsorten für den Streuobstbau im Test Titelseite

Welche neuen Apfelsorten eignen sich für den Streuobstbau? Neue Ergebnisse aus dem seit 1998 laufender Langzeitversuch am Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau der LWG. An sieben Standorten in Unterfranken wurden in den Jahren 1998–2004 insgesamt 437 Hochstamm-Apfelbäume gepflanzt, 252 mit neuen Sorten (davon 50 % erst 2004 gepflanzt) und 185 mit alten, bewährten Sorten.

2018, 9 Seiten

Die Standortqualität reicht vom sehr guten Ackerstandort in Kürnach bis zum schwachen Grünlandstandort in Heustreu und Großbardorf. Durch den breiten Standortquerschnitt und die mehr oder weniger extensive Pflege sind die Ergebnisse insgesamt für durchschnittliche Streuobstbestände in der Feldflur gut verwertbar. Getestet werden elf Re- und sieben Pi-Sorten aus Dresden-Pillnitz, fünf tschechische Sorten und drei Sorten aus Ahrensburg, dazu drei sonstige. Zu Vergleichszwecken wurden bewährte Apfelsorten gepflanzt.
Welche neuen Apfelsorten eignen sich für den Streuobstbau? Dieser Frage geht ein seit 1998 laufender Langzeitversuch der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau nach.

Höhe, Kronenbreite und Stammumfang

Im 16. Standjahr lag 'Gravensteiner' bei allen Messwerten an der Spitze, gefolgt von den bewährten Sorten 'Rheinischer Bohnapfel' und 'Goldrenette von Blenheim'. Dann folgt mit 'Reka' die erste neue Sorte. In der Spitzengruppe bei den Wuchsparametern etablierten sich außerdem die neuen Sorten 'Retina' und 'Resista'. Im 10. Standjahr waren neben der bewähren Sorte 'Schöner von Nordhausen' die neuen Sorten 'Rosana' und 'Ahra' die wuchsstärksten; in der Spitzengruppe lagen mit 'Florina', 'Topaz', 'Resista' und 'Reka' weitere neue Sorten. Bei 'Rosana' stehen alle drei verbliebenen Bäume auf dem besten Standort in Kürnach, wo mit Abstand die besten Zuwächse aller Standorte erzielt werden, weshalb diese Sorte „zu gut“ abschneidet. Dies trifft auch auf einige alte Sorten zu. Vergleicht man die neuen Sorten insgesamt mit den bewährten Sorten, ist eine etwas geringere Wuchsleistung der neueren Sorten festzustellen.

Vitalität

Der extrem heiße und trockene Sommer 2003 hat den altbewährten Sorten einen deutlichen Vorsprung in der Vitalität eingebracht, der bis heute weiter vorhanden ist. 2016 ist 'Rheinischer Bohnapfel' Spitzenreiter bei der Vitalität, gleichauf liegt 'Rosana', gefolgt von 'Florina'. Wie in den Vorjahren liegen auch 2016 'Reka' und 'Retina' in der Spitzengruppe. Gute Vitalitätsbonituren bekommen regelmäßig die neuen Sorten 'Saturn', 'Teser' und 'Topaz'. 'Relinda', 'Rewena', 'Ahra' und 'Ahrista' sind dagegen gegenüber 2008 leicht abgefallen, liegen aber immer noch bei „gut“.

Ertrag und Fruchtqualität

Bonitiert wurde in diesem Versuch die sortenspezifische Fruchtqualität für den jeweiligen Verwertungszweck, es erfolgte also keine analytische Prüfung. Im Versuchsverlauf zeigte sich erwartungsgemäß ein deutlich früherer Ertragseintritt der meisten neuen Sorten im Vergleich zu den bewährten Sorten. Die besten Ertragsbonituren erzielte 'Resista', übrigens die einzige Sorte, bei der alle Bäume in allen Jahren Äpfel trugen. Es folgen 'Ahrista', 'Rewena', 'Relinda' und erst dann mit 'Hilde' die erste alte Sorte. 'Florina' folgt auf Platz 10, 'Reka' auf 12. Unter den „Top 15“ sind elf neue Sorten und nur vier bewährte. Bezüglich Fruchtqualität ist festzuhalten, dass mit Ausnahme der Pi-Sorten die neuen Sorten tendenziell besser abschnitten als die bewährten Sorten. An der Spitze liegt 'Ahrista', gefolgt von 'Rosana', 'Rheinischer Winterrambur', 'Rheinischer Bohnapfel', 'Gravensteiner' und 'Retina'.

Befall mit Schorf und Mehltau

Sämtliche Pi-Sorten zeigten von Versuchsbeginn an bei feuchter Witterung und entsprechendem Infektionsdruck mehr oder weniger gravierenden Schorfbefall. 'Pilot' war noch am geringsten betroffen. 'Piflora' ist über den ganzen Versuchszeitraum die am häufigsten befallene Sorte, gefolgt von 'Roter Trierer Weinapfel' und 'Pinova'. 2009 trat erstmals bei den vermeintlich schorfresistenten Sorten vereinzelt und geringfügig Schorf auf, der sich in den Folgejahren, insbesondere 2013 und am stärksten 2016, immer massiver zeigte. 2016 war nur 'Renora' schorffrei, alle anderen „resistenten“ Sorten schwach bis mittel befallen, wenngleich meistens nicht alle Bäume. Starken Schorfbefall verzeichneten 'Remo', 'Relinda' und 'Rewena' (jeweils an einem Baum). Insgesamt ist die Widerstandsfähigkeit gegenüber Schorf bei den sogenannten „resistenten“ Sorten nach wie vor deutlich höher als bei den Pi-Sorten und vielen alten Sorten.
Mehltau trat bei 'Ahrista' in geringem Umfang in fast allen Versuchsjahren auf, bei 'Ahra', 'Angold', 'Florina', 'Pinova' und 'Pilot' mehrfach sowie bei 'Regine', 'Reka', 'Remo', 'Retina', 'Rosana', 'Pikkolo', 'Piflora' und 'Topaz' vereinzelt. Insgesamt war auf den Versuchsflächen Mehltau kein größeres Problem.
'Retina', ein schmackhafter Frühapfel, ist eine Bereicherung für das Streuobstsortiment.

'Retina'

Gute Vitalitätsbonituren bekam die Sorte 'Relinda'.

'Relinda'

'Reka' ist für Streuobstwiesen ebenfalls empfehlenswert; typisch sind die in den Anfangsjahren sehr steilen Triebe.

'Reka'

Die Pi-Sorten sind wegen ihrer Krankheitsanfälligkeit für Streuobstbau wenig geeignet, hier im Bild 'Pirella' mit stärkerem Schorfbefall.

'Pirella'

'Florina', sortentypisch violett beduftet, war im Versuch die beste der neuen Sorten und eignet sich sehr gut für den Streuobstbau.

'Florina'

Weitere detailiierte Forschungsergebnis enthält der Fachartikel.