Gesprächsforum Betriebswirtschaft und Baubetrieb
Perfektionismus im GaLaBau-Alltag

Johann Detlev Niemann im Gesprächsforum Betriebswirtschaft und Baubetrieb.

Schneller, weiter, besser – was uns die Werbung vermittelt, scheitert oft in der Praxis. Es häufen sich Fehler; Menschen fühlen sich überfordert oder gar ausgebrannt. Im Gegensatz zur perfekten, industriellen Fertigung wird im Garten- und Landschaftsbaus sehr viel in Handarbeit gearbeitet.

Schwachstellen erkennen

Trotz aller möglichen maschinellen Unterstützung sind es immer Menschen, die mit ihrem handwerklichen und gärtnerischen Geschick Grünanlagen aller Art bauen und pflegen. Das Internet, Computer gestützte Zeichen- und Präsentationsprogramme, ausgefeilte Branchensoftware, Geräte und Maschinen lassen selbst uns Laien in ungeahnte Welten vordringen. „Perfekt gezeichnet“, „perfekt berechnet“, „perfekt beschrieben“ würden unsere Vorgänger auf Anhieb urteilen. Für heute reicht das oft nicht mehr. Denn trotz allem passieren Pleiten, Pech und Pannen. Denn der Mensch ist im Regelfall die „Schwachstelle“, die die Qualität beeinflusst. Deshalb ist es so wichtig, die Zusammenhänge zu untersuchen und Verbesserungen anzustreben.

Perfektion - auch im GaLaBau? Vorsicht, dieser Perfektionismus im Gärtnerberuf ist nicht jedermanns Sache, denn Menschen wollen gestalten, bauen, pflegen. Und da gibt es große Ermessensspielräume. Viele Landschaftsgärtner erhoffen sich in ihrem bewusst gewählten Beruf eine Kombination aus Naturverständnis, aus Gestaltungsfreiheit und Technikeinsatz Sie wollen konstruieren und bauen, aber auch gestalten und mit der Natur arbeiten. Andererseits rufen die Kunden nach „perfekten Gärten“ mit den modernen Angeboten wie: Automatische Beregnung, Licht, Wasser, „perfektes Grün“!

Verantwortung übernehmen

Die Unternehmer sind es, die von ihren Mitarbeitern eine „perfekte Leistung“, also 100 % abrufen möchten. Der Moderator und Trainer Johann Detlev Niemann vermittelte vor den Studierenden der Meister- und Technikerschule, sowie dem Gesprächsforum für Betriebswirtschaft und Baubetrieb diesen Balanceakt zwischen „100 % Soll“ und „90 % Ist“. „Warum wird die Rüttelplatte defekt auf die Baustelle gebracht?“ „Wer hat den Benzintank nicht nachgefüllt? Warum wurden Werkzeuge vergessen?“ All diese Kleinigkeiten sind es, die das Erreichen von 100% so schwer machen! Der Zweimetermann macht den Zusammenhang deutlich zwischen den „hardskills“ (Betrieb, Ausstattung) und den „softskills“ (Mitarbeiter und Organsiation). Betriebsblindheit und Unbeweglichkeit stellen dabei eine große Gefahr dar, dass das Unternehmen erstarrt oder gar vergreist. Gerade an die jungen Führungskräfte geht der Appell: „Gehen Sie raus aus Ihrer Komfortzone, denn wer an Gewohnheiten festhält, erreicht nie neue Ziele“. Dazu gehören z.B. ein kraftvolles Durchstarten nach einer persönlichen Krise (Stichwort Resilienz), ein individuelles Coaching, das bewusste Achten auf die Gesundheit, die Ausüben von Führung.

Freude an der Leistung entfachen

Niemann ging dann besonders auf sein „Kompetenz-Viereck“ ein, das zu einer perfekten runden Sache werden muss, soll das Unternehmen erfolgreich laufen. Hierher gehören Fachkompetenz ( = ist Grundvoraussetzung), die Soziale Kompetenz besteht aus: Persönliche Tugenden, Leistungsbereitschaft, Kritik- und Konfliktfähigkeit, Werte, Toleranz und VerAntwortung. Zur Methodenkompetenz zählen Querdenken, Selbst- und Zeitmanagement, Aktives Zuhören und Präsentation. Die Lernkompetenz muss aktiv bis ins hohe Alter betrieben werden, weil sonst wichtige Fähigkeiten leiden. Zum Lernen gehören das Wollen, das Können, aber auch das Dürfen. Mitarbeiter wollen Sinn in ihrer Arbeit finden, wollen anerkannt werden. Das entfacht ihre Energie und Lust an der Leistung. Angesichts der ständigen Beschleunigung und Arbeitsdichte gilt es, rechtzeitig in jedem GaLaBau Unternehmen eine etwaige „Schieflage“ zu erkennen und gegenzusteuern.

Der Westfale Niemann verstand es, die Teilnehmer in diesen Workshop einzubeziehen, indem er sie gelegentlich provozierte oder mit dem begleitenden „handout“ und einem Fragebogen zur Selbsteinschätzung in den Verlauf mit einbezog.

So konnten die Teilnehmer z.B. sofort zu den herausfordernden Fragen Stellung beziehen:

  • Warum regt sich der Chef immer so auf?
  • Wer trägt für was im Betrieb/auf der Baustelle die Verantwortung?
  • Welche Fehler und Irrtümer kosten unnötig (viel) Geld?
  • Was ist der Unterschied von Leistungsbereitschaft und -fähigkeit
  • Welche Kompetenzen führen zum Erfolg?
  • Was benötige ich, um produktiver zu arbeiten?
  • Wie wichtig ist eine offene Kommunikation im Alltag oder welche Macht hat der Empfänger einer Nachricht?
  • Brauchen wir Kritik- und Konfliktfähigkeit auf Baustellen?
Wie begeistert oder frustriert, wie aktiv oder ausgebrannt, wie stolz oder distanziert die Beschäftigten sind, können Chefs beeinflussen, wenn sie Mitarbeiter nach ihren Einstellungen und ihrer Einsatzbereitschaft fragen. Sie schaffen die Rahmenbedingungen für Engagement und Loyalität, was sich wiederum auf die auf eine 100 %ige Qualität auswirkt. Anhand einer einfachen Zeichnung, dem sogenannten Erfolgstrichter, skizzierte Niemann, was geschieht, wenn die Dinge positiv oder negativ für alle Beteiligten laufen.