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Süßkirschen auf schwachwachsenden Unterlagen

Kleinkronige Bäume sind für den intensiven Erwerbsanbau unabdingbar. Solche Bäume eignen sich aber auch für die immer kleiner werdenden Hausgärten, da sie im Vergleich zu den bisher üblichen hochstämmigen, ausladenden Rundkronen weit weniger Raum einnehmen.

Die Kombination aus schwachwuchsinduzierender Unterlage (z. B. GiSelA 5 und 3) und Erziehungsform (Spindel) ist die Voraussetzung für das Kleinbleiben der Bäume.

Anleitungen zum Anbau

Jungbäume auf schwachwuchsinduzierenden Unterlagen werden im Herbst oder Frühjahr gepflanzt. Sie benötigen einen Pfahl als Stütze. Zum sicheren Anwachsen muss während trockener Perioden, vor allem in den Sommermonaten, gründlich gegossen werden. Die Spindel ist eine Baumform mit dominierender Mittelachse, um die sich die untergeordneten Seitenäste als waagrecht formierte Fruchtäste nach allen Seiten gruppieren. Es erfolgt also kein Rundkronenaufbau mit Leitästen, wie er bei Halb- und Hochstämmen üblich ist.

Spindel-Erziehung (Central-leader-System nach Tobias Vogel)

Pflanzung einer ein- oder zweijährigen Veredlung mit vorzeitigen Seitentrieben

Falls ein größerer, zweijähriger Baum gepflanzt wird, schneidet man den Mitteltrieb oberhalb eines Auges in Höhe von ca. 1,20 m an und entfernt kräftige Konkurrenztriebe.

Formieren des Jungbaums

1. Die Seitentriebe mit Hilfe von Astklammer (1), Betonklötzchen (2) oder Schnur (3) waagrecht stellen und nicht einkürzen.
2. Nach Mitte März am Mitteltrieb 4 bis 5 Knospen unterhalb der verbleibenden Gipfelknospe (5) ausbrechen.

Zustand nach dem Austrieb (ca. Mai)

(1) Die waagrecht gestellten Äste bilden neue Triebe.
(2) Am Mitteltrieb oberhalb der Verzweigungen wachsen kleine Triebe aus den verbliebenen Knospen.
(3) Ein Zuwachs entsteht aus der Gipfelknospe.

Behandlung im Mai

(4) Kurz nach der Blüte werden die kleinen, ca. 6 bis 8 cm langen Triebe am Mitteltrieb (2) mit Hilfe von Kunststoff-Wäscheklammern waagrecht gestellt.
(5) Neutriebe, die steil nach oben oder unten wachsen, werden entfernt.

Behandlung im nächsten Jahr

Die Mittelachse wird nur angeschnitten, wenn der Neutrieb mehr als 70 bis 80 cm zugewachsen ist. Konkurrenzknospen am Neutrieb der Mittelachse werden nach Mitte März ausgebrochen (siehe unter "Formieren des Jungbaumes" (5)). Wäscheklammern, Schnüre und Betonklötzchen werden entfernt, die waagrechten Seitentriebe nicht angeschnitten.
Junge Süßkirschbäume nebeneinander in der Spindelerziehung

Süßkirsche

Junge Apfelbäume mit Vollbehang

Apfel

In den Folgejahren

Steile bzw. starke Triebe werden entfernt und auf Verzweigungen abgeleitet. Für die Erhaltung der pyramidalen Form kann ein Rückschnitt der Mittelachse auf einen jungen, flach stehenden Trieb notwendig sein. Dieser Schnitteingriff sollte, wegen der besseren Wundverheilung, unmittelbar nach der Ernte erfolgen. Durch diese sommerliche Schnittmaßnahme bleibt der Neuaustrieb im Folgejahr moderat. Spätestens nach einem Jahr müssen Schnüre und Drähte entferntwerden, um das Einwachsen zu vermeiden.
Hinweis! Diese Art der Spindelerziehung kann auch bei anderen Baumobstarten angewendet werden.