Der "Bayernapfel" Roter Aloisius®

Rote Äpfel der Sorte Titan mit Laubblättern hängen am Ast.

Im Rahmen der Sortenprüfungen an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Veitshöchheim werden bei der Obstart Apfel primär Sorten getestet, die für den Freizeitgartenbau und somit für die Sortimente der (Endverkaufs-)Baumschulbetriebe empfohlen werden können. Für Haus- und Kleingarten sowie Streuobst sollten neben langjährig bewährten auch qualitativ bessere vor allem pflegeleichtere Sorten im Fokus stehen. Schorfresistente Äpfel können dies leisten, zumal nun hochwertige Sorten wie 'Topaz', 'Santana', 'Solaris' und 'Rubinola' den Markt bereichern und die Kunden begeistern, was viele Geschmackstests belegen.

Die Schorfresistenz ist bei den sogenannten „resistenten“ Sorten in vielen Regionen durchbrochen. Dennoch zeigen Blatt bzw. Frucht im „Feldanbau“ vor allem in Jahren mit trockener Witterung zur Hauptinfektionszeit von April bis Ende Mai vielfach keinen oder nur geringen Befall an Schorfflecken. In niederschlagsärmeren Gegenden Nordbayerns erweist sich das Schadensausmaß generell geringer. Die Ausbildung neuer Schorfrassen führte dazu, dass auch viele „altbewährte“ Sorten heutzutage anfälliger sind. Kurzum: gegen Schorf resistente bzw. tolerante Apfelsorten mit inzwischen gutem Geschmack zum Teil auf 'Elstar'-Niveau stellen eine Bereicherung im Anbau dar. Neben den Inhaltswerten spielt die äußere Qualität, Optik, Befallsfreiheit an Schalenflecken für die meisten Menschen eine zunehmende Rolle im Verzehr von Obst. "Gesunde Früchte" sind nur von gesunden und robusten Obstgehölzen zu erwarten!

Vielfalt an neuen Apfelsorten

Vor allem in den letzten 30 bis 40 Jahren sind viele sogenannte „konventionelle“, aber auch schorfresistente Neuheiten auf den Markt gekommen. Durch die gestiegene Bedeutung des Bioanbaus haben Züchter den Aspekt "Pflanzengesundheit/Resistenz gegen Schaderreger" verstärkt einbezogen. So kamen seit 1990 viele schorfresistente Apfelklone zur Sortensichtung bzw. Sortenprüfung in das Versuchsgelände für Obstbau und Baumschule der LWG in Thüngersheim. Die Sortenempfehlungen konnten seitdem immer wieder aktualisiert werden. Neue Sorten besitzen fast ausnahmslos Sorten- und/oder Markenschutz. Sie werden meist nur von dem Sorteninhaber direkt oder über lizenzierte Baumschulbetriebe vermehrt und in den Handel gebracht. Da inzwischen ein breites Sortiment auch an schorfresistenten Apfelsorten vorliegt und das Sortenschutzverfahren gebührenpflichtig ist, lohnt der Sortenschutz nur für Varietäten, die in sehr hohen Baumzahlen mit dem Fokus „Erwerbsanbau“ vermehrt werden. Daher gehen wir in Zusammenarbeit mit Bayerischen Gartenbaumschulen bei 'Titan' einen anderen Weg. Es lag die Befürchtung nahe, dass der bei uns über Jahre stets positive Apfel 'Titan' wie bereits viele andere Sorten wieder in der Versenkung landen würde.

Apfelsorte 'Titan' und Markenbezeichnung 'Roter Aloisius'

Bei 'Titan' handelt es sich um eine robuste, attraktive, farbige Herbst-/Frühwintersorte mit je nach Lagerbedingungen begrenzter Lagerfähigkeit bis ca. Anfang Februar. Aufgrund der derzeit vielen Apfelsorten in diesem Reifensegment macht eine Verwendung für den Erwerbsanbau kaum Sinn. Für den Freizeitgartenbau (Haus- und Kleingarten, Streuobst) scheint 'Titan' jedoch sehr gut zu passen, wie Sie beiliegender Sortenbeschreibung entnehmen können.

Sortenbeschreibung 'Titan' / 'Roter Aloisius'

Herkunft

Abstammung unbekannt, vermutlich Sämling von 'Ingrid Marie'

Wuchs

Mittelstark auf M 9, gute Verzweigung, Fruchtäste bei Spindelerziehung mittellang, zum Teil hängend mit Tendenz zur Verkahlung im Vergleich zu 'Boskoop' deutlich weniger Wuchskraft. Somit einfacher in der Pflege und Erziehung.

Anfälligkeiten

Robust gegen Apfelschorf; am Prüfstandort der LWG bislang zehn Jahre frei von Frucht- und Blattschorf ohne Fungizideinsätze. Krebs am Standort generell wenig und bei 'Titan' nicht aufgetreten. Echter Mehltau: gering. In allen zehn Prüfjahren nicht auffällig für Fruchtschäden wie Fruchtfäule und Stippe.

Blüte

Mittel bis mittelspät; im Zeitraum von 'Elstar'

Pflückreife (Region Würzburg)

Mitte bis Ende September; relativ einheitlich in zwei Pflückgängen; vor 'Boskoop' bzw. kurz nach 'Elstar'

Genussreife

Ende September/Anfang Oktober bis Dezember; Lagerfähigkeit mittel.

Ertrag

Früh einsetzend, hoch und regelmäßig.

Frucht

Gelbgrüne Grundfarbe mit mehr als 75 bis fast 100 Prozent mittelrote, rötlichbraune bis rotorangefarbene Deckfarbe, flächig bis leicht marmoriert. Die Schale ist glatt, wenig glänzend, nur leicht berostet. Lentizellen deutlich sichtbar.

Stiel mittellang, Stielgrube, leicht berostet, Kelchgrube weit, flach bis mäßig tief und leicht gerippt. Frucht mittelbauchig, flach, somit breit. Der Großteil der relativ einheitlichen Früchte liegt in zusatzbewässerten, intensiv geschnittenen Spindelbäumen im Bereich 70 bis 80 Millimeter; kaum Über- bzw. Mindestgrößen.

Fruchtfleisch mit mittlerer Festigkeit und Saftigkeit, cremefarben, süß mit feiner Säure und ausgeprägter Würze. Insgesamt wohlschmeckender Apfel mit leicht 'Cox'-ähnlichem Aroma, den man auch als „milden Boskoop“ bezeichnen könnte und der an ‘Ingrid Marie‘ erinnert. Die Festigkeit der Frucht lässt im Naturlager nach, sie schrumpft aber - im Gegensatz zu 'Boskoop' - nicht ein.