Bäume mit Zukunftscharakter
Evaluierung von Baumarten und Sorten aus der Sicht der Baumschulen

In den letzten Jahren sind teilweise enorme Probleme im Krankheitsbereich bei einzelnen Hauptbaumarten wie Rosskastanien, Ahorn, Eschen, Platanen und Eichen aufgetreten. Als Konsequenz für die Baumschulbranche werden problematische Gehölze nur noch wenig nachgefragt. Esche und Rosskastanie werden kaum noch gepflanzt, es gibt Kommunen, die die Verwendung von Eichen kategorisch ablehnen. Dies zwingt zu einem Umdenken in der Produktion von Gehölzen.


Gefährdung von Bäumen durch Schaderreger und Klimaeinflüsse

Bäume mit herbstlicher Laubfärbung auf der Plantage vor blauem Himmel, im Hintergrund Weinberge

Schlagworte wie Eichenprozessionsspinner, Eschensterben, Massaria, Pseudomonas oder Verticillium beherrschen die Diskussionen von Fachleuten und schränken die Auswahl von geeigneten Baumarten in der Verwendung ein. Esche und Rosskastanie werden kaum noch gepflanzt, es gibt Kommunen, die die Verwendung von Eichen kategorisch ablehnen.  Mehr

Aktivitäten zu Jungbäumen - getestet an der LWG

Jungpflanzen mit einer Schutzhülle stehen nebeneinander auf einem Feld mit Schildern

Auf dem zehn Hektar großen Versuchsgelände der LWG Veitshöchheim werden auf einer Fläche von ungefähr drei Hektar im Laufe der letzten 15 Jahre ein umfangreiches Sortiment von weit über 400 Baumarten und Sorten gepflanzt. In Quartieren wird die Anzucht von 135 Arten hinsichtlich ihrer Eignung für die Baumschulkultur und ihrer Verwendung in zukünftigen Pflanzungen bonitiert. Der Standort ist gekennzeichnet durch ein heißtrockenes Klima mit Temperaturen von über 40 Grad Celsius im Schatten im Jahr 2015. Die jährlichen Niederschläge liegen im Mittel bei 550 Millimeter, wobei ein messbarer Trend nach unten in den letzten Jahren Realität geworden ist.  Mehr

Ein Abgleich der Ergebnisse aus dem 43er Sämlingsversuch mit den Erfahrungen an der LWG Veitshöchheim

Ergebnisse zur Eignung von Baumarten und Sorten im Praxisversuch an klimatisch unterschiedlichen Standorten in sechs verschiedenen Baumschulen und an der LWG

Auf der Plantage stehen Bäume mit gleichmäßiger Baumkrone

Grundsätzlich gilt: Es kann nur das gepflanzt werden, was vorher in einer Baumschule kultiviert worden ist. Die Entscheidung, welche Straßenbaumart in einer Baumschule produziert wird, hängt in erster Linie von der Nachfrage nach einer bestimmten Art oder Sorte ab. Ist die Nachfrage vorhanden, dann ist zu prüfen, ob die betreffende Baumart von einem Jungpflanzenbetrieb angeboten und somit verfügbar ist. Die Bereitschaft, die Sortimentspalette in der Produktion zu erweitern und neue Arten auszuprobieren, stellt für den Baumschüler ein Risiko dar, dauert es doch acht bis zehn Jahre, bis ein verkaufsfähiger Baum kultiviert worden ist.  Mehr

Ausgewählte Baumarten mit Innovationscharakter bei gleichzeitig guter Eignung für die Anzucht in Baumschulen

Empfehlungsliste von Bäumen für die Anzucht in Baumschulen

Auf der Plantage stehen Bäume mit gelb färbenden Laubblättern, im Hintergrund fährt ein Traktor

Die Baumschulen, die sich mit der Anzucht von Bäumen intensiv beschäftigen, müssen heute bei ihren Aufpflanzungen abschätzen, welche Bäume in acht bis zwölf Jahren in den Planungen eventuell ausgeschrieben werden. Das ist natürlich extrem schwer vorhersehbar. Das Beispiel Fraxinus excelsior zeigt, dass auch eine bisher problemlose Baumart durch einen neuen Schaderreger an Bedeutung verliert und der Absatz innerhalb kürzester Zeit einbrechen kann.  Mehr

Ausblick

Die pauschale Ablehnung nicht einheimischer Arten ist bei städtischen Pflanzungen nicht zielführend. Es werden in Zukunft vermutlich Pflanzen bei uns wachsen, die aus Klimaregionen kommen, in denen es schon immer vergleichsweise kalte Winter, aber trockene und heiße Sommer gibt. Es gilt, die Herkunft eines Gehölzes in zukünftigen Überlegungen stärker mit einzubeziehen. Das zweite Kriterium bei der Auswahl von Gehölzen ist ihr derzeitiger Gesundheitsstatus. Baumarten, die bis jetzt kaum von Schaderregern befallen werden, weil sie bei uns bisher nur wenig eingesetzt wurden, können bei vermehrter Pflanzung ebenfalls Probleme mit Schädlingen und Pilzen haben.

Ziel muss es sein, die Baumartenvielfalt in der Stadt zu erhöhen. Nur eine breite Basis an geeigneten Pflanzenarten und Sorten mindert das Risiko, dass weitere neue Krankheiten und Schädlinge die uns zur Verfügung stehende Palette noch mehr verringern. Wir brauchen im übertragenen Sinn die Idee des gesunden Mischwaldes auch bei der Pflanzenauswahl im urbanen Raum. Denn der Extremstandort Stadt wird noch extremer. Es zählt nicht, was früher bei uns gewachsen ist, sondern was in Zukunft überhaupt noch in unseren Städten wachsen kann.

Ein Baum kann sich ganz lange merken, was er in seiner Jugendphase erlebt hat. In der Anzucht sollte die Anfälligkeit gegenüber Trockenstress durch intensives Bewässern und Düngen nicht erhöht werden. Optimal wäre es, wenn der Baum in dem Klimaraum angezogen werden könnte, wo er später auch gepflanzt wird. Dass das nicht immer geht, ist vollkommen klar, aber die regionale Produktion wird in Zukunft vermutlich an Bedeutung gewinnen. Denn nur Gehölze binden Kohlendioxid dauerhaft, das hat sich mittlerweile herumgesprochen.

Um in Zukunft die richtigen Pflanzen für unterschiedliche Standorte in ausreichenden Mengen zur Verfügung stellen zu können, müssen sich alle Beteiligten an einem gemeinsamen Konzept beteiligen. Die Baumschulwirtschaft braucht die Einsicht, dass im Sortiment klimabedingt Veränderungen notwendig sind und muss das entsprechende Jungpflanzenmaterial heranziehen. Das Konzept funktioniert natürlich nur, wenn die angezogenen Pflanzen letztendlich auch von Landschaftsarchitekten, dem Gala-Bau, den Stadtplanern oder sonstigen Entscheidungsträgern nachgefragt werden. Deshalb kommt der Informationsvermittlung zu Produzenten und Verwendern über die veränderten Bedingungen eine herausragende Bedeutung zu.