Versuchsergebnis
Untersuchungen zum Nachbau von Erdbeeren auf bodenmüden Standorten in Bayern

Auf einem Versuchsfeld in Bergtheim mit gepflanzter Erdbeere unter freiem Himmel mit Wolken

Ein fehlender oder eingeschränkter Flächenwechsel kann bei Erdbeeren zu Bodenmüdigkeit führen, die in erster Linie durch bodenbürtige Schaderreger (Phytophthora, Verticillium, Fusarium etc.) verursacht wird. Dadurch kann es zu massiven Wuchsdepressionen, Ertrags- und Qualitätseinbußen kommen.

Im Rahmen des vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten geförderten Projekts „Nachbau von Erdbeeren auf bodenmüden Standorten“ werden verschiedene Gegenmaßnahmen gegen die Bodenmüdigkeit getestet.
In Bayern herrschen sehr starke Standortunterschiede zwischen Nord- und Südbayern vor. Daher wird der „integriert produzierende“-Teil des Versuches an zwei Standorten weitgehend identisch durchgeführt:
  • Im Praxisbetrieb Gerhard, Bergtheim (Lkr. Würzburg)
  • Im niederbayerischen Lehr- und Beispielsbetrieb für Obstbau (LUB) Deutenkofen (Lkr. Landshut)
Für den Versuch sind Nachbauflächen obligatorisch: nach jeweils 3-jähriger Erdbeerkultur wurden in diesen beiden Anlagen fünf Varianten mit der Hauptsorte 'Elsanta' getestet. In Randreihen der Versuchsfelder stehen weitere 10 Erdbeersorten in kleinem Umfang. Der Pflanzabstand beträgt an beiden Standorten 100 cm x 30 cm.
Am dritten Standort, den ökologischen Gemüsebauversuchsbetrieb Bamberg der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), soll eine Bekämpfungsstrategie für den ökologischen Erdbeeranbau erarbeitet werden. Der Pflanzabstand ist hier 82,5 cm x 40 cm.
Auf allen Versuchsflächen wurde eine randomisierte Blockanlage mit drei Wiederholungen erstellt. Gepflanzt wurden wurzelnackte Grünpflanzen im Spätsommer 2015.
Erdbeere in der Schale mit einer 2 Euromünze zum Größenvergleich der Variante 1

Variante 1: Kontrolle

Erdbeere in der Schale mit einer 2 Euromünze zum Größenvergleich der Variante 2

Variante 2: Phosfik-Tauchen und Spritzen

Erdbeere in der Schale mit einer 2 Euromünze zum Größenvergleich der Variante 3

Variante 3: Phosfik-Fertigation

Erdbeere in der Schale mit einer 2 Euromünze zum Größenvergleich der Variante 4

Variante 4: Substrat eingefräst

Erdbeere in der Schale mit einer 2 Euromünze zum Größenvergleich der Variante 5

Variante 5: Substrat in Graben verfüllt

Intergrierte Produktion

Nach den ersten Behandlungen im Herbst/Frühjahr 2016 kam es in Deutenkofen zu hohen Pflanzenausfällen. Hier war es vor allem die Variante Kalkstickstoff, die durch zu hohe Ausfälle keine Bonitur ermöglichte. Vermutlich ist die Ausfallrate mit den hohen Niederschlägen und der starken Cyanamidphase von Kalkstickstoff im Frühjahr 2016 zu erklären. Wobei in der Praxis Kalkstickstoff als gängige Düngemaßnahme ohne Probleme durchgeführt wird.
Die nachfolgenden Versuchsergebnisse werden sich im integriert bewirtschaftenden Teil deshalb nur auf den Standort Bergtheim in Franken, an dem es keine Pflanzenausfälle gab, konzentrieren.

Behandlungen

Als Versuchsmittel dienen das phosphorsäurehaltige Präparat Phosfik, der Dünger Kalkstickstoff (nur in Deutenkofen) und das torfhaltige Substrat 5 + GreenFibre der Firma Klasmann-Deilmann.
Letzteres wurde vor der Pflanzung in den Pflanzstreifen eingefräst (Variante 4) bzw. wurde in Variante 5 ein schmaler Graben (15 cm x 15 cm) ausgehoben, in den das Substrat eingefüllt und darauf die Pflanzen gesetzt wurden.
Variante 2 beinhalten das praxisübliche Verfahren mit einem Phosphonat, in dem die Pflanzen vor dem Setzen getaucht und im Herbst/Frühjahr 2016 der Bestand mehrmals behandelt wurden.
Mehrmalige Phosfikausbringung über die Tropfschläuche mit den Bewässerungsgaben wurde in Varinate 3 getestet.
Der restliche Pflanzenschutz erfolgte nach betriebsüblichen Standards in allen Varianten gleich. Durch Bodenuntersuchungen konnten am Standort Bergtheim und Deutenkofen Phytophthora-Arten nachgewiesen werden aber kein Verticillium.

Ergebnisse

Über fast alle Varianten hinweg konnte ein höherer Ertrag und eine geringere Fruchtgröße im zweiten Erntejahr gegenüber dem ersten festgestellt werden. Nur in den beiden Substratpflanzungen verringerte sich der marktfähige Ertrag. Daraus schließt sich, dass die positive Wirkung des Substrats bereits im zweiten Erntejahr nachlässt.
Die beiden Phosfik-Varianten hingegen zeigen eine deutliche Erhöhung des Ertrags. Fertigiert wurden nahezu doppelt so viele Früchte wie in der Kontrolle geerntet. Auch bei den Ergebnissen aus dem niederbayerischen Deutenkofen schnitt Phosfik (hier nur Tauchen und Spritzen als Versuchsglied) am besten ab.
Das Fruchtgewicht ist in allen Varianten etwa gleich. Es lassen sich aber leichte Tendenzen auslesen, die aber statistisch nicht abgesichert werden können. Der Anteil von vermarktungsfähigen Erdbeeren liegt bei allen Varianten ungefähr bei 65 bis 70 %.

Ökologische Variante

Die ersten Nachbausymptome zeigten sich am Versuchsstandort Bamberg im Frühjahr 2016 in Form von Wuchsdepressionen und Absterbeerscheinungen. Ein Teil der Pflanzen regenerierte sich, blieben aber deutlich kleiner als die gesunden Pflanzen.
Durch eine mykologische Untersuchung konnten die Erreger Fusarium redolens, Rhizoctoia solani und Pythium ultimum an den kranken Wurzeln nachgewiesen werden. Kurz vor der Ernte brach ein weiterer Teil der Pflanzen zusammen und starb ab.

Behandlungen

Im Versuch wurden zwei Mikroorganismen-Präparate (Tmix Plus und RhizoVital 42), Kompost und Kleegrassilage auf ihre Wirkung gegen die Bodenmüdigkeit bei Erdbeeren untersucht. Durch die Behandlungen sollte der Boden mit nützlichen Mikroorganismen angereichert werden, um ein Gleichgewicht zwischen Schaderreger und zugeführten Mikroorganismen im Boden zu erzeugen.
Die beiden Präparate wurden gemäß Herstellerempfehlungen per Gießbehandlung mehrmals im Jahr ausgebracht (Tabelle 2). Im Frühjahr 2016 wurden Wurzelproben der RhizoVital-Variante genommen. Durch eine Laboruntersuchung konnte nachgewiesen werden, dass sich das im RhizoVital enthaltende Bakterium Bacillus amyloliquefaciens an den Erdbeerwurzeln etablieren konnte.

Ergebnisse

Der Marktertrag lag in beiden Versuchsjahren trotz der Ausfälle mit zum Teil über 2 kg/m2 auf einem hohen Durchschnittsniveau. Im zweiten Erntejahr konnte der Ertrag nochmals gesteigert werden, allerdings stieg auch der Anteil nicht vermarktungsfähiger Früchte deutlich an. Dabei machten Früchte der dritten Qualität (zu klein) und faule Früchte den Großteil aus. Das Fruchtgewicht war hingegen im zweiten Erntejahr deutlich geringer.
Die verschiedenen Behandlungen bewirkten laut Statistik in beiden Jahren keine eindeutige Ertragssteigerung. Auch das Fruchtgewicht und die Absterberate waren bei allen Varianten auf einem Niveau. Die Kompostvariante erreichte zwar einen etwas höheren Marktertrag, jedoch konnten auch hier statistisch keine Unterschiede im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle festgestellt werden. Ein Nährstoffvorteil kann dabei ausgeschlossen werden, da die Düngewirkung vom Kompost und der Kleegrassilage bei der Grunddüngung berücksichtigt wurde.
Möglicherweise sind die Effekte der einzelnen Behandlungen erst nach mehreren Jahren deutlich erkennbar.

Randsorten

Die ersten Symptome zeigten sich in Bamberg (Öko) auch hier bereits im Frühjahr 2016 in Form von Wuchsdepressionen und Absterbeerscheinungen, verursacht durch Fusarium redolens, Rhizoctoia solani und Pythium ultimum.
Die Sorte 'Faith' konnte aufgrund ihrer Starkwüchsigkeit auf dem bodenmüden Standort überzeugen. Sie erwies sich als besonders robust und erzielte in beiden Erntejahren einen hohen Marktertrag von über 3 kg/m2. Auffällig war bei dieser Sorte das hohe Fruchtgewicht.
'Jive' erwies sich ebenfalls als vital unter Nachbaubedingungen, allerdings fiel der Ertrag 2016 eher gering aus. Im zweiten Jahr lag der Ertrag hingegen auf einem ähnlichen Niveau wie der von 'Faith'. Geschmacklich wurden 'Faith' und 'Jive' von Testkonsumenten aber eher negativ bewertet. Von der Reifezeit sind beiden Sorten als mittelspät bis spät einzustufen.
Die Sorten 'Vivaldi' und 'Sonata' waren im ersten Jahr stärker von Wuchsdepressionen betroffen, konnten sich aber bis zum zweiten Erntejahr regenerieren, was sich auch auf den Ertrag auswirkte.
Besonders betroffen von der Bodenmüdigkeit war 'Flair'. Hinzu kommt noch, dass die Pflanzqualität bei vielen Randsorten schlecht war, was wahrscheinlich an dem sehr heißen und trockenen Jahr 2015 gelegen hat. Zusammen mit 'Dream' und 'Dely' war 'Flair' in den Verkostungen die beliebteste Sorte.
In einer Schale mit den Erdbeeren und davor steht ein Etikett mit dem Sortenname Flair

'Flair'

In einer Schale mit den Erdbeeren und davor steht ein Etikett mit dem Sortenname Clery

'Clery'

In einer Schale mit den Erdbeeren und davor steht ein Etikett mit den Sortenname Dream

'Dream'

In einer Schale mit den Erdbeeren und davor steht ein Etikett mit dem Sortenname Dely

'Dely'

In einer Schale mit den Erdbeeren und davor steht ein Etikett mit dem Sortenname Vivaldi

'Vivaldi'

In einer Schale mit den Erdbeeren und davor steht ein Etikett mit dem Sortenname Joly

'Joly'

In einer Schale mit den Erdbeeren und davor steht ein Etikett mit dem Sortenname Elianny

'Elianny'

In einer Schale mit den Erdbeeren und davor steht ein Etikett mit dem Sortenname Sonata

'Sonata'

In einer Schale mit den Erdbeeren und davor steht ein Etikett mit dem Sortenname Elsanta

'Elsanta'

In einer Schale mit den Erdbeeren und davor steht ein Etikett mit dem Sortenname Jive

'Jive'

Fazit

Auf den integriert produzierenden Flächen erwies sich Phosfik als praktikables Mittel, um auf bodenmüden Standorten die Pflanzen zu stärken und gegenüber Nachbaukrankheiten toleranter zu machen. Die mehrmalige Applikation über Bewässerungsgaben erwies sich effektiver als Behandlungen über die 3-Düsengabel. Das Substrat zeigte eine leichte Verbesserung, ist aber gegenüber den Phosfik-Varianten deutlich teurer und aufwendiger auszubringen.
Im ökologischen Versuchsaufbau konnte kein Präparat den Pflanzenausfall durch pilzliche Erreger verringern. Auch der Ertrag konnte statistisch absicherbar nicht gesteigert werden. Eine leicht bessere Tendenz ist in der Ausbringung von Kompost zu erkennen.
Anhand der Sortenversuche an den Randreihen des Hauptversuchs konnte festgestellt werden, dass vor allem auf Nachbauflächen die Pflanzenqualität eine sehr wichtige Rolle spielt. Umso stärker die gesetzten Pflanzen, umso besser konnten sie sich etablieren und vernünftige Erträge erzielen.
Auch die Wuchsstärke der einzelnen Sorten sollte bei Nachbaupflanzungen zwingend berücksichtigt werden. So sind stark wachsende Sorten, wie z. B. 'Malwina' oder 'Faith' deutlich besser für Nachbaustandorte geeignet als 'Flair' oder 'Clery'. Eine Garantie dafür gibt es aber nicht, da jede Fläche andere Bedingungen aufweist.
Nach der Ernte wurden die Bestände an allen drei Standorten gerodet und neue Pflanzen der Sorte 'Elsanta' auf die gleichen Flächen gepflanzt, sowie neue Randsorten zur Sichtung. Auch die Varianten bleiben gleich, da vor allem auf den biologischen bewirtschaftenden Flächen Präparate eingesetzt wurden, die ihre eventuelle Wirkung erst nach mehreren Jahren zeigen.