Fachartikel
Düngung von Straßenbäumen

Mitarbeiter der LWG bei der Entnahme von Bodenproben.

Substrate, Nährstoffe, Düngung im Projekt "Stadtgrün 2021“ - Erste Ergebnisse
Der Versuch "Stadtgrün 2021“ ist als Praxisversuch angelegt. Pflanzung und Pflege der Bäume orientieren sich an der guten fachlichen Praxis und den einschlägigen Regelwerken. Die Tatsache, dass sowohl Kenntnisse über den genauen Nährstoffbedarf der Straßenbaumarten fehlen, als auch Untersuchungen zur langfristigen Entwicklung der Nährstoffgehalte in den Baumsubstraten nach FLL und ZTV-Vegtra-Mü waren der Anlass für die hier dargestellten Untersuchungen.

2013, 9 Seiten

Prof. Dr. M. Krieter und Dr. A. Malkus (1996) haben mit ihren Forschungen und dem Pflanzversuch mit Tilia pallida ganz wesentlich zur Entwicklung von mineralischen und einschichtigen Baumsubstraten beigetragen. Die Ergebnisse sind in dem von der FLL herausgegebenen Heft „Untersuchungen zur Standortoptimierung von Straßenbäumen – Ergebnisse eines Pflanzversuchs von Tilia pallida in 14 deutschen Städten“ beschrieben. In ihrem groß angelegten Versuch verglichen sie die Praxismischungen der beteiligen Städte mit ihrem neu konzipierten Versuchssubstrat. Die Städte verwendeten sowohl einschichtige als auch zweischichtige Substrataufbauten. Die Versuchsvariante bestand aus einem einschichtigen, humusarmen Substrataufbau mit einer Baumgrubentiefe von 1,5 m. Jeweils acht Linden wurden in jeder Stadt sowohl in der Praxis- als auch in die Versuchsvariante gepflanzt. Die positiven Ergebnisse mit dem Versuchssubstrat führten schließlich zu den Substratanforderungen der aktuellen FLL-Empfehlungen für Baumpflanzungen.
Die Substratanforderungen in den FLL-Empfehlungen als auch in der ZTV-Vegtra-Mü beschränken sich mit Ausnahme des pH-Werts auf physikalische Substrateigenschaften. Zu den Nährstoffgehalten werden nur sehr allgemeine Angaben gemacht. In den FLL-Empfehlungen (Teil 2) wird verlangt, dass „…von einer hohen Nährstoffbevorratung … in der Zeit zwischen Einbau des Substrats und Pflanzung abzusehen ist“ (zit. nach Seite 37). Die Nährstoffgehalte der Substrate sind zu deklarieren. Ober- oder Untergrenzen für Nährstoffe werden nicht festgelegt.
Die Substrate an den drei Versuchs­standorten wurden von uns neben den physikalischen Eigenschaften auch in Bezug auf ihre Nährstoffgehalte untersucht. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass in Abhängigkeit von den verwendeten Ausgangsstoffen die Nährstoffgehalte der Substrate der unterschiedlichen Hersteller stark schwanken.

pH-Wert

Die pH-Werte der Substrate liegen alle im Bereich von 7,3 bis 7,4. Sie haben sich bisher im Verlauf des Versuchs nicht verändert. Diese pH-Werte im schwach alkalischen Bereich sind bei Baumsubstraten häufig und werden wiederholt beklagt. Sie führen in der Praxis immer wieder zu Schwierigkeiten, da eine Reihe von Straßenbaumarten, z. B. Acer rubrum oder Quercus rubra, explizit pH-Werte unter 7 verlangen. Höhere pH-Werte führen bei empfindlichen Baumarten zu Chlorosen. Wünschenswert wäre aus Sicht der Pflanzenverwendung ein pH-Wert im schwach sauren Bereich, der aber wohl nur schwer zu erzielen ist.
Im Versuch „Stadtgrün 2021“ zählt von den 20 Versuchsbaumarten Liquidambar styraciflua zu den pH-sensiblen Arten. Bisher weisen die Bäume aber an keinem der Standorte Chlorosen auf. Im Gegensatz dazu waren die zwei Exemplare im Lehr- und Schaugarten in Veitshöchheim immer chlorotisch und wurden deshalb vor einigen Jahren gefällt. Sie wuchsen bei einem pH-Wert von 7,2–7,4 auf dem anstehenden sandigen Lehm. Es ist möglich, dass die bessere Luftführung des Baumsubstrats die Toleranz in Bezug auf den pH-Wert erhöht. Das ist allerdings eine Hypothese, die durch entsprechende Versuche weiter untersucht werden müsste.
Erste Gefäßversuche an Jungpflanzen zur Reaktion auf unterschiedliche pH-Werte in verschiedenen Substraten hat Beltz (2011) unternommen. Quercus palustris zeigte sich sehr empfindlich in Bezug auf höhere pH-Werte. Das ist keine Überraschung. Aber auch die als deutlich weniger kalkempfindlich bekannte Quercus robur wies bereits bei Werten über 6,0 Chlorosen auf. Es ist zu diskutieren, in welchem Maße diese Ergebnisse auf die Praxis mit Großbäumen übertragbar sind. Weitere Untersuchungen sind notwendig. Die Ansprüche der Baumarten in Bezug auf den pH-Wert sind stärker bei der Planung und Ausführung zu berücksichtigen.
Ein wesentlicher Unterschied bestand allerdings zwischen den pH-Werten der Baumsubstrate im Versuch „Stadtgrün 2021“ und den Ballensubstraten der Versuchsbäume. Bei den Ballensubstraten wurden Werte zwischen 4,7 und 7,3 gemessen. Zum größten Teil lagen sie zwischen 5,0 und 6,5. Diese Werte liegen deutlich unter denen der Substrate.
Die Anpassung an den deutlich höheren pH-Wert der Substrate bedeutete für die Versuchsbäume eine erhebliche Umstellung, die den Versuchsbaumarten offenbar keine Schwierigkeiten bereitete. Die Wurzelbildung aus dem Ballen heraus in das Substrat war eindrucksvoll, wie die zwei Beispiele von der nach sechs Monaten verpflanzten Quercus hispanica 'Wageningen' und die nach einem Jahr durch einen Unfall abgebrochene Fraxinus pennsylvanica 'Summit' zeigen.

Nährstoffe

Bereits KRIETER und MALKUS (1996) stellten fest, dass die Einstufung des Nährstoffgehalts von Baumsubstraten nach den Gehaltsklassifikation der Landwirtschaftlichen Forschungs- und Untersuchungsanstalten (Oldenburg 1987) (LUFA-Gehaltsklassen) nicht geeignet ist für Gehölze im innerstädtischen Grün (s. 66ff). Die LUFA-Klassifikation orientiert sich am Bedarf von hochproduktiven und entzugsstarken sowie häufig annuellen Nutzpflanzen. Demgegenüber ist der genaue Nährstoffbedarf von Gehölzen, und in diesem Fall speziell der Straßenbaumarten, bis heute nicht bekannt. Eine Düngeempfehlung, die sich an den LUFA-Gehaltsklassen orientiert, dürfte somit tendenziell immer zu zu hohen Werten und damit einer Überversorgung führen. In den Regelwerken zu Baumsubstraten werden wohl deshalb keine Unter- oder Obergrenzen für die Nährstoffgehalte festgelegt, sondern diese müssen lediglich deklariert werden.
Bei der Beurteilung der Nährstoffgehalte in den Substraten wird in Ermangelung von Alternativen auf die Gehaltsstufen in dem “Leitfaden für die Düngung von Acker- und Grünland“ der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (2012) zurückgegriffen.
Die Phosphorgehalte haben sich in den Substraten im Zeitraum von 2009 zu 2010 kaum verändert. Sie liegen für Würzburg im optimalen Bereich (10-20 mg/100 g Boden), für Kempten im optimalen bis hohen Bereich und für Hof/Münchberg sogar im hohen Bereich (21-30 mg/100 g Boden).
Die Kaliumgehalte sind in Würzburg stabil geblieben und liegen in der Versorgungsstufe „sehr hoch“ (>25 mg/100 g). In Kempten hingegen sind die Kaliumgehalte von der Stufe „optimal“ (8-15 mg/100 g) auf die Stufe „niedrig“ (4-7 mg/100 g) gefallen. In Hof/Münchberg haben sich die Kaliumgehalte von 2009 zu 2012 ebenfalls verringert. Sie sind von der Versorgungsstufe „hoch“ (16-25 mg/100 g Boden) auf die Stufe „niedrig“ (4-7 mg/100 g Boden gefallen. Die Magnesiumwerte haben sich in Kempten sowie Hof/Münchberg von 2009 zu 2012 verringert. In Würzburg sind sie unverändert geblieben. Sie lagen 2009 an allen drei Versuchsstandorten im Bereich „hoch“ (11-49 mg/100 g Boden). In Kempten liegen sie 2012 in der Versorgungsstufe „optimal“ (7-10 mg/100 g Boden) und in Hof/Münchberg in der Stufe „niedrig“ (3-6 mg/100 g Boden).
Im Gegensatz zu den eben genannten Nährstoffen haben sich die Stickstoffgehalte im Verlauf von 2009 zu 2012 deutlich verringert. Sie waren beim Versuchsbeginn bereits gering, abgesehen von den Werten in Hof/Münchberg, die von denen in Würzburg und Kempten deutlich abweichen. Diese sehr niedrigen Stickstoffgehalte im Jahr 2012 waren der Anlass zu der hier beschriebenen Düngung. Zwar sollte einerseits der Pflegeaufwand für die Versuchsbäume so gering wie möglich gehalten werden, aber andererseits sollte das Wachstum der Bäume nicht durch Nährstoffmangel beeinträchtigt werden. Da die Substrate humusarm sind und gut durchlüftet wird die geringe vorhandene organische Substanz schnell abgebaut.