Pflanze des Monats (April)
Ein Bergmännchen im Weinberg

Ein Gruß vom Mittelmeer
Ab März sorgen die Traubenhyazinthen für blaue Farbtupfer in den ansonsten noch spärlich blühenden Wiesen und Gärten und sind für Bienen und Hummeln eine der ersten Nektarquellen nach dem Winter. Traubenhyazinthen bevorzugen sonnige und warme Standorte. Dies ist auch kaum verwunderlich, stammen sie doch aus dem warmen Mittelmeergebiet der Türkei bis Afghanistan und Pakistan. Zwischen 1560 und 1620 wurden die Traubenhyazinthen als Zierpflanze bei uns eingeführt.
Vom Flüchtling zum etablierten Frühlingsblüher
Die Überdauerungsform der Traubenhyazinthen sind Blumenzwiebeln. Sie können sich zum einen durch die Bildung von Tochterzwiebeln vermehren, was an den büschelartigen Vorkommen der Pflanzen erkennbar ist, zum anderen gelingt die rasche Vermehrung durch Selbstaussaat. Dank dieser beiden Strategien gelang den Traubenhyazinthen der Weg aus den Gärten in „die freie Natur“. Daher werden sie auch als „Gartenflüchtlinge“ bezeichnet.
Weinbergs-Traubenhyazinthe – Charakterart der Hackflora
Eine besondere Art ist die Weinbergs-Traubenhyazinthe (Muscari neglectum). Weinbergs-Traubenhyazinthen verströmen einen intensiven Geruch und wachsen hauptsächlich in südexponierten Weinbergen auf trockenen und kalkhaltigen Böden. Zusammen mit dem Weinbergs-Lauch, den Kohl-Lauch und der Wilden Tulpe bilden die Weinbergs-Traubenhyazinthen die charakteristische Weinbergs-Lauch-Gesellschaft. Diese Gesellschaft der sogenannten Hackflora konnte sich aufgrund der traditionellen Bodenbearbeitung (Bodenlockerung manuell mit der Hacke!) in den Weinbergen etablieren. Mit der Flurbereinigung und dem vermehrten Einsatz der maschinellen Bodenbearbeitung wurde die Hackflora weitestgehend zurückgedrängt. Zu starke Bodenbearbeitung (Fräsen), sowie keine Bodenbearbeitung (Dauerbegrünung mit Gras) schädigt die Pflanzen. Tiefgründiges Fräsen zerstört die zarten Zwiebeln, findet keine Bodenbearbeitung statt, können sich die Pflanzen nur schwer vermehren und ausbreiten.
Wenn sie den kleinen blauen Frühlingsboten in ihrem Weinberg die Wiederaufnahme in der Pflanzengesellschaft ermöglichen möchten, verzichten Sie auf die Fräse und bearbeiten Sie den Boden flachgründig mit dem Grubber und erst nach dem Einziehen der grünen Blätter.