Pflanze des Monats (Juli)
Gemeiner Natternkopf – bei dieser Pflanze stehen Blütenbesucher Schlange

Nahaufnahme eines Teils des Blütenstandes mit blauen Blüten aus denen der wie eine Schlangenzunge gespaltene Griffel herausragt
Zugegeben, die Namensgebung bei Pflanzen kann schon verwirrend sein. So bedeutet „Gemein“ nicht, dass diese Pflanzenart besonders fies ist, sondern dass sie meist ein weites Verbreitungsgebiet besitzt, in dem sie häufig anzutreffen ist.
Hört man den Namen „Natternkopf“ zum ersten Mal würde man diesen wohl eher der Tierwelt zuordnen. Für die Namensgebung Natternkopf gibt es verschiedene Erklärungen. Eine Herleitung bezieht sich auf die Form der Blüten und ihren Griffeln, die den Kopf einer Schlange mit herausgestreckter Zunge ähneln. Die Griffel sind am Ende gespalten – wie die Zungen bei Schlangen.
Früher wurde die Pflanze als Antidot bei Schlangenbissen eingesetzt. Das Raublattgewächs enthält Allantoine, die antimikrobiell wirken. Mittlerweile wird der Natternkopf in der Kräuterheilkunde kaum noch eingesetzt, da die Pflanzen auch die lebertoxischen Pyrrolizidinalkaloide enthalten.

Karg – Trocken – Gut!

Nährstoffarme, trockene Böden mit hohem Steinanteil – für die meisten Pflanzen eher abschreckende Standorte. Nicht jedoch für den Gemeinen Natternkopf (Echium vulgare), der genau diese Eigenschaften bevorzugt.
Um mit diesen extremen Bedingungen zu Recht zu kommen, hat der Gemeine Natternkopf etliche Anpassungen entwickelt: bis zu 2 Meter lange Pfahlwurzeln gewährleisten die Wasserversorgung der Pflanze. Um die Verdunstung über die Blätter zu minimieren, besitzen diese eine sehr dicke Blatthaut. Zusätzlich nimmt die Größe der Blätter von unten nach oben hin ab, d.h. die sonnenexponierten Blätter sind kleiner.

Where no plant has lived before…

Dank seiner Anpassungen an karge Umgebungen gehört der Natternkopf zu den sogenannten Pionierpflanzen, die vegetationsfreie Gebiete besiedeln. In Ödlandschaften wie z.B. Schotterplätze, Bahnböschungen, Brachen und Ruderalflächen ist der Natternkopf häufig anzutreffen. Man muss jedoch genau hinschauen, denn im ersten Jahr bildet der Natternkopf nur eine unscheinbare Blattrosette aus. Im zweiten Jahr folgt die Bildung des auffälligen Blütenstandes.

Blaues Bestäuber- Paradies

Betrachtet man den Blütenstand eines Natternkopfs fällt die hohe Anzahl an blütenbesuchenden Insekten auf. 30 Wildbienenarten und über 40 Schmetterlingsarten wurden an Blüten des Gemeinen Natternkopfs gezählt.
Wieso ist der Gemeine Natternkopf so umschwärmt? Stellen Sie sich vor, sie sind hungrig, doch das vormals reichhaltige Buffet ist fast vollständig abgeräumt. In dieser Situation befinden sich die (Wild-) Bienen im Frühsommer (Mitte Mai – Ende Juli). Die Massentrachten der Obst-und Rapsblüte im Frühling sind vorbei, auch der Löwenzahn ist verblüht. Honigbienen werden durch ihre Imker mit zusätzlicher Nahrung versorgt, doch dieser Service ist Wildbienen und Hummeln verwehrt.
Der Gemeine Natternkopf blüht ab Mai. Sein Nektar enthält bis zu 25 % Zucker und ist damit eine äußert wichtige Nahrungsquelle für futtersuchende Bestäuber. Auch Imker schätzen ihn aufgrund des hohen Zuckerwertes als Nebentracht. Bis zu 429 kg Honig kann von einer hektargroßen Fläche in einer Saison geerntet werden.
Der Gemeine Natternkopf schließt die Futterlücke nach der Frühjahrsblüte. Für Bestäuber ist es daher wichtig, dass diese wertvolle Nahrungsquelle im Frühsommer nicht abgemäht oder gemulcht wird.
Entdecken Sie den Gemeinen Natternkopf in oder um Ihre Weinberge, erfreuen Sie sich an den emsig besuchten Blüten. Gästen können Sie anschließend vom „Stolzen Heinrich“ im Weinberg berichten – dies ist nämlich ein weiterer Name dieser Pflanze

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