Galabau-Klassen beim Zugversuch
Zugversuch an einer Walnuss

Das Zugseil am Baum angesetzt

Roland Schindler (Dipl. -Ing.(FW)) und Simon Rau, (Dipl.-Ing.) von der Firma Baum und Seil führten am 29.06.2022 einen Zugversuch an der alten Walnuss (Juglans regia) auf dem Gelände der LWG durch. Dies wurde genutzt, um den Klassen der Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau den Themenbereich Baumkontrolle und Verkehrssicherungspflicht näher zu bringen.

Zugversuche zur Begutachtung von Bäumen

Im Rahmen der Baumkontrolle (Verkehrssicherungspflicht nach § 823 BGB) werden Zugversuche zur Begutachtung von Bäumen genutzt, um Aussagen über die Stand- und Bruchsicherheit zu erhalten. Dabei erläuterte Herr Schindler, dass durch die Einspeisung einer Windersatzlast in den Baum Daten zur Bewertung der Verkehrssicherheit gewonnen werden.

Der Baum reagiert dann auf die Krafteinleitung mit Dehnungen (Stauchungen bzw. Streckungen) der Stammrandfasern, die mit Dehnungssensoren digital erfasst werden (= Messung der Bruchsicherheit). Mit am Stammfuss angebrachten Neigungswinkelsensoren wird die Neigung des Baumes und damit die Werte zur Standsicherheit gemessen. Die gewonnenen Messdaten werden in einem Rechenprogramm zur Abschätzung der Stand- und Bruchsicherheit eingegeben und ausgewertet.

Der Zugversuch ermöglicht somit sowohl die Messung der Bruchsicherheit als auch der Standsicherheit und bietet dem Gutachter des Baumes wertvolle zusätzliche Informationen, zu den anderen integrierten Messverfahren wie Resistograph oder Schalltomographie

Baumstatische Zugversuche erfolgen in mehreren Arbeitsschritten.

  • Beim Zugversuch erfolgt die Messung der Reaktion des Baumes auf definierte statische Belastungen (Wind-Ersatzlast). Die Ersatzlast ist dabei viel geringer als z. B. eine in einem Orkan auftretende Last. Sie beträgt in der Regel nur 10 -25 % (40 %) davon.
  • Bei der Extrapolation erfolgt eine Hochrechnung der Tragfähigkeit hinsichtlich Stand- und Bruchsicherheit durch Extrapolation im Hinblick auf definierte Grenzwerte.
  • Bei der Windlastanalyse kommt es zu einer Abschätzung der am Standort zu erwartenden Belastungen durch den Wind.
  • Im Rahmen der Bewertung erfolgt ein Vergleich von Tragfähigkeit und Windlast zur rechnerischen Bestimmung der Stand- und Bruchsicherheit. Durch Hochrechnung der erfassten Daten und dem Vergleich mit Messwerten (Dehnungsfähigkeit grüner Hölzer, natürliches Kippverhalten von Bäumen) lässt sich die Stand- und Bruchsicherheit des Baums für den Fall großer Windlasten bis Windstärke 12 (Orkan) abschätzen.

Als Ergebnis erhält man einen Sicherheitswert, der die Bruch- und Standsicherheit eines Baums unter orkanartigen Windverhältnissen prognostiziert.

Vor und nach der Durchführung des Zugversuches hatten die Studierenden die Möglichkeit ihre Fragen zu diesem Thema zu stellen. Für die Studierenden ein interessantes Thema zur Verkehrssicherungspflicht sowohl der Theorie- als auch der Praxisteil.

Frank Angermüller und Thomas Leopoldseder, Lehrkräfte im Fach Grünflächenbau und im Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau an der LWG beschäftigt, haben den Zugversuch ermöglicht und die Studierenden begleitet.