Landkreis Tirschenreuth: Simon Rauch

Mann mit Vollbart und grünem T-Schirt in einer grünen Hängematte

Foto: cvl

Letztes Jahr nahmen in Harald Schlögers grüner Hängematte bereits einige Gartenbotschafter aus dem Landkreis Platz. Auch heuer hat sich der Kreisfachberater wieder auf die Suche nach interessanten Menschen und ihren Gartengeschichten gemacht. In diesem Jahr konnte er Simon Rauchals Gartenbotschafter gewinnen. Simon Rauch bewirtschaftet einen Betrieb der nach dem Prinzip der solidarischen Landwirtschaft arbeitet die SoLawi Stoapfalz mit Topfkräutern, Obst, Gemüse und Eiern.Die derzeit 90 Mitglieder zahlen einen festen Monatsbeitrag und erhalten während der Saison im Gegenzug wöchentlich eine Kiste mit Obst und Gemüse, das auf dem Betrieb geerntet wird. Auch die aktive Mithilfe beim pflanzen, jäten und ernten ist möglich.

Herr Rauch, wie sind Sie eigentlich zum Gärtnern gekommen?

Na, eigentlich habe ich erst richtig mit ungefähr 30 Jahren mit dem Gärtnern begonnen. Selbstversorgung war für mich aber schon immer ein großes Thema und auch die Arbeit im Freien ist für mich sehr wichtig.

Und dann haben Sie gleich den Sprung in die Selbständigkeit gewagt?

Meine Frau und ich haben lange hin- und her überlegt. Dann entschieden wir aber, es zu wagen. Aber nur unter der Voraussetzung, dass eine solidarische Gemeinschaft hinter uns steht. Das ist einfach wichtig, um einen finanziellen Rückhalt zu haben.

Was suchen diese Menschen bei Ihnen? Im Biomarkt bekommt man doch auch frisches Biogemüse.

Nehmen wir das Beispiel von Tomaten und Gurken. Wenn Sie in den Bioladen gehen, erhalten Sie quasi das ganze Jahr dieses Gemüse. Bei mir auf dem Betrieb erhalten Sie Tomaten und Gurken nur, wenn sie reif sind, wenn die Saison dafür ist. Und das was ich anbiete, ist regional.

Aber sind dann die Kunden nicht oft auch enttäuscht davon, wenn sie Gurken zum Beispiel nur von Anfang Juli bis Ende September bekommen?

Es gibt schon Menschen, die kommen zu mir aufs Feld und fragen: Haben Sie das? Haben Sie das? Haben Sie das? Aber wenn ich zu einem Bio-Gemüsebauern gehe, dann weiß ich, dass ich diese Fragen nicht zu stellen brauche. Da muss ich einfach nehmen, was dort gerade wächst. Und daraus muss ich was Gutes machen. Aus der vorgegebenen Situation was Gutes machen, das ist eigentlich die Kunst des Lebens. Mir ist auch wichtig, dass die Kunden ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass wir keine Schraubenfabrik sind, sondern von der Natur leben. Und wir im Endeffekt das nehmen dürfen, was wir bekommen. Wir müssen weg von dem Anspruchdenken.

Dieses Jahr regnet es ja häufig, viele Gemüsesorten kommen mit dieser Witterung nicht klar. Wie kommen Sie damit klar?

Dieses Jahr ist unser „verflixtes 7. Jahr“ (lacht). In den vergangenen Jahren hatten wir Probleme mit der Trockenheit. Und ich hatte den Eindruck, dass die Trockenheit so ungefähr das schlimmste ist, was passieren kann. Damals sagte mir meine frühere Chefin: „Simon, die nassen Jahre können noch viel schlimmer sein.“ Und sie hatte recht! Der Boden ist matschig, man kann nicht jäten und harken, die Pflanzen wachsen schlecht. Das zehrt an den Nerven.

Und was ist mit Schädlingen?

Letztes Jahr hatten wir auf dem Acker eine Mäuseplage. Also schafften wir uns Katzen an. Dieses Jahr gibt es sehr viele Schnecken. Ich greife wirklich nur im äußersten Notfall zu Hilfsmitteln, ich bin kein Freund davon. Ich bin ja der Meinung, dass die Natur schon weiß, was sie tut und warte sehr oft einfach ab.

Aber dann hinterlassen die Schnecken zum Beispiel Fraßspuren… Ist das für Ihre Kunden ok?

Wir bauen hier auf dem Betrieb 70 verschiedene Kulturen an. Es ist uns nicht am allerwichtigsten, optisch tolle Qualität zu liefern. Wichtig ist für uns, dass so wenig wie möglich aussortiert wird oder auf dem Feld liegen bleibt. Das ist auch eine Botschaft, die wir an die Menschen geben möchten: Man muss nicht alles wegschmeißen, was nicht perfekt ausschaut.

Derzeit herrscht ja Hochsaison in Ihrem Betrieb. Bleibt trotzdem noch Zeit zum entspannen

Ich war erst vor einigen Tagen im Waldnaabtal unterwegs. Mit einem Freund bin ich von der Blockhütte bis zum Johannistal mit einem Paddelboot gefahren. Das war so toll, diese Natur bei uns, das hat mich echt von den Socken gehauen.

Sie sind ein Naturfreund und hier in der Oberpfalz verwurzelt. Ihren Zivildienst haben Sie aber in Südamerika abgeleistet. Was schätzen Sie an Ihrer Heimat?

Es ist schon wichtig, sich andere Länder und andere Kulturen anzusehen. Aber wenn man wieder nach Hause kommt, wenn man dann die Kirchenglocken hört. Das ist ein so schönes Gefühl von Heimat: Der Dialekt, die Freunde, die Menschen, die Natur. Das ist einfach das Beste.