Ab in den Garten
Interview mit Gartenbotschafterin Frau Dr. Beate Wende

Portrait einer blonden Frau mit Sonnenbrille, liegt in einer Hängematte

Fand durch Beobachtung der Tier- und Pflanzenwelt im elterlichen Selbstversorgergarten ihre Berufung: Dr. Beate Wende, Biologin und Wildlebensraumberaterin an der LWG Veitshöchheim.

Frau Dr. Wende, was macht den Garten aus Ihrer Sicht zu einem besonderen Lernort?

Die Vielfalt von Lebensräumen auf kleinstem Raum. Da finden sich sandige, trockene Stellen in Nachbarschaft zu feuchten, nährstoffreichen Böden, Bäume und Büsche, Totholz und nektartragende Blumen, Süßwasserteich bzw. -tümpel. Man hat somit ganz viele der terrestrischen Lebensräume in der mitteleuropäischen Landschaft „auf einem Fleck“ und dazu kommen dann auch die tierischen Bewohner – einfach genial! Wenn es dieses Mosaik an Lebensräumen durchgehend in der Landschaft gäbe, wäre das Problem des Biodiversitätsverlustes gelöst.

Was und wie kann man im Garten lernen?

Im Garten kann man wunderbar die Zusammenhänge und die Ökosystemdienstleistungen in der Natur studieren: Ohne fruchtbaren Boden und das Bodenleben können die Samen nicht auskeimen. Ohne Bestäuber kein Obst und Gemüse. Ohne Nützlinge wie Marienkäfer und Florfliegen nehmen die Läuse überhand und die Zersetzer im Komposthaufen sorgen für humushaltige Erde im nächsten Jahr.

Was haben Sie selber im Garten gelernt?

Die Geduld beim Beobachten von Tieren und Pflanzen – und den Blick fürs Detail. Denn ganz viel spielt sich auf kleinster Ebene ab, wie zum Beispiel die Nektaraufnahme bei Schmetterlingen, die mit ihren langen und feinen Saugrüsseln die Blüten abfliegen. Aber es wird nie langweilig, weil es im Garten immer wieder was zu entdecken gibt – und ein Garten ist nie gleich, sondern verändert sich täglich.

Was sind die schönsten Erlebnisse bei denen Menschen durch den Garten etwas gelernt haben?

Dass unter einem Stein eine ganze Welt auf die Entdeckung wartet, wie z.B. ein Ameisennest mit den vielen wimmelnden Arbeiterinnen, den Larven und Puppen. Oder wenn beim Graben im Gartenbeet auf einmal Regenwürmer entdeckt werden, die dann wieder auf geheimen Wegen in die Erde verschwinden. Bei Kindern spürt man dann richtig die Begeisterung, wenn sie solch verborgenes Leben entdecken.

Welches sind Ihre Lieblingspflanzen im Garten?

Im Frühling die Traubenhyazinthen und später die Akelei. Die Traubenhyazinthen bilden die ersten Farbtupfer im Frühling und sind ein sicheres Zeichen, dass es draußen nach den Wintermonaten langsam „losgeht“. Die Akelei mit ihren glockenartigen Blumen sind Wanderpflanzen. Dort wo es ihnen im Garten gefällt, siedeln sie sich an. Wenn es nicht passt, sind sie auch wieder verschwunden. Ein schönes Beispiel für die Standortbedürfnisse von Pflanzen.

Welche persönlichen Tipps haben Sie für die Gartenbesitzer? Was sollte man selber mal ausprobieren?

Mein Wunsch ist, dass die Gärtner ein bisschen mehr Unordnung im Garten zulassen und nicht alles akkurat gepflegt und gejätet ist. Mal einen Laub- oder Reisighaufen liegen lassen, Disteln und Brennnesseln ein Eck im Garten zugestehen, alte Baumstümpfe erhalten und nicht rausreißen – und sich dann am Gewimmel der Bienen, Hummeln, Käfer und Schmetterlinge erfreuen.

Welche interessanten Gärten gibt es in der Region? Wo kann man neues Wissen lernen, Dinge ausprobieren, etwas über Gärten und Pflanzen und die Menschen, die darin leben, lernen?

Neben dem Campusgarten der LWG ist der Botanische Garten der Universität Würzburg am Dallenberg hervorragend zum Lernen, Schauen und Beobachten geeignet. Dort kommen dann noch die Tropenhäuser dazu, d.h. man kann auch Lebensräume außerhalb Europas erkunden.

Zum Botanischen Garten der Universität Würzburg im Internet Externer Link