Der Kalkulator denkt – der Baustellenleiter lenkt

Ein Mann im Büro vor der Planungstafel

Der Kalkulator muss langfristig denken, während der Baustellenleiter kurzfristige Entscheidungen fällen muss. Hier zeigt es sich, ob eine Baustelle, deren Preise möglicherweise nur überschlägig ermittelt oder deren Kosten akribisch mit der Branchensoftware errechnet wurden, mehr Ertrag bringt.

Der Kalkulator darf sich keinesfalls mit Dumpingpreisen auf den nächstbesten Auftrag stürzen, sondern muss überlegen, was der Firma langfristig Nutzen bringt. Kosten-, Nutzenüberlegungen, d.h. Grundsätze der Wirtschaftlichkeit berühren den Kalkulator und Baustellenleiter also in gleicher Weise

"Wirtschaftlichkeit“, eine rätselhafte Kennzahl?

Die Staatliche Meister- und Technikerschule in Veitshöchheim schöpft alle Möglichkeiten aus, ihren Studierenden das wichtige Motiv "Wirtschaftlichkeit“ zu vermitteln und im Rahmen des Schulbetriebes auch praktisch umzusetzen. Im Regelfall sieht die Lehrkraft nicht, wie viel Fleiß der/die Studierende in die Vorbereitung einer Prüfung, bzw. in die Ausarbeitung eines Projektes gesteckt hat. Ob z.B. auch die Kalkulationen verschiedener Übungsbaustellen letzten Endes "gestimmt“ haben, würde erst eine ganz konkrete Nachkalkulation ergeben. Wir zeigen in der Schule immer wieder die Hauptinstrumente einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung auf. Dazu werden die Begriffe, bzw. Kennzahlen:
  • Ertrag/Aufwand
  • Nutzen/Kosten
  • Preis/Leistung
  • 80% Liste
  • Kapazität/Auslastung
besprochen und erläutert und die Vorkalkulation "per Taschenrechner“ oder mit Branchensoftware geübt. Die Baustellenkennzahlen ermöglichen eine Eigenkontrolle. Gerade die Messgröße "Wirtschaftlichkeit“ wird oft zum Zankapfel zwischen Theorie und Praxis, denn es spielen so viele verschiedene Faktoren mit, die jeder Unternehmer etwas anders sieht. Ein/e unerfahrene/r Meister/Techniker/in wird nach dem Schulbesuch eine Baustelle vorsichtiger angehen als ein "erfahrender, alter Fuchs“. Wenn der Arbeitgeber der jungen Führungskraft nicht genügend Rückendeckung gibt, kann dies unweigerlich zum ersten Meinungsstreit führen. Auf der anderen Seite muss jede Führungskraft darauf achten, "wirtschaftlich“ zu handeln. Das beginnt mit einer verantwortungsbewussten Vertragsprüfung, Kostenermittlung, Vorplanung und Arbeitsvorbereitung.

"Wirtschaftlichkeit“ auf der Baustelle

Wer seine Produkte unter dem Wert verkauft, d.h. zu günstig anbietet, der handelt unwirtschaftlich. Das benötigte Geld fehlt an anderer Stelle. "Wirtschaftlichkeit“ in diesem Sinne ist immer eine Aussage zu beiden, entscheidenden Größen: Kosten und Nutzen. Sie ist nicht identisch mit "Billig“, "Dumpingpreis“, "Einsparung“ - koste es, was es wolle - oder Gewinnerzielung, bzw. "Rentabilität". "Wirtschaftlich“ ist keine Aussage über eine kurzfristige Wirkung. Der Baustellenleiter sollte daher einen Einblick in die Vorkalkulation haben, denn für ihn gilt es, den Auftrag mit den vorhandenen Ressourcen wirtschaftlich umzusetzen. Die positive oder negative Auswirkung, der Nutzen wird nicht unmittelbar nach einer gefällten Entscheidung sichtbar, sondern erst langfristig. So gesehen ist der schulische Erfolg auch kein kurzfristiger Erfolg in Form von Noten, sondern als langfristiger Nutzen für den Absolventen zu sehen. "Wirtschaftliches Handeln“ ist nichts anderes als "rationales Wirtschaften" und setzt Ziele, Informationen und Bewertungskriterien voraus. Denn das Problem knapper Ressourcen kennen wir Menschen alle. Es ist die Messgröße "Zeit“, die uns täglich begleitet!
Tabelle: Leistung/Kosten/Wirtschaftlichkeit
"Wirtschaftlichkeit“ ist aber kein exaktes Maß für die Rentabilität der Leistungserstellung, sondern für die Vorteilhaftigkeit einzelner Entscheidungen. Voraussetzungen sind Transparenz bei der Erfassung der Leistungen und Kosten, sowie der Auswirkungen des Ergebnisses. Ein junger Baustellenleiter, der weder seine Mitarbeiter, noch die Eigenheiten bei der Arbeitsvorbereitung und Bauabwicklung kennt, braucht mindestens 3-4 Jahre, bis er zur vollsten Zufriedenheit seine "Wirtschaftlichkeit“ beweisen kann.
 LeistungKostenWirtschaftlichkeit
Baustelle A:
Baustellenleiter X
1001001,00
Auftrag B:
Baustellenleiter Y
100751,33
Baustelle C:
Baustellenleiter X
1001500,66
Auftrag D:
Baustellenleiter Z
100901,11
Wirtschaftlichkeit = 1.00 Leistung und Kosten gleich hoch → weder Gewinn noch Verlust
Wirtschaftlichkeit > 1,00 Leistung höher als Kosten → Gewinn
Wirtschaftlichkeit < 1,00 Kosten höher als Leistung → Verlust
Der Baustellenleiter, der eine Baustelle qualitativ erfolgreich zu Ende führt und dabei innerhalb der vorgesehenen Bauzeit bleibt, genießt ein höheres Ansehen als ein "Trödler“. Er entscheidet über die wirtschaftlichen Arbeitsabläufe im Sinne eines sinnvollen Mitarbeiter- und Maschineneinsatzes. Hier zeigt sich die "Kunst wirtschaftlichen Handelns“. Für die Wirtschaftlichkeit gibt es die unterschiedlichsten Messgrößen, z.B.: Wirtschaftlichkeit = Nutzen / Kosten. Der Nutzen wiederum definiert sich aus mehreren Einzelgrößen (Geld, Zeit, Prestige, Sicherheit, Folgekosten …). Es geht um das Feststellen der möglichst ergiebigen Kombination von Produktionsfaktoren und das Entscheiden über knappe Ressourcen letzten Endes mit dem Ziel der Gewinnmaximierung.
Wirtschaftlichkeit ist eine wichtige Kenngröße zur Ermittlung der Relationen von allgemeinem In- und Output. So ist beim Vorhandensein verschiedener Handlungsalternativen immer die zu wählen, die bei kleinster Einbringung, den maximalen Nutzen für das Unternehmen bedeutet. Die Wirtschaftlichkeit ist eine dimensionslose Zahl (siehe Tabelle). Wirtschaftlichkeit = Leistung/Kosten. Es kann gefolgert werden: Je höher die Wirtschaftlichkeit ist, desto größer ist der Gewinn und damit auch die Rentabilität des Unternehmens.