Meranpark Gleißenberg
Landkreis Cham: Bianca Fechter und Anita Hastreiter

Zwei Frauen mit Rotweingläsern in der Hand hinter einer umgedrehten Holzbank

© ALE Oberpfalz

"Alles Wirkliche im Leben ist Begegnung". Der Ausspruch von Martin Buber ist zentrales Leitthema des Meranparks Gleißenberg, der im Rahmen der Dorferneuerung Gleißenberg II in Zusammenarbeit mit dem Amt für ländliche Entwicklung Oberpfalz angelegt wurde. Auf der Freifläche gibt es zahlreiche Spielmöglichkeiten für Kinder, ein Kneippbecken sowie eine Holzkegelbahn. Der untere Teil ist überwiegend naturnah gestaltet, mit einem Weiher und einem Bachlauf. Darüber hinaus wurden zahlreiche Obstbäume gepflanzt und ein kleiner Bauerngarten angelegt. Die Gartenbotschafterinnen Bianka Fechter, örtlich Beauftragte der Dorferneuerung Gleißenberg II und Anita Hastreiter, Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Gleißenberg sprechen über diesen Garten und die Bedeutung des Gartens allgemein.
Frau Fechter, welche Rolle spielt der Garten allgemein in Ihrem Leben?
Der Garten ist für mich ein Kraftort. Hier spüre ich die ganze Lebendigkeit der Natur. Ein Ort des Lebens, der Ruhe, Stille, Beschaulichkeit und des Wachsens sowie des Erblühens und Vergehens. Ein Kreislauf der jedes Jahr von neuem beginnt. Der naturnahe Garten birgt für eine Vielzahl heimischer Insekten und Kleinstlebewesen eine Heimat. Die Farben, Düfte, Geräusche, Formen und Strukturen wirken auf mich in ganz besonderer Weise. Wenn es im Frühling wärmer wird, werden wir schon vor Sonnenaufgang mit einem Vogelkonzert geweckt, das jeden Tag eine Besonderheit ist. Beim Gang durch die Natur, beim näheren Betrachten, fallen mir viele Details ins Auge und seit einiger Zeit halte ich diese anhand spontan gemachter Fotos fest. Ich versuche den Blick für die Schönheit der Natur auf diese Weise zu vermitteln und zum Ausdruck zu bringen.
Frau Hastreiter, was macht den Meranpark so besonders?
Es ist ein Ort der nicht ausgrenzt, sondern Besucher jeden Alters zum Verweilen einlädt.
Der Park ist ein Begegnungszentrum im Dorf mit freiem Blick auf die Bergkette Hohen Bogen, Arber bis Pröller. Die Holzkegelbahn mit der Lärchenschalung verleiht gleichsam dem Park einen gewissen Schutz und bildet das Zentrum des Meranparks. Durch die Barrierefreiheit ist der Park auch für Gehbehinderte ein gern gewählter Treffpunkt und viele nehmen ihn als Rundweg im Dorf.
Frau Fechter, als örtliche Beauftragte der Dorferneuerung Gleißenberg II waren Sie an der Planung beteiligt. Sie haben sicher eine besondere Verbindung zu dem Gelände?
Der Meranpark ist ein Schmuckstück der Gemeinde Gleißenberg.
Als Koordinatorin und Entwurfsplanerin habe ich versucht, die Ideen und Vorschläge des Arbeitskreises und der TG Gleißenberg zu Papier zu bringen und mit Abstimmung des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberpfalz vor Ort umzusetzen. Das größte Gebäude, die Holzkegelbahn, wurde als Projekt der Berufsschule Furth im Wald geplant und gebaut. Es bildet den Abschluss zur Westseite und verleiht dem Meranpark einen besonderen Rahmen. Jetzt, nach einigen Jahren, zeigt sich nach und nach, welch großartiges Gemeinschaftswerk entstanden ist.
Der Meranpark liegt am Radweg Weiding-Gleißenberg-Waldmünchen der relativ flach Richtung Süden führt; aber auch Richtung Norden gibt es eine Verbindung zum Bergradwandernetz im Altlandkreis Waldmünchen. Die Sitzgarnituren bieten Platz für größere Gruppen und bei selbst mitgebrachter Brotzeit kann man es sich gemütlich machen. Wer Lust hat, kann sein Können beim Kegeln auf der historischen Holzkegelbahn unter Beweis stellen.
Anita Hastreiter
Einer meiner Lieblingsplätze sind die Bänke bei der Holzkegelbahn, dort kann man das Plätschern der Brunnen hören. Gerne setze ich mich mit dem Rücken zur Wand und freue mich über die Obstbäume. Bewundernswert ist deren ständige Veränderung, ein Werden und Vergehen. Leben eben.
Geheimnisvoll ragt aus dem Gelände eine aus Granitquadern erbaute kleine Burg hervor. Angelehnt und nachempfunden an die Pfarrkirche St. Bartholomäus, diese steht ebenfalls erhöht in der Mitte des Dorfes, eine historische Burgenkirche mit einer über achthundertjährigen Geschichte.
Bianca Fechter
Meine Lieblingspflanzen sind Bäume. Sie wirken dreidimensional und geben jedem Garten eine besondere Wirkung, vermitteln Kraft, Ruhe und Geborgenheit. Sie reinigen die Luft und werden die „grüne Lunge“ der Erde genannt. Jeder kennt auf Anhieb einen schönen Platz unter einem Baum. Er bietet Schutz vor Sonne, Regen und Wind. Die heimischen Obstbäume schenken frisches Obst und Früchte. Viele Straßen und Plätze erfahren durch das Pflanzen von Bäumen eine optische Aufwertung. Bäume bringen Leben in die Straßen, Gärten und Plätze. Einen alten Baum kann man durch nichts ersetzen.
Die beste Zeit einen Baum zu pflanzen war vor 20 Jahren, die nächstbeste Zeit ist jetzt!
Frau Hastreiter, was sind die Besonderheiten in den Jahreszeiten?
Der Meranpark ist auch im Winter ein Idyll. Im Park befindet sich ein kleiner Hügel, der von kleinen Kindern zum Schlittenfahren genutzt werden kann, sowie ein Weiher, der im Winter das Schlittschuhlaufen ermöglicht. Gräser und Halme dürfen stehen bleiben und wirken bei Frost wie zauberhafte Feen. Abschnitte der Bäume werden angehäuft und dienen als Überwinterungsmöglichkeiten für Igel.
Frau Fechter, Sie haben einen ganzen Park geplant - wie sieht es in Ihrem eigenen Garten aus?
Der Garten dient in erster Linie der Erholung. Wir können Natürlichkeit und eine gewisse Unordnung zulassen, rennen nicht jedem Unkraut mit Gift hinterher und lassen der Natur ihren Raum. Verschiedene Plätze haben verschiedene Funktionen und machen den Garten lebendig.
Die Kinder haben eine Spielfläche mit Baumhaus, Schaukel, Kletter- und Aussichtsfläche. Am liebsten spielen sie mit einem alten Herd, der nicht mehr im Einsatz ist. Sie sammeln verschiedene Blätter und Gräser, „kochen“ sie und richten sie als Menü an. Dabei lernen sie spielerisch, welche Pflanzen auch in der richtigen Küche verwendet werden. Zwei selbst gebaute Holzpferde bieten Möglichkeit zum „Ausritt“, am Abend gibt es manchmal ein kleines Grillfeuer und es wird in freier Natur gegessen.
Erst im letzten Jahr entstand eine Terrasse aus alten Brettern und Balken an der Nordseite des Schuppens, direkt unter dem großen Nussbaum. Dieser Platz ist nach Westen ausgerichtet und dient am Abend zum Sonne tanken, lesen und innehalten.
Wir genießen es, an unseren freien Tagen viel Zeit in der Küche zu verbringen. Beim Kochen verwenden wir gerne frisches Obst und Gemüse direkt aus dem eigenen Garten. Dieses gibt es von Frühjahr bis Herbst und wir versuchen überwiegend regional und saisonal zu kochen und zu essen. Die Zeit ohne Stress und Hektik im Garten zu verbringen ist wie (Kurz-)Urlaub.
Anita Hastreiter
Mein Tipp für Gartenfreunde: Mut zu haben für Unordnung, der Insekten- und Vogelwelt genügend Raum zu lassen, Flächen so wenig wie möglich versiegeln, kleine Teiche oder Tümpel schenken dem Garten Vielfalt. Erst die Bäume machen den Garten zum Garten, dazu ein Zitat von Roswitha Bloch: "Der Atem der Bäume schenkt uns Leben."
Kneippbecken in einer Wiese

© ALE Oberpfalz

Holzstaketengartenzaun mit violetter Rose bewchsen im Hintergrund Insektenhotel

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Staketenzaun mit bemalten Holzstelen

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Kräuterschnecke mit Steinen eingefasst

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Holzbrücke über eine Graben in einer blühenden Wiese

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