Landkreis Mühldorf am Inn: Rita Dirnberger

Frau mit orangefarbener Jacke auf einer Mauer sitzend daneben gleichfarbige Rosen Taglilien

Foto: Landkreis Mühldorf Inn, Stefan Zimmermann

Gartenbotschafterin Rita Dirnberger hat ihren Garten von ihrer Schwiegermutter übernommen und in verschiedenen Etappen nach ihren Vorstellungen mit Pflanzen, Hühnerhäuschen, Terrasse und Schwimmteich umgestaltet. Bereits das Haus wartet mit üppigem Blumenschmuck auf. Der Blumenhof mit 50 verschiedenen Rosensorten und die neu angelegte Blumenwiese zählen zu den besonderen Schmankerl im Garten. Die ausgebildete Kreativbäuerin bietet von Juni bis September Führungen durch ihren Garten an und würzt diese mit Gartengeschichten aus ihrem vielseitiges Repertoire. In ihrem Backhaus gibt es vier verschiedene Büfetts, z. B. ein reichliches Frühstück, Kaffee und leckeren Kuchen, eigenen Imkerhonig vom Schwiegersohn, selbergemachte Marmelade und ein sehr gesundes und reichliches Salatbüfett, das überwiegend aus dem eigenen Anbau kommt.

Rita, welche Rolle spielt der Garten in deinem Leben?

Als Ausgleich, zum Wohlfühlen, aus gesundheitlichen Aspekten und natürlich zur Entspannung, spielt der Garten für mich eine sehr wichtige Rolle. Meine grüne Oase kommt gleich nach meiner Familie, die mich nach Kräften bei den verschiedensten Gartenprojekten unterstützt. Seit meiner Kindheit bin ich der Landwirtschaft und dem Gartenbau eng verbunden. So trägt der Gemüsegarten zur Selbstversorgung bei und garantiert zu jeder Jahreszeit eine abwechselnde und gesunde Ernährung. Es ist einfach ideal einen frischen, vor allem ungespritzten Salat direkt vor der Haustür zu ernten und sofort genießen zu können.

Woher kommt diese Gartenliebe?

Meine Liebe zum Garten ist sehr wahrscheinlich von meiner Oma vererbt. Insgesamt waren wir fünf Mädels, von denen vier begeisterte Gartenliebhaberinnen sind. Die älteste Schwester hat mit mir zusammen die Ausbildung zur Gartenbäuerin absolviert. Im Großen und Ganzen hab ich mir jedoch das Gärtnern, mit allen Höhen und Tiefen, nach dem Motto „Selber ausprobieren, auch wenn es schiefgeht“, beigebracht. So ist es mir einfach lieber, wenn ich mich in Sachen Erfahrung u. Kenntnissen zu diversen Problemen mit Freunden bzw. Nachbarn austauschen kann. Hierzu ist unsere „Pflanzentausch-Börse“, die jedes Jahr, einen Tag vor dem Muttertag, in Schönberg stattfindet zu erwähnen. Bei Kaffee und Kuchen, können Kübelpflanzen, Pflänzchen, Stauden etc., die keine Verwendung mehr haben, oder zu viel sind abgegeben und so im Gegenzug bzw. im Tausch gegen andere Gartenkostbarkeiten erworben werden. Dabei gibt es auch diverse Bastelaktionen, bei denen die Kinder u.a. mit Hilfe von Hauswurz (Sempervivum), in speziellen Formen, mit Muscheln bzw. Steinen kreative Muttertags-Herzen gestalten. Meine Semesterarbeit, während meiner landwirtschaftlichen Ausbildung vor ca. 40ig Jahren, verfasste ich über das Thema Nutzgarten.

Gibt es die absolute Favoritenpflanzen bei Dir?

Favoritenpflanzen gibt es nicht, ich besitze mehrere Gartenschätze, wie z.B. die Funkien bzw. Hosta-Sammlung, die sich im Schattengarten befindet. Darüber hinaus sind die zahlreichen und sehr üppig blühende Buschwindröschen (Anemone nemorosa) und die Schlüsselblumen (Primula veris) ein echter Frühlingstraum.
Für das endgültige Gartenparadies sorgen zahlreiche Rosen in den verschiedensten Formen (Edel-, Beet-, Kletterrosen und zahlreiche Hochstämme), die den Garten in eine wahre Duftkomposition tauchen. Wer tiefer in die Rosenromantik einsteigen will, dem empfehle ich mein zweiseitiges Rosen-Info-Blatt.
Neben den zahlreichen Rhododendron, Clematis (Waldreben), gibt es die verschiedensten Pflanzen, die für den notwendigen Gartenzauber sorgen. Ein Wahlspruch bzw. ein weiterers Geheimnis der Gartenbäuerinnen ist, nur robuste, unkomplizierte und pflegeleichte Pflanzen, gemischt mit heimischen Pflanzen wie Jakobsleiter (Polemonium caeruleum) und Akelei (Aquilegia vulgaris) zu verwenden. An dem eher seltenen Rittersporn (Delphinium) sieht man jedoch, dass dies nicht immer der Fall sein muss. Es gibt fast keine einjährigen Pflanzen, aber auf meine hilfreichen Gartenhelfer, wie die Studentenblume (Tagetes), die Ringelblume (Calendula officinalis) und die Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus), die zur Bodengesundheit beitragen, will ich nicht verzichten.

Warum lohnt es sich für Dich, eine eigene grüne Oase zu schaffen und generell viel Zeit im eigenen Garten zu verbringen?

Da fallen mir als erstes die sehr beruhigenden Naturbeobachtungen/Ausblicke nach einem arbeitsreichen Gartentag ein, die durch die zahlreiche Sitzmöglichkeiten vorhanden sind. Dadurch ergeben sich einzigartige Blickwinkel, die die Gartenvielfalt in Ihrem ganzen Reiz und Charme erblühen lässt. Hier kann man den Gartenzauber und das Konzert durch unseren Komponisten dem Froschkönig in vollen Zügen genießen.

Spürst du den Klimawandel, über den in den letzten Jahren sehr viel gesprochen wird, auch in deinem eigenen grünen Wirkungsbereich?

Vor allem merke ich es an den langen Trockenperioden, wenn mein Rasen immer braun wird! Außerdem ist der Sonnenbrand bei meinen Äpfeln, Tomaten etc. durch die starke Sonneinstrahlung, vielleicht ein Zeichen für den Klimawandel.

Welche Ratschläge würdest du Gartenneulingen in Sachen Gartenplanung geben?

Die Gartenplanung sollte auf keinen Fall unter Hektik und Stress passieren, alles muss sich nacheinander entwickeln. Dazu benötigt man sehr viel Geduld und Ausdauer, nach dem Motto: Alles kann, Nichts muss! Sitzgelegenheiten bzw. - plätze müssen z.B. erst ausprobiert werden, bevor sie festgelegt werden. Dazu empfehle ich ein erstmaliges Probesitzen, bevor der aufwendige Pavillon errichtet wird. Bei der Pflanzwahl ist der Ratschlag: „Lieber eine dankbare Staude, als eine Stauden-Diva“ vielleicht hilfreich!

Verrätst du uns dein Geheimrezept, wie du deine Pflanzen in dieser Pracht zum blühen bringst?

Dabei spielt der abgelagerte Mist eine wichtige Rolle! Der Zersetzungsprozess dauert zwar länger, dafür ist eine langfristige Versorgung der Regenwürmer etc. garantiert. Denn nur wo Würmer sind, ist der Boden auch gut versorgt! Außerdem sollte der Rasenschnitt nach dem Mähvorgang liegen gelassen werden. Erst wenn er getrocknet ist, sollte er im Staudenbeet etc. verteilt werden. Kleineres Schnittgut kann im Garten verteilt werden und verbessert dadurch die Belüftung etc. Eine weitere Empfehlung ist Rosen mit Mist an zu häufeln.

Du hast mir erzählt, dass du bei den sog. Kreativ-Bäuerinnen dabei bist. Wie kam es dazu und was versteht man unter dieser Vereinigung?

Das Angebot für die Kreativ-Bäuerin bekam ich 2005 vom Amt für Landwirtschaft. Da die Kinder zu diesem Zeitpunkt bereits selbständig waren, nahm ich das Angebot an und fing mit der Ausbildung zur Kreativ-Bäuerin an. Nach der Einführung im Fach Bodenkunde ging es weiter mit einem Rhetorik-Seminar bei der die Teilnehmer freies Reden lernten. Die Praxis lernten wir weitgehend durch unsere eigenen Erfahrungen.
Dabei lautete der Grundsatz: „Garten ist mein Hobby und Bäuerin ist mein Beruf!“ Im Jahr 2008 fand meine erste Führung statt, die über das gesamte Gartenspektrum führte. Diese Veranstaltung erzeugte bei den Teilnehmern absolute Begeisterung mit der Folge, dass in den darauffolgenden Jahren zahlreiche Landfrauen von jedem Ort im Landkreis kamen. Jedes Jahr fanden ca. 30 Führungen durch meine Gartenoase statt. Unter dieser Vereinigung ist der Zusammenschluss von ausgebildeten Kreativbäuerinnen an Inn und Salzach, deren Anliegen es ist, ihr vielseitiges Wissen über Natur und Gartenkunde an möglichst viele Menschen weiterzugeben, gemeint.

Zu weiteren Angeboten der Kreativ- und Gartenbäuerinnen