Gartencast
Streuobst: mehr als Obst!
1. März 2021

Streuobstwiesen stehen für biologische Vielfalt. Nicht nur die Obstbäume, sondern auch die ungedüngten, nur ein- bis zweimal jährlich gemähten Wiesen mit blühenden Gräsern und oft seltenen Pflanzen sorgen für Artenreichtum an Flora und Fauna, meinen die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie.

Streuobst: uneinheitlich und variantenreich

Bei Streuobstbäumen handelt es sich um langlebige, hochstämmige, große Baumkronen ausbildende Gehölze. Die verschiedenen Obstarten in mehreren Sorten unterscheiden sich in Alters- und Pflegestufen voneinander. Sie sind in weiten Abständen von bis zu 10 Meter mal 10 Meter in einzelnen oder mehreren Reihen gepflanzt. Da die besten Acker- und Wiesenstandorte für die landwirtschaftliche Produktion, Obst- und Weinbau genutzt werden, stehen Streuobstbäume oft auf schlechteren Standorten in hängigen Lagen und auf kargen Böden.

Überwiegend handelt es sich um mehrere, meist alte oder regionale Obstsorten, die nur teilweise als Tafelobst, vor allem aber zur Verarbeitung verwendet werden wie Saft, Most, Edelbrand, Kompott, Konservenfrüchte, Kuchenbelag, Dörrobst.

Streuobst: besondere Sorten

Das umfangreiche Spektrum an alten und seltenen Sorten in Streuobstbeständen trägt zu deren Erhalt bei; sie wären sonst längst verschwunden. Auch wenn ‘Bohnapfel‘, ‘Geheimrat Oldenburg‘, ‘Roter Eiserapfel‘, ‘Lohrer Rambur‘ & Co. zum Frischverzehr heutigen Ansprüchen an Geschmack und makelloser Optik nicht mehr genügen, schmecken deren Verarbeitungsprodukte aufgrund besonderer Inhaltsstoffe einzigartig und charaktervoll.

Wenngleich der Apfel als Art und durch zahlreiche Sorten stark dominiert, gehören Birnen, Zwetschgen, Mirabellen, Kirschen, Quitten und Walnüsse ebenso zum Streuobstbestand. Oft gesellen sich als wertvolle Ergänzung noch Heckengehölze hinzu, die die Diversität solcher Biotope weiter erhöhen.

Streuobst: daher so wertvoll

Alte Obstbäume spenden Schatten, binden CO2 und produzieren Sauerstoff. Sie bieten Vögeln, Insekten, Kleinsäugetieren Unterschlupf oder Nahrung durch Blüten und Früchte. Sowohl einzeln wie in Beständen stehende Exemplare prägen als großkronige Bäume – ergänzt um Hecken - auf einzigartige Weise das Landschaftsbild.

Da Streuobstwiesen nicht gedüngt und nur ein- bis zweimal gemäht werden, entstehen spezielle Gräser, Kräuter und Blumen, die blühen und sich aussamen können. Ihr Heu wird besonders geschätzt. Ansonsten trägt die Beweidung durch Schafe oder Rinder zur extensiven Bewirtschaftung bei, die ohne Zusatzdüngung und -bewässerung ressourcenschonend auskommt und daher sehr naturnah ist. Dazu gehört auch, dass Auswaschung von Stickstoff vermieden und auf einen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln meist ganz verzichtet wird oder mit natürlichen Präparaten und mechanischen Hilfsmitteln wie Leimringen erfolgt.

Streuobstwiesen: Lebensräume schaffen und fördern

Neben Hecken mit heimischen Gehölzen können am Rand der Wiese Stein- und Totholzhaufen, an trockenen, sonnenexponierten Stellen auch Trockenmauern und Sandhaufen angelegt werden. Bewuchsfreie Stellen helfen bodenbesiedelnden Wildbienen. Nistkästen fördern Vogelarten, die wiederum viele Schädlinge an Obstgehölzen vertilgen. Sitzstangen locken Greifvögel an, welche den Mäusebestand dezimieren. Streuobst ist ein wichtiger, unverzichtbarer Lebensraum. Helfen Sie mit, diesen aktiv zu schaffen, zu fördern und zumindest durch Kauf von regionalen Streuobstprodukten zu unterstützen.