Gartentipp
So war das Gartenjahr 2022
26. Dezember 2022

Die Fachleute der Bayerische Gartenakademie berichten von einem milden Start ins Jahr 2022 und früher Obstblüte ohne nennenswerte Frosteinbußen. In vielen Teilen Bayerns herrschten lange Trockenphasen mit hoher Einstrahlung und Hitze, gefolgt von einem recht kalten September, mildem und feuchten Herbst sowie einem Kälteeinbruch im Advent mit anschließend milden Weihnachtstagen.

Jedes Jahr ist anders. Temperaturen und Niederschläge beeinflussen die Vegetation und die Arbeiten im Garten. Wetterextreme werden mehr und sind länger anhaltend, weshalb die Ereignisse länger in Erinnerung bleiben.

Der Obstgarten – Rückblick und Vorschau

2022 blühten die Obstgehölze und Reben wiederum deutlich früher und durch die Wärme war diese kurz und heftig. Außer an sehr ungünstigen Standorten gab es keine Frostschäden. Auch bei Streuobstbeständen war der Fruchtbehang vielfach gut mit Ausnahme alternanzbedingter Ertragsausfälle. Gemulchte Baumscheiben erwiesen sich in den Trockengebieten sowohl unter Streuobstbäumen als auch kleinkronigen Obstgehölzen und Beerensträucher als äußerst zweckmäßig.

Die trocken-heiße Witterung hat Spuren hinterlassen. Hitze und starke Sonneneinstrahlung verursachte braune Flecken auf Äpfeln und Beerenobst. An einzelnen Standorten gab es, noch vor der Pflückreife, starken Fruchtfall bei Äpfeln. Auch ist die Lagerfähigkeit von Kernobst oft nicht gut. Späte Apfelsorten blieben manchmal noch grün, das Fruchtfleisch wurde jedoch oft schneller weich oder gar mehlig. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Wettersituation negativ auf die Qualität der Blatt- und Blütenknospen auswirkt. Der kühle September setzte das Signal bereits die Winterruhe zu brechen. So schwollen schon im November und Dezember manche Blütenknospen von schwarzer Johannisbeere, Pfirsich, Mandel derart an, dass sie bei Frösten über Winter zerstört werden können.

Rückblick in den Gemüsegarten

Durch die milde Witterung im Frühjahr konnten wichtige Gemüse-Frühkulturen wie Salate, Radies, Kohlrabi schon bald geerntet werden, besonders dann, wenn sie im Frühbeet, Kleingewächshaus oder unter Vlies angebaut wurden. Im Trockensommer war im Gemüsegarten Mulchen besonders wichtig. Besonders gut eignet sich eine dünne Schicht mit Rasenschnitt oder gehäckselten Grünabfällen. Auch in diesem Jahr zeigte sich, dass im April gesäte Gemüsearten mit tiefen Wurzeln wie Pastinaken, Schwarzwurzel, Wurzelpetersilie, Mangold, Rote Bete und Möhren besser mit der Trockenheit zurechtkommen und vergleichsweise geringere Bewässerung benötigen.

Die wärmeliebenden Tomaten, Paprika, Zucchini, Auberginen profitierten bei guter Wasserversorgung von der Wärme. Allerdings zeigten Fleisch- und Romatomaten eine verstärkte Blütenendfäule als Folge üppigen Wachstums bzw. zu starker Verdunstung, vor allem vor heißen Wänden. Auffallend war die Häufigkeit von Grünkragen in Folge von hoher Sonneneinstrahlung. Es betraf sehr viele Sorten, auch normal große Tomaten und manche kleinfruchtige. Kraut- und Braunfäule war aufgrund der Witterung in vielen Teilen Bayerns kein Problem. Pflanzt man Braunfäule-tolerante Tomatensorten wie ‘Resibella‘, ‘Primabella‘, ‘Philovita‘ lassen sie sich ohne Regenschutzüberdachung kultivieren. Da sich oft die Novembermonate immer wieder mit milden Temperaturen zeigen, können Salate, China- und Senfkohl, Zuckerhut und Radicchio, Spinat und Feldsalat im Juli und August gesät bzw. noch bis in den September für eine Herbsternte gepflanzt werden. Wärmeliebende Neuheiten wie Süßkartoffel und Edamame (Gemüsesoja) legen im Spätsommer an Wachstum gut zu.

Wichtige Schaderreger im Jahr 2022

Der weiße Belag des Echten Mehltaus trat als „Schönwetterpilz“ an verschiedenen Pflanzen verstärkt auf. Durch die länger anhaltende Hitze bzw. Trockenheit gab es wenig Schneckenfraß und die Kirschessigfliege schädigte nicht auffallend. Kirschen platzten kaum auf; der Befall an faulig-schimmligen Walnüssen war ebenfalls geringer als in den Vorjahren. Die Quitte erwies sich als Obstgewinner, hielt sie doch der Trockenheit gut Stand und lieferte hervorragende Früchte.

Da die Niederschläge nicht überall ausblieben, kam es hauptsächlich in Südbayern zu Feuerbrandinfektionen am Kernobst. Allerdings waren einige Verdachtsfälle auf Schäden durch Monilia-Spitzendürre, Mehltau oder Trockenheit zurückzuführen, vor allem wenn bereits andere Erreger die Jungtriebe geschädigt hatten.
Kraut- und Braunfäule war 2022 kein Problem. Dafür trat an heißen und trockenen Standorten vermehrt die Rostmilbe auf, die sonst oft nur in Gewächshäusern in Erscheinung tritt.

Im Herbst wurde es feucht

Rasend schnell verwandelten sich braune Gras- und Wiesenflächen auf Grund erheblicher Niederschläge im September in sattes Grün. So präsentierten sich Wiesen und Rasenflächen bis Dezember saftig grün wie im Mai. Ein letzter Rasenschnitt musste nochmals im November erfolgen, damit die Gräser nicht mit zu langen Halmen in den Winter gingen.
Jedoch erwachten auch die Beikräuter aus dem Dornröschenschlaf. So ist über Winter Jäten angesagt, um die Ausbreitung für das Folgejahr einzudämmen.

Der feuchte Herbst sorgte für eine ungünstige Holzausreife der Gehölze, die bei stärkeren Wintertemperaturen noch zu Schäden und Rissen an Stämmen und dickeren Ästen führen kann. Besonders wichtig war deshalb der Weißanstrich der Stämme (besonders bei Obst und empfindlicheren Ziergehölzen) bevor es Mitte Dezember sehr frostig wurde.

Das Team der Bayerischen Gartenakademie wünscht Ihnen erholsame Festtage und einen guten Beschluss!