Veranstaltungsbericht
Industriegemüsetag 2019

Teilnehmer in den Sebastian-Englerth-Saal während des Vortrages
Am 12. Dezember 2019 fand der traditionelle Industriegemüsetag in Veitshöchheim statt. Der Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Dr. Hermann Kolesch begrüßte mehr als 50 Vertreter der Branche aus dem gesamten Bundesgebiet.

Vorstellung der Ergebnisse des Sortenversuches für Industrieweißkraut

Der Vortragsteil wurde von Daniela Gleißner mit der Vorstellung der Ergebnisse des Sortenversuches für Weißkraut eröffnet. Geprüft wurden sechs Sorten, davon fünf über fünf Anbaujahre. Der Vortrag endete mit der Empfehlung mehrere Sorten gleichzeitig anzubauen, um so das Anbaurisiko zu minimieren.

Bewässerung im Gemüsebau

Insbesondere die Trockenzeiten der vergangenen zwei Jahre haben das Thema Bewässerung in den Vordergrund rücken lassen. Stefan Kirchner leitet seit Juli 2019 an der LWG die Kompetenzstelle Bewässerung. In seinem Vortrag „Neue Rahmenbedingungen der Wassernutzung“ stellte er die derzeit alarmierende Wassersituation in Bayern dar. 59 % der oberflächennahen Grundwassermessstellen würden niedrige bzw. sehr niedrige Grundwasserstände aufweisen. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken würden sogar 89 % der Messstellen eine Niedrigwassersituation anzeigen, so Stefan Kirchner. Für die Zukunft ist eine weitere Absenkung des Grundwasserspiegels zu erwarten. Die zu erwartenden Folgen veranschaulichte Stefan Kirchner im Rahmen seines Vortrages.
Im Anschluss stellte Dr. Martin Müller von der Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Landwirtschaftliches Bauwesen (ALB) in Bayern e.V. das Bewässerungsforum Bayern vor. Das Forum hat das Ziel alle Akteure aus Landwirtschaft, Gartenbau und Weinbau zusammenzubringen und u. a. Wege zu finden, wie eine Bewässerung umweltverträglicher und sparsamer erfolgen kann. Dazu werden Arbeitsgruppen gebildet. Stefan Kirchner (LWG) wird die Arbeitsgruppe Bewässerungssteuerung leiten. Am Ende seines Vortrages stellte Dr. Müller eine neue Bewässerungs-App der ALB Bayern e.V. vor.
Der Leiter des Institutes für Erwerbs- und Freizeitgartenbaues (IEF) der LWG Gerd Sander stellte am Ende dieses Vortragsteiles das im Frühjahr 2020 beginnende Projekt „Entwicklung einer automatisierten Entscheidungshilfe zur ressourcenschonenden und effizienten Bewässerung in Gartenbau und Landwirtschaft mit dem Ziel, Wasserverteilung und Nährstoffausnutzung zu optimieren“ vor.

Vorstellung der Ergebnisse des Sortenversuches für Einlegegurken

Die Ergebnisse des niederbayerischen Sortenversuches für Einlegegurken stellte diesmal, stellvertretend für Florian Hageneder, Dr. Sybille Orzek vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Landshut - Gartenbauzentrum Bayern Süd-Ost vor. Statistisch abgesichert konnten 2019 keine Unterschiede im marktfähigen Ertrag herausgefunden werden. Unterschiede gab es insbesondere in den so wichtigen kleineren Sortierungen. Manche Sorten produzierten zu lange Gurken so Dr. Orzek.

Neue Wege beim Pflanzenschutz

Der Vortragsblock „Neue Wege beim Pflanzenschutz" begann mit der Vorstellung von aktuellen Versuchsergebnissen aus Niederbayern durch Markus Göttl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Deggendorf. Der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln wird in Bayern halbiert. Auf staatlichen Flächen wird auf den Einsatz von Glyphosat verzichtet. Mittel und Wege müssen gefunden werden diese Vorgaben umzusetzen. Gleichzeitig soll die Landbewirtschaftung ordnungsgemäß und wettbewerbsfähig bleiben, so Göttl. Ein großes Problem im Industriegemüseanbau stellt der Kohlerdfloh da. Wirksame alternative Präparate gäbe es noch nicht. Indirekte Bekämpfungsmaßnahmen sind beispielsweise Hacken, Kulturschutznetze und das Entfernen von Wirtspflanzen. Bei der Unkrautbekämpfung bieten sich Verfahren der sensorgesteuerten Hacktechnik an.
Eine weitere Methode den Einsatz von Pflanzenschutzmittel zu reduzieren, ist der Einsatz von Pflanzenschutzrobotern für die Spot Spray Technik. Daniela Hodel vom schweizerischen Kompetenzzentrum des Bundes für die Forschung in der Land- und Ernährungswirtschaft Agroscope aus Wädenswil stellte Ergebnisse des Projektes „Ressourcenschonender, nachhaltiger Pflanzenschutz im Gemüsebau durch kameragesteuerte Pflanzenschutzroboter“ vor. Mit Hilfe von Applikationsversuchen sollten das Einsparpotential und die biologische Wirksamkeit untersucht werden. Großes Einsparpotential von bis zu 75 % bestünde insbesondere im frühen Kulturstadium so Daniela Hodel.

Mehr Biodiversität in intensiv genutzten Anbaugebieten!

Bastian Dürr vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Karlstadt stellte seine Aufgaben als Wildlebensraumberater für Unterfranken vor. Seit 2015 gibt es je Regierungsbezirk einen Wildraumlebensberater mit der Aufgabe, Maßnahmen zusammen mit den Landwirten zu schaffen, um damit den ländlichen Raum ökologisch aufzuwerten. Ziel ist es, unter anderem mit Hilfe von Trittsteinbiotopen eine ökologische Vernetzung im ländlichen Raum zu schaffen. Dazu sollten vorhandene Erd- und Wiesenwege, Steuobstgehölze, Gewässerrandstreifen, Lesesteinhaufen, Hecken etc. genutzt werden. Leider bieten derzeit jedoch Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) und Greening-Programme in sehr produktiven Gebieten zu wenig wirksame Maßnahmen für eine ökologische Aufwertung des ländlichen Raumes, so Bastian Dürr in seinem Fazit. Hoffnung besteht auf ein neues KULAP-Programm in 3 Jahren.
Vanessa Bald vom Institut für Tierökologie und Tropenbiologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg berichtete über Ergebnisse aus ihrer Masterarbeit zum Einfluss von Sonderkulturen auf das Leben des Feldhamsters. Was passiert, wenn die Getreideflächen abgeerntet sind und der Feldhamster neue Nahrungsquellen finden muss? Tatsächlich wandert der Feldhamster nach der Getreideernte in andere angrenzende Felder beispielsweise mit Möhren ab. Nur auf Flächen mit späten Möhren wäre das Anlegen eines Winterbaues für den Feldhamster möglich. Vanessa Bald schlägt deshalb Maßnahmen vor, welche den Anbau von späten Karotten fördern.
Seit der Umstellung des LWG-Versuchsbetriebes auf biologische Gemüseproduktion im Jahr 2001 werden in Bamberg Blühstreifen angelegt. Ziel war damals die Reduzierung des Blattlausbefalles im Salat durch eine gezielte Nützlingsförderung. Birgit Rascher vom LWG Versuchsbetrieb Bamberg sprach in ihrem Vortrag über die praktische Anlage und Pflege von Blühstreifen sowie über die dabei gesammelten praktischen Erfahrungen. Die Anlage von Blühstreifen wurde im Laufe der Jahre optimiert. So wurde der Aussaatzeitpunkt variiert sowie Beikräuter wie Amarant und Hirse aus den Streifen per Hand entfernt. Der Vortrag endete mit konkreten Mischungsempfehlungen für Saatgut.

Alle Referenten zusammen vor einer Wand mit den Plakaten

Referenten von links nach rechts: Dr. Sybille Orzek, Dr. Martin Müller, Daniela Hodel, Daniela Gleißner, Markus Göttl, Stefan Kirchner