Nachbericht
Europäische Arbeitsgruppe "Kiwibeere" an der LWG
Diskussion in der Kiwibeerenanlage im Versuchsbetrieb Stutel
Am 19. und 20. Mai 2015 kamen 32 Fachleute (Forscher, Anbauer, Vermarkter) aus Belgien, Niederlande, Polen, Österreich, Italien, der Schweiz und Deutschland zu der diesjährigen Arbeitsbesprechung - erstmals an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau - zusammen. Ziel ist es, den Anbau der unbekannten, jedoch sehr leckeren "Schwester" der "großfruchtigen Kiwi" zu forcieren und gemeinsame Lösungen für die in Anbau, Lagerung, Vermarktung offenen Fragen zu finden.
Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe, Filip Debersaques von der Hochschule Gent und Hubert Siegler vom Sachgebiet Obstbau und Baumschulen der LWG hatten ein umfangreiches und interessantes Tagungsprogramm ausgearbeitet. Viele Teilnehmer brachten sich mit ihren Präsentationen und Diskussionsbeiträgen ein. In Vertretung des Präsidenten und auch des Abteilungsleiters Gartenbau begrüßte Herr Kreß die Teilnehmer und stellte die wichtigsten Aufgaben und Tätigkeitsfelder der LWG vor.
Filip Debersaques von der Universität Gent stellte die Webseite www.minikiwi.eu vor, die er mit weiteren Informationen bestücken will. Er hofft dafür auch auf finanzielle Unterstützung der EU.
Hubert Siegler berichtete über langjährige Erfahrungen im Versuchsanbau zu Kiwibeeren, der daraus resultierenden Selektion der besten Sorten/Klone des Züchters Werner Merkel und über die an der LWG gewonnenen positiven Erkenntnisse mit der Spaliererziehung der Kiwibeeren. Um diese "neue" Beerenart auch in anderen Regionen Deutschlands bekannt zu machen koordiniert der Referent einen bundesweiten Gemeinschaftsversuch an 18 Standorten.
Werner Merkel aus Chemnitz, der passionierte Züchter von Kiwibeeren mit Kreuzungen verschiedener Arten und Sorten weltweiter Herkunft, führte die Bedeutung geeigneter Pollenspender aus: „Nur die besten Männchen“ wie 'Honigmann' oder 'Blütenwolke' sorgen für sichere Befruchtung und entsprechend hohe Erträge.
Jonas Decorte von der Hochschule Gent informierte über erste Erfahrungen mit Blattdüngung von Kiwibeeren im Praxisanbau. Auch wenn nicht jede Sorte und jede Anlage deutliche positive Aspekte zeigte, so sind v.a. Mängel in der Spurenelementversorgung der Stöcke, sowie Festigkeit und die Lagerfähigkeit der Früchte verbessert worden.
Katharina Schödl-Hummel aus dem österreichischen "Weinviertel" vermarktet die biologisch angebauten Kiwibeeren und andere Beerenarten direkt und stellt auch besondere Verarbeitungsprodukte her. Sie sprach Probleme im Anbau (v.a. Frostschutz mit Beregnung) an und stellte Werbeaktivitäten ("Aufklärungsarbeit") und Absatzkanäle ihrer als "Weinviertler Kiwi" direkt wie auch indirekt (Biofachgeschäfte, Bauernläden, Feinkostläden in Wien) vermarkteten Früchte und Verarbeitungsprodukte vor.
Tomasz Krupa, Universität Warschau, sprach über Lagerung und Pflückreife. Bei Brixwerten 7 – 8° (1. Pflücke) als auch 9 – 10° (2. Pflücke) hielt die Fruchtfestigkeit im CA-Lager 4 – 6, bei der 1. Pflücke sogar 8 Wochen. Die Zuckerwerte stiegen im Lager an.
Der Züchter und Professor Dr. Piotr Latocha, Universität Warschau, berichtete über "Erste Erfahrungen im Anbau von Minikiwi in Polen" (30 Anbauer/10ha; überwiegend 'Geneva', 'Weiki'). Er erwartet einen weiteren Aufschwung durch seine gezüchteten Sorten 'Bingo' (mir rotbraun-rosafarbener Backe), 'Domino' (mit Blush), 'Verde' (grün, ertragreich) sowie 'Twist' (rotschalig).
Aus der Schweiz stellten Florian Sandrini (BBZ Arenenberg) und der Anbauer Urs Wehrle viele Details der Kiwikultur dar: Sorten, Kulturführung, Schnitt, betriebswirtschaftliche Aspekte.
Dr. Ferdinando Cossio, Obstforscher und Berater aus Rom, vormals Obstversuchsanstalt Verona, berichtete über 2 Exkursionsreisen nach Neuseeland und China. Die vielen Bilder gaben einen guten Einblick über Anbau und Sortiment in diesen Ländern: da tut sich einiges auch bei Kiwibeeren!!
Hubert Siegler führte durch die Kiwibeerenversuche im Versuchsbetrieb Stutel. Fragen zu Sorten, Spaliererziehung, Schnitt, die Einnetzung gegen Zuflug der Kirschessigfliege standen im Vordergrund.
Im Workshop "Drosophila suzukii" wurden Einnetzungen (in Kombination mit Regenschutz-Systemen), aber auch Möglichkeiten mit Fruchtkalk diskutiert. Die mehrmalige Behandlung mit der „abgesetzten“ klaren Kalkbrühe hat in der Schweiz 2014 in den Anlagen vieler Beeren-Anbauer gut gewirkt, sofern sie mehrmals appliziert wurde.
Die Tagungsteilnehmer im Gruppenbild
Die Arbeitsgruppe trifft sich 2016 in Österreich wieder.