Nachbericht zur Exkursion am 02.06.2023
Bio-Weihnachtsbaum-Seminar der Öko-Akademie Bamberg

Seit 2018 beschäftigt sich die Öko-Akademie Bamberg in Kooperation mit der Ökomene Bayern/Naturland-Beratung aufgrund hoher Nachfrage mit der ökologischen Weihnachtsbaumkultur. Zu dem Thema wurden schon mehrere Veranstaltungen angeboten. Im Laufe der Zeit hat sich ein fester Kreis von Betriebsleiterinnen und Betriebsleitern gebildet, die regelmäßig an den Veranstaltungen teilnehmen. Aber auch neue (umstellungsinteressierte) Betriebe sind herzlich willkommen. Am 2. Juni 2023 folgte eine Exkursion nach Gut Mergenthau, an der rund 35 Anbauende teilnahmen. Behandelt wurden verschiedenste Themen, von dem Düngeversuch des Kompetenzzentrums Ökogartenbau bis zur Betriebsvorstellung des Betriebes Resele und Fottner GbR, sowie deren Technik und die Besichtigung der Christbaumkulturen.

Düngeversuche in Christbaumkulturen

Zu Beginn der Veranstaltung stellte Nicolas Müller von der LWG den großen On-Farm-Versuch zu Düngestrategien und Düngezeitpunkten bei biologischen Christbaumkulturen vor. Dieser Versuch wird auf zwei Betrieben mit unterschiedlichen Standorten und Voraussetzungen durchgeführt. Dabei stellte Herr Müller die ausgewerteten Daten der beiden Naturland-Betriebe „Gut Mergenthau“, sowie „Marx“ im Spessart vor. Da der Versuch auf den beiden Betrieben erst seit April 2022 läuft, lässt sich aktuell nur eine Zwischenbilanz ziehen.

Versuchsbeschreibung:

Bei dem Versuchsaufbau auf Gut Mergenthau, geht es um den Vergleich von Stickstoffdüngung mit Spurennährstoffdüngern. Als zweiter Faktor wird untersucht, ob ein positiver Einfluss unterschiedlicher Untersaaten auf die Kultur besteht. Auf dem Betrieb Marx werden unterschiedliche Stickstoffdünger, jeweils unter Zugabe von Spurennährstoffdüngern, zu verschiedenen Düngezeitpunkten getestet. Übers Jahr wurden an den Varianten drei Mal Nadelproben genommen, sowie zu vier Zeitpunkten Bodenproben gezogen. Es findet außerdem eine fortlaufende Bonitur des Baumwachstums statt.

Allgemeines Fazit:

Allem voran sind besonders Bor, aber auch Calcium und Magnesium, sowie andere Spurennährstoffe auf den Betrieben teils stark im Mangel. Ein N-Mangel wurde in der Nadel besonders zur Hauptwachstumszeit erkennbar. Während des Versuchs fiel nebenbei auch besonders die starke Begleitvegetation dicht um die Bäume auf, was ein Anhaltspunkt für das nicht Sichtbarwerden der N-Düngung in Boden- und Nadelproben sein könnte. Zudem starben große Flächen von Neupflanzungen mit Grasunterwuchs während des letzten Jahres im Spessart ab, weshalb ein Demoversuch mit Mulchscheiben bei neu gepflanzten Flächen angelegt wird. Die Ergebnisse für Boden und Nadelproben zeigen bis heute erstaunlicherweise keine sichtbaren Unterschiede im N-Gehalt von Boden und Nadel – egal ob gedüngt oder ungedüngt.
Aussagen zum Baumwachstum, sowie zu den Untersaaten konnten aufgrund der noch zu kurzen Zeitspanne nicht gezogen werden. Unterschiede in den Düngezeitpunkten sowie der Dünger waren aufgrund des sehr spät einsetzenden Niederschlags im Spessart noch nicht erkennbar.

Gut Mergenthau – idyllischer Landsitz inmitten von vielen Wäldern

Im weiteren Verlauf des Tages stellt Ulrich Resele sich und seinen Betrieb vor. Das Anwesen Gut Mergenthau liegt in Kissing in der Nähe von Augsburg. Das Gut ist in siebter Generation im Familienbesitz und hat neben der 240 ha großen Forstwirtschaft auch eine Bio-Christbaumproduktion mit verschiedenen Nordmann-, Fraser- und Colorado-Tannen sowie Blaufichten und Fichten. Außerdem lebt die Familie fast ausschließlich autark. Sie produzieren ihren eigenen Strom durch PV-Anlagen sowie eine Holzverstromungsanlage und nutzen Wasser aus dem eigenen Brunnen. Seit 2015 wirtschaftet der Betrieb nach Naturlandrichtlinien und jedes Jahr gibt es auf dem Gut einen Weihnachtsmarkt.

Technikeinsatz in Christbaumkulturen

Zu Beginn der Betriebsbesichtigung stellte Herr Resele uns seine zum Teil selbstgebaute Technik vor, mit der er die Christbaumanlagen bewirtschaftet. Dabei stellte er verschiedene Mäher vor, welche das Gras um die Christbäume herum freischneiden. Auch eine Spritze, die der Form eines Schmetterlings ähnelt, mit der er Sprühmolke auf seine Christbäume besprüht, um sie vor der Tannentrieblaus zu schützen, kam zum Vorschein. Durch das Ausbringen der Molke wird der Zyklus der Laus gestoppt. Diese Methode wendet er schon seit mehreren Jahren an und ist damit sehr zufrieden. Ein Nachteil der Molke ist, dass sie bei nachfolgenden Regenschauern auch schnell wieder abgewaschen wird. Außerdem besitzt der Betrieb eine mechanisch betriebene Zange, mit der die Christbäume geschnitten werden. Dadurch entfällt die körperlich schwere Arbeit, die Christbäume händisch zu schneiden.

Danach ging es in eine Christbaumkultur, auf der Uli Resele uns einen Bagger mit Stockfräse vorführte. Damit kann der Baumstumpf, der nach dem Fällen eines Baumes stehen bleibt, bis auf Bodenhöhe abgefräst werden. In der nächsten Kultur hält der Betrieb zwischen den Christbäumen Shropshire-Schafe. Diese halten die Unkräuter zwischen den Bäumen kurz. Die Rasse ist besonders in Christbaumkulturen geeignet, da sie keine Koniferen anfrisst. Auch die Mäuseproblematik kann durch das Mitführen von Schafen im Zaum gehalten werden.

Untersaaten und Zwischensaaten setzt der Betrieb ebenfalls ein. Diese helfen den Christbäumen Stickstoff für die Pflanzen im Boden zu binden und bedecken gleichzeitig den Boden während der Vegetation. Auch Bienenvölker sind in den Anlagen zu finden. Sie gehen dabei eine Symbiose mit der Begrünung ein. Die Untersaaten werden durch die Bienen bestäubt und die Bienen haben das ganze Jahr über ein Nektarangebot zur Verfügung.

In der letzten Christbaumkultur, welche wir uns anschauten, führte Herr Resele und sein Sohn die Mäher, welche die Unkräuter um die Christbäume herum freischneiden, vor. Auf den Flächen hat er außerdem Pappeln stehen, um das Kleinklima zu erhalten und die Christbäume vor zu starker Sonneneinstrahlung und Hagel zu schützen. Auch sind unterirdische Wasserleitungen in den Kulturen verlegt, um die Christbäume nachts zu beregnen.