Nachlese 52. Landespflegetage 2020
Herausforderungen für den GaLaBau

Ankündigung zu den 52. Veitshöchheimer Landespflegen - "Herausforderungen für den GaLaBau" am 21. und 22. Januar 2020, Mainfrankensäle Veitshöchheim, Mainlände 1

Die Folgen des Klimawandels und Maßnahmen gegen den Artenschwund, die Betriebsübergabe an einen Nachfolger und die immer komplexeren Anforderungen an die Grünflächenpflege waren Themen der diesjährigen Landespflegetage. Am 21. und 22 Januar 2020 bewiesen 574 bzw. 680 Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer, dass sie sich diesen Herausforderungen stellen wollen. Bei seiner Eröffnung sprach der Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Dr. Hermann Kolesch, die „Lebenslüge der Gesellschaft“ an. „Speziell von der Grünen Branche wird mustergültig-umweltverträgliches Handeln gefordert, während gleichzeitig die Nachfrage nach dekadentem Luxus steigt“, so zitierte er auszugsweise den Wirtschaftswissenschaftler Niko Paech. Alle Anwesenden hätten deshalb auch dafür zu sorgen, dass die Branchenaktivitäten in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden.

Für den Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern als Mitveranstalter begrüßte dessen Präsident Gerhard Zäh die Besucherinnen und Besucher. In seiner Ansprache hob er die verschiedenen Aktionen hervor, mit denen der Branchenverband und seine Mitglieder eine lebensfreundliche Umwelt in Zeiten des Klimawandels fördern.

Herausforderung Artenschwund

Die Gesellschaft fordert von uns Gärtnern großes Engagement zur Verbesserung der Biodiversität. Ein vehementes Plädoyer für den naturnahmen Garten hielt deshalb Pia Präger, GaLaBau-Unternehmerin und Präsidiumsmitglied des VGL Bayern. Martin Degenbeck stellte die Biodiversitätsinitiative „Erzeugung gestalten, Arten erhalten“ der Bayerischen Landwirtschaftsverwaltung vor. Daran schlossen sich ein Vortrag von Andreas Adelsberger über bienenfreundliche Pflanzungen an sowie der Bericht von Johanne Bohl, Jürgen Eppel und Dr. Michaela Reim (Bayerisches Zentrum für Angewandte Energieforschung) über die begrünten Fassadensysteme des gemeinsamen Projektes an der Klimaforschungsstation in Würzburg.

Herausforderung Betriebsnachfolge

Viele GaLaBau-Unternehmer müssen in den nächsten Jahren einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für die Betriebsübernahme finden. Zur Einführung in die Thematik präsentierten Unternehmensberater Herbert Reithmeir und Rechtsanwalt Han Christian Jung einen alles andere als trockenen Streifzug durch die rechtlichen Grundlagen der Unternehmensübergabe. Danach interviewten Theresa Edelmann und Dr. Claus Prinz die Übergeber und Übernehmer von vier renommierten GaLaBau-Unternehmen. Herzlichen Dank an Gerhard und Michael Zäh, Dieter Clonisch und Mario Nast, Marc-Daniel Zink sowie Jörg Biegert für die sehr persönlichen Berichte zum Verlauf ihrer Übergabe / Übernahme.

Am Abend traf man sich zum Gedankenaustausch beim Stehempfang im Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau. Der eine oder andere Nachtschwärmer fand eine Verlängerung auf der Party der Studierenden im Wohnheim der Staatlichen Technikerschule.

Herausforderung Pflege

Die Anforderungen in der Grünflächenpflege werden größer, nicht nur bezüglich Herbizid-Einsatz und Energieverbrauch. Um Qualitätsstandards eindeutig zwischen Auftraggeber und -nehmer, aber auch den Mitarbeitern gegenüber kommunizieren zu können, hat die FLL nach holländischem Vorbild den Bildqualitätskatalog Freianlagen (BK FREI) herausgegeben. Diesen stellte Oliver Schmidt (GBG Mannheimer Wohnbaugesellschaft) als Mitglied des FLL-Regelwerksausschusses Freiflächenmanagement vor. Rainer Berger bilanzierte anschließend, wie aufwändig die Bodenvorbereitung ist, wenn man auf Glyphosat verzichtet und stattdessen mechanische Maßnahmen und/oder biologische Mittel einsetzt. Mit weiteren Alternativen zur chemischen Unkrautbekämpfung befasste sich dann Frank Angermüller. Eine Online-Umfrage zu Akkugeräten im GaLaBau sowie zwei ausgedehnte Handhabungstests mit dem ISL-Versuchsbetrieb und der Pflegetruppe des Veitshöchheimer Rokokogartens nutzte Lydia Giehl um daraus Auswahlkriterien für die Anschaffung dieser Geräte abzuleiten.

Herausforderung Klimawandel

Längere Hitzephasen und ungleichmäßiger fallende Niederschläge charakterisieren unseren Klimatrend, wie die Witterungsverläufe in den Jahren 2015, 2018 und 2019 erahnen lassen. Welche Grasarten unter diesen Bedingungen für Rasenflächen in Frage kommen, stellte Dr. Harald Nonn (Eurogreen GmbH) den Zuhörerinnen und Zuhörern vor. Etwas ernüchternd war das Fazit von Dr. Manfred Klemisch zu den Wirkungen von Pflanzenkohlen in Baumsubstraten, da sich die erhoffte Steigerung von Wasserhaltefähigkeit und Nährstoffspeicherung in seinem Versuch analytisch nicht eindeutig nachweisen ließ. Für die Speicherung und Versickerung der Dach- und Straßenabflüsse haben Stockholm, New York und Toronto spezielle Baumgruben eingeführt. Über diese in ihrer Masterarbeit untersuchten Techniken berichtete Carmen Biber (Stadt Rottweil). Im Projekt „Stadtgrün 2021“ werden unter anderem Baumarten aus südosteuropäischer Herkunft auf ihre Eignung als Stadtbäume in Bayern getestet. Dr. Philipp Schönfeld konnte mit Messwerten von Dr. Susanne Böll belegen, dass diese Versuchsbäume mit den Wetterextremen der genannten Jahre besser zurechtkamen als ihre heimischen „Schwesternarten“.

Zum Schluss dankten die Moderatoren Nikolai Kendzia und Helmut Rausch allen Referentinnen und Referenten, den vielen Helfern vor und hinter der Bühne, aber auch den Ausstellern der begleitenden Fachausstellung. Das Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern e. V. sowie der Verband ehemaliger Veitshöchheimer e. V. zeigten sich als Veranstalter hoch zufrieden mit dem Erfolg der Fachtagung.

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