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Trostlos oder attraktiv? Farbe und Struktur mit Pflanzen im Winter

Winteraspekt Titelseite

Der geschickte Planer hat ein passendes Sortiment an Arten mit besonderer Blüte, Frucht, Rindenstruktur oder speziellem Habitus im Repertoire. Ideal sind Pflanzen mit ganzjähriger Wirkung. Im Artikel wird – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – eine Auswahl an Pflanzenarten vorgestellt, die sich durch besondere Wirkungen im Winter auszeichnen.

2013, 14 Seiten

Immergrüne Stauden und Gehölze zieren in den Wintermonaten vor allem an Schattenstandorten. Auf sonnigen Freiflächenpflanzungen müssen Farbigkeit und Struktur überwiegend von abgestorbenen Pflanzenteilen kommen. Gräser spielen hierbei eine Haupt-Rolle. Überwinterndes Blattwerk zeigt sich dort meist in Grautönen. Passende Winterblüher oder „Fruchtschmuck-Arten“ findet man für fast alle Standorte. Manche markante Rindenstruktur kommt erst richtig zur Geltung, wenn auch das letzte Blatt abgefallen ist und sie in der Wintersonne glänzt.

Immergrün, immergrau, immergold

Immergrüne Gehölze und Stauden in verschiedenen Farben und Formen sind für die Wirkung einer Pflanzung von grundlegender Bedeutung. Die klassischen Sträucher einschließlich der Koniferen sind für die Gestaltung der Grundstruktur eines Gartens wichtig. Panaschierte und gelblaubige Sorten sind hier besonders gefragt. Sie setzen attraktive und aufhellende Akzente.
Als Klassiker sind Ilex aquifolium-, Ilex crenata-, Euonymus fortunei-, Buxus sempervirens- oder auch Pieris japonica-Sorten zu nennen. An warmen, geschützten Standorten stellt Elaeagnus pungens ‘Maculata‘ einen freundlichen Hintergrund dar.
Rein grünlaubige Arten, wie z. B. Prunus laurocerasus in zahlreichen Blattgrößen- und Formvarianten, Rhododendren, immergrüne Cotoneaster und Viburnum-Arten, sowie Pinus, Taxus und andere Gattungen unter den Nadelgehölzen strahlen in ihren diversen Grünvarianten Ruhe aus und geben der Pflanzung einen beständigen Rahmen. Weniger bekannt, aber nicht weniger attraktiv ist z. B. die Duftblüte Osmanthus x burkwoodii mit ihren panaschierten Sorten. Diese benötigen halbschattige geschützte Stand­orte. Die verschiedenen Bambus-Arten aus den Gattungen Fargesia oder Phyllostachys dürfen nicht vergessen werden. Sie haben nicht nur grün und gelb zu bieten, sondern zeichnen sich durch fantastische Farbmuster am Stängel aus. Bei all ihrer Schönheit, ist ihr artspezifisches Ausbreitungsverhalten unbedingt zu beachten. In geschützten Bereichen und an warmen Standorten ist der Himmelsbambus Nandina domestica eine Besonderheit in Form und Farbe. Kombiniert man Goldlaubige und Immergrüne, Lassen sich spektakuläre Effekte erzielen.
Stauden mit überwinterndem Laub eignen sich besonders zur Unterpflanzung von Bereichen mit sommergrüner Strauchkulisse oder von Winterblühern. Zahlreiche Grünlaubige, wie Helleborus–Arten, Carex morrowii-Sorten oder immergrüne Farne, wie z. B. Asplenium oder Blechnum harmonieren hervorragend mit kupferroten oder auch hellgrünen Heuchera-Sorten. Hier reicht es, einige frühblühende Zwiebelpflanzen, für den Sommer ein paar Hosta oder Astilben hinzuzufügen und die Herbstmonate mit Japan-Anemonen oder Cimicifuga-Arten ausklingen zu lassen. Epimedien in diversen Arten und Sorten brillieren nicht nur durch ihre attraktiven Blattformen sondern auch durch außergewöhnliche Blattzeichnungen in Rot und Kupfer vor allem im Herbst und mit dem frischen Austrieb im Frühjahr. Selbst die allseits bekannten Bergenien bringen bei kalter Witterung burgunder- bis mahagonirote Farbtöne hervor, die ein Anzeichen dafür sind, dass die Pflanzen sich physiologisch an die kalte Jahreszeit angepasst haben.
An sonnigen Standorten trifft man öfter auf grau- bis blaulaubige Arten, wie z. B. Lavendel, Stachys byzantina, Salvia officinalis, Santolina chamaecyparissus oder den Blaustrahlhafer Helictotrichon sempervirens. Diese gilt es, geschickt zu vergesellschaften. Hier sind Früchte, Blüten oder Rindenstrukturen mit auffälligen Farben gefragt. Die Gattung Euphorbia hält z. B. mit Euphorbia seguieriana subsp. niciciana eine Art bereit, die im Winter mit einem Farbenspiel von hellgrün über gelb bis rot aufwartet.
Hedera colchica 'Sulphur Heart' bringt Licht ins Wintergrau.

Hedera colchica 'Sulphur Heart'

Pinus sylvestris - mit Raureif überzogene Kiefernnadeln haben ihren speziellen Reiz.

Pinus sylvestris

Eine immergrüne Art für Schotterbeete ist die Walzenwolfsmilch Euphorbia myrsinites.

Euphorbia myrsinites

Skimmia japonica 'Rubella' ziert an sauren Standorten mit grünem Laub und roten Blütenknospen.

Skimmia japonica 'Rubella'

Das Laub von Epimedium x versicolor 'Sulphureum' verfärbt sich im Winter intensiv rot.

Epimedium x versicolor 'Sulphureum'

Polypodium vulgare ist trockenheits- und kalkverträglich.

Polypodium vulgare

Euphorbia seguieriana subsp. niciciana liebt sonnige, trockene Standorte.

Euphorbia seguieriana subsp. niciciana

Winterblüher

Schöne Blüten mit dem dazugehörigen Duft sind in der kalten Jahreszeit neben farbenprächtigem Laub wesentliche Kriterien bei der Pflanzenauswahl für einen attraktiven winterlichen Garten. So verströmen z. B. die Blüten der Winter-Heckenkirsche Lonicera x purpusii einen unaufdringlichen zitronigen Duft, der bei milden Temperaturen auch noch in ein paar Metern Entfernung wahrgenommen wird. Die immergrünen Mahonia x media Sorten ‘Winter Beauty‘ oder ‘Charity‘ zeichnen sich an zusagenden geschützten Standorten bei sauren Böden durch eine Dreifach-Wirkung aus. Neben ihrer Form und dem schmückenden Blattwerk bringen die leuchtend gelben, angenehm duftenden Blüten Licht ins Wintergrau. Was wäre ein Garten ohne die gelb und rot blühenden Zaubernüsse? Neben angenehmem Duft warten sie mit malerischer Wuchsform und z. T. spektakulärer Herbstfärbung in Gelb, Orange oder Rot auf. Besonders gut bewertete Sorten sind ‘Arnold Promise‘, ‘Jelena‘, ‘Pallida‘ oder auch ‘Westerstede‘. Weniger anspruchsvoll an den Standort sind unsere beliebten Winterschneebälle Viburnum x bodnantense ‘Dawn‘ sowie Viburnum farreri mit der Zwergsorte ‘Nanum‘. Sie lassen sich nahezu in allen Gärten verwenden und erfreuen zusätzlich durch Duft und rote Herbstfärbung.
Der beste Platz für winterblühende Sträucher ist eher im Hintergrund, jedoch nahe genug am Hauseingang oder am Gartenweg, um den Duft genießen zu können. Je nach Standort findet man unter den winterblühenden Stauden und Zwiebeln die farblich passenden Partner. In der Gattung Helleborus verbirgt sich eine Fülle an weiß, rosa, rot und grün blühenden Arten und Sorten. Cyclamen coum in rosa und weiß bietet das perfekte Pendant zu den rosafarbenen Schneebällen. Eine ideale Ergänzung sind Schneeglöckchen-Sorten der Art Galanthus nivalis oder Galanthus elwesii. Als leuchtender Teppich am Fuß eingewachsener Gehölze präsentieren sich die strahlend gelben Blüten der Winterlinge mit Eranthis hyemalis und Eranthis cilicica. Crocus und Iris reticulata sorgen als bewährtes Duo mit ihren zahlreichen Arten und Sorten im Februar für Blüten und Duft an sonnigen, trockenen Standorten. Nebenbei produzieren sie ausreichend Nektar für frühe Blütenbesucher.
Die gelbblühende Mahonia x media 'Charity' ist ein Kleinod für wintermilde Standorte.

Mahonia x media 'Charity'

Die wintergrüne Heckenkirsche Lonicera x purpusii lockt mit ihrem zitronigen Duft frühe Blütenbesucher an.

Lonicera x purpusii

Die Palmwedel-Christrose Helleborus foetidus bevorzugt kalkige Standorte.

Helleborus foetidus

Die Zaubernuss Hamamelis x intermedia 'Westerstede' entfaltet bei milden Temperaturen ihre duftenden Blüten.

Hamamelis x intermedia 'Westerstede'

Eranthis hyemalis, der Winterling.

Eranthis hyemalis

Cyclamen coum öffnet als eine der ersten Pflanzen manchmal bereits im Januar ihre Blüten.

Cyclamen coum

Die Winterblüte Chimonanthus praecox verströmt einen angenehmen Duft.

Chimonanthus praecox

Fruchtschmuck

Lang anhaftende Früchte an Sträuchern und Bäumen bringen in der düsteren Zeit Farbtupfer in den Garten. Ilex aquifolium ist mit seinen knallroten Beeren nicht nur für das Weihnachtsgesteck beliebt, sondern bietet für saure Standorte eine stattliche Anzahl an mittelgroßen oder kleinbaumartigen Sorten mit verschiedenen Laubformen und -farben. Frosthärtere und z. T. kleiner bleibende Alternativen findet man bei Ilex meserveae. Verwendet man die passenden männlichen und weiblichen Sorten, so ist der Fruchtschmuck im winterlichen Beet fast garantiert. Die Hagebutten diverser Rosen können nach dem optischen Genuss noch zum Gaumenschmaus verarbeitet werden. Die Gattung Euonymus und speziell alte Exemplare von Euonymus fortunei bilden äußerst attraktive, wenn auch hoch giftige Früchte aus.
Auch die Gattung Cotoneaster bereichert mit ihrer Vielfalt den Garten im Winter. Cotoneaster x watereri ‘Cornubia‘ und C. salicifolius, schaffen eine immer­grüne, mit roten Früchten gespickte Kulisse im Hintergrund, während einzelne Exemplare der niedrigen Arten, wie z. B. C. franchetii punktuell die Pflanzung strukturieren können. Die weißen und rosafarbenen Früchte von Symphoricarpos x doorenbosii verleihen selbst zweckmäßig abgepflanzten Bereichen Farbe in den Wintermonaten. Für frische Standorte hält die Schönfrucht Callicarpa mit ihren künstlich anmutenden violettrosa Beeren eine äußerst gewagte Farbnote bereit. In Gesellschaft von Gräsern oder der verbliebenen Silhouette abgetrockneter Stauden kommen diese hervorragend zur Geltung. Gerade diejenigen Früchte, die den Vögeln nicht zu schmecken scheinen, sind für uns ein optischer Gewinn. Hierzu zählen diverse Crataegus-Arten, z. B. Crataegus x lavallei ‘Carrierei‘, Viburnum opulus, oder Pyracantha-Sorten mit roten und orangefarbenen Früchten.
Die stinkende Schwertlilie, Iris foetidissima ist eine der wenigen Stauden, die mit leuchtend roten Früchten im Schnee für Aufmerksamkeit sorgt. Mit ihrem wintergrünen Laub ist sie eine unproblematische Idealbesetzung im lichten Halbschatten zwischen immergrünen Gräsern und Farnen.
Hagebutten - hier Rosa x mariae-grebnerae - bieten nicht nur optischen sondern auch kulinarischen Genuss.

Rosa x mariae-grebnerae

Iris foetidissima bildet als eine der wenigen immergrünen Stauden im Winter farb­intensive Früchte aus.

Iris foetidissima

Die roten Früchte von Crataegus x lavallei 'Carrierei' haften sehr lange am Strauch.

Crataegus x lavallei 'Carrierei'

Struktur und Farbe

Der Übergang vom Herbst zum Winter vollzieht sich langsam und schleichend. Nach den ersten Frösten verfärben sich viele Gräser und laufen inmitten mancher vertrockneter Stauden-Gerippe in Form und Farbe zur Hochform auf.
Besonders zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang die Sorten von Panicum virgatum, Calamagrostis x acutiflora, Pennisetum, Molinia oder die schier unerschöpfliche Vielfalt bei der Gattung Miscanthus. Grundvoraussetzung ist eine gute Standfestigkeit. Diese lässt bei hohen dünntriebigen Exemplaren, wie z. B. Molinia arudinacea ‘Skyracer‘ oder ‘Windspiel‘ oft zu wünschen übrig.
Spätestens nach dem ersten Schnee trennt sich die Spreu vom Weizen und die trockenen Stängel einzelner Arten brechen in sich zusammen. Hervorragend angepasst zeigt sich Stipa calamagrostis ‘Algäu‘, das sich nach fast jeder Schneelast immer wieder zuverlässig aufrichtet. Sieht man in feucht tristen Zeiten über den schwächeren Aspekt einiger Arten hinweg, wird man durch reizvolle Strukturen nach Schneefall- oder Rau­reifereignissen belohnt. Sichere Strukturgeber sind Pflanzen mit stabilen tellerförmigen Blütenständen, wie Sedum telephium, Phlomis russeliana oder Achillea filipendulina in niedrigen Sorten. Filigranere Strukturen zaubern z. B. Doldenblütler, wie Peucedanum, Catananche caerulea, Limonium-Arten oder diverse Astern, allen voran Aster divaricatus mit ihren sternförmigen Blütenrelikten. Die vertikalen Blütenstängel von Liatris spicata fügen sich harmonisch ins Bild. Am Wasser sorgen die Ähren der Rohrkolben sowie die trockenen Blütenstände des Blutweiderich für Struktur und Kontrast.
Die immergrünen Yucca-Blätter harmonieren sehr gut Sedum telephium und Panicum.

Yucca-Blätter

Immergrüne Gräser und Stauden sind zur Unterpflanzung laubabwerfender Gehölze besonders geeignet.

Unterpflanzung

Im Schnee leuchten die goldgelben Halme von Panicum virgatum besonders intensiv.

Panicum virgatum

Salvia officinalis 'Icterina' und Panicum virgatum sind farblich ideal aufeinander abgestimmt.

Salvia und Panicum

Durch seine Standfestigkeit ist Sedum x telephium 'Matrona' ein zuverlässiger Winterschmuck.

Sedum x telephium

Raureif verleiht jeder Pflanzung eines speziellen Zauber. Ein verläßliches Strukturelement ist Phlomis russeliana.

Phlomis mit Rauheif

Die verschiedenartigen Strukturen von Phlomis und Peucedanum kommen nach Schneefall besonders zur Geltung.

Phlomis und Peucedanum

Standfeste Miscanthus sinensis-Sorten geben der Pflanzung auch im Winter Struktur.

Miscanthus sinensis

Die Rispen des Plattährengrases Chasmanthium latifolium sind auch im Winter attraktiv.

Chasmanthium latifolium

Rinde

Besondere Rindenstrukturen sind ein beliebtes Gestaltungselement, um den Wintermonaten Farbigkeit und Exklusivität zu verleihen. Die Gattung Betula hält neben Schneeweiß auch Gold- und Kupfertöne bereit. Die Wirkung lässt sich durch farbige Blüten z. B. in einer Unterpflanzung mit Erica-Arten und Sorten hervorragend in Szene setzen. Schlangenhaut-Ahorne, wie Acer rufinerve oder Acer capillipes, Zimtahorn Acer griseum, die Mahagoni-Kirsche Prunus serrula, Parrotia persica oder auch Physocarpus opulifolius sind nur einige, deren Rinde sich neben den klassischen Cornus- und Salix-Arten durch farbigen Glanz an sonnigen Tagen auszeichnen.
Die Rinde der Blasenspiere Physocarpus opulifolius wirkt erst im Winter.

Physocarpus opulifolius

Vor einer Kulisse wintergrüner Gehölze zeigt sich die schneeweiße Rinde von Betula x koehnei besonders brillant.

Betula x koehnei

Weiße Rinde von Betula ermanii.

Betula ermanii.

Im unbelaubten Zustand zeigt Aralia elata ihre interessante Rindenstruktur.

Aralia elata

Acer griseum: Die zimtfarbene Rinde von Acer griseum kommt im Sonnenlicht besonders zur Geltung.

Acer griseum

Hinweise für die Pflege

Je nach Anspruch des Nutzers stellt eine gezielte winterliche Pflanzenwirkung höhere Ansprüche an die Pflanzplanung. Anderenfalls kann sie mit höherem Pflegeaufwand verbunden sein.
Das Verhalten einzelner Arten, sich auszusäen muss hier besonders berücksichtigt werden. Sollen nur einzelne Arten im Winter stehen bleiben, so muss ein differenzierter Rückschnitt durch qualifiziertes Personal erfolgen. Sind die Ansprüche nicht ganz so hoch und kann eine gewisse zeitweise Unordnung in Kauf genommen werden, ist eine Komplettmahd gegen Ende des Winters günstig. Diese sollte jedoch zeitig genug erfolgen, bevor winterblühende Zwiebelpflanzen ihre Blüten schieben. Insgesamt sind die Möglichkeiten, auch die scheinbar vegetationslose Zeit attraktiv zu gestalten, ungeahnt vielfältig.
Das Druckmedium enthält zusätzlich weitere Arten und Sorten in tabellarischer Auflstung.