Pressemitteilung - 31. März 2022
Extremstandort Fassade: LWG lässt den Garten an der Hauswand wachsen

Vertikale Gärten für mehr Biodiversität und besseres Klima in der Stadt: Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim erforscht beim Projekt „Artenreiche grüne Gebäudehüllen“ Biotope für Flora und Fauna in der Stadt. Konkret geht es dabei um Fassadenbegrünung.

Pflanzen als natürliche Klimaanlagen
Auch in den Innenstädten sind die Folgen des Klimawandels immer deutlicher: Es bilden sich städtische Hitzeinseln. Der Grund dafür ist der hohe Anteil versiegelter Flächen und stark wärmespeichernder Baukörper, die die Wärme noch bis in die Nacht hinein abgeben. Gleichzeitig fehlt der Platz für Begrünung in den engen Straßen. Dabei sind Pflanzen und Bäume nicht nur wichtige Sauerstoffspender und Feinstaubfilter. Durch ihre Transpirationskühlung und Verschattung leisten sie auch einen wichtigen Beitrag zur Kühlung – sie sind natürliche Klimaanlagen.

Klimawandel macht es Pflanzen und Tieren immer schwerer
Das Forschungsprojekt „Klima-Forschungs-Station“ der LWG, in Kooperation mit dem Bayerischen Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE Bayern), untersucht die Funktion wandgebundener Fassadenbegrünung. Dabei geht es um die Frage, ob und inwieweit sie das Stadt- und Gebäudeklima verbessern kann. Ziel ist, mit geeigneten Wandbegrünungskonzepten die Klimawirksamkeit von modernen Gebäudetechnologien effizienter zu machen und gleichzeitig einen diversen Lebensraum für Pflanzen und Tiere dort zu schaffen, wo durch die Städteverdichtung natürlicher Lebensraum verloren geht. Die Experten haben jetzt zusätzlich zu den grünen Wänden am ZAE, die letztes Jahr installiert wurden, auch auf dem LWG-Gelände rund 500 bienenfreundliche Stauden in wandgebundene Begrünungssystemen (Rinnen und Gabionen) gepflanzt.

Blütensnack für Bestäuber
Bisher ging es im Forschungsprojekt „Klima-Forschungs-Station“ um Optik, Funktionalität, Pflegeaufwand sowie Klimawirksamkeit der Vertikalbegrünung. In der derzeit laufenden 3-jährigen Projektphase werden mit Fokus auf Biodiversität an der Hauswand speziell ausgewählte, heimische und nicht heimische Pflanzen auf ihre Tauglichkeit für die Wandbegrünung – und ihre Wirkung auf heimische Blütenbesucher – getestet. “Wildbienen, von denen es deutschlandweit über 550 Arten gibt, spielen bei der Bestäubung und damit auch bei unserer Lebensmittelproduktion eine zentrale Rolle. Nur finden sie im immer mehr verdichtenden Innstadtbereich kaum mehr Nahrungsquellen und Lebensräume“, betonte Dr. Katja Arand, LWG-Projektleiterin. Daher wurde bei der Bepflanzung der Module nicht nur auf eine standortgerechte, sondern auch auf die bienenfreundliche Auswahl der Pflanzen geachtet. So bietet z.B. die rundblättrige Glockenblume neben massenhaft Pollen auch Regenschutz und Schlafplätze in ihren Blüten. Auch Kräuter wie Lavendel, Katzenminze, Oregano und Co. sind bei den Wildbienen heiß begehrt. Da heimische Pflanzen durch den Klimawandel immer früher abblühen, darf das Blütenangebot gerne durch klimaangepasste nichtheimische Arten mit längerer Blühperiode ergänzt werden.

Erfahrungsaustausch
Die ursprüngliche Pflanzenauswahl beinhaltete vorwiegend kleinwüchsige Arten, um den Pflegeaufwand und die Windlast möglichst gering zu halten. Hier hat sich schnell gezeigt, dass die Auswahl nicht für jedes System geeignet ist. Bei der Neupflanzung wurden daher einige Arten ausgetauscht. Speziell im Rinnensystem kommen nun auch üppigere Arten zum Einsatz, um nicht nur den Bienen, sondern auch den optischen Ansprüchen der Betrachter gerecht zu werden.

Lebensraum Gebäudefassade
Ein wichtiger Faktor gerade für Wildbienen ist die unmittelbare Nähe von Futterquellen und Nistplätzen. Daher wurden zusätzlich verschiedene Nistmodule für Insekten eingesetzt. In der Wandbegrünung am Würzburger Hubland (ZAE), haben sich diese „Wohnungen“ bereits gut bewährt. Bis in den Oktober hinein wurden sie von den fleißigen Bienen verproviantiert, mit Eiern bestückt und verdeckelt. Nun bleibt zu hoffen, dass sich die neue Generation dort so wohl gefühlt hat, dass auch sie die Nistmodule für Ihre Nachkommen nutzen.

Blick auf eine bepflanzte Vertikalbegrünung.

(© LWG Veitshöchheim)

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