Maschinenvorführung "Mechanische Unterstockpflege"
Da geht´s der Begleitflora an den Kragen

Ein Schlepper fährt durch die Rebzeile beobachtet von vielen Winzern.
Der Weinberg ist die Kinderstube des Weins: Denn dort wird der Grundstein für seine inneren Werte und die spätere Qualität gelegt. Doch die einzigartigen Böden bringen nicht nur einzigartige Weine hervor, sondern bieten auch Beikräutern eine Lebensgrundlage. Dabei entsteht ein ganz besonderer Konkurrenzkampf zwischen der Begleitflora wie Gemeiner Quecke, Ackerkratzdistel oder Ackerwinde und dem Rebstock – um Wasser und Nährstoffe. Am Mittwoch, den 5. Juni 2019, zeigte die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) bei einer Maschinenvorführung in Gaibach unterhalb der Konstitutionssäule, wie eine Abkehr von der chemischen Unterstockpflege und eine Rückbesinnung auf die mechanische Unterstockpflege gelingt.

Ein brandheißes Thema!

Brandheiß waren nicht nur die Temperaturen von über 30 Grad, sondern auch der Themenschwerpunkt der Leistungsshow direkt im Weinberg an der Mainschleife. Rund 350 Winzer, darunter auch eine Gruppe aus dem Rheingau, informierten sich über aktuelle Techniklösungen für die mechanische Unterstockpflege. Denn der Bereich unter dem Stock ist für den Winzer eine sensible Zone. Eine dort wachsende Begleitflora entzieht der Rebe nicht nur das ohnehin knappe Wasser und Nährstoffe; wächst diese gar bis in die Traubenzone, können sich dort Krankheiten schneller entwickeln. Bisher erfolgte die Regulierung der Begleitflora oft chemisch, da dieses Verfahren u. a. auch schwer bekämpfbare Problem- bzw. Wurzelunkräuter effektiv unter Kontrolle brachte. Der Einsatz chemischer Mittel, nicht nur glyphosathaltiger Produkte, zur Beikrautregulierung wird in der Gesellschaft jedoch immer kritischer wahrgenommen.

Impressionen der Maschinenvorführung in Volkach/Gaibach

Alternativen gesucht – und gefunden?

Dies nahm das Institut für Weinbau und Oenologie der LWG zum Anlass, die aktuelle Technik im Vergleich der verschiedenen Systeme der Winzerschaft und allen Interessierten im praktischen Einsatz vorzuführen. Zum Einsatz kamen dabei 26 unterschiedliche Maschinen bzw. Maschinenkombinationen. Denn so vielfältig wie die Weine sind auch die Böden in Franken, die unterschiedliche Bearbeitungsweisen erfordern. Die gezeigte Produktpalette reichte daher von Mulchgeräten, die in der Gasse und auch zwischen den Rebstöcken mulchen können, über Maschinen mit schnell rotierenden Bürsten, welche die Begleitflora oberflächlich abschlagen, bis hin zu Maschinen, die über Bodenbearbeitungsgeräte den Boden bearbeiten.

Hightech trifft Tradition

Die Digitalisierung macht auch vor dem Weinbau nicht halt: Wie Hightech-Lösungen in der Bewirtschaftung von Weinbergen aussehen können, wurde anhand von zwei Schmalspurschleppern demonstriert, die über Sensoren die Laubwand abtasteten. Wie bei einem Abstandskontrollsystem im PKW, wurde der Schlepper bei einem der vorgeführten Systeme selbstständig in der Zeilenmitte in der Spur gehalten, sodass sich der Fahrer auf die angebauten Werkzeuge – und so einen möglichst effizienten und stockfreundlichen Einsatz – konzentrieren konnte. Die genau entgegengesetzte Herangehensweise zeigte die zweite Techniklösung. Hier konnten die angebauten Arbeitswerkzeuge unabhängig voneinander auf jeder Seite der Rebzeile automatisch angepasst werden, während der Maschinenführer sich ausschließlich auf das Fahren konzentrieren konnte. Beide Systeme sollen zur Fahrerentlastung an langen Arbeitstagen beitragen.