Nachlese 47. Landespflegetage 2015
Wünsche, Werte, Wandel – der GaLaBau ist gefordert!

Landespflegetage 2015
Bei Kunden kommen neue Wünsche auf, bisherige Wertvorstellungen verändern sich, die Welt ist im Wandel. Vor diesem Hintergrund steht der GaLaBau als Branche und jeder Landschaftsgärtner als Markt-Teilnehmer vor großen Herausforderungen. Gut, dass die 47. Veitshöchheimer Landespflegetage auch diesmal ein weites Themenspektrum behandelten.
Nach einem Jahr "auswärts" fand unsere Fachtagung wieder in den Veitshöchheimer Mainfrankensälen statt. Dort standen uns nach dem Abschluss der Renovierungsarbeiten eine verbesserte Tagungstechnik und mehr Flächen für die begleitende Fachausstellung zur Verfügung. Davon konnten sich die jeweils 610 Tagungsteilnehmer und die 62 Aussteller am 25. und 26. Februar selbst überzeugen. Für das fachliche Programm zeichneten die diesjährigen Tagungsorganisatoren Angelika Eppel-Hotz und Nikolai Kendzia verantwortlich.

Ausführlicher Tagungsbericht

In seiner Eröffnungsrede griff Dr. Hermann Kolesch, der seit August 2014 als Präsident der LWG amtiert, den Begriff "Wandel" aus dem Tagungsmotto auf: "Veränderungsbereitschaft ist der Erfolgsfaktor des Unternehmers", meinte er und wünschte deshalb allen Landschaftsgärtnern Mut zu Veränderungen. Der Präsident des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern e.V., Herr Ulrich Schäfer, betonte in seinen Grußworten, dass der Wandel hin zu einer immer städtischeren Lebensform eine Herausforderung für die öffentlichen Freiräume darstelle. Grün sei ein Qualitätsmerkmal im Stadtmarketing, sagte er, das es nicht nur als Kostenfaktor, sondern als Standortfaktor zu berücksichtigen gelte. Im Impulsreferat äußerte Hans Beischl: "Alle Mitarbeiter sind für die Beurteilung der Eignung eines Unternehmens nach § 6 VOB / A wichtig: leistungsfähig, fachkundig, zuverlässig". So begründet sich auch sein Appell an die Führungskräfte, die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen zu gewinnen.

Wünsche gesät

Unter dieser Überschrift drehte sich am Mittwochvormittag alles um Ansaaten:

Angelika Eppel-Hotz verglich verschiedene Mischungen für öffentliches und privates Grün und gab Tipps zu Anlage sowie Pflege: "Einjährige Mischungen werden im Frühjahr immer neu angesät und beeindrucken durch ihre Blütenfülle. Aber nach wenigen Jahren müssen die Flächen wegen des verstärkten Unkraut-Druckes gewechselt werden". Mehrjährige Mischungen können nach ihren Erfahrungen auch mehr als acht Jahre am Standort verbleiben, wenn sie zweimal jährlich gemäht werden. Auch wenn es schmerzt, der Sommerschnitt muss rechtzeitig Ende Juni/Anfang Juli erfolgen, obwohl dann noch viele Pflanzen blühen.
Frau Dr. Ingrid Illies vom Fachzentrum Bienen der LWG empfahl, diese Mahd möglichst morgens oder abends durchzuführen, wenn weniger Bienen unterwegs sind. Die so induzierte Nachblüte im Herbst sei vor allem für die Honigbienen wichtig, da in dieser eher Tracht-armen Zeit der überwinternde Nachwuchs herangezogen werden muss.
Kornelia Marzini berichtete über die Ergebnisse eines Vorhabens, das die Begrünungsmöglichkeiten von Mittelstreifen zwischen mehreren bayerischen Autobahnabschnitten erforschte. "Die Mischung M2, die sowohl bei den Versuchsflächen im Allgäu als auch bei Aschaffenburg die positivsten Bewertungen erhielt, ist unser Favorit", sagte die Biologin. Die Rezeptur wurde für trockene Standorte noch um einzelne Attraktionen aus der Ruderal-Mischung angereichert, um schnellere Wirkung zu entfalten.

Veitshöchheimer Mittelstreifenmischung

Werte gebaut

Die Technik fand ihren Platz am Nachmittag des ersten Veranstaltungstages:

Zunächst wandten wir uns Wegen und Pflasterdecken zu. Thomas Leopoldseder erklärte, dass die Anwendung von Normen und Richtlinien vereinbart werden müsse, etwa durch Verweise im Vertrag oder in der Leistungsbeschreibung. Doch auch wenn der Normenbezug fehlt, die Qualität muss trotzdem stimmen. Denn viele Regelwerke sind als allgemein anerkannte Regeln der Technik anzusehen und die dort beschriebene Ausführung wird von Gutachtern und Gerichten zur Beurteilung der üblichen Beschaffenheit herangezogen.
Robert Sikorski als Vertreter der Interessengemeinschaft Deutscher Pflasterer und Steinsetzer e.V. hielt den Normen die traditionellen Handwerksregeln entgegen.
Nicht immer neuartig, aber immer (wieder) interessant sind farbige Beläge. Pflasterungen aus bunten Steinen sind schon seit der Antike verbreitet, im Trend liegen momentan aber eher die großflächig fugenlosen Bauweisen. Johannes Pitzer reihte sie anhand der möglichen Farbintensität: Ortbetondecken, kunstharzgebundene Flächen, Farb-Asphalt und Gummigranulat-Beläge. Auf ein Manko all dieser Bauweisen verwies der Referent: "Durch wechselnde Ausgangsmaterialien oder Alterungseffekte ist es bei Reparaturen sehr aufwändig, ein Flickwerk unterschiedlicher Farbnuancen zu vermeiden".
Mit Thorsten Schmidt kam ein ehemaliger Studierender auf die Bühne, der über einige Projekte zur Lichtgestaltung in Gärten seiner Firma lumoto berichtete. Der beeindruckenden Wirkung einer ausgeklügelten Gartenbeleuchtung steht auch ein erheblicher Planungs-, Installations- und Abstimmungsaufwand gegenüber, den sich oft nur die anspruchsvollsten Kunden leisten wollen.
Frank Kullmann hat im Jahr 2008 in Veitshöchheim die Meisterprüfung abgelegt und leitet seitdem die GaLaBau-Abteilung der Bad Homburger Bauschulen. Allen Landschaftsgärtnern, die im Privatkundenbereich tätig sind, rät er zur Zusammenarbeit mit einer guten, örtlich ansässigen Baumschule: "Durch eine Besichtigung der Pflanzen mit dem Kunden und eine abgestimmte Beratung lassen sich fast immer größere und hochwertigere Pflanzen verkaufen, wovon sowohl GaLaBau als auch Baumschule profitieren".

Wandel erlebt

Am Donnerstag berichteten wir über Versuchsergebnisse der Abteilung Landespflege:

Das Potenzial einer Gemüsekultur auf dem Extensivdach hatte Florian Demling ein Jahr lang auf Versuchsflächen in Veitshöchheim untersucht und konnte dabei feststellen, dass das Ertragsniveau speziell bei Salaten zumindest gleich, teils sogar höher lag als beim bodengebundenen Anbau.
Eine ernüchternde Bilanz nach dem ersten Beobachtungsjahr musste Jürgen Eppel über vier 'Living-Wall-Systeme' bei einem Vergleichstest in Nürnberg ziehen: "Zwar prestigeträchtig aber aus gärtnerischer Sicht zu wartungsaufwändig, zu fehleranfällig, zu pflegeaufwändig und zu teuer". Es bleibt die Hoffnung, dass sich nach dem Beseitigen der Anfangsschwierigkeiten in den Folgejahren ein besseres Bewertungsbild ergibt.
Frau Dr. Susanne Böll berichtete über die neuesten Erkenntnisse aus dem Projekt Stadtgrün 2021. An den Versuchsstandorten in Kempten und Hof/Münchberg waren ausgeprägte Frostschäden bei Celtis australis zu beklagen. "Acer monspessulanum erwies sich dagegen sowohl im Versuch als auch in den Netzwerkgemeinden als überraschend Frost-tolerant", unterstrich die Biologin.
Zur vielerorts offenen Frage der Düngung von Straßenbäumen stellte Dr. Philipp Schönfeld die kürzlich begonnene Untersuchungsreihe vor. Bei den analysierten Substraten wurden jeweils niedrige und im Folgejahr weiter abnehmende Stickstoffgehalte gemessen, worauf mit der Gabe von 750 Gramm Hornmehl je Versuchsbaum reagiert wurde. Da auch die aktuellen Ergebnisse noch keine Empfehlungen für die anzustrebenden Nährstoffgehalte im Baumsubstrat erlauben, riet er zu Augenmaß bei der Düngung.
Erstaunliche Sortenfunde bei der Streuobsterfassung in Bayern konnte Martin Degenbeck vermelden: "Zu den 2.624 Obstbaumsorten, die im Jahr 2012 für Bayern gemeldet waren, kamen unter anderem durch die Abfragen bei Kreisfachberatern und anderen Experten bis Ende 2014 weitere 2.465 hinzu". Für die Erhaltung der mancherorts nur noch in wenigen Exemplaren vorhandenen Raritäten braucht es aber eine wirtschaftlich interessante Nutzungsmöglichkeit, wie sie vielleicht die Vermarktung als sortenreine Streuobst-Edelbrände darstellen könnte.

Werte gepflegt

Der letzte Tagungsabschnitt widmete sich der Grünflächenunterhaltung:

"Neue Krankheiten und Schädlinge bedrohen unsere Pflanzen", warnte Frank Angermüller und stellte die passenden Behandlungsstrategien vor. Große Aufmerksamkeit zieht der Asiatische Laubholzbockkäfer auf sich, nicht nur durch seine Größe von bis zu vier Zentimetern, sondern vor allem durch die radikalen Baumfällungen bei seinem Auftauchen. Viel häufiger, aber deutlich unauffälliger ist die Kirschessigfliege, die reifende Früchte anbohrt und verderben lässt. Deren Verbreitung kann ganz einfach gehemmt werden, indem man befallene Früchte entfernt und in Plastiktüten verpackt entsorgt.
Andreas Schulte verriet: "Beim Vergleich von Rindenmulch mit mineralischem Mulch und einem biologisch abbaubaren Mulchvlies kommt es sehr darauf an, welche Eigenschaften man betrachtet". Porphyr-Splitt erzielte zwar den besten optischen Eindruck, war aber am teuersten. Rindenmulch war dagegen das preiswerteste Material, ließ aber die meisten Gehölzsämlinge aufkommen. Das Mulchvlies punktete mit den kleinsten Pflegezeiten, kam aber bei der Optik und bei den Pflanzzeiten auf den letzten Platz.
Nikolai Kendzia berichtete zum Abschluss über Rasenmäh-Roboter. Deren technischer Entwicklungsstand ist mittlerweile sehr hoch, sodass nach fachkundiger Einstellung auch bei komplexer Flächengeometrie gleichmäßige Mähergebnisse zu erreichen sind. "An steileren Stellen können bei Regen durchdrehende Räder aber zu Schäden an der Grasnarbe führen. In feuchteren Herbstmonaten sollte deshalb die Einwinterung rechtzeitig erfolgen", warnte unser Technikexperte.
Der Dank am Ende der Veranstaltung galt den Referenten, den Moderatoren Helmut Rausch, Andreas Schulte und Philipp Schönfeld sowie allen Helfern vor und hinter den Kulissen. Mit einem Gruß an das aufmerksame Publikum verabschiedete sich das Team der Abteilung Landespflege bis zu den nächsten Landespflegetage am 17. und 18. Februar 2016.
Tagungsgäste während einer Pause vor den renovierten Mainfrankensälen.

Vor den renovierten Mainfrankensälen

Führungskräfte des VGL Bayern e.V. und der LWG auf der Tagungsbühne.

Unsere Promis auf der Bühne

Perfekte Medientechnik für die Tagungsbesucherinnen und -besucher im Saal und auf der Bühne.

Saal und Bühne mit perfekter Medientechnik

Messung der Rücken-Fitness am Ausstellungsstand der Berufsgenossenschaft.

Stand der SVLFG

Abteilungsleiter Jürgen Eppel mit seinem Vorgänger Dr. Walter Kolb beim Abendprogramm.

Stehempfang in der Landespflege

Ausgewählte Publikationen
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