Infoschrift
Krankheit an der Birne: Birnengitterrost
3351

In manchen Gärten findet man im Sommer Birnbäume, die nicht nur grüne Blätter tragen, sondern auch Blätter mit orangen Flecken. Diese Flecken deuten auf den Befall mit dem Birnengitterrost hin. Einzelne wenige Flecken beeinträchtigen den Birnbaum nicht.
Im Winter befindet sich der Pilz auf dem Wacholder.

Der Birnengitterrost äußert sich meist ab Ende Mai durch orange Flecken auf den Blättern des Birnbaumes. Im Spätsommer erscheinen zapfenförmige Auswüchse auf der Blattunterseite, selten an Trieben. Ausgehend von den Auswüchsen werden Sporen des Pilzes durch den Wind verbreitet. Für einen vollständigen Entwicklungszyklus müssen diese Sommersporen auf eine der folgenden anfälligen Wacholderarten gelangen: Juniperus sabína (Sadebaum), J. chinénsis 'Pfitzeriana', J. virginiána, J. phoenícea, J. oxycedrus u.a. Es handelt sich also meist um halbhohe Arten. Die kriechend wachsenden und der einheimische Heidewacholder, J. communis, dienen nicht als Wirtspflanze.
Nach der Infektion beim Wacholder dauert es zwei Jahre bis sich spindelförmige, nicht immer deutlich erkennbare Verdickungen an den Zweigen gebildet haben, aus denen im Frühjahr bräunliche, gallertartige Sporenmassen hervortreten. Besonders bei feuchter Witterung entstehen bis zu 10 mm breite und 20 mm dicke Gallertlappen. Die darin gebildeten Sporen werden durch den Wind auf die Blätter des Birnbaumes getragen. Nur wenn diese Wintersporen auf Blätter eines Birnbaumes gelangen, können sie sich weiter entwickeln und der Kreislauf ist geschlossen.
Im Holz von befallenen Wacholderpflanzen lebt der Pilz dauerhaft, Heilung durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist nicht möglich. In jedem Frühjahr können an erkrankten Zweigen erneut die gallertartigen Wintersporenlager als Infektionsquellen für die Sommerwirtspflanze Birne entstehen. Oberhalb der verdickten Befallsstelle gelegene Zweigteile sterben allmählich ab. Durch rechtzeitiges und großzügiges Ausschneiden erhält der Wacholder eine Überlebenschance und außerdem wird die wiederkehrende Sporenübertragung auf die Birne verhindert.
Es bleibt nur übrig, entweder die Entwicklung abzuwarten oder gleich einen der beiden Rostwirte zu entfernen. Die Angaben über einen sicheren Abstand zwischen den Wirtspflanzen Wacholder und Birne variieren von 100 bis 1.000 m und sogar mehr. Solche Abstände sind bei der heutigen Durchschnittsgröße von Hausgärten kaum zu realisieren. Resistente Sorten sind nicht in Sicht. Gelegentlich wird berichtet, dass 'Conference', 'Vereinsdechant' und 'Madame Verté' weniger stark befallen werden. Fern von Siedlungen gelegene, ältere Steuobstbestände bleiben weitgehend verschont, weil kein Zwischenwirt in der Nähe existiert.
Solange die Blätter nur wenige (3 bis 5) Flecken aufweisen, ist keine Ertragseinbuße zu befürchten. Wenn aber die grüne Blattfläche erheblich reduziert ist, leidet der ganze Baum. Er kann weder die angesetzten Früchte ausreichend ernähren noch genügend Bau- und Reservestoffe bilden. Die Befallsstärke variiert jährlich: bei längerer Trockenheit in der Phase der Blattentfaltung und -entwicklung junger Birnenblätter (meist von Mitte April bis Anfang/Mitte Mai) zeigen sich weniger Flecken. Bei verstärkten Niederschlägen in diesem Zeitraum ist der Befall umso massiver.