Fachartikel
Grüner Schmuck im Straßenraum - Bewährte Pflanzen für Lärmschutzsysteme

Grüner Schmuck am Straßenrand Titelseite

Um langjährige Versuchsergebnisse auch hinsichtlich der Vielfalt der Systeme zu erhalten, begann 1993 an der LWG Veitshöchheim eine umfangreiche Versuchsreihe zur Bepflanzung von Lärmschutzanlagen. Im Jahr 2011 erfolgte nochmals eine Erfassung des aktuellen Pflanzenbestandes. Aufgrund dieser langjährigen Beobachtungen kann eine Vielzahl verlässlicher Pflanzenarten für verschiedene Systeme empfohlen werden.

2012, 10 Seiten

Zum einen wurden Systeme aus Betonformsteinen, die ihre lärmmindernde Funktion als Steilwälle erfüllen, errichtet und bepflanzt, zum anderen wurden senkrechte Wände mit Kletterpflanzen begrünt. Die Pflanzen in beiden Versuchen wurden über fünf Jahre intensiv beobachtet und bewertet. Die Steilwälle wurden nach zwölf Jahren abschließend beurteilt. Im Jahr 2011 erfolgte bei beiden Versuchsreihen nochmals eine Erfassung des aktuellen Pflanzenbestandes. Dies ermöglicht bei den Wällen eine Aussage über die Dauerhaftigkeit der verwendeten Arten nach 18 und bei den Kletterpflanzen nach 15 Standjahren. In jeder der beiden Versuchsreihen standen auch verschiedene Substrate auf dem Prüfstand.

Lärmschutzsteilwälle

Das Ziel des Versuches war eine dauerhafte und abwechslungsreiche Begrünung bei minimalem Pflegeaufwand. Hierzu wurden vier verschiedene Systeme (davon drei Kammersysteme aus Betonfertigelementen) mit jeweils vier verschiedenen Pflanzsubstraten und zwei verschiedenen Erdkernen ausgestattet.
Von den getesteten Systemen sind mittlerweile nur noch zwei im Handel erhältlich. Diese werden inzwischen von anderen Herstellern vertrieben. Der Produzent von „Alpenstein“ befindet sich in Österreich, der von „Verduro“ in der Schweiz. Die Vertriebsfirma des „Verduro“-Steines bietet auch einen Stein an, der dem des im Test verwendeten Systems „Heinzmann“ ähnlich ist. Die Firma Beck hat das im Versuch verwendete System als Kombination aus Holz, Jute und Baustahlmatten nicht mehr im Angebot.
Im Versuch zeigte sich, dass vor allem die Pflanzenauswahl, aber auch die Art des Systems über den Begrünungserfolg entscheiden.
Von 41 getesteten Pflanzenarten zeigten sich acht selbst nach 18 Jahren noch in allen Systemen sehr vital. Melica ciliata übernimmt inzwischen durch seine starke Ausbreitungskraft über Aussaat eine sehr dominante Rolle. Die Frühsommermonate sind vom Gelb des Genista lydia in Kombination mit den grauen Polstern von Chrysanthemum haradjanii dem Blau von Salvia officinalis und punktuell vom Rot von Centranthus ruber geprägt. Cotinus coggygria wertet zusammen mit Rosa virginiana durch eine intensiv rote Herbstfärbung den Aspekt zum Saisonende auf.
Weitere 14 Arten wurden für eine Begrünung derartiger Systeme als bedingt geeignet eingestuft. Diese waren entweder nur noch in ein oder zwei Systemen vorhanden bzw. ihre Vitalität ließ im Laufe der Jahre nach bzw. war von Anfang an nicht optimal. Die deutliche Verschlechterung einiger Arten zwischen dem 8. und 12. Standjahr ist auf die völlige Einstellung der Bewässerung nach diesem Zeitpunkt zurückzuführen.

Kletterpflanzen

Im Zuge der Neuerrichtung von Lärmschutzwänden an der Ortsdurchfahrt der B 27 in Veitshöchheim stand eine Strecke von ca. 700 m zur Verfügung, um verschiedene Begrünungsansätze zu erproben. Bei den getesteten Wänden handelt es sich um hochabsorbierende Materialien. Zu Versuchsbeginn bestand von Seiten des Straßenbauamtes eine große Skepsis dahingehend, ob eine Bepflanzung die Lärmabsorption negativ beeinträchtigen könnte. Eine entsprechende Messung zeigte aber, dass die Pflanzen keinerlei Einfluss auf den Lärmpegel ausübten.
Im ersten Versuch wurde vor allem der Einfluss verschiedener Substrate und Expositionen in Abhängigkeit von vier ausgewählten Pflanzenarten untersucht. Der zweite Versuch beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit einem umfangreichen Test von Pflanzenarten, die dabei zu verschiedenen Kombinationen zusammengestellt wurden. Bei beiden Versuchen wurde die Pflanzenentwicklung anhand von Vitalitätsbonituren, Dichteschätzungen sowie einer Erfassung von Trockenschäden beurteilt. Außerdem wurde das optische Erscheinungsbild sowie das Dominanzverhalten einzelner Arten bewertet.
Auch die Standortfrage beeinflusst wesentlich die Artenauswahl. Im Test mit 41 verschiedenen Kletterpflanzenarten erwiesen sich 23 Arten über einen Zeitraum von fünf Jahren als dauerhaft und robust. Artspezifisch zeigten sich spezielle Standortvorlieben hinsichtlich der Exposition der Wände. Während nach fünf Jahren sieben Arten unabhängig von der Exposition der Wände sehr gute Bewertungen innehatten, waren dies nach fünfzehn Jahren nur noch vier.
Detaillierte Ergebisse sowie eine Auflistung aller verwendeten Pflanzenarten enthält der u.a. Fachartikel.