Heilkräutergarten Nützelbachaue
Landkreis Schweinfurt: Die "Hagesuse" Rita Popp

Frau in einer grünen Hänmgematte unter Bäumen liegend

© Brigitte Goss, Landratsamt Schweinfurt

Rita Popp ist Ansprechpartnerin im „Heilkräutergarten Nützelbachaue“ in Gerolzhofen. Die Kräuterfachfrau und Gästeführerin Gartenerlebnis Bayern versteht sich als moderne Kräuterhexe. Als "Hagesuse" erklärt sie bei Führungen die Erkennungsmerkmale und die Verwendung von Heil- und Wildpflanzen sowie deren Pflege und Ansprüche. Zusammen mit einem Team von Freiwilligen aus allen Altersgruppen kümmert sie sich auch um die Pflege des Gartens - und lädt jeden zum Mitmachen ein!
Frau Popp, welche Rolle spielt der Garten und allgemein die Natur in Ihrem Leben?
Ich brauche wilde Wiesen, Wälder und offene Flächen um mich wohl zu fühlen - um gesund zu bleiben. Ich bin ein absoluter Naturmensch, der Sonne, Wind und auch Regen auf der Haut spüren muss.
Mir sind alle Jahreszeiten wichtig! Wenn`s im Herbst und Winter kalt und nass ist genieße ich die Ruhe und das heimelige Zuhause. Zum Frühjahr hin kann ich es fast nicht erwarten draußen im Garten zu arbeiten.
Was macht diesen Garten so besonders?
Hier im offen zugänglichen „Heilkräutergarten Nützelbachaue“ finden die Besucher Heilkräuter die sie kennen, aber auch welche von denen sie evtl. nur den Namen gehört oder gelesen haben. Hier wachsen auch viele „Rote Liste“ Arten die geschützt und teils sehr selten sind. Im hinteren Bereich sind Giftpflanzen zu finden – auch sie gehören in den Garten.
Was hat Sie bewegt einen Kräutergarten anzulegen?
Seit 2007 führe ich als zertifizierte Kräuter- Gäste- und Erlebnisführerin meine Gäste und Besucher über Wiesen und in Wälder. Mit dem Bau des öffentlichen „Heilkräutergarten Nützelbachaue“ wurde ein lang gehegter Wunsch von mir Wirklichkeit. Hier im „Grünen Klassenzimmer“ mit über 20.000 m² und speziell im „Heilkräutergarten Nützelbachaue“ finde ich alle wichtigen Pflanzen die ich den Besuchern nahe bringen möchte.
Was hat Sie bewegt einen Kräutergarten anzulegen?
Unsere Besonderheiten hier im Garten sind: Rosen-, Bär-, und Meisterwurz, Diptam, Hirschhornwegerich und Wacholder.
Welche Pflanzen sind die Lieblinge?
Meine Leidenschaft ist es ausgefallene und seltene Heilpflanzen zu sammeln, egal wo ich bin. Oft werde ich in Gärtnereien und auf teils abgelegenen Märkten fündig. Auch im Urlaub sammele ich Samen oder bekomme Ableger geschenkt.
Welche Jahreszeit ist für einen Besuch besonders interessant?
Unser „begehbares Heilkräuterlexikon“ hat in jeder Jahreszeit seinen eigenen Reiz. Im Frühjahr lohnt es sich die frischen heilsamen Wildkräuter zu verwenden. Im Sommer sieht man an den unzähligen Blüten eine Vielzahl der unterschiedlichsten Insekten und im Herbst können wir die Samen und Wildfrüchte ernten und genießen. Für die Überwinterung lassen wir im Spätherbst die Samenstände, eingezogenen Blätter und teils Gräser stehen. Das ist für Insekten und Kleinlebewesen überlebenswichtig. Wenn im Winter durch den Raureif an den Gräsern und Blattspitzen die Eiskristalle in der Sonne glitzern, bin ich jedes Mal fasziniert. Das kann Jeder hier sehen und erleben.
Was bewegt Sie als Ehrenamtliche so viel Zeit im öffentlichen Kräutergarten zu verbringen?
Die Erinnerung an unendliche Wiesennachmittage meiner Kindheit in denen Raum und Zeit keine Bedeutung hatten. Heute wie damals genieße ich beim Arbeiten das Rauschen der Blätter im Wind, das Brummen einer vorbei fliegenden Hummel und den Duft des frischen Heus im Hochsommer. Alles zusammen ist das was mir und oft uns allen in dieser hektischen und unruhigen Zeit fehlt. Diese „Erdung“ ist für mich Entspannung und Entschleunigung.
Was können Besucher hier erleben und welche Informationen finden sie?
Als moderne Kräuterhexe „Hagesuse“ können mich die Besucher im G´wand, Hexenstab und Huckelkorb erleben und Geschichten und Überlieferungen aus längst vergangener Zeit lauschen. Nach einem kleinen Wiesenschmaus endet die Führung.
Wer möchte kann auch alleine hierher kommen, alles ist frei zugänglich. Im Garten sind Jahresbäume mit Schautafeln versehen, in der abgelegenen Sitzecke aus Baumstämmen lässt es sich gut entspannen. In nördlicher Richtung wurde eine große Unterstellhütte errichtet. Unser „Wachsendes Haus“ aus über 300 Rotbuchen haben wir im April 2018 gepflanzt. Im Februar diesen Jahres wurde es das erste Mal gebunden. So ist die Grundform jetzt schon zu sehen. Es wird etliche Jahre brauchen bis die Kuppel zugewachsen ist.
Mein Tipp für den eigenen Garten:
Lassen Sie auch mal „Wilde Ecken“ zu. Vögel, Amphibien und Insekten werden von ganz alleine ihren Lebensraum im Garten erobern. Gehen Sie mit Ruhe und offenen Augen durch IHR Paradies.
Blick über Kräuterbeete von Staketenzäunen umrandet

© Rita Popp

Frau im Hexenkostüm neben einem Kräuterbeet

© Rita Popp

Blick über Kräuterbeete mit Staketenzaun umrandet, dahinter Wiese mit Bäumen.

© Rita Popp