Landkreis Rhön-Grabfeld: Andrea Gluth

Frau mit Dirndl, Rosenstrauß und Sektglas in einer Hängematte sitzend

Landratsamt Rhön-Grabfeld, Georg Hansul

Die Aufforderung der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, sich auch dieses Jahr am „Tag der Hängematte“ mit einem „Hängemattengespräch“ zu beteiligen, landete auch in Bad Neustadt bei Georg Hansul, dem Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege vom Landkreis Rhön-Grabfeld. Hansul hätte sein Amt verfehlt, wenn er diese Idee nicht bereitwillig aufgenommen hätte. Nur, woher sollte er einen kompetenten Gesprächspartner nehmen, der oder die, aus der Hängematte heraus, für ein Interview über Gartenliebe und Heimatverbundenheit zur Verfügung stand? Da begegnete er bei der doppelten Frickenhäuser Jubiläumsveranstaltung „25 Jahre Kreislehrgarten“ und „75 Jahre OGV Frickenhausen“ Andrea Gluth, der „Rosenkönigin“ aus Mellrichstadt. Was sie jüngst alles zu ihrem Garten, zu ihrer Stadt und dem Heimatumkreis sowie zu ihrem Amt als Rosenkönigin im Rahmen des Hängemattengesprächs sagte, ist in dem anschließenden Interview-Bericht zusammengefasst.

In der Hängematte schaukelnd gib Andrea Gluth ihren Interviewpartnern Georg Hansul, Otto Sum und Fred Rautenberg bereitwillig Auskunft. Sie ist den Mellrichstädtern als Faschingsprinzessin mit ihrem Prinzgemahl Christian in bester Erinnerung (Session 2019/20). Von Beruf ist sie Tierheilpraktikerin und Kräuterführerin, teilt sie mit. Geboren wurde sie zwar in Bad Neustadt, aufgewachsen aber ist sie in Reyersbach. In Bastheim und Mellrichstadt ging sie zur Schule. Mit ihrem Christian hat sie zwei Kinder: Anna-Lena (fast 11) und Paul (9). Ihnen zuliebe haben sie und ihr Mann ihren Garten kinderfreundlich angelegt, mit einer Spielwiese, wo auch ein Trampolin aufgestellt werden konnte.

Dem staunenden Besucher fällt aber sofort auf, wie der ganze Garten überquillt von üppig grünenden Büschen und Blühpflanzen, teilweise ähnlich wie in einem Bauerngarten. Dazu gehört auch Andreas besonderer Stolz: ein veritabler Kräutergarten. Mit Kräutern kennt sie sich aus, sie wirft mit den botanisch-lateinischen Fachbegriffen nur so um sich. „Die Kräuter nutze ich natürlich auch für unseren Haushalt“, sagt sie, „ich mache daraus aber auch natürliche Heilsalben für die Tiere, die mir Hunde- und Katzenbesitzer bringen.“ Mit Büschen wie verschiedenen Rosenarten, Stauden wie den Taglilien, der Fetten Henne, dem Ziermohn und der Pfingstrose hat sie gute Erfahrungen gemacht. Das Pampasgras und der Kirschlorbeer aber haben unter dem frostigen vergangenen Winter gelitten, bedauert sie. „Am meisten ärgere ich mich über den Minzblattkäfer, der mir meine frischen Pfefferminzpflanzen angreift.“ Diesen Schädling wie auch die Schnecken bekämpft sie aber nicht mit der chemischen Keule. „Ich rücke dem Käfer mit einer milden Seifenlauge zu Leibe, und für die Schnecken stelle ich umweltfreundliche Fallen auf.“

Obwohl Andreas Garten nicht gerade klein ist, wird dieser nur von ihr gepflegt. Ob das nicht eine zu große Belastung für sie sei? „Nein!“, reagiert sie fast empört über diese für sie abwegige Frage. „Das Arbeiten in meinem Garten ist für mich eine Zeit der Ruhe, des Ausgleichs und der Meditation“, erläutert sie, „aber auch der Freude, wenn ich sehe, wie meine Blumen und Pflanzen wachsen und gedeihen.“ Sie war auf einem Bauernhof groß geworden und ist seit ihrer Kindheit mit ländlicher Arbeit in Feld und Garten vertraut. Gern erinnert sie sich an das Kartoffellesen und die Heuernte. „Danach gab es immer eine Riesentafel, die war für uns Kinder immer das Schönste im Jahr.“

Den Jahresverlauf erlebt Andrea recht unterschiedlich in ihrem Garten. Der Frühling ist für sie die schönste Jahreszeit, gibt sie zu. „Aber ich genieße auch den Sommer und den Winter. Da habe ich schon Fotos gemacht von meinem Garten im Schnee.“ Verständliche Vorlieben sind das bei Andreas sonnig-fröhlichem Naturell. Aber der Herbst? „Naja, weniger, wenn es trüb ist und der Nebel zwischen den Büschen und Bäumen hängt.“ Gegen die Herbsternte ihrer Gartenfrüchte hat sie natürlich nichts einzuwenden.

In ihrem Garten sieht sie durchaus auch ein Refugium besonders für Bienen und andere Insekten, freut sich aber auch über die regelmäßigen Besuche eines Igels und besonders auch der vielen verschiedenen Vögel. Nur wenn die Amseln und Stare an die reifen Früchte ihres prächtigen Kirschbaums gehen, schaut sie etwas skeptisch.

Frau Gluth weiß das Leben in der Kleinstadt bzw. in einer ländlichen Gegend wie der Rhön und dem Grabfeld zu schätzen. Nicht dass sie das Leben in einer Großstadt nicht kennen würde. Als Teenager war das das sogar einmal ein Wunschziel für sie gewesen, gibt sie lächelnd zu. Aber auf die Dauer wäre das doch nichts für sie, sagt sie. Die Anonymität dort schreckt sie ab. In ihrem Heimatort Reyersbach kenne jeder jeden, und in Mellrichstadt – nicht zu groß und nicht zu klein – sei auch (fast) alles zu bekommen wie in München. Das kommt ihrer Kontaktfreudigkeit sehr entgegen: Sie ist u. a. Mitglied in Vereinen wie dem OGV, der Karnevalsgesellschaft, in einer Motorradgruppe, ist Mitglied im Elternbeirat an Mellrichstadts Grundschule und pflegt Kontakte zu Berufskolleginnen und natürlich auch zu ihren vielen persönlichen Freunden und den Nachbarn. Der Landschaft in der Vorrhön und im Grabfeld gehört ihre Sympathie, besonders, wenn sie zu Pferd in die Flur hinausreitet. „Wir haben ja alles vor der Haustür, wie in einem Urlaubsgebiet“, fasst sie ihre Verwurzeltheit in der Rhöner Heimat zusammen.
Weil sie mit ganzem Herzen an ihrem Garten hängt, weil sie so aufgeschlossen auf andere Menschen zugehen kann, auf Nachbarn, Freunde und Fremde gleichermaßen, war sie die ideale Wahl für Mellrichstadt Rosenkönigin. „Das war eine Ehre für mich“, gestand sie. Von Otto Sum begleitet, im Arm einen Korb mit frischen Rosen, so zog sie besonders beim Mellrichstädter Stadtfest durch die Straßen. Wer je eine Rose von dieser charmanten Frau erhalten hat, wird die Freude nicht vergessen, die sie mit der Blume schenkte – eine wahrlich perfekte Repräsentantin und Botschafterin für ihren OGV wie für die ganze Stadt. „Die Augen der Beschenkten haben geleuchtet“, erinnert sich Andrea an diesen schönen Tag.

Andrea lehnt sich vergnügt und entspannt in ihre Hängematte zurück. Was rät sie allen Gartenfreunden zum Schluss dieses Hängemattengesprächs? „Ab in den Garten und abhängen!“ Also, ihr Gemüse- und Blumen-Gartler alle: Den 22. Juli im Auge behalten, und das nicht nur dieses Jahr.