Alles, was der Gärtner über die Anlage und Pflege von Rasenflächen wissen muss, von der Anlage als Saatrasen oder Fertigrasen über Fertigstellungs-, Entwicklungs- und Unterhaltungspflege bis zur Rasenrenovation.
2016, 18 Seiten
Die spätere Nutzung des Rasens ist ausschlaggebend für die Anforderungen an den Standort, für die Bodenvorbereitung und die Auswahl der Saatgutmischung. Die DIN 18917 „Rasen und Saatarbeiten“ unterscheidet dabei 4 Rasentypen, wobei der Strapazierrasen sinnvoller Weise weiter in Rasensportplätze und Parkplatzrasen zu unterteilen ist.
Dies ist der Rasen für höchste Ansprüche, der typische „Englische Rasen“. Er ist für Repräsentationszwecke gedacht, nicht für die Nutzung, und benötigt professionelle Pflege. Ein dichter Rasenteppich ist dabei nur mit feinblättrigen Gräsern zu erreichen.
Da der Zierrasen sehr kurz geschnitten wird, muss die Bodenvorbereitung und das Feinplanum besonders sorgfältig erfolgen. Für Zierrasen kommen nur optimale Standorte in Frage, also Flächen in voller Sonne; für den Hausgarten ist dieser Rasentyp im Regelfall ungeeignet, abgesehen vom Vorgarten.
Das ist der „Allrounder“ unter den Rasentypen. Bei der Auswahl einer hochwertigen Saatmischung, zu empfehlen ist meist RSM 2.3 „Gebrauchsrasen-Spielrasen“, bildet er eine trittfeste, dabei optisch attraktive Rasennarbe aus.Voraussetzung dafür ist aber eine regelmäßige Pflege mit ausreichender Düngung und Bewässerung. Billige Baumarktmischungen beinhalten meist das schnellwüchsige Weidelgras (Lolium perenne) in hohen Anteilen, befriedigen langfristig aber nicht.
Er muss hohen Belastungen standhalten, weshalb nur die besonders trittfesten Rasengräser Weidelgras und Wiesenrispe (Poa pratensis), welche durch Rhizome die Rasennarbe festigt und entstandene Lücken schließt, in der Mischung enthalten sind. Der Rasensportplatz ist nach DIN 18035 anzulegen, der Aufbau und die Zusammensetzung der sandigen Vegetationstragschicht sind somit ziemlich genau vorgeschrieben. Bolzplätze müssen diese hohen Anforderungen nicht genügen, sind aber in ähnlicher Weise anzulegen.
Hier kommt es besonders auf hohe Belastbarkeit und Trockenheitsresistenz an. Je nach Nutzung des Parkplatzes wählt man meist Schotterrasen, Rasenfugenpflaster oder Rasengitter aus Kunststoff oder Beton. Feuerwehrzufahrten sollen sich unauffällig in den normalen Rasen einfügen. Bei hohen Belastungen und tagsüber langer Parkdauer greift man auf den robusten, schattenverträglichen Rohrschwingel (Festuca arundinacea) zurück, ein sehr hartes Gras.
Während bei den bisher genannten Rasentypen die Vegetationstragschicht der vorgesehenen Rasenmischung angepasst wird, muss in der Landschaft umgekehrt die Pflanzenauswahl den vorhandenen Standortbedingungen angepasst werden, da umfangreichere Bodenverbesserung bei großflächigem Einsatz zu teuer wäre und nur extensive Pflege erfolgt. Dies bedingt zwangsläufig eine wesentlich größere Artenzahl im Landschaftsrasen (und auf sogenannten „Blumenwiesen“) als bei anderen Rasentypen, besonders bei naturschutzfachlich hochwertigen Begrünungen, wobei neben Gräsern auch Kräuter Verwendung finden.Zur Vermeidung von Florenverfälschungen wird bei artenreichen Mischungen künftig die Saatgutherkunft eine größere Rolle spielen als bisher. Ab 2020 darf in der freien Natur, also außerhalb des Siedlungsbereiches und außerhalb landwirtschaftlich genutzter Flächen nur noch gebietseigenes Saatgut verwendet werden (§40(4) BNatSchG). Deutschlandweit gibt es 22 Ursprungsgebiete für gebietseigenes Saatgut.Näheres ist den FLL-Empfehlungen für Begrünungen mit gebietseigenem Saatgut zu entnehmen.
Damit ein Rasen auch höheren Ansprüchen genügt, muss die Bodenvorbereitung auf der Grundlage der DIN 18915 besonders sorgfältig erfolgen. Für eine belastbare Rasenfläche muss die Rasentragschicht mehr oder weniger sandig sein, um spätere Bodenverdichtungen zu vermeiden. Während für den Hausgarten ein lehmiger Sandboden der Bodengruppe 4 optimal ist, besteht ein Rasensportplatz weitgehend aus Sand, was der Bodengruppe 2 entspricht. Die höhere Belastbarkeit wird dabei mit erhöhten Anforderungen an die Bewässerung und das Düngeregime erkauft, weshalb im Hausgarten mehr lehmige Bodenbestandteile ratsam sind. In der Praxis trifft man allerdings meist auf zu lehmige Böden und muss mehr oder weniger große Mengen an Sand beimischen, um auf die gewünschte Korngrößenverteilung zu kommen.Dazu muss der Boden ausreichend trocken sein, um Gefügeschäden zu vermeiden. In Anpassung an die Durchwurzelungstiefe der Rasengräser beträgt die Stärke der Vegetationstragschicht etwa 15 cm (10-20 cm laut DIN 18915).
Für eine erfolgreiche Rasenansaat muss die Bodentemperatur mindestens 8°C betragen, optimal sind 14-25°C. Die besten Ergebnisse erzielt man also von Mitte April bis Mitte Juni und von August bis Mitte September. Der Rasen läuft dann innerhalb von 2-3 Wochen auf (Lolium perenne schon nach 7-9 Tagen). Sobald der Samen gekeimt hat, muss er ständig ausreichend feucht gehalten werden. Im Regelfall werden 25 g/m² ausgebracht. Dabei ist grundsätzlich eine Regelsaatgutmischung (RSM) zu empfehlen, z. B. RSM 2.3 Gebrauchsrasen-Spielrasen, die für den jeweiligen Anwendungszweck am erfolgversprechendsten sind. Es lohnt sich nicht, wegen ein paar Cent Ersparnis eine Billigmischung zu verwenden. Bei besonders frühen oder späten Ansaatterminen geht man hoch auf 30 g/m². Kleine Flächen sät man per Hand in zwei gekreuzten Arbeitsgängen, möglichst bei Windstille. Anschließend ist das Saatgut mit dem Rechen ca. 0,5 cm einzuarbeiten und anzuwalzen. Für größere Flächen verwendet der Landschaftsgärtner besser eine Rasenbaumaschine. Die Angebotspalette reicht dabei von der handgeführten Sämaschine ohne Motor mit 50 cm Arbeitsbreite über motorbetriebene Rasenbaumaschinen (60-100 cm Arbeitsbreite) bis hin zu breiteren Anbaugeräten aus der Landwirtschaft mit mechanischer oder pneumatischer Saatgutverteilung. Mit diesen Geräten spart man Arbeitsgänge ein und erzielt ein exakteres Ergebnis bei höherer Flächenleistung. Gerade die selbstfahrenden Rasenbaumaschinen sind jedoch nicht ganz billig. Nach der Ansaat wird die Rasenfläche angegossen, und zwar mit einem Schwachregner, um die Oberfläche nicht zu verschlämmen.
Nach der Ansaat soll mit intensiver Fertigstellungspflege möglichst rasch ein abnahmefähiger Zustand erreicht werden, der eine gesicherte Weiterentwicklung des Rasens erwarten lässt. Die anfängliche Pflege ist besonders anspruchsvoll und sollte dem Landschaftsgärtner überlassen werden. Dieser muss Mängelansprüche folglich ablehnen, wenn der Kunde die Fertigstellungspflege selbst übernimmt. Dann sollte man aber nicht vergessen, eine Pflegeanleitung auszuhändigen.
Da der Kunde zunehmend anspruchsvoller und ungeduldiger wird, nimmt der Marktanteil des Fertigrasens oder Rollrasens immer mehr zu. In Fußballstadien ist er ohnehin heutzutage nicht mehr weg zu denken. Es gibt ihn in allen geläufigen Rasentypen, wobei der Anteil des rhizombildenden Grases Poa pratensis in der Regel höher gewählt wird als bei Saatrasen, um die nur 15-20 mm starke Rolle fest zusammen zu halten.
Hat der Rasen den gewünschten Zustand erreicht und ist voll belastbar, beginnt die Unterhaltungspflege nach DIN 18919. Je nach Rasentyp und Qualitätsanspruch ist diese mehr oder weniger aufwändig.
Detailliertere Informationen, auch zu Düngungs- und Schnittmaßnahmen, enthält der reich bebilderte Fachartikel.