Forschungs- und Innovationsprojekt
Klima-Forschungs-Station – Artenreiche grüne Gebäudehüllen

Rinnen und Gabionensystem mit bienenfreundlichen Pflanzen von trockenen Standorten und integrierten Nisthilfen für Wildbienen und Co.

Fassadenbegrünungsmaßnahmen erfolgen bisher meist im Hinblick auf optische Aspekte, Funktionalität, Pflegeextensivität und Klimawirksamkeit. Dabei könnten vormals unbelebte, überhitzte Gebäudefassaden bei entsprechender Gestaltung zusätzlich einen vielfältigen Lebensraum für Pflanzen und Tiere bieten. Hierbei ist vor allem die Bedeutung für Bestäuberinsekten ins Besondere für Wildbienen hervorzuheben. Stabile Populationen können sich nur etablieren, wenn durch eine reich- und langblühende Bepflanzung die Nahrungsgrundlage gesichert ist und gleichzeitig Habitatstrukturen für den Nestbau zur Verfügung stehen.

Ziel des Projektes

Die Vereinbarkeit von energieeffizienten Gebäudetechnologien mit der Bereitstellung von klimawirksamen Lebensräumen für möglichst vielfältige Tier- und Pflanzengemeinschaften in der Fassade soll evaluiert werden. Auf dieser Grundlage sollen standortangepasste, pflegeextensive Begrünungskonzepte für artenreiche Klimafassaden abgeleitet und für die Anwendung in der Vertikalbegrünungspraxis zugänglich gemacht werden. Eine Erweiterung des geeigneten Pflanzenspektrums kann eine gezielte, anforderungsspezifische Auswahl und somit die Langlebigkeit und Funktionalität der Begrünung am Extremstandort Fassade begünstigen.

Methoden des Projektes

Begrünungssysteme

Zwei Begrünungssysteme mit unterschiedlicher Ausrichtung der Pflanzfläche sollen getestet werden. Im Gabionensystem der Firma Vertuss® werden die Pflanzen in der Vertikalen gepflanzt, mit dem rinnenförmigen Regalsystem „grünwand klimafassade“ (Tech Metall Erzeugungs- und Handel und Montage GesmbH) kommt ein System mit horizontaler Pflanzfläche zum Einsatz, welches sich auch schon im Vorgängerprojekt bewährt hat.

Drahtkörbe (Gabionen) die mit Vlies ausgeschlagen und mit Substrat gefüllt sind stehen zum Bepflanzen im Gewächshaus bereit.

Gabionen leer

Fertig bepflanzter Drahtkorb mit unterschiedlichen fein blättrigen Pflanzenarten, die diagonal angeordnet sind.

Frisch bepflanzte Gabione

Rinnensystem Grünwand mit horizontaler Pflanzfläche. Das Substrat wird von oben in die Rinnen gefüllt und über ein Schlauchsystem bewässert.

Rinnensystem Grünwand

An der Wand des Westhauses sind 10 bepflanzte Rinnen übereinander hängend installiert. Vor der Begrünung befinden sich mittig die Messfühler.

Bepflanztes Rinnensystem

Bepflanzung

Die Begrünungssysteme werden unter dem thematischen Schwerpunkt ‚Biodiversität in der Stadtökologie‘ standortgerecht und bienenfreundlich bepflanzt. An der südexponierten Fassade soll in Hinblick auf die zunehmende Wasserverfügbarkeitsproblematik und die starke Sonnenexposition ein trockener Standort mit geringer Bewässerung im Sommer etabliert werden. An der Westfassade, die teilweise von einem Baum beschattet wird, soll durch ein entsprechendes ganzjähriges Bewässerungskonzept ein frischer Standort simuliert werden.

Die Auswahl der ausdauernden, winterharten Stauden berücksichtigt Standortansprüche, Wuchseigenschaften, Klimawirksamkeit und vor Allem Bienenfreundlichkeit. Durch lange, sich überschneidende Blühperioden soll die Nahrungsversorgung für Bienen und andere Insekten zwischen März und Oktober sichergestellt werden.

Pflanzen für den trockenen Standort (Südfassade)

Das Bild zeigt die wollig behaarte Blattrosette von Achillea tomentosa, der Teppichgarbe in der Aufsicht. Im März sind noch keine Blüten angesetzt.

Achillea tomentosa 'Aurea'

Eine einzelne Pflanze von Alyssum montanum, dem Bergsteinkraut im Topf stehend. Die gelben Blüten stehen endständig an den Trieben.

Alyssum montanum 'Berggold'

Eine einzelne üppig beblätterte Pflanze der Anemone blanda, der weißen Strahlenanemone im Topf. Die Blüten sind im April bereits abgeblüht.

Anemone blanda 'White splendour'

Eine einzelne Pflanze der kleinblütigen Bergminze, Calamintha nepeta im Topf. Die jungen, frisch grünen Triebe sind noch klein und blühen noch nicht.

Calamintha nepeta 'Triumphator'

Eine einzelne üppig grüne Pflanze der Dalmatiner Polster-Glockenblume Campanula portenschlagiana. Im April sind noch keine Blütenansätze zu sehen.

Campanula portenschalgiana

Eine einzelne Pflanze der Silberflockenblume Centaurea bella im Topf. Die gefiederten Blätter sind grau behaart.

Centaurea bella

Eine einzelne Pflanze der Karthäuser Nelke Dianthus carthusianarum im Topf. Der grasbüschelähnliche Habitus hat noch keine Blüten angesetzt.

Dianthus carthusianarum

Eine einzelne Pflanze der mandelblättrigen Wolfsmilch Euphorbia amygdaloides im Topf. Die grün-gelben Blüten bilden einen Kontrast zu den roten Stängeln und den dunkelgrünen, lanzettigen Blättern.

Euphorbia amygdaloides 'Purpurea'

Einzelne Pflanze des Blutroten Storchschnabels, Geranium sanguineum im Topf. Die sommergrünen, tief eingeschnittenen Blätter sind lang gestielt.

Geranium sanguineum 'Elsbeth'

Einzelne Pflanze der immergrünen Schleifenblume Iberis sempervirens im Topf. Die weißen doldenförmigen Blüten leuchten kontrastreich zum dunkelgrünen Laub.

Iberis sempervirens 'Appen Etz'

Einzelne Pflanze der schwertblättrigen Alants Inula ensifolia im Topf. Der grasbüschelförmige Habitus hat noch keine Blüten angesetzt.

Inula ensifolia

Einzelne Pflanze des weißen Zwerg-Lavendels Lavandula angustifolia 'Nana alba'. Die lanzettigen Blätter sind gräulich bereift, Blüten sind noch nicht angesetzt.

Lavandula angustifolia 'Nana alba'

Eine einzelne Pflanze des Hornklees Lotus corniculatus im Topf in Aufsicht. Blüten haben noch nicht angesetzt.

Lotus corniculatus

Eine einzelne Pflanze der Bastard-Katzenminze Nepeta faassenii 'Senior' im Topf. Blüten haben noch nicht angesetzt.

Nepata faassenii 'Senior'

Einzelne Pflanze des auch als Majoran bekannten gewöhnlichen Dost im Topf. Blüten haben noch nicht angesetzt.

Origanum vulgare 'Compactum'

Einzelne gelb blühende Pflanze des Frühlingsfingerkrautes Potentilla neumannia im Topf.

Potentilla neumannia

Auflistung der 16 Pflanzenarten für den trockenen Standort. Blütezeit und Farben sind grafisch dargestellt und reichen vom Frühjahr mit weißblühender Schleifenblume und Frühlingsanemone über den Sommer mit gelbem Hornklee und Teppich Garbe, pink farbener Karthäuser-Nelke und blauer Polsterglockenblume bis in den Oktober wo noch die Bergminze in zartem lila blüht.

Pflanzenauswahl Südwand trocken

Pflanzen für den frischen Standort (Westfassade)

Eine einzelne Pflanze des kriechenden Günsels, Ajuga reptans im Topf. Die Blütenansätze sind schon vorhanden aber noch nicht aufgeblüht.

Ajuga reptans

Eine einzelne Pflanze des Zwerg-Frauenmantels Alchemilla erythropoda im Topf. Blütenstände haben noch nicht angesetzt.

Alchemilla erythropoda

Einzelne Pflanze der Kissenaster, Aster dumosus im Topf. Die Pflanze treibt nach dem Winter gerade frisch aus.

Aster dumosus 'Niobe'

Einzelne Pflanze der Herzblatt-Bergenie, Bergenia cordifolia im Topf. Die rosanen Blütenrispen stehen an langen Stängeln über dem ledrigen grünen Laub.

Bergenia cordifolia 'Rosi Klose'

Einzelne üppig lanzettig beblätterte Pflanze der rundblättrigen Glockenblume Campanula rotundifolia im Topf. Blütenansätze sind noch nicht vorhanden.

Campanula rotundifolia 'Olympica'

Einzelne Pflanze des Wiesenschaumkrautes Cardamine pratensis im Topf. Die Stängel sind filigran beblättert und an den Enden blühen kleine rosane Kreuzblüten.

Cardamine pratensis

Einzelne Pflanze des spanischen Gänseblümchens Erigeron karvinskianus im Topf. Die Blütenknospen sind schon zu erkennen.

Erigeron karvinskianus 'Blutenmeer'

Einzelne Pflanze der Monatserdbeere Fragaria vesca 'Alexandria' im Topf. Die ersten weißenb Blüten mit gelber Mitte sind bereits aufgeblüht.

Fragaria vesca var. semperflorens 'Alexandria'

Einzelne Pflanze des Cambridge-Storchenschnabels Geranium cantabrignense im Topf. Blüten haben noch nicht angesetzt.

Geranium cantabrigniense 'Cambridge'

Einzelne Pflanze der Nelkenwurz Geum montanum im Topf. Die ersten Blütenknospen sind zu erkennen.

Geum montanum 'Diana'

Einzelne Pflanze des Island-Mohns Papaver nudicaule im Topf. Blüten haben noch nicht angesetzt.

Papaver nudicaule 'Gartenzwerg'

Einzelne Pflanze der Kissen-Primel, Primula vulgaris mit vielen schwefelgelben Blüten im Topf.

Primula vulgaris

Einzelne Pflanze des silbrig gefleckten Lungenkrautes, Pulmonaria 'Trevi Fountain' mit blauvioletten Blüten.

Pulmonaria Hybride 'Trevi Fountain'

Eine einzelne Pflanze des reichblühenden Fettblattes Sedum floriferum im Topf. Blüten haben noch nicht angesetzt.

Sedum floriferum 'Weihenstephaner Gold'

Einzelne Pflanze des wintergrünen Gamanders Teucrium lucidrys im Topf. Blüten haben noch nicht angesetzt.

Teuchrium lucidrys

Einzelne gelb blühende Pflanze der horstigen Goldbeere Waldsteinia geoides im Topf.

Waldsteinia geoides

Auflistung der 16 Pflanzenarten für den frischen Standort. Blütezeit und Farben sind grafisch dargestellt. Im Frühjahr blühen z.B. die gelbe Primel und das lila Lungenkraut gefolgt von gelber Nelkenwurz und pinkem Storchenschnabel. Die weißen Blüten der Erdbeere erscheinen ab Mai und stehen bis in den Oktober im Kontrast zur blau blühenden rundblättrigen Glockenblume.

Pflanzenauswahl Westwand frisch

Für als bienenfreundlich beschriebene Pflanzenarten, die auf Grund ihrer Wuchsform nicht für die Wandbegrünung in Frage kommen, wurden kleinwüchsige, kompakte Sorten ausgewählt. Die Pflanzen sollen auf ihre Eignung für den Einsatz am Extremstandort Fassade und auf die Akzeptanz bei den Insekten getestet werden.

Nisthilfen für Insekten:

Biodiversitätsfördernde mobile Habitatmodule z.B. in Form von fassadenbegrünungskompatiblen Nisthilfen für Wildbienen sollen entwickelt und zur Integration in am Markt erhältlichen Vertikalbegrünungssystemen erprobt werden.

Kleine Holzkästchen für die Bienennisthilfen, zum Teil schon zusammen geklebt, zum Teil noch in Einzelteilen.

Bau der Holzkästchen

Ein zerlegest Nistmodul. Für außen ein Alulement und ein Holzkästchen für innen.

Nistmodule für Höhlenbrüter

5 verschiedene Nistmodule aus Holz.

Nistmodule

Eine bepflanzte Gabione mit grünen Pflanzen und verschiedenen Nistmodulen.

Integrierte Nistmodule

Zwei gehörnte Mauerbienen (Osmia cornuta) an einer Nisthilfe mit Pappröhrchen. Einige Röhren sind bereits verdeckelt.

Mauerbienen an Nisthilfe

Eine Mauerbiene sammelt Pollen und Nektar an der immergrünen Schleifenblume in der Wandbegrünung.

Mauerbiene in der Wandbegrünung

Klimawirksamkeit der Vertikalbegrünung

Die unterschiedlichen Begrünungsvarianten sollen mit den an den Fassaden installierten Messeinrichtungen auf Ihre Klimawirksamkeit getestet werden. Ein Vergleich der beiden Pflanzengemeinschaften an trockenem und frischem Standort soll zeigen, ob auch mit einem geringeren Wasserverbrauch eine positive Wirkung auf das Klima im Fassadenumfeld erzielt werden kann.

Projektdaten
Projektleitung: Jürgen Eppel
Projektbearbeiter: Dr. Katja Arand (2021 - 06/2022); Leoni Mack (seit 01.06.2022)
Projektpartner: ZAE Bayern und Institut für Bienenkunde und Imkerei
Laufzeit: 01.01.2021 bis 31.12.2023
Finanzierung: Bayer. Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Förderkennzeichen: A/20/08