Über uns

Das Institut für Bienenkunde und Imkerei (vormals Fachzentrum Bienen) an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim ist Forschungseinrichtung und Kompetenzzentrum. Das Institut für Bienenkunde und Imkerei versteht sich in erster Linie als kompetenter Partner und Dienstleistungseinrichtung der bayerischen Imker, ihrer Verbände und aller mit der Bienenhaltung befassten Institutionen. Aufgrund der besonderen Bedeutung der Bienen für die Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen ist das Institut auch Ansprechpartner, wenn es um die gesellschaftlichen Leistungen der Bienenhaltung geht.

Team

Teamfoto Bienen

Die Mannschaft des Instituts für Bienenkunde und Imkerei. Vorne in der Mitte: Institutsleiter Dr. Stefan Berg (mit Brille).

Aufgaben

Praxisorientierte Forschung

Neben breit angelegten Praxistests für imkerliche Fragen, stellt die Erhaltung von vitalen Bienen und damit stabilen Populationen ein zentrales Ziel der wissenschaftlichen Arbeit dar. Forschungsschwerpunkte hierfür sind die Bereiche Bienengesundheit, Paarungsbiologie und Bienenernährung.

Beratung

Die Bienenhaltung in Bayern spielt sich fast ausschließlich im Freizeitbereich ab. Die Beratung versucht, den Imkernden leicht umsetzbare Methoden an die Hand zu geben, um neben einer hohen Produktqualität vor allem eine beständige und flächendeckende Bestäubung zu sichern.

Bildung

Das Institut für Bienenkunde und Imkerei bietet regelmäßig Fortbildungsmaßnahmen für das gesamte imkerliche Bildungsspektrum an. Zusätzlich zu Lehrgängen für die Freizeitimkerei werden Schulungen für Multiplikatoren sowie Spezialkurse für erwerbsorientierte Imker angeboten. Das Institut stellt Hilfen für Lehrkräfte bereit und unterstützt Schüler sowie Studierende im Rahmen von Fach- und Studienarbeiten. Seit jeher hat sich die Bayerische Landesanstalt in Veitshöchheim der berufliche Aus- und Fortbildung von Imkernden angenommen. Sie führt in regelmäßigen Abständen Zwischen-, Abschluss- und Meisterprüfungen durch.

Die Fachberater und Fachberaterinnen im Land bieten ein breites Spektrum an Lehrgängen für jedermann an, das Institut richtet sich inzwischen vermehrt auf Spezialkurse aus. Im Zusammenhang damit ist auch die regelmäßige Fortbildung von ehrenamtlichen Bienenfachwartinnen, Bienenfachwarten und Bienensachverständigen zu sehen, die ihr Wissen in vielen Vorträgen weitergeben bzw. bei Standbesuchen ihre Hilfe bei der Gesundheitspflege der Völker anbieten.

Hoheitliche Aufgaben

Das Institut für Bienenkunde und Imkerei erarbeitet im Auftrag von Behörden und Gerichten Gutachten und Fachstellungnahmen zum Thema Imkerei und Bienen. Neben baurechtlichen Beurteilungen stellen auch Nachbarschaftsfragen im Bereich Bienenhaltung einen Schwerpunkt dar. Aufgrund der fachlichen Zuständigkeit für die imkerliche Berufsausbildung finden am Institut regelmäßig Zwischen-, Abschluss- und Meisterprüfungen im Bereich Tierwirt, Fachrichtung Imkerei statt. Nach dem Bayerischen Tierzuchtgesetz müssen alle bayerischen Bienenzüchter, die über 50 Königinnen pro Jahr verkaufen, mindestens alle 4 Jahre an der staatlichen Leistungsprüfung teilnehmen. Die staatlichen Leistungsprüfungen finden jährlich an den Bienenprüfhöfen des Instituts für Bienenkunde und Imkerei statt.

Öffentlichkeitsarbeit

Das Institut für Bienenkunde und Imkerei sieht die Sicherung der Bestäubung durch Honigbienen als zentrales Ziel seiner Tätigkeit an. In der Öffentlichkeit will es deshalb Interesse für die Bedeutung und Belange der Bienen wecken, dazu gehört auch die Gewinnung neuer Imker bei Ausstellungen, Messen und anderen öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen.

Geschichte

2017: Umbennung in Institut für Bienenkunde und Imkerei

1907 - 2007: 100 Jahre Bienenforschung in Bayern

Bestrebungen im Vorfeld

Imker waren seit jeher daran interessiert, mehr über Bienen zu erfahren, als sie allein bei der Betreuung ihrer Völker sehen und erleben. Bereits 1881 gab es deshalb einen Anstoß durch die Vorstände des „mittelfränkischen Kreisvereins“, mehr für die Imker zu erreichen.
Zielsetzung war dabei

  • die Sammlung von Bienengeräten und Bienenwohnungen zur Errichtung eines Bienenmuseums,
  • die „Untersuchung über Lebenstätigkeit und Lebensweise unseres Lieblingsinsekts“, wie es in den Unterlagen heißt,
  • sie strebten nach Kursen für Imker und zur Ausbildung von Wanderlehrern und Bienenmeistern,
  • sie suchten die Förderung der praktischen Imkerei,
  • und hätten außerdem gerne einen Musterbienengarten gehabt.

Anlaufstelle für diese Bestrebungen war seinerzeit das Zoologische Institut der Universität Erlangen, wo es mit Professor Dr. Albert Fleischmann einen tüchtigen Fachmann in Sachen Biene und Imkerei gab –Fleischmann war seit 1887 Mitglied und seit 1907 auch Ehrenmitglied des Zeidlervereins Nürnberg – und als Zoologe auch Fachmann auf dem Gebiet der Insektenkunde.

So berichtet die „Bienenzeitung“ bereits 1884 in einem zweiseitigen Aufsatz vom „ersten Lehrkurs mittelfränkischer Bienenzüchter am zoologischen Institut in Erlangen / Bayern“ (ein neuntägiger Kurs bei Professor Fleischmann), und als 1886 ein zweiter Lehrgang folgt, heißt es in einem weiteren Beitrag:

“Obwohl uns das Herz voll ist, daß wir noch viel zu erzählen hätten, wollen wir uns doch auf das beschränken, was von allgemeiner Bedeutung ist. Schätzen wir uns glücklich, daß es Gelehrte gibt, denen ihre Wissenschaft die hohe, die himmlische Göttin ist, und die deren Engelsantlitz auch dem gewöhnlichen Menschenkinde lächeln lassen!“

Gründung in der Universitätsstraße 1907

Mit dieser Begeisterung kam es 1907 schließlich zur Gründung der Königlichen Anstalt für Bienenzucht:

„Im Namen seiner Majestät des Königs: Seine königliche Hoheit Prinz Luitpold, des Königreichs Bayern Verweser, haben ... geruht zu genehmigen, ... daß im Anschluß an das Zoologische Institut ... eine Anstalt für Bienenzucht, bestehend aus einer wissenschaftlichen und einer praktischen Abteilung, errichtet werde.“

Die Landesanstalt in Erlangen war damit das erste Bieneninstitut in Deutschland. Die Oberleitung hatte Prof. Dr. Fleischmann, als wissenschaftlicher Leiter wurde der junge Wissenschaftler Privatdozent Dr. Enoch Zander eingestellt, für praktische Arbeiten war der Oberlehrer Hoffmann vorgesehen.

Die junge Landesanstalt durfte bereits auf einen reichen Bestand an historischen Schätzen zurückgreifen. Zahlreiche Spenden wie Kästen und Klotzbeuten, Schleudern, Geräte zur Wachsgewinnung, Smoker und anders mehr an historisch bedeutsamen Gegenständen wie auch an biologischen Präparaten hatten den Aufbau eines „Museums“ ermöglicht, dazu kam ein Grundbestand an wertvoller imkerlicher Literatur.

In den folgenden hundert Jahren waren die Leiter der Anstalt:

1907 – 1926Prof. Dr. Albert Fleischmann
1926 – 1937Prof. Dr. Enoch Zander
1937 – 1942Dr. Anton Himmer
1942 – 1948Prof. Dr. Enoch Zander
1948 – 1975Dr. Friedrich Karl Böttcher
1975 – 1986Dr. Karl Weiß
1986 – 2007Dr. Dietrich Mautz
2007 - 2012Dr. Friedgard Schaper
seit 2012Dr. Stefan Berg

Dazu kommen zehn wissenschaftliche Mitarbeiter sowie mehrere Imkermeister, außerdem Labor- und Schreibpersonal sowie einige Verwaltungskräfte, regelmäßig Lehrlinge und auch Praktikanten.

Zander ging mit wahrem Bienenfleiß an die Arbeit. Gleich zu Anfang seiner Laufbahn glückt ihm die Entdeckung des Erregers einer bis dahin nicht bestimmbaren Darmerkrankung der Honigbiene, des Nosema-Erregers Nosema apis ZANDER. Zander arbeitet sich in viele Teilbereiche der Imkerei und der Bienenwissenschaft ein. Er setzt der Rähmchenvielfalt ein gewisses Ende und schafft mit dem „Zandermaß“ ein Wabenmaß, das heute in Deutschland wohl zu den am meisten verwendeten Rähmchen zählt. Rähmchen und Beute gehören zusammen – er entwickelt, zusammen mit seinem Imkermeister Johann Merz, einen Bienenkasten für die Freiaufstellung, wobei ihm die Imker aber nur widerwillig folgen, denn die Zeit der Freiaufstellung ist noch lange nicht gekommen, weitere Modelle der Zanderbeute stehen deshalb im Bienenhaus!

Umzug an den Bohlenplatz 1927

Am Zoologischen Institut finden zahlreiche Lehrgänge statt zu den wichtigen Themen Bienenkunde, Krankheiten und Zucht. Aber der Platz wird zunehmend enger, und so ist die Freude groß, als die Universität ein eigenes Gebäude am Bohlenplatz in Erlangen zur Verfügung stellt mit Hörsaal, Labors, Schleuderraum und Büros für die wachsende Schar der Mitarbeiter. Voller Stolz schrieb Zander seinerzeit:

„Man sagt wohl nicht zu viel, wenn man behauptet, daß die Anstalt in ihrer Größe und Gestaltung wohl das größte und schönste Bieneninstitut der Welt ist.“

Für die Arbeit an den Bienen kann der bereits seit längerem genutzte Bienengarten ganz in der Nähe vergrößert werden.

Wichtiges Arbeitsgebiet war auch damals die Zucht der Biene. Zuchtziel war seinerzeit die heimische Dunkle Biene, besonders der Stamm Nigra. Die Entwicklung moderner Aufzuchtmethoden und die Förderung der Belegstellen (die Erlanger Belegstelle „Ohrwaschel“ war weit über Bayerns Grenzen hinaus bekannt) wie auch der Verkauf von Königinnen und Ablegern förderten die Bienenqualität im Land. Schließlich dürfen Zanders Arbeiten auf dem Gebiet der Honiganalytik nicht unerwähnt bleiben. Sein fünfbändiges Werk zur Herkunftsbestimmung von Honig ist bis heute gesuchte Fachliteratur.

Umzug auf den Erlanger Burgberg 1957

Das Jubiläum zum 50. Gründungstag brachte einen weiteren Umzug mit sich, nunmehr in ein eigenes Haus auf dem Erlanger Burgberg. Eine ehemalige Professorenvilla mit Nebengebäude bot reichlich Platz für Hörsaal mit Bibliothek, für Labor und Büroräume, Werkstatt und Schleuderraum; einige Anbauten für einen neuen Schleuderraum und verschiedene Lager kamen später dazu. Ideal für größere Veranstaltungen war die Terrasse vor dem Haus, der Garten wurde bald zu einem echten Bienengarten mit Anpflanzung von Trachtpflanzen, dazu fanden Versuchsbienenvölker hier ihren Platz.

Die Forschung auf dem Erlanger Burgberg unter den Leitern Dr. Böttcher, Dr. Weiß und Dr. Mautz stellte sich den unterschiedlichsten Anorderungen: Weiterentwicklung der Zanderbeute unter Dr. Böttcher zur „Böttcherbeute“, unter Dr. Weiß als „Erlanger Beute“ dann endlich als moderne Beute für die Freiaufstellung; Aufzuchtmethoden wurden weiterentwickelt, Fragen der Schädlingsbekämpfung traten an die Bienenwissenschaft heran, die Prüfung von Pflanzenbehandlungsmitteln auf Bienengefährlichkeit war über Jahrzehnte fester Bestandteil der Arbeiten im Labor. Im praktischen Betrieb stand regelmäßig die Prüfung von Betriebsmitteln und Arbeitsmethoden unterschiedlichster Art auf dem Programm. Eine Versuchsreihe zur Produktion von Met brachte viele Imker in den Folgjahren auf den Geschmack von Honigwein. Besondere Herausforderung in den letzten Jahren war das Auftreten der Varroamilbe, während vorher Tracheenmilbe und Faulbrut als bedeutsame Bienenkrankheiten bearbeitet wurden.

Einrichtung der Bienenprüfhöfe

Neue Wege in der Zucht führten zur Schaffung von Bienenprüfhöfen. Unzählige Züchter haben in den vergangenen Jahrzehnten ihr Zuchtmaterial auf den Prüfhöfen Acheleschwaig, Kringell und Schwarzenau vergleichenden Prüfungen unterzogen. Zur Förderung der Bienenzucht im Land wurden die Fachberaterstellen geschaffen, mit Ausnahme von Oberbayern, das einen eigenen Bienenzuchtberater unterhält, werden die übrigen Regierungsbezirke durch Fachberater des Fachzentrums Bienen betreut.

Fachzentrum Bienen in Veitshöchheim 2003

Im Jahr 2003 wurde die Bayerische Landesanstalt für Bienenzucht als Fachzentrum Bienen an die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau angegliedert. Ein großer Teil des Erlanger Personals blieb zurück, neue Mitarbeiter setzen die Arbeit fort, so sind Dr. Stefan Berg und Dr. Ingrid Illies als Wissenschaftler neu dazu gekommen, dazu zwei Tierwirte der Fachrichtung Imkerei, Frau Hildegard Zipper und Herr Markus Siegel. Das Fachzentrum verfügt hier über eine sehr gut ausgestattete Imkerei, die für die imkerliche Praxis wie auch für den Lehrgangsbetrieb bestens geeignet ist. Ein Bienenflugraum steht für Versuche an Bienenvölkern im Winter zur Verfügung. Für die wissenschaftliche bienenkundliche Sammlung wurde ein großer Dachboden ausgebaut, die Gartenanlagen sind zwar mit den früheren Bienengärten nicht zu vergleichen, ihre Blütenpracht ist aber so anhaltend und üppig, dass der Tausch wahrlich kein Nachteil ist. Die Nähe zur Universität mit mehreren auf Bienen spezialisierten Arbeitsgruppe bringt für beide Seiten erhebliche Vorteile. Hausintern trägt die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen – Analytik, Gartenakademie, Landespflege, Zierpflanzenbau, Schule und andere – inzwischen reichhaltige Früchte, und zwar auf beiden Seiten.