Bäume mit Zukunftscharakter
Gefährdung von Bäumen durch Schaderreger und Klimaeinflüsse

In der Reihe gepflanzter Bäume auf einem Versuchsfeld mit Herbstfarbe
Schlagworte wie Eichenprozessionsspinner, Eschensterben, Massaria, Pseudomonas oder Verticillium beherrschen die Diskussionen von Fachleuten und schränken die Auswahl von geeigneten Baumarten in der Verwendung ein. Esche und Rosskastanie werden kaum noch gepflanzt, es gibt Kommunen, die die Verwendung von Eichen kategorisch ablehnen.
Die vergangenen Jahre haben die Probleme bei bestimmten heimischen Baumarten durch die starke Hitze und Trockenheit verschärft. Das Jahr 2015 war das weltweit wärmste Jahr seit Wetteraufzeichnung. Das zweitwärmste Jahr war 2014. Die Stadt Würzburg hatte in 2015 mit 38 Hitzetagen -das sind Tage mit Temperaturen über 30 Grad- einen Rekordwert erreicht. Die Prognosen sagen, dass sich dieser Wert bis zum Ende dieses Jahrhunderts verdoppeln könnte. Das würde bedeuten: zwei Monate im Jahr mit Temperaturen über 30 Grad. Die Wasserknappheit ist messbar und die Folgen wie zum Beispiel Kronenschäden oder eine extreme Fruktifikation sind bei Gehölzen oft erst mit zeitlicher Verzögerung zu sehen.
Die extremen Witterungsverhältnisse des Sommers 2015 in weiten Regionen Deutschlands haben bei vielen Gehölzen sichtbare Spuren hinterlassen. Der darauf folgende Witterungsverlauf 2016 war tendenziell durch ein eher feuchtes Frühjahr und eine längere Trockenphase ab Ende Juni geprägt. Der September war in vielen Gebieten mit Temperaturen über 30 Grad überdurchschnittlich warm. Es zeigte sich eine Rangfolge bei den verschiedenen Gehölzarten bezüglich ihrer Trockenheitsverträglichkeit:
Der Feldahorn ist deutlich stabiler als Spitz- und Bergahorn. Die beiden letztgenannten litten 2016 stark unter Nekrosen, Kronenschäden, Stammrissen und einer teilweise extremen Fruchtbildung, vermutlich in Folge des Hitzesommers 2015.
Das gleiche gilt für die Hainbuche, die auch auf vermeintlich guten Standorten sehr stark fruktifizierte und häufig bereits Ende August nahezu ohne Laub zu sehen war. Die heimischen Eichen konnten – sicher auch weil sie durch ihr tiefgehendes Wurzelwerk Wasser besser erschließen, 2015 und 2016 die Trockenphasen besser überstehen als Sommer- und auch Winterlinden. Die Fabaceaen wie Robinien oder der Schnurbaum sind auf ärmeren Standorten meist sehr stabil und die Ulmen bestechen durch ihre Zähigkeit.
Auf einem Autobahnparkplatz stehen zwei Bäume, nebeneinander parkt zwei Autos

Spitz- und Bergahorn

Auf dem Asphaltboden liegt das gelb geschädigte und grün färbende Hainbuche Blatt

Hainbuche

Zusammenfassen von empirisch erfassten Erkenntnissen an der LWG

Die in der Einführung geschilderte Problematik aus Klimaveränderungen, neuen Krankheiten und Schädlingen und der Tatsache, dass es ungefähr 8 bis 12 Jahre dauert, bis ein fertiger Baum produziert worden ist machen fundierte Empfehlungen seitens der Forschungseinrichtungen an die Praxisbetriebe sehr schwer. Welcher Baum könnte in Zukunft der geeignete Baum sein und welche Arten und Sorten sollten in Zukunft nicht mehr vermehrt werden?
An der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Veitshöchheim werden derzeit über 400 Arten und Sorten von Bäumen auf ihre Eignung für ein zukünftiges Sortiment hin evaluiert. Da man diese Vielfalt unmöglich als einzelner Standort komplett in Versuchen prüfen kann ist es ganz wichtig, Kontakte zu knüpfen um bereits bestehendes Wissen, über Befragungen zusammenzuführen und zu kanalisieren. In den letzten Jahren wurden mehr als 30 anerkannte Dendrologen und Forstleute intensiv befragt, in mehr als 100 Einzelgespräche mit Baumschulern aus Europa und den USA Wissen evaluiert und in vielen Gesprächen mit Arboristen und Gärtnern aus dem kommunalen Bereich abgeglichen.
Die Schwerpunkte bei den durchgeführten Befragungen waren in erster Linie Erfahrungen zur Hitze- und Trockenheitsverträglichkeit von Gehölzen mit den Beobachtungen zu Nekrosen, Sonnenbrand und weiteren Stresssymptomen. Ein wichtiges Kriterium stellte auch der Befall mit Krankheiten und Schädlingen dar, sowie die Früh- und Spätfrostgefährdung einzelner Baumarten. Unter dem Aspekt der Baumschultauglichkeit wurden allgemeine Eigenschaften wie Zuwachs, Kronenaufbau und -entwicklung, Schnittverträglichkeit und Verpflanzbarkeit erfasst. Diese Ergebnisse können als Grundlage für unsere aktive Versuchsarbeit im Versuchsbetrieb Thüngersheim aber auch für die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen aus der Baumschulbranche gesehen werden.