Bäume mit Zukunftscharakter
Aktivitäten zu Jungbäumen - getestet an der LWG

Von oben Blick auf den Versuchsbetrieb Obstbau und Baumschule an der LWG
Auf dem 10 Hektar großen Versuchsgelände der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Veitshöchheim werden auf einer Fläche von ungefähr 3 Hektar im Laufe der letzten 15 Jahre ein umfangreiches Sortiment von weit über 400 Baumarten und Sorten gepflanzt. In Quartieren wird die Anzucht von 135 Arten hinsichtlich ihrer Eignung für die Baumschulkultur und ihrer Verwendung in zukünftigen Pflanzungen bonitiert. Der Standort ist gekennzeichnet durch ein heißtrockenes Klima mit Temperaturen von über 40 Grad Celcius im Schatten im Jahr 2015. Die jährlichen Niederschläge liegen im Mittel bei 550 mm, wobei ein messbarer Trend nach unten in den letzten Jahren Realität geworden ist.
Kennzeichnend für die Wasserversorgung sind schneearme Winter, die Trockenheit im Frühjahr hat besorgniserregend zugenommen und die Sommerniederschläge sind ungleichmäßig, meist heftig aber für die Pflanzen wenig effektiv. Der leichte Sandboden kann kaum Wasser speichern so dass die Versuche im Obstbau alle mit einer künstlichen Bewässerung versorgt werden müssen. Der pH-Wert des Bodens ist mit 7,3 alkalisch, Gehölze wie Quercus palustris reagieren auf unserem Boden mit einer durch Eisenmangel induzierten Chlorose. Der Hohe ph-Wert im Versuchsgelände entspricht dem der gängigen Straßenbaum-Substrate.
Pflanzen, die sich auf diesem Standort als empfindlich und wenig trockenheitsverträglich erweisen, haben mit Sicherheit an den Stadtstandorten aufgrund der noch wesentlich wachstumsfeindlicheren Bedingungen keine Chance. Der Standort Veitshöchheim ist damit durch die Weinlage, die Wasserknappheit und den alkalischen Boden sehr gut geeignet, um aus der Vielzahl der getesteten Pflanzen in einem ersten Sortenscreening geeignete Kandidaten für zukünftige Testungen herauszufiltern.

Zwischenbericht aus einem Gemeinschaftsversuch mit 43 Sämlingen an sechs klimatisch unterschiedlichen Standorten (2013 bis 2016)

Die an der LWG im Versuchsbetrieb Obstbau/Baumschule erzielten Ergebnisse beziehen sich auf das geschilderte Weinbauklima und können nicht unbedenklich auf kältere Klimaregionen Bayerns übertragen werden. Die Wintertemperaturen sind im Vergleich zur Oberpfalz oder Altbayern messbar wärmer. Aus diesem Grund wurde die Zusammenarbeit mit Versuchsanstellern aus dem gesamten Bundesgebiet intensiviert und 2012 ein Gemeinschaftsversuch gestartet. Ziel des „Netzwerk Zukunftsbäume“ mit den unten genannten Standorten war es dabei, an klimatisch vollkommen unterschiedlichen Standorten die Eignung sämlingsvermehrter Baumarten für die Anzucht in der Baumschule zum 2xv Jungbaum zu testen. 43 Sämlinge wurden jeweils mit 5 Pflanzen im Frühjahr 2013 gepflanzt, 3 Jahre im Freiland kultiviert. Die nach der Abschlussbonitur als kulturwürdig erachteten Kandidaten wurden mittlerweile zum H 3xv verschult.

Standorte für den Jungbaum-Versuch

  1. Humboldt Universität zu Berlin, Landwirtschaftlich Gärtnerische Fakultät
  2. Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Gartenbauzentrum Ellerhoop
  3. Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Thüringen, Erfurt
  4. Universität Hohenheim, Stuttgart, Landesarboretum
  5. Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt, Quedlinburg
  6. Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Veitshöchheim

Getestete Baumarten (43 Arten aus Sämlingsvermehrung)

  • Acer buergerianum
  • Acer cappadocicum 'Rubrum'
  • Acer griseum
  • Acer monspessulanum
  • Acer opalus
  • Acer rufinerve
  • Acer tegmentosum
  • Aesculus indica
  • Aesculus pavia
  • Carpinus japonica
  • Celtis australis
  • Celtis occidentalis
  • Cladrastis lutea
  • Cornus officinalis
  • Davidia involucrata vilmoriana
  • Diospyros lotus
  • Liquidambar styraciflua
  • Maackia amurensis
  • Maclura pomifera
  • Magnolia denudata
  • Morus alba
  • Morus rubra
  • Nyssa sylvatica
  • Ostrya carpinifolia
  • Ostrya japonica
  • Phellodendron amurense
  • Pterocarya fraxinifolia
  • Quercus acutissima
  • Quercus bicolor
  • Quercus cerris
  • Quercus coccinea
  • Quercus imbricaria
  • Quercus macrocarpa
  • Quercus palustris
  • Quercus phellos
  • Quercus shumardii
  • Quercus texana
  • Sassafras albidum
  • Tetradium danielii
  • Toona sinensis
  • Zelkova carpinifolia
  • Zelkova serrata
Die Entwicklung der oben genannten Versuchsbaumarten wurde regelmäßig mit Hilfe eines einheitlichen Boniturschemas begleitet. Die Sämlinge mit identischer Herkunft standen sowohl in den niederschlagsreichen Regionen in der Nähe von Hamburg auf saurem Boden als auch auf sehr wuchskräftigen landwirtschaftlichen Böden in Erfurt, Stuttgart und Berlin. Quedlinburg ist der kälteste Standort, gekennzeichnet durch große Trockenheit, Veitshöchheim in der Nähe von Würzburg ist der Standort mit leichten Sandböden und lang anhaltenden Hitze- und Trockenheitsphasen. Die Pflanzen wurden an allen Standorten bei Bedarf bewässert und trotzdem gab es gerade im Hitzesommer 2015 große Unterschiede zwischen den einzelnen Arten. Tabelle 1 ist ein Auszug aus der Masterarbeit von Björn Maurer, der an der Humboldt-Universität in Berlin die Ergebnisse aus den verschiedenen Standorten ausgewertet und interpretiert hat. Sie gibt einen Überblick über die Baumarten, die sich nach 3 Jahren als interessant erwiesen haben.
Tabelle 1: Wuchsleistung von Sämlingen aus dem 43er Versuch
Durchschnittswerte über alle Pflanzen an 6 Standorten in alphabetischer Reihenfolge
BaumartHöhe
(cm)
Stammumfang
(cm)
Vitalität nach 3 Jahren
Acer monspessulanum3055,8gut bis sehr gut
Celtis australis2958,3gut bis sehr gut
Celtis occidentalis3406,8gut bis sehr gut
Diospyros lotus2705,3mittel bis gut
Liquidambar styraciflua2226,2mittel bis gut, Ausfälle
Maclura pomifera3776,8gut bis sehr gut
Magnolia denutata2586,1gut bis sehr gut
Morus alba/rubra3609,1gut bis sehr gut
Ostrya carpinifolia3025,8gut bis sehr gut
Ostrya japonica2825,1mittel bis gut
Phellodendron amurense2918,3gut bis sehr gut
Pterocarya fraxinifolia3389,1gut bis sehr gut
Quercus cerris2536,1mittel bis gut
Quercus palustris1713,0mäßig, Ausfälle
Quercus shumardii2113,8gut bis sehr gut
Quercus texana2625,2mittel bis gut
Tetradium daniellii3399,5gut bis sehr gut
Toona sinensis38513,0gut bis sehr gut
Zelkova serrata3607,5gut bis sehr gut
Selbstverständlich gab es auch Probleme, die sich an mehreren Standorten gezeigt haben. Es gab Ausfälle bedingt durch Verticillium (Acer-Arten), starke Chlorosen (v. a. Quercus) aufgrund hoher pH-Werte, sowie Starkfrostereignisse (Liquidambar und Maclura).
Morus (Maulbeere) und Celtis (Zürgelbäume) zeigten an allen Standorten hohe Zuwachsraten und ein relativ einheitliches Dickenwachstum, ebenso wie Toona, Phellodendron und Pterocarya. Auch die als Bienengehölz bekannte Stinkesche (Tetradium daniellii) hat an einigen Standorten gute Wuchsleistung gezeigt.