Bäume mit Zukunftscharakter
Ergebnisse zur Eignung von Baumarten und Sorten im Praxisversuch an klimatisch unterschiedlichen Standorten in sechs verschiedenen Baumschulen und an der LWG

Grundsätzlich gilt: Es kann nur das gepflanzt werden, was vorher in einer Baumschule kultiviert worden ist. Die Entscheidung, welche Straßenbaumart in einer Baumschule produziert wird, hängt in erster Linie von der Nachfrage nach einer bestimmten Art oder Sorte ab. Ist die Nachfrage vorhanden, dann ist zu prüfen, ob die betreffende Baumart von einem Jungpflanzenbetrieb angeboten und somit verfügbar ist. Die Bereitschaft, die Sortimentspalette in der Produktion zu erweitern und neue Arten auszuprobieren stellt für den Baumschüler ein Risiko dar, dauert es doch 8 bis 10 Jahre bis ein verkaufsfähiger Baum kultiviert worden ist.
Ziel des 2xv-3xv Außenversuchs war es, die Eignung von relativ unbekannten aber vielversprechenden Bäumen in Praxisbetrieben zu testen und damit auch deren Akzeptanz zu erhöhen. An den Standorten der Baumschulen sollten möglichst unterschiedliche Klima- und Bodenbedingungen herrschen. Aus einer seitens der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) vorgeschlagenen Baumliste wählten die teilnehmenden Baumschulen selbst die Baumarten aus, die sie kultivieren wollten.
Die Bäume wurden bonitiert und vermessen. Beobachtet wurden Baumausfälle, Winterhärte, Krankheiten und Schädlinge, Zuwachs, Kronenaufbau, Zierwert der jeweiligen Art oder Sorte aber vor allen Dingen auch die Eignung zur Anzucht in einer Baumschule. Es wurden insgesamt 29 Baumarten und Sorten zur Auswahl gestellt, im März 2013 als 2xv aufgeschult und 3 Jahre im Freiland kultiviert. Im Herbst 2015 erfolgte die abschließende Beurteilung der fertigen 3xv Hochstämme.

Baumschulbetriebe die am Versuch teilgenommen haben

  1. Baumschule Bertels „sommerfeuchtes Münsterland“
  2. Baumschule Huben „sommerlich heiße Rheinebene“
  3. Baumschule Messerle „Stuttgarter Verhältnisse“
  4. Baumschule Münkel „trocken-heißes Weinbauklima“
  5. Baumschule Punzmann „sommertrocken-kalte Oberpfalz“
  6. Baumschule Schlegel „winterkalte schwäbische Alb“
  7. Baumschule Wörlein „feucht-kühles Oberbayern“

Gesammelte Erkenntnisse aus dem Außenversuch

Das Kultivieren der gleichen Ausgangspflanzen an klimatisch unterschiedlichen Standorten und auf verschiedensten Böden ist hochinteressant, weil es im Ergebnis zu sehr unterschiedlichen Baumqualitäten führen kann, aber nicht zwangsläufig führen muss.
Es gibt Baumarten, die überall gute Qualitäten zeigten
Die getesteten Linden, der Feldahorn und die Hainbuchensorte sind ausnahmslos gut gewachsen. Die Säulenulme und die schlanken Zelkoven zeigten gutes Dickenwachstum, bei Letzteren muss jedoch in der Krone viel gearbeitet werden. Der Zürgelbaum konnte seine Wuchskraft und die gute Frosthärte bestätigen.
Bei manchen Bäumen gab es standortabhängig Probleme
Magnolien aber auch Liquidambar zeigten an den kalten Standorten mehr oder weniger starke Frostschäden, was nicht wirklich überrascht hat.
Schlechte Jungpflanzenqualität bedeudet viel Ärger
Bei Pterocarya war die Ausgangsqualität der Jungbäume sehr schlecht, was auch an guten Standorten zu erheblichen Problemen mit zögerlichem Wuchs bis hin zu Ausfällen einiger Pflanzen geführt hat.
Bodenwertzahl und Klima sind entscheidend für die Wuchsgeschwindigkeit
Baumschulen, die auf guten Böden und klimatisch begünstigt mit einer längeren Vegetationsperiode kultivieren, haben deutlich bessere Zuwächse. Das spart Zeit.
Wasserversorgung ist „der” zentrale Punkt bei der Kultur von Bäumen
Dieser Versuch bestätigt, dass auch auf ärmeren Standorten gutes Wachstum möglich ist, wenn ausreichend Wasser vorhanden ist. Die in 2015/16 beobachteten Schäden z. B. bei Hainbuchen gab es in unseren “Versuchsbaumschulen” nicht.
Ergebnisse der im Außenversuch getesteten Baumarten nach 3 Jahren Standzeit (Ausgangsqualität STU 8-10 cm, Baumschulen kodiert A bis G)
Gattung, ArtABCDEFG
Acer buergerianum12 - 14 14 - 16    
Acer campestre,
'Huibers Elegant'
  16 - 18 14 - 1616 - 1814 - 16
Acer x freemanii,
'Autumn Blaze'
  18 - 20   14 - 16
Betula pendula,
'Zwitsers Glorie'
 18 - 2014 - 16   12 - 14
Carpinus betulus,
'Lucas'
12 - 1414 - 1614 - 16   14 - 16
Celtis occidentalis16 - 18 18 - 20 10 - 1214 - 16 
Fraxinus americana,
'Autumn Purple'
16 - 1816 - 1814 - 16   16 - 18
Fraxinus ornus,
'Typ Lappen'
  12 - 14   12 - 14
Fraxinus ornus,
'Louisa Lady'
 16 - 1812 - 1412 - 14  14 - 16
Gleditsia triacanthos,
'Streetkeeper'
10 - 1212 - 1412 - 1410 - 1210 - 1210 - 1210 - 12
Liquidambar styracilflua,
'Worplesdon'
14 - 16    10 - 12 
Magnolia,
'Galaxy'
  10 - 1210 - 12 12 - 1410 - 12
Magnolia,
'Spectrum'
 12 - 1412 - 14   10 - 12
Malus toringo,
'Brouwers Beauty'
    10 - 12 12 - 14
Pterocarya rhoifolia,
'Kyoto Convention'
 12 - 1416 - 18   14 - 16
Quercus castaneifolia,
'Green Spire'
 14 - 16 10 - 12   
Quercus phellos 14 - 1614 - 16   12 - 14
Sorbus latifolia,
'Henk Vink'
14 - 16 14 - 16   16 - 18
Tilia americana,
'Redmond'
18 - 2014 - 1618 - 2018 - 2014 - 16 16 - 18
Tilia mongolica 14 - 1618 - 20   14 - 16
Tilia tomentosa,
'Doornik'
 16 - 1820 - 25 14 - 16 16 - 18
Tilia tomentosa,
'Szeleste'
16 - 1814 - 16     
Ulmus,
'Columella'
18 - 20 16 - 18 12 - 14  
Zelkova serrata,
'Fastigiata'
16 - 1820 - 2518 - 20 12 - 1416 - 1816 - 18
Zelkova serrata,
'Green Vase'
 14 - 1618 - 20  18 - 20