Nachbericht zur Online-Veranstaltung am 19.03.2024
Grundlagen der Direktvermarktung im Gemüseanbau

Am Marktstand mit Spargel, Tomaten, Paprika in einer Kiste und Preisschildern

Am 19. März 2024 lud die Öko-Akademie der LWG Bamberg zu einem Online-Seminar ein, das den Teilnehmenden einen tiefen Einblick in die Grundlagen der Direktvermarktung im Gemüsebau bot. Ein breites Spektrum an Vermarktungsstrategien wurde von verschiedenen Experten vorgestellt und diskutiert.

Urs Mauk eröffnete das Seminar mit einem Vortrag über die essenziellen Grundlagen der Direktvermarktung. Als erfahrener Gemüsegärtner und Agrarwissenschaftler ist er nicht nur ein Experte auf seinem Gebiet, sondern auch als Berater und Workshopleiter aktiv. Mauk betonte die wachsende Bedeutung der Direktvermarktung in unserer Gesellschaft, wo Verbrauchende zunehmend Wert auf Transparenz und Herkunft ihrer Lebensmittel legen. Die direkte Interaktion mit Kunden sowie die Wertschätzung für die Produkte machen die Direktvermarktung zu einer wertvollen Einnahmequelle für Landwirte im Vergleich zum Verkauf an den Handel. Mauk präsentierte verschiedene Vermarktungswege wie Hofladen, Marktstand, Abokiste, Solidarische Landwirtschaft (Solawi) und Gastronomie, und erörterte deren Vor- und Nachteile. Er unterstrich die Bedeutung einer individuellen Entscheidung, welcher Vermarktungsweg am besten zur eigenen Situation passt, und ermutigte die Teilnehmenden, wichtige Fragen zur Planung und Umsetzung zu stellen. Des weiteren tauchte Mauk in die tieferen Aspekte der Solawi ein und erläuterte Unterschiede zu anderen Vermarktungsformen sowie Vor- und Nachteile. Er hob die Vorteile wie geteiltes Risiko, gesichertes Einkommen und die Vermarktung von B-Ware hervor, wies aber auch auf Herausforderungen wie geringere Flexibilität und Mitarbeit hin. Eine gründliche Planung sei dabei unerlässlich, von der Festlegung der Anteilsgrößen bis zur Entscheidung über die Verpackung und Auslieferung der Ernte. Auch die Anbauform des Market Gardenings, die intensiven Gemüseanbau auf begrenzter Fläche ermöglicht, wurde von Mauk kurz erläutert. Trotz des hohen Handarbeitsaufwands erfordert diese Methode wenig Startkapital und kann auf kleinen Flächen erfolgreich betrieben werden.

Im Anschluss gewährte Tristan Billmann aus Mittelfranken Einblicke in seinen Betrieb. Nach Abschluss seines Landwirtschaftsstudiums übernahm er den elterlichen Betrieb und betreibt neben der Landwirtschaft einen extensiven Feldgemüseanbau auf einer Fläche von drei Hektar. Einer seiner Vermarktungswege besteht darin, den Marktstand dreimal pro Woche mit seinen hochwertigen Produkten zu beliefern. Billmann schätzt die festen Marktzeiten und die Möglichkeit, Laufkundschaft anzulocken. Allerdings ist er sich der Wetterabhängigkeit und der damit verbundenen Standgebühren bewusst. Zusätzlich betreibt Billmann einen Hofladen mit Selbstbedienung direkt auf seinem Hof. Diese Art des Verkaufes ermöglicht es ihm, auf die Beschäftigung von Personal zu verzichten und sich nicht an bestimmte Öffnungszeiten halten zu müssen. Dennoch ist er sich bewusst darauf angewiesen zu sein, dass seine Kunden ehrlich für ihre Einkäufe bezahlen. Darüber hinaus erweitert er sein Sortiment, indem er auch Produkte anderer Direktvermarkter in seinem Hofladen anbietet. Er legt dabei Wert darauf, dass er persönlich jeden seiner Lieferanten kennt und im Falle von Unstimmigkeiten direkt handeln kann. Des weiteren gründete Billmann eine SolaWi, pflegt einen engen Kontakt zu seinen Ernteteilern und hat dadurch die Sicherheit, sein Gemüse zu vermarkten. Außerdem kann er durch den engen Kundenkreis innerhalb der SolaWi auf großes Verständnis und Unterstützung zählen. Billmann hat auch andere Vermarktungskonzepte wie das Prinzip der Marktschwärmerei für einige Zeit getestet. Jedoch stellte er fest, dass dieses Konzept für ihn aufgrund der hohen Komplexität beim Management des Onlineshops zu unflexibel für ihn war.

Zum Abschluss des Seminars gewährte uns Julius Stintzing einen aufschlussreichen Einblick in das Konzept der Dorfladenbox, dessen Gründer und Geschäftsführer er ist. Diese wegweisende Initiative wurde im Jahr 2022 in der Fränkischen Schweiz ins Leben gerufen. Die Dorfladenbox ist Teil von Boxenstopp, einer regionalen Vermarktungsinfrastruktur, die darauf abzielt, kleine und mittelständische Erzeuger in der Fränkischen Schweiz zu unterstützen. Mit einer Vielfalt von durchschnittlich 616 verschiedenen Produkten von zahlreichen Produzierenden bietet die Dorfladenbox den Kunden eine breite Palette an hochwertigen regionalen Erzeugnissen. Die Anbietenden stammen aus einem nahen Umkreis, der nicht weiter als 50 Kilometer entfernt ist. In seltenen Ausnahmefällen, wenn ein bestimmtes Produkt innerhalb dieses Radius nicht verfügbar ist, können Produkte auch aus einem Umkreis von bis zu 100 Kilometern bezogen werden, um die Vielfalt des Angebots sicherzustellen. Die Produzierenden tragen das Risiko für ihre Produkte und sind verantwortlich für deren Entfernung nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums oder für die Nachlieferung verkaufter Produkte. Dieser Prozess wird effizient über eine spezielle App gesteuert, die es den Produzierenden ermöglicht, einen schnellen Überblick über die Verkaufszahlen ihrer Produkte zu erhalten. Darüber hinaus können Benachrichtigungen eingestellt werden, sodass sie automatisch informiert werden, wenn ein Produkt fast ausverkauft ist. Dies erleichtert den Produzierenden die Verwaltung ihrer Bestände und ermöglicht es ihnen, rechtzeitig zu handeln. Die Dorfladenbox steht den Kunden rund um die Uhr zur Verfügung und bietet sogar am Sonntag die Möglichkeit, spontan vergessene Lebensmittel zu besorgen. Durch diese Flexibilität wird den Kunden ein bequemer und zeitgemäßer Einkauf ermöglicht, der den Zugang zu frischen regionalen Produkten erleichtert.

Das Seminar bot den Teilnehmenden nicht nur wertvolle Einblicke in die Welt der Direktvermarktung im Gemüsebau, sondern regte auch zu weiteren Diskussionen und Überlegungen über Vermarktungsstrategien an.