Versuchsergebnisse aus der Praxis
Viola cornuta ohne Einsatz von chemischen Wuchshemmstoffen, welche Alternativen gibt es?

Obwohl mit 'Rocky Plum Antique' eine stark wachsende Violen-Sorte gewählt wurde, erreichten die Pflanzen ohne wuchshemmende Behandlung in der Kontrollvariante eine kompakte Verkaufsqualität. In der Variante "KALISOP fein Substrat-Einmischung 2,0 kg/m³" lag der Durchmesser der Violen zwar signifikant unter dem der unbehandelten Kontrollpflanzen. Der gemessene Größenunterschied war aber sehr gering und konnte visuell kaum wahrgenommen werden. Von einer wöchentlichen Behandlung mit Shift 0,15 % bei Viola cornuta ist in der Frühjahrskultur abzuraten. Nach neunmaliger Anwendung wiesen die behandelten Pflanzen massive Wuchsdepressionen auf. Die Violen regenerierten sich auch nach Absetzten des Produktes nicht.

Im vorliegenden Versuch wurden an Viola cornuta F1 'Rocky Plum Antique' drei Produkte getestet. Der Zweinährstoffdünger KALISOP fein beinhaltet Kaliumoxid und Schwefeltrioxid (Kaliumsulfat). Basierend auf Literaturrecherchen kann Kaliumsulfat eine wuchshemmende Wirkung auf Violen haben (siehe Literaturangaben). „Shift“ ist laut Deklaration ein Spezialdünger mit biostimulativer Wirkung. Neben Aminosäuren und Spurenelementen enthält er das pflanzliche Hormon Zeatin was laut des Vertriebsunternehmens (Biolchim) zu einer besseren Verzweigung bei Zierpflanzen führen soll. Durch das Gießen von Magnesiumsulfat (Bittersalz) wurde eine Erhöhung des Salzgehaltes im Substrat angestrebt. Die Produkte wurden auf unterschiedliche Art und Konzentration ausgebracht bzw. appliziert dies ist dem Behandlungsplan in Tabelle 1 zu entnehmen.

In Tabelle 1 sind die Einflüsse der Behandlungen mit KALISOP fein, Shift und Magnesiumsulfat auf das Wachstum, die Wurzelentwicklung, die Qualität der Pflanzen und die Kulturdauer dargestellt. Dabei liegen die Mess- und Boniturwerte mit Ausnahme der Variante 8 alle sehr nah im Bereich der unbehandelten Kontrolle.

Bild 1: Vergleich von Pflanzenwachstum und der Pflanzenqualität der Viola cornuta F1 'Rocky Plum Antique' am 02.02.2022 von links nach rechts die Variante 1 bis 10

Bei den mit Shift behandelten Pflanzen wurden Anfang Januar nach neunmaliger Applikation mit 0,15 % deutliche Wachstumsdepressionen beobachtet, die sich auch nach Aussetzen der Behandlungen nicht regenerierten. Der Pflanzendurchmesser konnte ansonsten noch in der Variante 3 (KALISOP fein Substrat-Einmischung 2,0 kg/m³) signifikant gehemmt werden. Die Unterschiede zwischen den Pflanzen der Behandlungsvarianten waren jedoch so gering, dass sie bei der Betrachtung der Parzellen kaum wahrgenommen werden konnten, wie die Bilder 2, 3 und 4 belegen. Durch die übrigen Behandlungen konnte das Wachstum der Violen nicht gehemmt werden. Das stärkere Pflanzenwachstum wiesen die Violen nach Einsatz des Düngers Magnesiumsulfat auf, die auch beim Vergleich der Parzellen sichtbar waren (Bild 5).

Auch das Frischgewicht der Violen lag erwartungsgemäß in Variante 8 (Shift 0,15 % gespritzt) signifikant unter dem der unbehandelten Kontrollpflanzen. Die Violen in den Variante 7 (KALISOP fein 0,1 % gespritzt) und Variante 10 (Magnesiumsulfat 0,5 % gegossen) hatten ein signifikant höheres Frischgewicht als die Kontrollpflanzen in der Variante 1 (ohne Behandlung).

Anhand der Substratanalysen zeigt sich, dass KALISOP fein sowohl bei Substrat-Einmischung als auch als Gießbehandlung appliziert zu höheren Kaliumwerten im Substrat führt.

In den Variante 2 (KALISOP fein 1,0 kg/m³ Substrat-Einmischung), Variante 3 (2,0 kg/m³ Substrat-Einmischung) und Variante 5 (KALISOP fein 0,5 % gegossen) wurde Mitte Januar (Substratprobe 11.01.2022) eine leichte Erhöhung der Salzgehalt im Substrat um ca. 0,5 g/l gemessen. Das Gießen von Magnesiumsulfat hatte keinen Einfluss auf die im Substrat gemessenen Salzgehalte.

Wie oben bereits erwähnt, blieben die Violen nach den Behandlungen mit Shift deutlich kleiner als die unbehandelten Kontrollpflanzen. Anfang Januar wirkte es zunächst so, dass die Behandlungen das Pflanzenwachstum lediglich deutlich gehemmt hätten. Da die Pflanzen zu diesem Zeitpunkt bereits Blattrandnekrosen und dunkle Blattflecken aufwiesen (Bild 6), wurde die wöchentliche Behandlung beendet. Dennoch erholten sich die Pflanzen nicht. Die Wuchsdepression blieb bis zum Kulturende bestehen (Bild 7) und betraf auch die Blütenentwicklung (Bild 8).

Der Spezialdünger Shift wurde entsprechend den Empfehlungen der Vertriebsfirma Biolchim erstmalig 14 Tage nach dem Topfen ausgebracht. Die nachfolgenden Behandlungen sollten wöchentlich erfolgen, solange die Temperatur in der Kultur über 6 °C liegt. Dies war in dem in Unterfranken milden Winter 2021/2022 während des gesamten Dezembers und Januars der Fall, weshalb Shift jede Woche neunmal hintereinander mit 0,15 % gespritzt wurde. Basierend auf den Ergebnissen aus dem vorliegenden Versuch ist davon abzuraten, dieses Produkt bei trüber Witterung über einen längeren Zeitraum in der Winterkultur von Viola cornuta anzuwenden.