Gartencast
Kirschessigfliege, der gefürchtete Obstschädling
1. August 2019

Seit etwa 6 Jahren tritt der eingewanderte neue Schädling an vielen Obstarten auch in Bayern auf. Die Experten der Bayerischen Gartenakademie informieren darüber und geben Tipps im Umgang mit dieser Fruchtfliegenart.

Kirschessigfliege, der gefürchtete Obstschädling

Schädling und Entwicklung

Die im Vergleich zu den heimischen Obstfliegen etwas größere Kirschessigfliege kann man an den roten Augen und dem dunklen Fleck an den Flügelenden der Männchen erkennen. Während die heimischen Fruchtfliegen erst im Spätsommer bzw. Herbst und nur an überreifem bzw. geschädigtem Obst auftreten, kann die Kirschessigfliege mit ihrem sägeartigen Legestachel auch schon in knapp reife, noch feste Früchte mehrere Eier ablegen. Daraus entwickeln sich Maden und je nach Witterung acht bis zehn Generationen pro Jahr. Somit kann es bei günstiger Witterung schnell zu einer massenhaften Vermehrung und Ausbreitung kommen. Feuchte Witterung und Temperaturen von 20 bis 25 Grad Celsius beschleunigen dies. Bei einer anhaltenden Trockenheit mit Werten über 30 Grad Celsius können sich Kirschessigfliegen nicht mehr vermehren. Daher war im Hitzejahr 2018 der Schaden vielfach gering und trat erst spät mit den ersten Niederschlägen im September auf.

Befallene Wirtspflanzen

Über die Saison werden verschiedene Beeren, Steinobstarten, sowie rot-und dunkelfarbige Früchte von Ziergehölzen wie Efeu, Hartriegel, Liguster, Mahonie befallen. Geschädigt werden nicht nur die Obstgehölze, im Garten, sondern auch Hecken und Steinobstbäume in der Landschaft und Sträucher im Wald; Apfel und Birne ausgenommen. Wie ein bayernweites Monitoring zeigt, sind vor allem Sorten gefährdet, die in Franken ab Mitte Juli bzw. in Südbayern ab Anfang August reifen. Zu den Wirtspflanzen gehören zumeist späte Süßkirschen, Sauerkirschen, Pflaumen und Zwetschgen, Pfirsich, Aprikose, Mirabelle, Schlehe. Desweiteren sind Heidel-, Brom -und Herbsthimbeeren, Holunder, rote und blaue Tafeltrauben, Holunder, Kiwibeere, Goji besonders betroffen. Bei Erdbeeren trifft es weniger die Normalkultur, sondern die mehrmals tragenden Sorten. Maden in Johannis- und Stachelbeeren sind meist nur in überreifen bzw. nicht abgeernteten Beständen zu finden. Die Apfelbeere Aronia wird auf Grund ihrer derben Haut auch weniger befallen.

Schadsymptome am Obst

Die Larven fressen unter der Fruchthaut, sodass kleine Dellen an der Frucht entstehen. Mehrere Einstichstellen oder Safttropfen sind weitere Anzeichen eines Befalls. Zudem werden Wespen und andere Frucht- sowie Essigfliegen angelockt. Schimmelpilze und Fruchtfäulen können vor allem bei feuchtem Wetter nachfolgend auftreten. Befallene Früchte sind daher auch für die Verarbeitung ausgeschlossen.

Maßnahmen im Haus- und Kleingarten

Da keine Pflanzenschutzmittel im Haus- und Kleingarten gegen den Schädling zugelassen sind, kommen vorbeugenden Maßnahmen eine besondere Bedeutung zu. Dazu gehören Schnitt und Erziehung zu lockeren Baum- und Strauchformen, welche eine gute Durchlüftung der Gehölze fördern. Bei Sträuchern bieten sich engmaschige Insektenschutznetze an, die rechtzeitig, etwa drei bis vier Wochen vor der Reife dicht schließend aufgelegt werden. Tafeltrauben können auch mit Organzasäckchen einzeln geschützt werden. Obst muss zügig, in kurzen Abständen und vollständig geerntet werden. Beschädigte, vertrocknete Früchte an und unter den Obstgehölzen müssen ebenso entfernt werden wie übrig gebliebenes Obst in hohen Baumkronen.

Korrektes Entsorgen befallener Früchte ist ebenfalls wichtig: derartiges Obst darf nicht auf den Kompost oder in die Biotonne. Es kann in luftdicht verschlossenen Behälter bzw. Gefrierbeutel mehrere Tage der Sonne ausgesetzt oder in einem Eimer mit kochendem Wasser überbrüht werden.

Bisherige Situation und Ausblick für 2019

Der feuchte Mai ließ einen frühzeitigen Befall vermuten. Hohe Temperaturen und Trockenheit ab Mitte Juni stoppte die Ausbreitung, sodass bislang kaum Schäden außer in überreifen oder nicht abgeernteten Früchten auftraten. Niederschläge und kühlere Temperaturen ab der zweiten Julidekade haben eine Ausbreitung gefördert, sodass durchaus ab August mit Fruchtschäden zu rechnen ist. Die aktuellen Hitzetage können jedoch einen Befall wiederum mindern oder verzögern.