Wie lange bleiben Herbstpflanzen bei Nässe, Kälte und Lichtmangel wirklich attraktiv? Die meisten der im Herbst angebotenen Freilandpflanzen sind zwar winterhart und treiben im Frühjahr frisch aus, aber nicht alle bleiben den ganzen Winter über ansehnlich. Seit einigen Jahren wird die Sortimentsprüfung bei sommerblühenden Beet- und Balkonpflanzen an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau um den Bereich Herbstpflanzen erweitert. Neben Kulturversuchen steht hier vor allem die Gartenleistung im Fokus. 2016 testete die LWG Veitshöchheim 58 Arten und Sorten aus Herbstsortimenten verschiedener Anbieter sowie dem Winterzauber-Sortiment der Firma Kientzler auf ihre Eignung für eine winterliche Gefäßbepflanzung im Freien.
Im Anschluss an die Kultur im Gewächshaus oder im Freiland wurden die Sorten Ende September in Lechuza-Cubico mit 40 cm Durchmesser gepflanzt. Bis Mitte März erfolgte im zweiwöchigen Rhythmus eine Bewertung des Gesamteindrucks sowie eine Fotodokumentation. Im Winter 2016/2017 in Veitshöchheim gab es mehrere Kälteperioden mit Nachttemperaturen bis –14 °C.
Einige Herbstpflanzen zeigten bei zunehmend kühlen Nächten eine intensive Laubfärbung (z.B. Ajuga 'Burgundy Glow' oder Salvia officinalis 'Purpurascens'), wurden jedoch nach den ersten leichten Frösten in der Kalenderwoche 49 schnell unansehnlich. Etwas besser schnitten die Hebe-Sorten aus der 'MagicColor'-Serie ab, die sich leuchtend violett färbten. Diese Hebesorten bekamen Ende Januar erste braune Blättchen und waren zum Versuchsende Mitte März erfroren. Bergenia 'Eroica' zeichnete sich durch glatte sattgrüne Blätter aus, die sich bei kälteren Temperaturen purpurrot färbten. Im Frühjahr erschienen die pinkfarbenen Blüten. Thymus serpyllum 'Purple Beauty' zeigte ebenfalls eine purpurrote Winterfärbung. Mit seinem kriechenden Wuchs passt er gut in gemischte Gefäßbepflanzungen. Die purpurfarbenen Blüten im Frühsommer sind eine hervorragende Bienenweide.
Die meisten Heuchera-Sorten zeigten nach stärkeren Frösten um -10 °C schlaffe und verdrehte Blätter, was die Bepflanzung unansehnlich machte. 'Timeless Orange' zeigte dieses Phänomen nicht so stark und überzeugte mit leuchtend orangefarbenem Laub. Viele Sedumarten neigten im Winter zum Verkahlen oder zogen ganz ein. Sedum anopetalum 'Green Ball' mit leicht überhängendem Wuchs blieb den ganzen Winter dicht verzweigt und erfreute im Frühsommer mit hellgelben Blüten. Bei den braunen Seggen fällt Carex 'Red Rooster' durch attraktive "Locken" an den Halmenden auf. Ab Ende Februar zeigten sich bei vielen gelbgrünen Carex-Sorten die ersten braunen Halmspitzen. Für die stärker wachsenden Carex stellt Acorus gramineus 'Ogon' eine gute Alternative dar.
Den ganzen Winter über attraktiv zeigte sich der Schwingel Festuca cinerea 'Green Form' mit moosgrünen, überhängenden Halmen. Eine der besten Efeusorten war Hedera helix 'Teardrop'. Die kleinen tropfenförmigen Blätter blieben den ganzen Winter über glänzend dunkelgrün. Die Orangenblume Choisya ternata 'White Dazzler' bringt mit ihren leuchtend hellgrünen Blättchen Frische in die Kombinationen. Erst in Woche 7 wurde das Laub durch die Kälte etwas matter. Ausgepflanzt überstand die Sorte den Winter ohne Probleme, blühte aber im Sommer nur spärlich.